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Heidelberger Jahrbücher der Literatur — 64,1.1871

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Nr. 14
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https://doi.org/10.11588/diglit.45241#0217
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Br. 14. HEIDELBERGER 1871·
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Zur Mainzer Geschichte.

(Fortsetzung.)
Die völlige Räumung der rechten Rheinseite durch die Kelten
hinderte aber die Germanen nicht, bald schon ohne Zweifel ihre
Blicke auch über den Strom nach dem schönen Gallien selbst zu
richten, dessen Fruchtbarkeit nach den Mittheilungen bei Cäsar
in keinem Verhältnisse stand zu dem unwirthlichen Germanien. Die
beständigen Kämpfe zwischen keltischen Beigern und Helvetiern unten
und oben am Rheine mit den rechtsrheinischen Germanen, von
denen Cäsar zu berichten weiss, legen Zeugniss von dem andauern-
den Kriegszustände der Anwohner beider Rheinufer ab und erklären
zur Genüge, dass bereits längere Zeit vor der Ankunft Casars,
wahrscheinlich wenigstens 70—60 vor Chr., germanische Völker-
stämme sich am linken Ufer des Ober- und Mittelrheins nicht nur
festgesetzt, sondern auch, von den zwiespältigen Galliern herbeige-
rufen, unter dem Könige Ariovist tiefer in Gallien eingedrungen
waren, sich im Innern angesiedelt, auch immer neue Schaaren über
den Rhein herüber nach und an sich gezogen hatten. Schon fürch-
teten die Gallier, wie sie bei Cäsar klagten, durch die Ueberfluthung
der Germanen gänzlich aus ihrem Lande ausgetrieben zu werden,
als Cäsar durch die Besiegung des Ariovist die Frage, wem Gallien
gehören solle, für die nächsten vier Jahrhunderte entschied. Fin-
den wir nun aber nach diesem Siege und nach der Unterwerfung
von ganz Gallien am linken Ufer des Ober- und Mittelrbeines die
Triboci, Nemetes und Vangiones um Strassburg und Brumat, wie
um Speier und Worms wohnen; wird ferner von Cäsar gemeldet,
dass hundert Gaue Sueben am Mittelrheine nur auf die Nachricht
von einem Siege des Ariovist über Cäsar hier gewartet hätten,
um über den Rhein zu gehen: so ersieht man aus Allen!' diesem,
dass vor und unter Ariovist eine grosse Bewegung der suebischen
Germanen gegen Gallien stattgehabt haben muss. Da die vorge-
nannten drei Völker als Bestandtheile des Heeres von Ariovist ge-
nannt, nach seiner Besiegung aber auch noch unter römischer Herr-
schaft am Ober- und Mittelrheine gefunden werden; so müssen sie
entweder erst mit ihm herübergekommen oder schon vor ihm
über den Rhein gegangen sein und sich auf dem linken Ufer in den
Gebieten und Städten der von dort ausgetriebenen Gallier festge-
setzt haben. Da es sich sehr leicht denken lässt, dass ihre Ge-
LXIV. Jahrg. 3. Heft. 14
 
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