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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Januar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0070
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rnlt 44 lmd 27 Stl'iinncil aus dcr Wahl-
urne hervor. v. Glclchcnstci'n erstattet
hi'crnach Beri'cht nbcr die Bittc der Gc-
inel'nden dcs Alnrsbezirks Konstanj iind
andercr AintSbezkrkc, alS: Ach :c. wcgen
Abändckniig des nenen Weinstellcrqesetzes.
Die Kominission glanbt, dast die von dczi
Bittstcllcrn angcsührtcn bedailerlichen Fol-
gen nicht dnrch das nene Weinstcncrgcsetz
hcrvoraerilfcn worden scicn, daß sic viel-
mchr zn dcrcn Bcscitigllng eine Vcrbes-
sernng ihrcs Crzcilgniffes ailstrebcil solllcn
nild b.eantragt Ucbcrgang znr Tagcsord-
nuilA. Bär v. E. vcrtrant dcr gr. Re-
giernng, daß beiin Ciiitritte schlechter Wcin-
jahrc cinc ni'cderc Besteiicriliig dcs gcringen
Weincs eiiitrctcn wcrdc. Faller hättc gc>
wnnscht, daß die Bittschrist dcr gr. Ne-
giernng zur Kcniitiiißiiahinc übcrwiescn
würde; dic Biktstcllcr hätten nachgcwicsen,
daß. die Wciiiftcuer iu cincin unrichtigeu
Vcrhältniffc zu dcir Wcinpreisen stehe nnd
der Eiuwand dcr Prtitionskoiniuission in
Bctreff dcr Aiistrtbluig einer verbcffertcn
Kultur gcb.c sichcr kcl'ncn Gruud ab, die
Bittstellcr zilrückznwcisen. Sieb, Federer
und Gschrcp thcileu :m Allgeuieilicn Fallers
Ausicht; Bissiug uud Blankeuhorn. weiscn
dagegen auf dic Geineindcn Sipplingen,
Ispriilgcn, A.chkarrcu und Bickcusohl, wo
die verbeffertc Wciilproduktion crfrculich»
Resnltatc gclicfcrt hättc, und dieseu G»
ineiudeu sollten dic Bittstcller nnr nach-
ahmen. Von der Regieriingsbank wird.
cntgegnet, daß cs dic Wciuprodllzentcii in
dcr Haud hättcn, das Gcsctz für sich sclbst
günstig zu gestalten, sodauu anch. die Vor-
züge deffelhcn hervorgehobcu, uud nachdcin
dcr Bcrichtcrstatter die vorgeb.rachtcn Ein-
wcndnugen zu widerlcgeu sich bcniüht, der
Koininissionsantrag von der Kainincr zuin
Beschlusse erhoben. (Schluß folgt.)

Kcrrlsruhe, 18. Jaü. Erst heutc
erhaltcn wir Nnchricht, daß Se. Königl.
Hoheit dcr Großhcrzog vor einigeu Tagen
hci deiu Ausfahren auf die Iagd dnrch
das, ipchcnwerden dcr Pferde iu großc
Gefahr hätte gerathen könneii, wcnu uicht
durchdic kaltc Bcsoiinenheit niisercs durch-
lanchtigstcn Fürstcn und dic energischc
Unterstützuug^ der Dicnerschaft und eines
hcrbcigeei'ltcii jungcil Manne^ noch zu
rcchter- Zcit dieselbe abgewcndet wordcn
W.äre, Dcr letztere erfreut sich eines fürst-
lichen Gescheuk'cs und der. guädigst aus-
gesprochcnen Huld unsereS attvcrehrten
Großherzogs. (B. Lz.)

