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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Hrsg.]
Neue Heidelberger Jahrbücher — 5.1895

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Zangemeister, Karl: Zur germanischen Mythologie
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https://doi.org/10.11588/diglit.29062#0060
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Karl Zangemeister

Tacitus nennt1). Und diese Votivsteine, bezw. die betreffenden vota ge-
hören ungefähr in dieselbe Periode. Gesetzt sind sie in der Zeit von 118
bis 141; der Beginn des Dienstes der Reiter in dieser Garde fällt in die
Zeit von den ersten Jahren des 2. Jahrhunderts bis 116. — Bei dem
Charakter dieser Götterreihe und der Truppe selbst ist an dieser Deutung
m. E. nicht zu zweifeln. Erstens treten hier, wie bereits bemerkt, die
Campestres, Epona, Matres, Suleviae auf, deren Kult am Rhein un-
zweifelhaft seine Heimat oder wenigstens ausgedehnte Verbreitung batte,
während andererseits — worauf Mommsen Korr.-Bl. 1886 Sp. 124 mit
Recht hinweist — die Suleviae und Campestres in Rom nur bei diesen
Reitern Vorkommen. Die auf mehreren dieser Inschriften beigefügten
Listen der Dedikanten geben für Einige deren Herkunft an: wir finden
hier in n. 23 einen civis Nemens, d. h. Nemes2), also einen aus der
Volksgemeinde der Nemetes um Speyer stammenden Mann. In n. 13
weisen die Beinamen des M. Ant(onius) Nie er und des P. Ael(ius)
Vangio auf die Gegenden am Neckar und bei Worms hin. In n. 22
wird ein Tribocus CI. Ara aufgeführt, d. h. ein Triboker (vom Untereisass),
der als Veteran nach Köln deduziert wurde3). In n. 3 bezeichnen sich
drei dieser Soldaten als „Traianensis Baetasius“, d. h. als Angehörige des
Stammes der Baetasii, der m. E. dem Gebiete der colonia Traiana
(j. Xanten) attribuiert war. Besonders bemerkenswert ist in n. 25 die
Bezeichnung der Weihenden als „cives Batavi sive Thraces adlecti ex
Germania inferiori.“ Danach dürfen wir annehmen, dass auch unter den
als Thraces oder als Angehörige einer anderen Völkerschaft bezeichneten
Soldaten Germanen sein können, denn die obigen Worte sind wohl mit
Henzen p. 276 so zu deuten, dass diese hier Thraces heissen, weil sie
in einer nach diesem Volke genannten Truppe Untergermaniens dienten,
aber in dieser Provinz ausgehoben und also germanischer Nationalität
waren. — Endlich darf nicht übersehen werden, dass als Genossin des
Mercur hier nicht die Maia oder die Rosmerta auftritt, sondern die Fe-
licitas, also offenbar weder an römischen noch (falls Rosmerta keltisch
ist) keltischen Kult gedacht werden darf.

Dass Mercur nach der damaligen „interpretatio Roma na“ dem
Wodan, Mars dem Tiu, Hercules dem Thunar4) entspricht, wird wohl

1) Tacitus Germ. 9: Deorum maxime Mercurium colunt, cui certis diebtis humanis
quoque hostiis litare fas kabent. Herculem ac Martern concessis animalibus placant.

2) Meine Bemerkung in diesen Jahrb. III S. 3.

3) Mommsen, Westd. Korr.-Bl. 1886 Sp. 126.

4) Die Identifizierung des Juppiter mit Thunar, die ja unzweifelhaft stattge-
funden hat, stammt wohl aus späterer Zeit oder anderen Territorien.
 
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