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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Editor]
Neue Heidelberger Jahrbücher — 11.1902

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Du Moulin Eckart, Richard: Zum Gedächtnis Bernhard Erdmannsdörffers
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https://doi.org/10.11588/diglit.29093#0038
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Richard Graf Du Moulin Eckart

volution“ veröffentlicht. Er war mit den Resultaten nicht völlig einver-
standen, so sehr ihn die Gedankengänge des ihm geistig und persönlich
in so trauter Weise nahestehenden Historikers interessierten. Er hegte
wohl eine Zeitlang die Absicht, seine eigene Auffassung der anderen „all-
zuscharfen“ gegenftberzustellen. Daraus hat sich dann der Plan ent-
wickelt, den „Mirabeau“ für die „Monographieen der Weltgeschichte“ zu
schreiben, der ihn mehr und mehr fesselte. Aber es lag in seiner Ver-
anlagung, dass er hiebei mehr anderen Spuren in Mirabeaus Charakter
nachging und so ist es denn zu jener nach mehr als einer Seite interes-
santen Auseinandersetzung nicht gekommen. Denn an dem Punkte, wo
er zu der Frage Stellung nehmen musste, bricht er ab. Die Frage blieb
ungelöst. Vielleicht ist dies der Einheit des Buches zu Gute gekommen.
Denn in der That, auch dieser Mirabeau ist ein Kunstwerk von seltener
Eigenart. Aber auch hier noch ein methodisches Weitergehen, eine
methodische Betrachtung von höchstem Interesse, die er zu einer „Psycho-
logie des Plagiats“ verarbeiten wollte. Die Grundzüge hiezu hat er in dem
kleinen Vortrag niedergelegt, den er bei der Historikerversammlung im
Haag (1898) über „Mirabeau und Mauvillon“ gehalten hat.

Inzwischen war er nach dem Heimgange Eduard Winkelmanns, dem
er eine warme und von feiner Charakteristik zeugende Gedenkrede ge-
halten, Präsident der badischen historischen Kommission, und bald da-
rauf Mitglied der Berliner und Münchener Akademie, sowie der Münchener
historischen Kommission geworden. Besonders die letztere Ernennung
hat ihn innig erfreut und er hat ihren Arbeiten das wärmste Interesse
gezollt. Alljährlich kam er nun in den Pfingsttagen zu den Sitzungen
derselben nach München. Hier hatte ihn Liliencron bewogen, für die
„Allgemeine deutsche Biographie“ den Artikel „Beust“ zu übernehmen.
So knüpfte er denn nach dem Schlüsse des Hauptwerks die alten Be-
ziehungen zu demselben wieder an, für das er in früheren Jahren eine
Reihe der wertvollsten Artikel über die Zeitgenossen des Grossen Kur-
fürsten geliefert hatte. Auch in der Biographie des so Hartgescholtenen
hat er mit der ganzen Feinheit seiner Arbeitsweise ein Bild geschaffen,
das über dem Für und Wider der Parteien diesseits und jenseits des
Mains, diesseits und jenseits des Erzgebirges steht. Er sandte es mir
mit einem herzlichen Briefe, in welchem er schrieb: „So hilft man sich
von einer kleinen Arbeit zur anderen weiter, zu Grösserem fehlt mir der
Mut.“

Die Beschäftigung mit der neuesten Zeit hatte nun doch eine stark
politische Veranlassung: den Sturz des Fürsten Bismarck. Er, der die
 
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