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Slreuber: Basler Taschenbuch.

liehe Stammvater, Wilhelm Haas, 1718 ein; er erwarb als ge-
schickter Schrift sehn ei der zuerst Ruf und Geltung; ihm folgte
der gleichnamige Sohn, später zubenannt Haas Vater als Schrift-
schneider und Schriftgiesser (st. 1800), diesem in gleicher
Eigenschaft und mit steigendem Talent Wilhelm Haas, zube-
nannt der Sohn (st. 1838). — Interessanter als die sehr fragmen-
tarische Nachricht des Herausgebers über den s. g. Ritter Bernhard
Stehelin im 16. Jahrhundert ist die von II. Streuber zuerst ver-
öffentlichte Chronik des Ehegerichtsredners Job. Jakob Müller.
Sie behandelt das wichtige Jahr 1798, dessen revolutionärer Rück-
schlag auf die Schweiz, namentlich auch Basel, bekanntlich von den
wichtigsten Folgen und Eigenthümlichkeiten gewesen ist. Jene wie
diese sind, bemerkt der Herausgeber richtig, das wichtigste Ereigniss
des 18. Jahrhunderts für die Schweiz gewesen, dennoch aber noch
zu wenig und zu unvollständig bekannt. Die Aufzeichnungen eines
Zeitgenossen und vielfach auch Augenzeugen verdienen daher allen
Dank; Tag für Tag abgefasst und ruhig gehalten, werfen sie man-
ches neue Licht auf jene wirrvolle Revolution, deren Grundzüge
freilich von anderer Seite her hinlänglich festgestellt erscheinen. Wie
man auch darüber denken und urtheilen möge, jedenfalls beginnt
mit jenem verhängnissvollen Ereigniss für die alte Eidgenossenschaft
ein neue r Abschnitt, dessen letzte Schwingungen bis in die jüngsten
Tage hineinreichen. Es ist daher wohl gethan, wenn die ziemlich
seltenen Memoiren oder Tagebücher damaliger Zeitgenossen und Beo-
bachter dem Druck überliefert werden. Diess geschieht nun stellen-
weise hier, wo ein Basler Bürger zunächst mit Bezug auf seine,
von der Revolution stark ergriffene Vaterstadt die nahen und fer-
nen Ereignisse schlicht und recht in sein Gedenk- oder Tagebuch
einträgt. Auch ein artiges Bild ist beigefiigt, die Pflanzung des
Freiheitsbaums auf dem Münsterplatz am 22. Jänner 1798 betref-
fend. „In das bataillon carre, sagt neben anderm der Text, traten
ein der Grosse und Kleine Rath, das Militär, die Schulen, die Ge-
neralität, in weiss gekleidete und mit Blumen bekränzte junge Frauen,
Jungfrauen und Mädchen, welche durch Gesänge und Tanzen um
den Freiheitsbaum diess Fest beendigten.“ — Was man nun auf
dem Münsterplatz im Liede verherrlichte, ist zum Theil noch be-
kannt. Der Vorgesang lautete z. B.;
„Freut Euch Brüder! alle Fehde
Ist auf Gottes Wink vorbei;
Herzen sagen’s mehr als Bede:
Wir sind wieder frei.“
Darauf der Chor (der weibliche):
„Heil uns, ja wir seh’n dich wieder
Freiheit, heil! wir sind erhört;
Dankbar schallen unsre Lieder;
Gleichheit ist gewährt.“ ■—

(Schluss folgt.)
 
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