Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Februar
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0105
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Heidellrerger TagblM.

R» 27. Mittwoch. 1. Fel>ri,ar WMLLASKL


D e u t s ch l a n

i- Heidelberq, 30. Ian. Am 29.Ian.
Mittazs l Ühr 'verschied zu Nizza, mit
dcn heiligeu Sterbsaklauienteu verseheu,
Ihre Kaiserl. Hvhcid die Frau Großher-
zogiu Stephan ie vonBadcu. Höchst-
dieselbe war gcboren am 28. August 1789
und mit Sr. Koiiigl. Hoheit dem Hvchst-
scligen Großhcrzog Karl vermählt am
7. April 1806.

^ Heidelberg/ 29. Ian. Mit wah-
rem Bcrguügen. Kaben wir uud mit unö
noch Viele aus. Karlsruhe gelcsen (siehe
Nr. 23 d. Blätter), daß dasclbst der ka-
tholische Vereiu, wegen der Kouveiitiou
mit dcm päpstlicheu Stuhle, ui,r dc.ßhalb
vou einer Dankadrcfse au den Gioßhcp-
zog abgcsiaudeu., wcil er von der Ansicht
ausging, „daß derartige Schritte
dcu St r.o m d c r gegc u s e i tigen A u f-
r eg uug u ur v ersiärken mü ßten,
w a ö m i t d e.r ch r i st l i ch e n F r i cd e n 6-
I i eb e n i ch t v er einbar w är e/t Ehre
solchen Gesiiinuugeu! Doch leidcr walteu
sie nicht überall; wir hvrleu von eincr
uicht allziiferuen Gemeiude, wo Derjfnige,
der eiii Bole dcs Friedens scin sollre, ein
seiiriges Schwert nnter dieselbe wars —
Dieustboten, welchc bei Herrschafteu dien-
teu, dic ciner andeni christ'Iichen Konfcs-
sion angehvrteii, austorderte, diesklbeii zu
verlasieu und so zwischeu dic sonst fried-
lich zusammen lebenden Bewohuer bcider
chrisllichen Glaubensbekenntnisse gegcnsei-
ligen Haß niid Zwietracht pflanztc. Möch-
tcn diese Worte genügen I — Wcr fragce,
als es iu Walldorf, Saiidhauseil oder
Plänkstadt brannte, gehvr: das brcniiende
Haus cinem Katholiken, Protestanten oder
Juden, wer fragte den Löschendeu, wes
Glaubens er wäre? Er half ans Men-
schcnpflicht! — So soll, so mnß essdurch-
gehend werdcn, wenn wir wahre Christeu
sein wollcn.

Karlsruhe, 30. Januar. Auf Sr.
Köni'glichcii Hoheit deö Grvßherzogs aller-
höchstcn Befehl svll wegeu höchstbetrüben-
deu Ablebens dex Durchlauchtigsteu Frau
Gro ßherzogin Stepha n i e von Badeu
K a iserli<he Hvheit Traner auf z e h n
Wocheu angelegt nnd getragen wcrden.

— 30. Iau. In Folge des höchsibe-
trübenden Ablebcns Ihrer Kais. Hoh. dcr
Frau Großherzogiu Stephanie'bleibt

186V

das großh. Hoftheater von heutc an
bis auf Weitercs geschlossen.

— 30. Iaiinar. Vor cinigcr Zeit hat
Lvwcnwirth Dalde iu Schönau, A.
Heidelberg, beim Grabeu eincs Felsenkcllers
einen klcineu irdenen Hafrii gefundeii, iu
wclchem sich -12 größcre und 69 klcinere
silberue Müuzcu befanden. Erstere
habcn etwa einen Silbcrwerch von 15
Kreuzcrn, die Größe eiucs Zwanzigers,
und tragcu auf der einen Seite das pfäl-
zische, auf der andern das böhmische Wap-
peu des Kurfürstcii Friedrich von Psalz-
bapcrn, Königs von Böhuicu, mit ent-
sprcchcnden llusschriftcii und der Iahrcs-
zahl 1621. Die kleineren Münzen sind
Dreikreuzerstiickc aus derselben Zeit von
deii Grafcu. von Soluis und den Grafen
vou Stvlbcrg. Ihrer Seltenheit wcgsii
sind dic Münzcn, intcressanr.

Aus dcm Oberlundi 26^ Jannar.
Nach'erhalicncr Versichcrnna werdcn vvn
dex ultramoutaiien Partei allrrorts Eiu-
gaben au 'dic Kaminer bekiicben, znr Zeic
aber nicht abgcgebeir, um eics knrz 'vor
der Diskussioii über das^ Konkorvat zn thun.

