Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Nr. 27.

HEIDELBERGER

1866.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Zur griechischen Historiographie. I.

(Schluss.)
Variadhes ward zunächst der Stützpunkt der Sulioten. Sie
bildeten eine provisorische Ortsbehörde, jeder Phar wählte nach
altem Brauch seinen Anführer, die Umwohner wurden aufgefordert
sich gegen den Diwan zu waffnen und unter die Botmässigkeit der
einzelnen Phar-Anführer zu stellen. Verwunderung und Furcht ent-
standen nun aller Orts, wo man den heldenmüthigen Entschluss
der Sulioten nicht begriff oder vom Standpunkt hoher politischei*
Weisheit bekrittelte. Landleute strömten herbei um die kühnen
Rebellen von ihrem Entschluss abzubringen. Aber diese blieben
unerschüterlich.
Als die Kunde des Vorgefallenen sich am 7. Dezember im
türkischen Lager verbreitete, geriethen die Albanesen, die die
Tapferkeit der Sulioten selbst oft erfahren, in Bestürzung. Sie
konnten den Spott und den Hohn der Türken nicht theilen, liefen
voller Sorge von einem Zelt zum anderen, redeten den Paschas zu,
den Gegner, über dessen Flucht man lachte, nicht zu unterschätzen.
In einem Kriegsrath der acht Tage später gehalten ward, beschloss
man denn auch zwei starke Abtheilungen, eine zu 8000, die andere
zu 7000 Mann gegen die Aufständischen zu senden, sie in die Mitte
zu nehmen und zu vernichten. Den Sulioten war es inzwischen
gelungen ihre von den Liapiden besetzte alte Heimath Suli, nach-
dem sie einen Entsatzversuch der Tsamen zurückgeschlagen, mit
stürmender Hand zu nehmen. Durch einen listigen Handstreich
bemächtigten sie sich der Hochfeste Kiafa. Sie stellten N. Bot-
saris an die Spitze einer Regierung, die aus acht ihrer vornehm-
sten Männer bestand, und den Marcos Botsaris an der Spitze des
Heeres. Sie schickten den K. und G. Tsawellas nach Pisa an den
Erzbischof Ignatios, und erhielten von diesem eifrigen Hetäristen
Munition wie Kriegsbedarf. Sie verkehrten heimlich mit den Hetä-
risten in Korfu um es weder mit Ali noch mit den Albanesen jetzt
schon zu verderben. Von ihrer natürlich festen Position, von dieser
Hochwart der Freiheit sahen sie unverzagt mit an, wie die Türken
Truppenmassen in dem ganzen Halbkreis von Janina bis Arta und
Prevesa auf häuften; ja allmählig Suli von allen Seiten einschlossen.
Die strengsten Befehle waren von Konstantinopel eingelaufen : man
erwarte in kürzester Frist zu hören, dass die rebellischen Ungläu-
bigen nicht mehr existirten. Kutsonikas beschreibt höchst anschau-
LIX Jahrg. 6. Heft. 27
 
Annotationen