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Zur Mainzer Geschichte.

folgschaften im Heere des Ariovist (wie später im römischen Heere
unter Cäsar in dem Bürgerkriege) dienten, die von letzterem über-
geführten Germanen aber mehr im Innern Galliens, insbesondere
im Sequaniscben am Jura angesiedelt worden zu sein scheinen; da
weiter auch jene obengenannten drei Völkerschaften nicht mit
Ariovist ausgetrieben wurden, sondern sich noch nachher in ihren
Sitzen am Rheine finden: so scheint es kaum zu bezweifeln, dass
sie bereits vor Ariovist’s Zeit über den Rhein herüber eingewan-
dert sind. Als Germanen bezeichnet sie äusser Cäsar ausdrücklich
auch noch Tacitus Germ. 28.
Ganz besonders bemerkenswert!} ist nun aber, dass Tacitus
Hist. IV, 70 und zwar in Verbindung mit Vangiones und Triboci
auch »Caeracates« erwähnt, ohne dass man aus dieser einma-
ligen Erwähnung dieses sonst überhaupt von den Alten nicht mehr
erwähnten Volksstammes etwas Anderes entnehmen könnte, als
dass diese Völkerschaft gleich jenen beiden andern am Mittelrheine
gewohnt haben müsse. Die Reihenfolge der drei Namen stellt die
Caeracates bei Tacitus einmal in die Mitte und das andere Mal
ganz zuletzt, während die Nemetes, welche sonst und auch bei
Tacitus selbst (Ann. XII, 27, Germ. 28) mit und zwischen Van-
giones und Triboci genannt zu werden pflegen, auffallenderweise
hier gar nicht erwähnt werden. Da aber die Nemetes zu der von
Tacitus bezeichneten Zeit sicherlich längst schon um Noviomagus
(Speier) wohnten, »Caeracates« demnach also kaum, wie Zeuss ver-
muthete, ein anderer Name für »Nemetes» sein kann: so erscheint
allerdings die Annahme Ukerts (Gallien S. 359) und Anderer nicht
ungerechtfertigt, dass die Caeracates neben den Vangiones und
zwischen letzteren und den gallischen Treveri am Mittelrheine ge-
wohnt haben dürften; auch Prof. Klein pflichtet (S. 2) dieser An-
nahme bei und er, wie auch Heep (Bonner Jahrb. XXVI. S. 21 f.
und Zehnter Bericht des Vereins f. Nahe und Hunsrück S. 17 f.), er-
klärt dabei die »Caeracates« für eine germanische Völkerschaft,
Heep dazu noch als einen Zweig der Vangiones, wobei er ihre
Wohnsitze an der mittleren und unteren Nahe, insbesondere um
Kreuznach annimmt. Noch jetzt eilt unweit dieser Stadt der
Kernbach zur Nahe, in dessen Namen wie in Kirn (im Munde
des Volkes Kern), Kyrfels und Kyrburg er Reste und An-
klänge des Namens Caeracates finden zu können glaubt. Uns scheint
als Wohnsitz dieser Völkerschaft vor Allem das rechte Ufer der
unteren Nahe, nordwestlich von den Vangiones, angenommen wer-
den zu müssen und ihre germanische Abkunft, wohl als Zweig
der Vangiones, auch aus dem Umstande gefolgert werden zu dür-
fen, dass sie nach Tacitus a. a. 0. ihr Benehmen im batavischen
Aufstande durchaus dem ihrer germanischen Nachbaren, der
Vangiones und Triboci, conform halten. Wie die Mattiaker ein
Zweig der Chatten, so mögen die Caeracates ein solcher der Van-
giones gewesen und vielleicht über das linke Ufer der Nahe sich
 
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