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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Hrsg.]
Neue Heidelberger Jahrbücher — 15.1908

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Einleitung
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Karl Ludwig und Eduard
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Karl Ludwig und Luise Hollandine
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https://doi.org/10.11588/diglit.31251#0047
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X5XVII

an Karl Ludwig, als das Testament der Mutter zu Gunsten Rupprechts
die übrigen Kinder schwer geschädigt hatte. Bald darauf, im März 1663,
ist er gestorben. Oft hatte er in seinen Briefen von Störungen seines
körperlichen Befindens gesprochen, aber doch wohl kaum einen so frühen
Tod erwartet. Mit völliger Klarheit sah er dem Ende entgegen, er starb
gefasst und ruhig, mit Äbschiedsgrüssen an den Kurfürsten, dem er
die Zukunft seiner Gemahlin und seiner Kinder empfahl. Weniger
herzlich waren die Abschiedsgrüsse, die er Rupprecht sandte. Mittel-
los war Eduard einst an den französischen Hof gekommen, seinen Be-
sitz und Unterhalt verdankte er zum grössten Teile der Freigebigkeit
und Gunst Ludwigs XIV. (eine Tatsache, die selbst dem leichtlebigen
Eduard oft drückend wurde), und nun, wo der Nachlass der Eltern zur Ver-
teilung stand, hatte Rupprecht das Testament der Mutter zu seinen
Gunsten beeinflusst, so dass Eduard weder seiner Gemablin noch seinen
Kindern ein eigenes Erbe hinterlassen konnte. Dieses Gefülil hat seine
letzten Tage verbittert, aber er überwand sich und dacbte sterbend
des fernen Bruders.

Karl Ludwig und Luise Hollandine.

Seit der Flucht von Luise Hollandine aus dem Haag nach Frank-
reich hatte jahrelang jeder persönliche Verkehr zwischen ihr und dem
Kurfürsten geruht und nur durch Eduard erfuhr Karl Ludwig Einzelnes
über das Leben seiner Schwester. Sie selbst vermied jede Berührung
mit ihm; wie sie selbst schreibt, fürchtete sie, dass ihre Briefe dem
Kurfürsten unwillkommen seien und deshalb hatte sie auch nicht per-
sönlicb, sondern durch Eduard den Kurfürsten um Verzeihung bitten
lassen, sie versprach dabei, dass sie ihn, wie auch sem Urteil aus-
falle, dennoch stets als Vater betrachten werde. 1) Nun erst, da Eduard
gestorben war und sie inmitten ihrer französischen Umgebung Sehnsucht
nach der Heimat und ihren Geschwistern empfand, knüpfte sie Be-

1) Es sei hier bemerkt, dass in allen bisherigen Darstellungen der Bezieh-
ungen Sophiens zu Karl Ludwig ein besonderer Nachdruck auf das Wort „papa“
gelegt wurde, welches Sophie dem Kurfürsten gegenüber häufig anzuwenden pflegte.
Man erblickte darin einen Beweis fiir die besondere Innigkeit ihres Verhältnisses.
Diese Ansicht ist irrig, nicht nur, weil auch Luise sich dieses Ausdrucks Karl Ludwig
gegeniiber bedient. Die Anrede „papa“ war in deutschen Fiirstenhäusern dem Haupte
der Familie gegenüber stets gebräuchlich, selbst wenu das Haupt der Familie irn
Range tiefer stand als etwa eine verheiratete Tochter. Ich rnöchte dafür auf den
Briefwechsel Johann Wilhelms mit seiner Schwester, der Königin Maria Anna von
Spanien hinweisen (K. bl. 46/14); Frauen brauchen den Ausdruck häufig im Ver-
 
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