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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Editor]
Neue Heidelberger Jahrbücher — N.F..1931

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Kraus, Marianne: Tagebuch einer Italienreise aus dem Jahre 1791
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https://doi.org/10.11588/diglit.47617#0161
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151

(2. Band) 1
Den 15fen Aprill 1791.
Es ist freilich diesem. Scharmanten Neu gebundnen Buche nicht angenehm,
mit Antikem anzufangen, oder das will' so vil sagen anzuklexen, aber weil ich nun
einmal schreiben will und mein altes Tage buch voll gekrizelt ist, so bleibt mir
nichts anderster übrig.
Die grosse begräbnis augustus, dass Er für das Vergnügen seiner Mitmen-
schen noch bei seinem leben Errichten liss ist nun eine hund und Kazenheze ge-
worden2. es war auf die Art der Rodonfe gebaut, Dings um her waren bäume für
darinen spaziren zu gehen, 2 Obelisken standen auf beiden Seiten, auf dem plaz
Tocana steth ein grosses gebäude, nun ist die Maut da3, die alten Römer haten
zu jhrem Versamlungsplaz bestimmt, wo die Nobles und patrifi jhre Rechten
behaupten, man hiss es einen baselik. Das ganze gesims Cornich und friess ist
aus einem stük Marmor, die länge des baues hat 11 sehr starke Seilen, zwischen
jeder ein fenster. S. Maria de loretto eine Moderne Statue, hat eine schöne un-
gezwungne Stellung, S. Susanna genand 4. 3 der schönsten proportionirten Seilen
sind am forum Nerve 5.
aber nahe dabei wohnd ein Langweiliger Marmor schneifer, den ich und
noch mehr leuthe gerne übersprungen hätten. Tempel der p a 1 a s ist eine Schöne
Ruine aber sehr Eingebaut, die statue dieser Göttin steth noch darauf6.
im gefängnis des Hl. petrus und paulus ist noch der Bronnen, woraus petrus
die mitgefangnen nach seiner bekehrung gedauft hat, der auch dieserweegen sei-
nen Ursprung hat. dass wasser soll schon vile wunder gewürkt haben, wir tran-
ken alle davon, an der stiege wo zu diesem unterirtischen Loch führt, ist ein
Kopf in stein Eingetrükt. man sacht, dass die Schergen, wo den Hl. petrus hin-
unter geführt, denselben so hart an die Mauer getrükf, dass sich sein gesicht
Eingeformt habe. Ein Engel soll jhn aus diesem sehr fest verwahrten Kerker
geführt haben, ober diesem, gefängniss ist eine Kleine Kapelle, wo Einst auch ein
gefängniss war, mit grossen quater gewölbt, da ist ein Älthar, wo oft Messe ge-
lesen wird, ganz oben der strasse gleich ist eine Kirche, die die schreiner Er-
halten, weil solche dem. Hl. josepf und falegani gewidmet ist, die beede Tischler
wahren7. Die hl. famillie auf dem Einen Altar blatt ist von Carl Marat., eine
Kirche S. Martina und eucas 8 von Pietri di Cordona gebaut, all zu vil überladen,
dieses Meisters sein Monument steth unten im gewölbe. auch eine schöne Ca-
pelle. hir ist die Äcademie der Mahler9, wir sahen schöne Zeichnungen, auch von
Architekten gute Sachen, posirten basreliefs, unter andren ein potraif von Rafael,
wie er sich als schühler hinter den Hl. lucas stellt, der just an einer Maria mahlt,
eine Hofnung von angelika gemald, wie Sie 20 jahr alt war. es ist Schön, hat
aber das feste in den formen nicht und die Colorit ist auch nicht das, was Sie
jzt ist. Von Wernef, hab ich für Salvator Rosa gehalten, es ist ganz die Arth
dieses Meisters, studiert nur bessern Colorit, keine so feurigen wölken.
nun gings wider an die Ehrwürdige Antiken, dass sind Sachen, poz Donner-
wetter sacht hirt, da muss man respekt haben, da kan man sehen, was die alten
für leuthe waren und was wir nun geworden sind p. p. Der Triumpfbogen des
Septimus Seferus ist noch ein beweiss, wie man gewust hat, helfen zu belohnen,
es sind noch Schöne basreliefs da zu sehen, aber vile Verzirungen von bronse
sind alle schon längst wech. wen die alte Ruinen nicht so gross stein Clöze die
Meisten wären, Es würt zu vil Mühe Kosten, solche wech zu weisen, es ständ
gewiss keine spuhr mehr. Die ganze Nation ist nicht wehrt, solch grosse Sachen
 
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