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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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April
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0386
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habe di'e Feder cl'iies gewissen inittclstaat-
Ilchen Ml'nlsterü dic dcutschc „Bnndeöpo-
litik" noch m'chtqemacht. Wohin sci man
.qekommen? Nicht ,im dic knrhcssischc Ver-
fassunq handlc es sich hicr, sondecii nm
dic gegen Prcnßen qerichtetc östcrrcichische
Politik. Man qlaube, daß man daü, waS
man dem Ministerium Mantenffel qebvtcn
habe, seszt anch dcm Ministerinm Hohen^
zollern bieten könne. . So handlc man
sctzt., wo cs döch anf daö Necht nnd
mchr als je auf das Recht ankommc,
da der Ncichsfeiiid doch qewisscrmaßcn
bercits vor den Thorcn stehc. Rcdncr
wcist hicr auf die allgemeine politischc
Sitilation iind llamentlich anf die Uncnt-
schiedcnheit der übriqen Großmächte hin.
Darum kvmme jetzt Allcs znmeist anf
Preiißcn nnd Dentschland an. Redner
hofft sodann, daß die übriqen Landesver-
tretiingen in Dentschland der prenßischen
folgcn wcrden. Namentlich hofft er dics
anch von dcr baperischen. Jn Baden sei
dcr Umschwnng bereits erfolgt, wo in
Fvlqe dcs Votums dcr 2. Kammer ein
hochherziqcr Fürst cingesehen habe, wie
cin vcrderbliches Minstcriilin ihm statt
der Liebc des Volkes, cin — Concordat
habe geben wollen. (Dravo!) — Neichen-
spcrqcr ist, als Mitführcr der katholischcn
Fraction, natürlich geqen dcn Antraq. Für
daö hessischc Volk cmpfinde er zwar alle
Spmpathie; abcr er mü»e anch hervor-
hebcn, daß Knrhcsscn sich in dcr fraqlichen
Zcit sast im Znstandc der Nevolntion be-
fnnden. (Zischcn und lantcr Widerspruch.)
Endlich müsse an.ch die allgcmciiic poli-
tische Lagc vor eincm Schritte warnen,
der zu eiiiem Zcrwüvfniß in Dentschland
führen könne. (Lauter Widcrsprnch.) Red-
ncr bcantragt schließlich dic abänderndc
Nrsolntion: „Mit Rücksicht anf die poli-
tischc Lage Enropa^s niid die Ln'cherheit
des Paterlandcs spricht diescs HanS dic
Erwartung ans, daß die Staatsregiernnq
daranf bedacht sein werde, cinc gütliche
Ansqlcichnng in der hessischen Fraqe her-
beiziisühren." — Mathis: Knrhessen sei
nicht im Zustande dcr Ncvolntion qcwesen;
notonsch sci es, daß der Nechtsbrnch von
Hassenpslnq willkürlich beqanqcn wordcn.
(Stnrmisches Bravo.) Hicr einzntretcii,
sei eine Sache der prcnßischen Ehre, so-
wohl nm des knrhcssischen Nechts, als
anch nm Preußcns sclbst willcn. Die
politische Scite, mclche hier spielc, kenne
Man; habe der bapcrischc Minister v. d.
Pfordtcn nicht sclbst in der baperischen
Abqeordnetciikaniiner crklärt: anfhessischem
Bodcn sci dw deutschc Frage cntschieden
wordcn, nnd lcdiqlich darnm nnd nicht
um die hessiichc Verfassnnq habc es sich
qehanvelt. Nedncr belcuchtet darum das
Vcrfahren des Bnndestaqs in rechtlicher
Bcziehnnq nnd liest dabei cinc Steltc ans
einer Dcpeschc Metternich's ans dcm Fc-
bruar 1848 vor, in welcher dcr kurhcs-

sischen Neqicrunq bcdentet wicd, vaß cr,
Mettcrnich, qrgen dic Aendernngcn, welche
dic knrhcssischc Regierung in der Vcr-
fassunq bcabsichtige, zwar nichts einzii-
wcndcn habe (Metternich billl'gtc also
selbst auch die Verfassnng von 1831!),
daß jedoch dic Eiilwillignnq der Stände
dazu nöthig sei, fndcm die Competeuz dcs
Bundestags hicr ganz und gar aufhörc.
(Hört! hört!)

