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Bopp: Glossarium comparativum.
sagen lässt, seinem eigenen Wirken damit eine Art von erstem Ab-
schluss gegeben.
Ein Zeitraum von fast zwanzig Jahren trennt diese erste von
einer andern Vollendung des Wörterbuchs. Wie bedeutungsvoll
diese Zeit für die Fortschritte der vergleichenden Sprachforschung
geworden, brauchen und vermögen wir hier nicht des Weiteren dar-
zuthun. Schon zeigten sich die Schüler, welche in die Fusstapfen
des Meisters tretend mit frischen, rüstigen Kräften auf dem Ge-
biete mitzuwirken begannen, auf welchem Franz Bopp bisher thätig
gewesen. So war es vor Allem der leider allzu früh verstorbene
Fr. Rosen, der es sich nach Abfassung einer ersten Sanskritwurzel-
sammlung zur Lebensaufgabe machte, die heiligen Schriften der
Inder, die Veden, und damit die ältesten Denkmäler der Sprache
zu veröffentlichen; schon 1830 konnte er ein erstes Specimeu des
Rig-veda erscheinen lassen. Andere namhafte Gelehrte haben nach-
her fortgesetzt und ausgeführt, was jenem fortzusetzen und auszu-
führen nicht vergönnt gewesen. Männer wie Lassen, wie Pott und Ben-
fey sind in dieser Zeit der dreissiger Jahre zuerst aufgetreten. Es
hat Georg Curtius diese Zeit später einmal eine »Periode der Er-
oberung« für die vergleichende Sprachforschung genannt. Und in
der That, ein Gebiet nach dem andern galt es sich erobern und
dienstbar machen, gegen die herrschenden Vorurtheile und Meinun-
gen, wie sie namentlich von Seiten der klassischen Philologen der
neuen Forschung entgegen getragen wurden, vertheidigen, dabei
aber auch denjenigen gewaltig Einhalt thun, welche im Siegesge-
fühl über die gewonnenen Resultate übereilten Schrittes vorzugehen
sich erkühnten. Ein wackerer Vorkämpfer, unbeirrt durch Lob
oder Tadel, verfolgte da Franz Bopp den Pfad, welchen er einmal
eingeschlagen.
Die Arbeiten der nächsten drei Jahre, 1830—33, bezeichnen
seine akademischen Abhandlungen als ein neues Studium, das in
den Kreis seiner Forschungen getreten. Sie betrafen das alte Bak-
trisch, die Sprache der Zendbücher. Seit der Zeit, dass die erste
ungenügende Kenntniss dieser Sprache und Schriften durch Anquetil
Duperron nach Europa gebracht worden, bis heute, wo Friedrich
Spiegel’s Grammatik der altbaktrischen Sprache die Formen der-
selben mit wissenschaftlicher Gründlichkeit dargelegt, sind ganze
hundert Jahre verflossen, und die grosse Bedeutung dieses erani-
schen Sprachzweiges sowohl an sich als innerhalb der indoeuropäi-
schen Sprachfamilie überhaupt ist vollkommen erkannt und gewür-
digt worden. — Anders noch damals, als Eugöne Burnouf in Paris
unsern Franz Bopp einlud, mit ihm an seinen Studien des Zend-
Avesta Antheil zu nehmen. Damals war es mit der Kenntniss jener
Sprache sowohl als mit den Hilfsmitteln sie zu erwerben noch durch-
aus übel bestellt. Und nicht mit Unrecht durfte es Franz Bopp
stets als eine seiner schwierigsten Arbeiten ansehen, zuerst so gut
Bopp: Glossarium comparativum.
sagen lässt, seinem eigenen Wirken damit eine Art von erstem Ab-
schluss gegeben.
Ein Zeitraum von fast zwanzig Jahren trennt diese erste von
einer andern Vollendung des Wörterbuchs. Wie bedeutungsvoll
diese Zeit für die Fortschritte der vergleichenden Sprachforschung
geworden, brauchen und vermögen wir hier nicht des Weiteren dar-
zuthun. Schon zeigten sich die Schüler, welche in die Fusstapfen
des Meisters tretend mit frischen, rüstigen Kräften auf dem Ge-
biete mitzuwirken begannen, auf welchem Franz Bopp bisher thätig
gewesen. So war es vor Allem der leider allzu früh verstorbene
Fr. Rosen, der es sich nach Abfassung einer ersten Sanskritwurzel-
sammlung zur Lebensaufgabe machte, die heiligen Schriften der
Inder, die Veden, und damit die ältesten Denkmäler der Sprache
zu veröffentlichen; schon 1830 konnte er ein erstes Specimeu des
Rig-veda erscheinen lassen. Andere namhafte Gelehrte haben nach-
her fortgesetzt und ausgeführt, was jenem fortzusetzen und auszu-
führen nicht vergönnt gewesen. Männer wie Lassen, wie Pott und Ben-
fey sind in dieser Zeit der dreissiger Jahre zuerst aufgetreten. Es
hat Georg Curtius diese Zeit später einmal eine »Periode der Er-
oberung« für die vergleichende Sprachforschung genannt. Und in
der That, ein Gebiet nach dem andern galt es sich erobern und
dienstbar machen, gegen die herrschenden Vorurtheile und Meinun-
gen, wie sie namentlich von Seiten der klassischen Philologen der
neuen Forschung entgegen getragen wurden, vertheidigen, dabei
aber auch denjenigen gewaltig Einhalt thun, welche im Siegesge-
fühl über die gewonnenen Resultate übereilten Schrittes vorzugehen
sich erkühnten. Ein wackerer Vorkämpfer, unbeirrt durch Lob
oder Tadel, verfolgte da Franz Bopp den Pfad, welchen er einmal
eingeschlagen.
Die Arbeiten der nächsten drei Jahre, 1830—33, bezeichnen
seine akademischen Abhandlungen als ein neues Studium, das in
den Kreis seiner Forschungen getreten. Sie betrafen das alte Bak-
trisch, die Sprache der Zendbücher. Seit der Zeit, dass die erste
ungenügende Kenntniss dieser Sprache und Schriften durch Anquetil
Duperron nach Europa gebracht worden, bis heute, wo Friedrich
Spiegel’s Grammatik der altbaktrischen Sprache die Formen der-
selben mit wissenschaftlicher Gründlichkeit dargelegt, sind ganze
hundert Jahre verflossen, und die grosse Bedeutung dieses erani-
schen Sprachzweiges sowohl an sich als innerhalb der indoeuropäi-
schen Sprachfamilie überhaupt ist vollkommen erkannt und gewür-
digt worden. — Anders noch damals, als Eugöne Burnouf in Paris
unsern Franz Bopp einlud, mit ihm an seinen Studien des Zend-
Avesta Antheil zu nehmen. Damals war es mit der Kenntniss jener
Sprache sowohl als mit den Hilfsmitteln sie zu erwerben noch durch-
aus übel bestellt. Und nicht mit Unrecht durfte es Franz Bopp
stets als eine seiner schwierigsten Arbeiten ansehen, zuerst so gut