Mannheim, 13. Ian. Die Jsraclitcn
unscres Landes haben, indein sie bei dcr
zweiten Kaininer der Landstäude Pctitionen
eiugereicht, wclche die Aufhebung dcs § 54
dcs Bürgcrrechtsgcsetzes vom 31. Dezbn.
1831 (ain 15. Febr. 1851 iu cinzelnen
Punkten abgeändcrt) bezwecken. Hicrnach
wcrdcn den Israeliten vcrschicdcne Ncch tc
V.orcnthaltcu, welche ihrc christlichcn Mit-
^rgir gcnießcii, während sie iu Erfüllilng

ihrcr Pflichteu keine Btschräilkung cr-
leideu. (Sie haben z. B. kcin Necht
auf Bürgeraufnahme in einer Gemeiude,
wo sie kcin angeborencs Bürgcrrecht haben,
soiidcrn die Aiifuahinc dort ist iiuintr ciue
Begünstigung odcr Gnade.) Dicsc Un-
gleichheit zu bcseitigcn, ist dcr Zwcck der
Petition, nnd cs stcht zn crwartcn uud
ist zn wünscheil, daß ciiic cndliche glnck-
liche Lösiing dcr Aiigclcgciihei't unscrcr
israeliti'schen Mitbürger auf dicsem Laud-
tage crziclt, d. h. daß der K 54 geuaun-
tcn Gcsctzxs eiiifach aufgchobcu wcrdc.

/r. Mamiheim, l9. Ian. Wenu
ich Jhneu von dem gcstcru erfolgten Todc
von Fräulcin Ainalie Jnng., Vorstehcriu
dcs Großhcrzoglichcn oder, wie es sonst
auch hieß, v. Gial'lnberg'schcn Iiisti'tilts
Nachricht gcbc, so ist eö uicht bloß, weil
ciuc trcuc Vopfrehcriin, dic ihr Wcrk in
gescgnetcr Weise 25 Jahre fortgcführt hät,
dcur Erz.ichungswcrkc. ciitrisscn ist, nichc
nur, wcil Juug Stilliirg's Tochter
und mit 'ihr dcffcu Stainui hingegaugcn
ist, sondcru wcil vielleicht das auch außev
deir Greiizen Dcutschlands berühmte Jn-
stitut für FräilleiuS höhever -^tände iu
Frage gestcllt ist.

Zwar wird Fräuleiu v. Palaiis, die
ältestc Lehrcriu, eiiistweileu, die Lcitung
de,r Anstalt übernehmeil. Allciu vou dev
Entscheiduiig Ihr.cr Kais. Hoheit dcr Frau
Großherzogin Stephanie, welcher daS
Trallcrcrtl'gnl'ß sogleich nach Nizza gcmcl-
dct wnrde, häugt die wcitero Entscheidilug
ab. Es ist die Fragc erhobeu w.ordeu, ob
Uicht das Institut, welches bislang zwei
Dritthcilc protestautischcr Zvglinge hatte,
diescu Charaktcr verliorcn und damit seincu
Glanz, wenigsteus i'iii Bezi'chung^ auf sein
Einkomiuen vcrliercu werdc? Mau glaubt,
die Stadt selbst, welchc von der Anstalt
eiue Eiiiiiahine von vielleicht nahezu 100,000
Gulden hattc, werdc sich spcziell für die
Beibehaltnug der bisherigen Unterrichts-
uud Erzichiiugsweise bei dcr Fran Groß-
herzogin. vcrwcuden.

Ails Btlden. Die seit 40 Jahren
bestehendc evaugelisch - protcstaiitischc Kir-
cheilgeineinde in Konstauz zählt.gegciiwär-
n'g ctwas über I lOO Scclcn, entbehrte
aber bisher ciner Schnle. Da die Mittc!
dcr Gculcinde zu dcreu Errichtnug zn ge-
ring sind, so hat. die Gemeindebchörde
ciucn jährlichen Zuschnß von 400-fl. be-
willigt nnd dic spätcrc nuentgcldlichc Uebcr-
lassnng. eines Schnllokals iu Anssicht ge-
stellt. Ein erfrenlicher Beweis religiöser
Dilldsamkcit. — Ju Freiburg zcigen sich
bercits die Folgen der Conventiou. So
soll uach dcin „Karlsr. Auz:" die Univcr-
sität Freibnrg ein großes thcologisches
Seini'nar wcrdeu. Wie mau die Lehrfvei-
heit versteht, erklärt sich cms eiuem Vcr-
fahrcn gegcn den Profcffor Sengler,
deffcn Kollcginiil sälUintliche Thcologeii ans
,/frcicn" . Stückeiz verlaffcn habcn solleu.

