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Haupt: Untersuchungen zur deutschen Sage.
sonders hervorgehoben, welcher im V. Buch die Geschichte von
Hognius (gewöhnlich Hoginus geschrieben) und Hithinus erzählt,
ihren Kampf aber nach Hedinsey verlegt, der Insel des Hedin,
womit er Hiddensee westlich von Rügen meint. Er lässt sie zwei-
mal kämpfen: einmal siegt Hognius, schenkt jedoch dem Jüngling
das Leben, aber nach sieben Jahren erneut sich der Kampf, in
welchem beide fallen.
Allein man darf noch tiefer, in einen mythischen Ursprung
hineinblicken. Simrock in seiner Mythologie 2. Aufl. S. 380 macht
auf das Halsband aufmerksam, durch welches sich Hilde als Ereya
zu erkennen gibt. Ausdrücklich wird Freya als die Anstifterin des
Kampfes genannt in einer Sage von Olaf Tryggvason, Fornaldar
Sog. 1, 391. Die Hedningen, welche ewig fortkämpfen sollen, sind
nach Simrock die Einheriar, die Helden in Walsall, die täglich
kämpfen und täglich neu wieder erstehn.
Und selbst hier darf man nicht stehen bleiben. Wie allem
Mythus eine Naturanschauung zu Grunde liegt, so auch hier. Freya
ist die Göttin der schönen Jahreszeit. In den vielen Sagen von
Raub oder doch wenigstens dem Gelüste, das die Riesen nach ihr
haben, und dem mächtigen Zurückweisen derselbeu durch Thor hat
man die Frühlingsstürme zu erkennen, wie Uhland im Mythus von
Thor sinnig nachgewiesen hat. Der junge Held Hedin, der die
Göttin der riesischen Gewalt entzieht, ist der Sohn des besten
Harfenschlägers; vielleicht hat er selbst ursprünglich diese Kunst
besessen und bei der Befreiung angewandt.
Im mittelhochdeutschen Gedichte stehen neben dem trefflichen
Sänger noch ein Heldenpaar, die zu ihm einen doppelten Gegen-
satz geben: Frute und Wate. Letzterer hat freilich äusser der
Fechterkunst, die er unvermuthet zeigt und durch welche er sich
die Liebe Hagens gewinnt, nichts charakteristisches, und ist wohl
aus der Gudrunsage, wo er als Rächer um so gewaltiger auftritt,
in die Hildensage erst eingefügt und allerdings sehr gut verwendet
worden.
Frute dagegen vertritt neben der Sangeskunst ein anderes
Mittel zur Gewinnung der Braut, die listige Freigebigkeit, durch
welche die Habgier der Gegner rege gemacht wird. Dass die Braut,
welche entführt werden soll, auf’s Schiff gelockt wird, kommt häufig
vor. So im zweiten Theil des Rother und im Märchen vom getreuen
Johannes.
(Schluss folgt.)
Haupt: Untersuchungen zur deutschen Sage.
sonders hervorgehoben, welcher im V. Buch die Geschichte von
Hognius (gewöhnlich Hoginus geschrieben) und Hithinus erzählt,
ihren Kampf aber nach Hedinsey verlegt, der Insel des Hedin,
womit er Hiddensee westlich von Rügen meint. Er lässt sie zwei-
mal kämpfen: einmal siegt Hognius, schenkt jedoch dem Jüngling
das Leben, aber nach sieben Jahren erneut sich der Kampf, in
welchem beide fallen.
Allein man darf noch tiefer, in einen mythischen Ursprung
hineinblicken. Simrock in seiner Mythologie 2. Aufl. S. 380 macht
auf das Halsband aufmerksam, durch welches sich Hilde als Ereya
zu erkennen gibt. Ausdrücklich wird Freya als die Anstifterin des
Kampfes genannt in einer Sage von Olaf Tryggvason, Fornaldar
Sog. 1, 391. Die Hedningen, welche ewig fortkämpfen sollen, sind
nach Simrock die Einheriar, die Helden in Walsall, die täglich
kämpfen und täglich neu wieder erstehn.
Und selbst hier darf man nicht stehen bleiben. Wie allem
Mythus eine Naturanschauung zu Grunde liegt, so auch hier. Freya
ist die Göttin der schönen Jahreszeit. In den vielen Sagen von
Raub oder doch wenigstens dem Gelüste, das die Riesen nach ihr
haben, und dem mächtigen Zurückweisen derselbeu durch Thor hat
man die Frühlingsstürme zu erkennen, wie Uhland im Mythus von
Thor sinnig nachgewiesen hat. Der junge Held Hedin, der die
Göttin der riesischen Gewalt entzieht, ist der Sohn des besten
Harfenschlägers; vielleicht hat er selbst ursprünglich diese Kunst
besessen und bei der Befreiung angewandt.
Im mittelhochdeutschen Gedichte stehen neben dem trefflichen
Sänger noch ein Heldenpaar, die zu ihm einen doppelten Gegen-
satz geben: Frute und Wate. Letzterer hat freilich äusser der
Fechterkunst, die er unvermuthet zeigt und durch welche er sich
die Liebe Hagens gewinnt, nichts charakteristisches, und ist wohl
aus der Gudrunsage, wo er als Rächer um so gewaltiger auftritt,
in die Hildensage erst eingefügt und allerdings sehr gut verwendet
worden.
Frute dagegen vertritt neben der Sangeskunst ein anderes
Mittel zur Gewinnung der Braut, die listige Freigebigkeit, durch
welche die Habgier der Gegner rege gemacht wird. Dass die Braut,
welche entführt werden soll, auf’s Schiff gelockt wird, kommt häufig
vor. So im zweiten Theil des Rother und im Märchen vom getreuen
Johannes.
(Schluss folgt.)