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Zur Mainzer Geschichte.

lieh nachweisen zu können, dass die Richtung derselben sich
wesentlich nach Osten wende und wohl mit dem Kampfe von
Germanen gegen weiter westlich nachdrängende Germanen Zusam-
menhänge: vielleicht aber dürfte diese östliche Richtung eher auf
die letzten Kämpfe der rechtsrheinischen Kelten mit den andringen-
den Germanen hindeuten.
Von dem rechten Rheinufer somit allmählig gänzlich und
sicherlich nicht ohne harte Kämpfe verdrängt, wichen die Kelten
(wohl schon vor Beginn des ersten Jahrhunderts vor Christus) auf
das linke Rheinufer zurück und besetzten es in seiner ganzen Aus-
dehnung vom Oberrheine bis zum Meere. So kam es denn, dass
(um vom Niederrheine ganz zu schweigen) vorab am Mittelrheine
der gewaltige Stamm der Treverer bis zum Rheine, den germani-
schen Ubiern gegenüber, und wohl bis zur Nahe bei Bingen reichte ;
in gleicher Weise erstreckten sich noch weiter stromabwärts die
Wohnsitze der Mediomatriker und Sequaner ebenfalls bis
an den Rhein; zu oberst endlich um das spätere Basel sassen die
Rauriker und vielleicht die Latoviker, über deren Wohnsitze
nichts näheres bekannt ist, beide aber als Nachbaren der mächtigen
Helvetier, welche noch weiter oben am linken Ufer des jetzigen
Hocbrheins ihre Gaue hatten (vgl. Caes. b. g. IV, 10, VI, 25 u.
Zeuss S. 218). So erklärt es sich denn zur Genüge, dass nicht
blos die Namen von Rhein und Main, wie W. Glück nachgewiesen
hat, und wohl auch Neckar als ursprünglich keltisch zu betrach-
ten sind, sondern in gleicher Weise auch die linksrheinischen roma-
nisirten Localnamen Argentoratum (Strassburg), Noviomagus (Speier),
Borbetomagus (Worms), Bauconica (Oppenheim), Mogontiacum
(Mainz), Bingium (Bingen), Vosolvia (Wesel), Baudobrica (Boppard),
Antunnacum (Andernach), weiterhin selbst Bonna und das (fälsch-
lich mit dem lateinischen vetus zusammengebrachte) Vetera un-
zweifelhaft und unverkennbar Eigennamen keltischen Gepräges und
keltischen Ursprunges sind — sicherlich ein nicht zu unterschätzen-
der weiterer Beweis, dass die Kelten dauernd auch das linke Rhein-
ufer behauptet und bewohnt, und dass die Gründungen vorge-
nannter, ursprünglich wohl nur kleiuer Ansiedlungen, lange schon
vor Ankunft der Römer am Rheine stattgefunden haben
müssen.

(Fortsetzung folgt.)
 
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