14 Lehrbücher der Logik von Dühring, Friedrich u. Ueberweg,
Aber deshalb kann man nicht mit dem Herrn Verf. behaupten,
dass der freie Grund »das Diesseits oder Jenseits alles Denkens«
sei. Die Begriffe und Ideen sind einmal da; sie sind für mich
dadurch da, dass sie gedacht werden; sie hören für mich auf,
wenn ich sie nicht denke. Sie sind, indem sie gedacht werden.
Wie kann aber der Grund des Denkens selbst ein »Diesseits« oder
»Jenseits« alles Denkens sein? Was diesseits oder jenseits alles
Denkens liegt, hat auch mit dem Denken nichts zu thun und kann
nicht sein Grund sein. Der Herr Verf. verwirft das Princip vom
zureichenden Grunde als ein falsches Dogma und lässt es nur als
logisches Princip gelten. Es' ist aber nicht einzusehen, wie man
das Princip logisch stehen lassen kann, wenn man es metaphysisch
verwirft. Denn, wenn das Verhältniss von Ursache und Wirkung
objectiv für das Sein der Dinge keine Gültigkeit hat, womit wollten
wir die Gewissheit des Verhältnisses von Grund und Folge sub-
jectiv für das Denken rechtfertigen? Wenn das Geschehen in der
Natur keine Ursache voraussetzt, so setzt auch das Denken keinen
Grund voraus. Ein metaphysisch falsches Dogma kann nicht logisch
wahr sein. Der Herr Verf. sagt S. 87 : »Das Princip enthält an
sich selbst gar keine bestimmte Einsicht, sondern nur die Auf-
forderung, in den Vermittlungen der Einsichten keine Lücke in
den Beweisgründen zu lassen. Alle Einsichten, welche als wahr
gelten wollen, müssen entweder unmittelbar einleuchten oder zu-
reichend begründet sein. Diese Formel ersetzt den wahren Gehalt
des hier fraglichen Princips, so dass man unter Voraussetzung der-
selben den ganzen Satz des zureichenden Grundes aus der Logik
und Erkenntnisstheorie streichen kann.« Für’s Erste wird aber
unsere Einsicht dadurch vermehrt, dass wir einen Satz erkennen,
der uns auffordert, in den Beweisgründen keine Lücke zu lassen,
wir gewinnen an Einsicht, wenn wir erkennen, dass alle unsere
Einsichten, wenn sie nicht an und für sich klar sind, zureichend
begründet sein müssen. Die Einsicht von der Nothwendigkeit eines
zureichenden Grundes im Erkennen ist gewiss eine Einsicht. Für’s
Zweite streicht man, wenn man die Voraussetzung als unbedingt
wahr erkennt, dass alle Einsichten, welche als wahr gelten wollen,
entweder unmittelbar einleuchten oder zureichend begründet sein
müssen«, den Satz vom zureichenden Grunde nicht aus der Wissen-
schaft. Denn der Satz vom zureichenden Grunde stellt eben die
zureichende Begründung als nothwendige Forderung auf. Bezieht
sich dieser Satz aber auf die Nothwendigkeit der »zureichenden
Begründung jeder Einsicht«, so hat er seine Gültigkeit nicht nur für
das Denken in der Logik, sondern auch für das Sein in der Meta-
physik. Denn wir kommen ohne Einsicht zur Erkenntniss keines
Seins; wollen wir also ein wirkliches Sein, auf dessen Wahrheit
wir uns verlassen können, so können wir dieses nur durch Ein-
sicht und zwar durch eine hinreichend begründete Einsicht, also
nur durch Anwendung des Princips vom zureichenden Grunde fin-
Aber deshalb kann man nicht mit dem Herrn Verf. behaupten,
dass der freie Grund »das Diesseits oder Jenseits alles Denkens«
sei. Die Begriffe und Ideen sind einmal da; sie sind für mich
dadurch da, dass sie gedacht werden; sie hören für mich auf,
wenn ich sie nicht denke. Sie sind, indem sie gedacht werden.
Wie kann aber der Grund des Denkens selbst ein »Diesseits« oder
»Jenseits« alles Denkens sein? Was diesseits oder jenseits alles
Denkens liegt, hat auch mit dem Denken nichts zu thun und kann
nicht sein Grund sein. Der Herr Verf. verwirft das Princip vom
zureichenden Grunde als ein falsches Dogma und lässt es nur als
logisches Princip gelten. Es' ist aber nicht einzusehen, wie man
das Princip logisch stehen lassen kann, wenn man es metaphysisch
verwirft. Denn, wenn das Verhältniss von Ursache und Wirkung
objectiv für das Sein der Dinge keine Gültigkeit hat, womit wollten
wir die Gewissheit des Verhältnisses von Grund und Folge sub-
jectiv für das Denken rechtfertigen? Wenn das Geschehen in der
Natur keine Ursache voraussetzt, so setzt auch das Denken keinen
Grund voraus. Ein metaphysisch falsches Dogma kann nicht logisch
wahr sein. Der Herr Verf. sagt S. 87 : »Das Princip enthält an
sich selbst gar keine bestimmte Einsicht, sondern nur die Auf-
forderung, in den Vermittlungen der Einsichten keine Lücke in
den Beweisgründen zu lassen. Alle Einsichten, welche als wahr
gelten wollen, müssen entweder unmittelbar einleuchten oder zu-
reichend begründet sein. Diese Formel ersetzt den wahren Gehalt
des hier fraglichen Princips, so dass man unter Voraussetzung der-
selben den ganzen Satz des zureichenden Grundes aus der Logik
und Erkenntnisstheorie streichen kann.« Für’s Erste wird aber
unsere Einsicht dadurch vermehrt, dass wir einen Satz erkennen,
der uns auffordert, in den Beweisgründen keine Lücke zu lassen,
wir gewinnen an Einsicht, wenn wir erkennen, dass alle unsere
Einsichten, wenn sie nicht an und für sich klar sind, zureichend
begründet sein müssen. Die Einsicht von der Nothwendigkeit eines
zureichenden Grundes im Erkennen ist gewiss eine Einsicht. Für’s
Zweite streicht man, wenn man die Voraussetzung als unbedingt
wahr erkennt, dass alle Einsichten, welche als wahr gelten wollen,
entweder unmittelbar einleuchten oder zureichend begründet sein
müssen«, den Satz vom zureichenden Grunde nicht aus der Wissen-
schaft. Denn der Satz vom zureichenden Grunde stellt eben die
zureichende Begründung als nothwendige Forderung auf. Bezieht
sich dieser Satz aber auf die Nothwendigkeit der »zureichenden
Begründung jeder Einsicht«, so hat er seine Gültigkeit nicht nur für
das Denken in der Logik, sondern auch für das Sein in der Meta-
physik. Denn wir kommen ohne Einsicht zur Erkenntniss keines
Seins; wollen wir also ein wirkliches Sein, auf dessen Wahrheit
wir uns verlassen können, so können wir dieses nur durch Ein-
sicht und zwar durch eine hinreichend begründete Einsicht, also
nur durch Anwendung des Princips vom zureichenden Grunde fin-