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702

Weise: Die Komödien des Plautus.

aus, welchem Stücke eine längere Besprechung (S. 47 — 62) ge-
widmet ist. Bei der Gestalt, in welcher das Stück auf uns ge-
kommen, bei den aus diesem Stück von alten Grammatikern an-
geführten Stellen, welche sich in dem vorhandenen Stück nicht vor-
finden und noch auf ganz andere Scenen schliessen lassen sollen,
glaubt der Verf. mit Nothwendigkeit eine doppelte Recension an-
nehmen oder andernfalls das Stück in seiner gegenwärtigen Ge-
stalt als ein sehr verkürztes betrachten zu müssen. »Genug, setzt
er hinzu, die jetzt vorhandenen Bacchides sind nicht die eigent-
lichen des Plautus. Wir können aber unter diesen Umständen
weiter nichts thun, als das Produkt nehmen, wie es uns gegen-
wärtig nach der Ueberlieferung der vorhandenen ächten Codices
vorliegt, das gut Poetische darin anerkennen, das Auffallende je-
doch und Unpassende bemerken, damit man nicht auch das Falsche
für gerade aufgehen lasse.« Wir haben hier nicht den Raum, um
in die Besprechung des Einzelnen einzugehen, wodurch dieses Ur-
theil begründet werden soll, nach welchem das Ganze, wie es jetzt
vorliegt, einer Ueberarbeitung und neuern Bearbeitung sehr ähn-
lich sieht, und demnach ein solches Stück nicht als Normalstück
bei kritischer Beurtheilung fraglicher Stücke gebraucht werden
darf, es wäre denn mit der allerstrengsten Sichtung der ächten
von den unächten Scenen; und da das Letztere sehr schwierig und
unsicher sei, will der Verf. lieber das Stück selbst als problema-
tisch betrachten (S. 62). Darauf läuft das Endergebniss der hier
geführten Besprechung hinaus, das, wir zweifeln kaum, in seiner
Begründung auf manchen Widerspruch stossen dürfte. Auch die
Captivi, oder, wie der Verfasser schreibt, Capteivei gelten
für plautinisch, jedoch mit Unterscheidung dessen, was später hin-
zugekommen, und werden zu den trefflichsten Stücken des Dichters
gezählt, dessgleichen gilt die Gasina für ächt und unbezweifelt
plautinisch, aus der Blüthezeit des Dichters; ebensowenig werden
Cistellaria und 0 u r c u 1 i o bezweifelt. Dagegen wird der E p i d i -
cus mit dem Bacchides auf Eine Stufe gestellt, und für die Ar-
beit oder Bearbeitung eines Dichters erklärt, der bei ganz hübschem
Talent doch nicht die Umsicht bewährt, die man von einem guten
Dichter überall erwarten könne, wenn auch gleich das Stück auf
dem Theater Glück gemacht, da das Unterhaltung suchende Pub-
likum einen grossen Theil der Mängel nicht erwartet habe. Die
Erklärung des Dichters selbst (in den Bacchides heisst es: »Epi-
dicum, quam ego fabulam aeque ac me ipsum amo) verdient nach
dem Verf. keine Berücksichtigung, weil sie von Plautus nicht her-
rührt, wie denn die ganze Scene, in welcher dieser Vers vorkommt,
schon früher nicht ächt plautinisch befunden worden, sondern
als ein Surrogat zu betrachten sei, an die Stelle einen ächt plau-
tinischen hinzugedichtet (S. 83). In wie weit nun die hier gege-
bene Besprechung eine solche Annahme, die nach dem Ermessen
des Ref. eine ganz andere Begründung erfordern würde, zu recht-
 
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