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Literaturberichte aus Italien.
und dass der beste Schütze bereits 1489 Schützen-König genannt
ward, auch wurde diese Schützengilde von Carl ^Emanuel 1611 be-
sonders begünstigt. Dabei stand dieselbe mit der Wehrhaftigkeit
der Bürgerschaft in so enger Verbindung, dass in dem Kriege
gegen Frankreich zu Ende des 17. und Anfänge des 18. Jahrhun-
derts 8 Bataillone bewaffneter Turiner Bürger Theil nahmen. Auch
Preussen waren damals bei dem österreichischen Hülfsheere (Siehe
die Heirath des Markgrafen Carl von Brandenburg mit der Mark-
gräfin Balbiano, von Neigebaur. Breslau 1856. Bei Kern). Bei der
im Jahr 1706 stattgefundenen Belagerung Turins durch die Fran-
zosen gibt Herr Angelucci eine lebendige Beschreibung der Heklen-
that des Mineur Peter Mica, welcher mit Aufopferung seines eige-
nen Lebens eine Mine anzündete, welche die stürmenden Franzosen
in die Luft sprengte. Das Standbild dieses gemeinen Soldaten in
Erz ziert jetzt den öffentlichen Platz, wo damals dieser Theil der
Citadelle gesprengt wurde. Der Verfasser setzt die Geschichte der
Turiner Schützen-Gesellschaft unter Mittheilung der betreffenden
Urkunden, bis in die neueste Zeit fort, und sieht man, dass selbst
in der Zeit der ärgsten Reaction die erste Gesellschaft an diesen
Volksfesten Theil nahm. Im Jahr 1837 wurde ein anständiges
Schützenhaus mit einem Aufwande von 41,000 Franken errichtet,
wobei sich die vornehmen Namen des Landes betheiligten. Aber
auch in der Neuzeit nimmt die Stadt-Gemeinde Theil an diesem
Scheibenschiessen, wie der Eingangs erwähnte Neubau des Schützen-
hauses zeigt. Der unermüdliche Verfasser ist jetzt mit einem
grösseren Werke über die Feuerwaffen in Italien beschäftigt, wel-
ches bisher ungedruckte Urkunden über diesen Gegenstand ent-
halten wird. Nach dem bereits ausgegebenen Programme werden
diese Urkunden nach den verschiedenen Archiven geordnet mitge-
theilt werden; von besonderem Werthe aber sind die von dem
sorgfältigen Verfasser beigefügten Anmerkungen, z. B. bei einer
Urkunde aus dem berühmten Archive dei Frari zu Venedig, aus
dem über Secretorum, wird ein Schreiben mitgetheilt, worin der
Markgraf von Ferrara gebeten wird, der Republik einige Geschütze
abzulassen, welche von dem Meister Gombino daselbst angefertigt
worden. Dazu werden die vollständigen Erläuterungen gegeben,
z. B. dass der damalige (1364) Herzog von Ferrara, Nicolaus, der
natürliche Sohn von Obizzo II. von Este war, welcher seinem Bru-
der Alexander 1361 folgte, und dass unter diesem Obizzo in Fer-
rara im Jahr 1362 die erste öffentliche Uhr auf seinem Pallaste
aufgestellt worden war. Auf den mitgetheilten Text jeder Urkunde
folgt stets die nothwendige Erläuterung mit Angabe der Quelle,
hier Muratori res ital. Tom. XV. Dass diese Geschütze gebraucht
werden sollten pro factis guerre nostre crete (sic) wird von dem
Verf. mit der Geschichte des damaligen Krieges erläutert, welchen
Venedig gegen die 1363 damals auf der Insel Creta ausgebrochene
Revolution zu führen hatte u. s. w.
Literaturberichte aus Italien.
und dass der beste Schütze bereits 1489 Schützen-König genannt
ward, auch wurde diese Schützengilde von Carl ^Emanuel 1611 be-
sonders begünstigt. Dabei stand dieselbe mit der Wehrhaftigkeit
der Bürgerschaft in so enger Verbindung, dass in dem Kriege
gegen Frankreich zu Ende des 17. und Anfänge des 18. Jahrhun-
derts 8 Bataillone bewaffneter Turiner Bürger Theil nahmen. Auch
Preussen waren damals bei dem österreichischen Hülfsheere (Siehe
die Heirath des Markgrafen Carl von Brandenburg mit der Mark-
gräfin Balbiano, von Neigebaur. Breslau 1856. Bei Kern). Bei der
im Jahr 1706 stattgefundenen Belagerung Turins durch die Fran-
zosen gibt Herr Angelucci eine lebendige Beschreibung der Heklen-
that des Mineur Peter Mica, welcher mit Aufopferung seines eige-
nen Lebens eine Mine anzündete, welche die stürmenden Franzosen
in die Luft sprengte. Das Standbild dieses gemeinen Soldaten in
Erz ziert jetzt den öffentlichen Platz, wo damals dieser Theil der
Citadelle gesprengt wurde. Der Verfasser setzt die Geschichte der
Turiner Schützen-Gesellschaft unter Mittheilung der betreffenden
Urkunden, bis in die neueste Zeit fort, und sieht man, dass selbst
in der Zeit der ärgsten Reaction die erste Gesellschaft an diesen
Volksfesten Theil nahm. Im Jahr 1837 wurde ein anständiges
Schützenhaus mit einem Aufwande von 41,000 Franken errichtet,
wobei sich die vornehmen Namen des Landes betheiligten. Aber
auch in der Neuzeit nimmt die Stadt-Gemeinde Theil an diesem
Scheibenschiessen, wie der Eingangs erwähnte Neubau des Schützen-
hauses zeigt. Der unermüdliche Verfasser ist jetzt mit einem
grösseren Werke über die Feuerwaffen in Italien beschäftigt, wel-
ches bisher ungedruckte Urkunden über diesen Gegenstand ent-
halten wird. Nach dem bereits ausgegebenen Programme werden
diese Urkunden nach den verschiedenen Archiven geordnet mitge-
theilt werden; von besonderem Werthe aber sind die von dem
sorgfältigen Verfasser beigefügten Anmerkungen, z. B. bei einer
Urkunde aus dem berühmten Archive dei Frari zu Venedig, aus
dem über Secretorum, wird ein Schreiben mitgetheilt, worin der
Markgraf von Ferrara gebeten wird, der Republik einige Geschütze
abzulassen, welche von dem Meister Gombino daselbst angefertigt
worden. Dazu werden die vollständigen Erläuterungen gegeben,
z. B. dass der damalige (1364) Herzog von Ferrara, Nicolaus, der
natürliche Sohn von Obizzo II. von Este war, welcher seinem Bru-
der Alexander 1361 folgte, und dass unter diesem Obizzo in Fer-
rara im Jahr 1362 die erste öffentliche Uhr auf seinem Pallaste
aufgestellt worden war. Auf den mitgetheilten Text jeder Urkunde
folgt stets die nothwendige Erläuterung mit Angabe der Quelle,
hier Muratori res ital. Tom. XV. Dass diese Geschütze gebraucht
werden sollten pro factis guerre nostre crete (sic) wird von dem
Verf. mit der Geschichte des damaligen Krieges erläutert, welchen
Venedig gegen die 1363 damals auf der Insel Creta ausgebrochene
Revolution zu führen hatte u. s. w.