Sogar der große Gcschichtschreiber v. Not-
teck milß dieseu Pianen dicnen, der, desscn
Werkc in dcn 30er Iahren in deni Frei-
burgcr Scininar verbrannt wurden. Alle
diese Bestrcbiingcn crzeugen natürlich Gc-
gcnbcstrebniigcil. So fand am 12. Ian.
eiue von den Tcutonen, Sneven und Rh^
nanen sehr zahlreich bcsnchtc Stndcnten-
versaulinlnug statt^ worin bcschloffcn wurdc:
1) die Abfaffnng ciner Dankadrcssc an die
betreffendcn Herren Profcfforen, die daS
bekannte Proinemoriä untcrzcichnetcn; 2)
einte man sich dahin, dcm dasigen Pri-
vatdozenkcn Hru. vr. Fritschi, der ein
von den Studcnten der Thcologie sehr be-
snchtes nnd ihilen in ucncstcr Zcit vcr-
botcncs Vlib'ivam liest — cr ließ sich
nämlich beikomincn, Verschiedeneö übcr
Thcologie niid Konkordat zä behauptcn —,
dicsem Herrni cntschloß man sich, nächstens
cin solennos Ständchcn, bezi'ehilligswcise
Fackclzug zn bringcn nnd scin Kollcgiiim
in Ziiknnft in rwrport; zu besnchen.

Auü -Buden. Am 16. Ia». ver-
starb in. Frcibnrg nach knrzem Kranken-^
lager der Handclsinaun nnd frühcre Ge-
meiudcrath Karl Heinrich Kapfer im 59.
Lebcnsjahre — Domäncurath Warnköuig
von Donaneschingcn bcsinvel sich gegcn-
wärtig in Freibiirg, uin mi't dem erzbi-
schöflichen Stnhle die fürstlich fürstciiber-'
gischeu Pfarrpatronate zu ordnen. — Zn
KarlSrnhc verstarb am 16. Iannar dcr
Kollcgialassistcnt K. W. Asbrand, a>n Gc-
ucrallandesarchive angostellt; derselbe be-
rechtigte nach schriftstctterischcn Arbeitcu
in Dr. Badcr's „Badcnia" zn schöiicn
Hoffnuugen.

Stuttgart, 12. Jan. In Knrzem
werdcn lant Versichernngen der klerika/im
Blätter die Adrcssen an den Papst ge«
schlogeu nnd die Vcrzeichuisse darüber be-
kannt gegcbcn werdcn. Man wird darans
crsehen, daß Hnnderttanseiide von dent-
scheu Katholikcn die Dnpes des Beherr-
schors von Frankreich geworden sind. Die
Uiiterzeichuer der Protestc gegen die Ver-
mindernng der weltlichcn Herrschaft dcs
Papstes. glanbteu Lonis Napoleon cnt-
gegenzuarbeitcil und habeu ihm iu Wahr-
hcit in dic Händc gearbcitct. Die Pro-
teste hätten nnr danu cinc wirksame Be-
deutnug haben könueu, wcnn hinter ihncn
der Willc gestanden wäre/deu Kampf für
deu Kirchc'nstaat gcgen Napoleon und die
Italieucr aufznuehmcu. Deu guten Leu-
ten, so viel ich dcren gesprochen häbe, ist
aber nicht beigefallcn, etwaS für den Papst
wagen zu wotten. Dies weis Napolcon-
deßhalb wird er dcr Protefle nur spotten.
Deu Italikuern abcr werden die Proteste
alö Urknudeii dargestellt wcpdcu, däß das
dcutsche Bolk ihrc politische Uuterdrückimg
wolle, uud dic Kluft zwischcu Italieu uiid
Deutschlaud wird davurch vkrgrößert uiid
Italicii sester an Frankreich gcknüpft wer-
den. Dies ist cs, wäs Napoleon will,
 
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