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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Hrsg.]
Neue Heidelberger Jahrbücher — 9.1899

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Wild, Karl: Leibniz als Politiker und Erzieher nach seinen Briefen an Boineburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.29061#0209
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Leibniz als Politiker und Erzielier nach seinen
ßriefen an Boinebnrg.

Yon

Karl Wild.

Es ist clas unbestreitbare Yerdienst des Mainzer Staatsraannes Boine-
burg, Leibniz in die hohe Politik eingefiihrt zu liaben. Selten ist es
einem Gelebrten von dem jugendlichen Alter Leibniz’s vergönnt gewesen,
in clie Umgebung eines bedeutenden Fürsten zu gelangen und von hoher
Warte herab die Dinge der Gegenwart zu betrachten. Der Hof von Kur-
mainz bot für Leibniz in den fünf Jahren, die er dort zubrachte,
vielseitige Anregung und reichliche Gelegenheit zur Erweiterung seines
Wissens, zumal ihn der weltkundige Boineburg mit seiner Freundschaft
auszeichnete. Dieser war auf einer Reise in Niirnberg mit Leibniz zu-
sammengetroffen, uncl da er sofort das Ausserordentliche an dem jungen
Gelehrten erkannte, lud er ihn zu sich nach Frankfurt ein. Indem Leib-
niz dieser Einladung Folge leistete, trennte er sich von der Geseilschaft
der Goldmacher uncl Bosenkreuzer, unter die er zu Nürnberg geraten war.

In Erankfurt ordnete er Boineburgs umfangreiche Bibliothek, ver-
fertigte für ihn Ausztige aus alten und neuen Schriften und machte Ent-
würfe für dessen Geschäfte. Nicht untergeordnet wie ein Sekretär oder
Bibliothekar, sondern gleichgestellt wie ein Gesellschafter und Ratgeber
lebte er in Boineburgs Hause. Er empfing auch keine Belohnung an
Geld, sondern hatte nur clie Ehre und den Gewinn, mit dem angesehenen
und kenntnisreichen Staatsmanne vertrauten Umgang zu pflegen. Auf
Boineburgs Rat suchte Leibniz eine Anstellung am Mainzer Hofe. Boine-
burg, mit dem Kurfürsten noch zerfallen, konnte ihm keine Empfehlung
mitgeben. Leibniz empfahl sich selbst durch die Überreichung seiner
Schrift: Neue Methode, die Rechtswissenschaft zu lernen und zu lehren.
Dadurch erwarb er sich zwar ein gewisses Wohlwollen Johann Philipps
 
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