Bonn, 29. Jan. (Köln. Ztg.) Wi"r
habcu Deütschland, das unlängst mit freu-
diLcm Stvlze scinc Dlicke nach nnserer
Stadt gewaudt, eine schlnerzlich'e Kunde
zu meldeu: Ernst'Moritz Arndt, scit
dem zweitcu Wci'hnachtstag v. I. im 91.
Lebensjahr, ist uach kurzrr Krankheit hcutc
um d-ir Mittagsstiinde sauft ver-
schieden. Sichcrlich hat die Aufreguug
und Anstrengung seit seinem itkiilichcn Fest-
tage die Abnahme seincr Kräfte bcschlen-
nigt: der Treffliche hatke geglanbt, überall-
hin, von wo ihm freundlichc Gcsinnlingcn
kuiidgcgeben warcn, sriuen bcsouderu Dauk
anssprechcii zu uiüsscn, und hatte so iu
deu letzteu Wocheu weit über hundert Dank-
sagnug 6 schic i b cu abgesaudt.

Düsseldorf, 26. Iäu. In Svll'ngcn
wird die Wastcnfabricativn. gegenwärtig
so schwungstaft betriebcn, wic vielleicht
nchch Vn'e irühcr; in alle» Fäbriken sind
sv viel Arbeiter angcstellt, alö irgcnd
Platz haben, in den mcistcn wird selbst
Nachts gearbeitct.

Ersurt. An die Abgcorductcii d.-ö
Erfnrtcr Wahlbezirkcs, ist cinc^ nnt »ber
800 Unterschriftcii bcdccktc Eiklanmg
abgegangcn, worin die Abgcocdncleii^e -
sucht werden, beim Landtage s»r Heilei-

fnhriing eiuer Umgestaltung der deutschen
Bundesvcrfassnna zu wirkcn.

Münchcn, 27. Ian. Dic Münchner
Adresse an dcn Papst zählt im Ganzen
jetzt 87,113 Untcrschriftkii, vou dcncn
.auf hicsige Stadt elwa dcr zwölsteThcil
konimt. Im allgcmeinen sollen aus
Bapcrn 250,000 Namen anf den Adres-
scn der Perschiedcneu Diöccsen stehen.

Wien, 24. Ian. Seit cinigcu Tagen
erschcinen inchrere Mitglieder der unga-
rischcn Aristokratie in den Logeu der Hof-
theatcr im Nationalkostüm. Besouders
gcsaüeu sich die Danicn in der kleidsamen
Tracht ihres Vaterlandes, und die dnrch
ihre Schönheit hervorragendt Gräsin Nako
zog vorgcstcrn bei ihrem Erscheinen in
den wciß-röth-grüneic Farbcn die Blicke
des ganzcn Püblikuins auf sich. Auch auf
den Straßen mehren sich die Honp-Hüte
mil Fcdern und Attila-Nöcke zusehends.
In den öffentlichcn Lokalen vcrlangen die
hier lebendcn Ungarii mit Ungestüm das
Abspielen von Csardascn , Kör - Tänzcn
und des Nakoczp-Marsches. Ain 9.-Fc-
brnar wird ini Spcrl ein ungarischcs
Ballfest abgehalten, wobei jeder Theilneh-
mer in Natioualtracht erscheinen muß,
nnd das glünzend zu wcrdcn verspricht.

Wicn, 24. Ianuar. In Vencdig hat
dcr passive Widerständ gegcn alle Anord-
nungcn der Negierung und cin init Hohn
gkinischtcs gänzlichesIgiiorircn allcsdessen,
was von Oestcrreich koniint, eincn so hohen
Grad crreicht, daß die dortige Statthalterci
es nicht mehr wird vcrineiden können, zu
ernsten Maßregeln zn schrei'teii. In Ve-
nedig kouimen jetzt Bcispicle vor, daß selbst
Verwaltungsbcamte, dic zwar Italiener
von Geburt sind, abcr noch ini kaiscr-
lichen Dienste sieheii, sich als gänzlich nn-
zuvcrlässig erweisen.

° Wien , 25 Ian. Die. Thronrede der
Köiiigi» Vietonä hät hier dnrchaus nicht
bcsricdi'at. insbesondere da dieselbe die

durch die Verträge anerkanuten Nechte"
iiicht mehr bcrührt und däs Princip der
Nichtintcrvcnti'on in feicrlicher Weise pro-
klamirt. — Die nngarischen Dcputationen
crhielten auf ihre Bitte, um cine Audienz
beim Kaiser, deu Bescheid: sie möchtcn
ihre Anliegei) dem Ministerpräsideiiteu
vortragcn. _

Wien. Die in B otzen (Tprol) sta-
tionirteu österr. Trnppen haben Besehl
crhalten, nach Veneticn abzugehen.
 
Annotationen