Nnn, Mctternich sci hier doch wohl einc
nnzweifclhaftc Antorität! (Große Hcitcr-
keit.) Um so weniger sci darnm jcpt auch
für Prcnßen Grnnd znr Nückkchr zn cinem
zweitcn Ollmüh vorhanden. (Bravo!)
Mögc die Staatsreqierung anf dem be-
tretenen Wcge nnr rnhig vorwärts gehcn,
in der Zcit dcr Noth werdc ihr dafür das
qanzc dentschc Volk znr Sci'te stehen.
(Bravo!) — Harkort: Das dcntschc Volk
sei nicht da, nm mit Füßcn getrcten zn
werden; die in Schleswig und Holstcin
nnd iii Knrhesscn beqangcnen Sündcn müß-
ten wicdcr qut qemacht wcrdcn. (Bravo!)
— v. Sängcr: Er habc eS wahrlich nicht
erwartct, daß in dicscr Versaminlniiq cin
Mann sitzc (Reichensperqer), der dcn Tha-
tcn Hassenpstiiqs das Wort rcden köiinc,
dcs Manncs, desscn Namcn selbst man in
qntcr Gcsellschaft nicht auSsprcchen diirfe.
Nedner geht dann nähcr anf die L-ache
ein. Prenßcus Negiernng raffc sich, im
Geqensatzc znr voriqen Ncqicrunq, wieder
anf; er hosse, daß die Negiernng'anch
wcitcr und conscgncnt ihre Schnldigkcit
thnn wcrdc. Dic Prätciisioncn dcr klcinen
und mittleren Ncgicrungcn müsscp))rciißcn
endlich einmal krästiger niederhalten. Die
Hanptsache bleibc jedoch das dentsche Vvlk,
dcsscn Spmpathie für Preußcn werthvollcr
sei, als dic dcr Rc.giernnqcn. Der Klä-
rnngsproceß habe in dieser Beziehung be-
reits bcqonnen, nnd Sache der Ncgicrnng
sci es nun, dicsen Proccß zu Ende zu
fnhrcn. Das werdc erreicht, wenn dic
Staatsreqiernng, im Bcrcin mit der Lan-
dcsvertretnng, einc hochherzige dcntschc
Politik versolgc. Dann wcrde man sich
in Deutschland daran qcwöhiicn, das ver-
mißte dentschc Parlament im prenßischcn
Abqcordnctenhansc (!) zn erblicken. Darnm
möge unserc Dcvise scin und blciben:
vorwärts. für Preußcns, für Dentschlaiids
Ehre! (Beifall.)

Berlin, 22. April. In nnsercr qestri-
qcn Nllinmcr haben wir den Antraq dcs
Hrn.' v. Carlöwitz bezüqlich des dentschcn
Bnndestags ansführlich mitgetheilt. Diese
Erklärnnqcn ans dem Mnndc cines frühc-
rcn Miui'sters und geistvollen, qcinäßiglcn
nnd übcrall hochqeachtctcn Manncs konn-
tcn ihrcn ticfcn Eindrnck anf dic Ver-
samnilnnq nicht vcrfchlcn. Sie'qeben den
Bcweiö, wic wcit die Bcwegunq schon
rcicht, nnd was man anch über diese De-
batte sonst llrtheilen maq, so viel ist ge-
wiß, daß die prenßische Staatsregiernn.g

nicht mchr ziirück kann. An Umkchr, di'e
nach Olmü^ führt, kann sie ohne Selbst-
veriiichtnnq nicht mchr dcnken.

Wien, 23. Apri'l. Ncichsrath Plener
wurde l'iitcriinistl'sch mit dem Fi'nanzinini-
steri'nm betrant.

F r a n k r e i ch.

Paris, 18. April. Die Erbitterimg
gc.gen dic Schweiz ist in ofsicicllen Kreisen
schr im Wachsen.

Paris, 20. April. Das Znchtpolizel'-
qcricht von Polticrs hat das Gcsctz vom
Inli 1849 wcgcn Prcßvergchen anch anf
bischöfliche Ausschreibcii nnd Hirtcnbricfe
angewciidet und sie politischen und natio-
iialökonomischen Schriften glcichgestellt.
Demqcmäß wurde dcr Drnckcr Öndin
zn Poitiers wcgrn Drncks und Verkaufs
cincs Circnlars deS Bischofs von Poitiers
zn 100 Fr. Geldbuße vcrnrtheilt.

Marseille, 2l. April. Dcr Neapler
Correspondent vom 17. d. meldct, daß
dic bewaqnctcn Bandcn auf Sl'cilien zer-
sprcnqt wordcn; dic lepten Trümmcr wer-
den vcrfolgt. Man vcrsichcrt, 13 Insur-
qenten. seien im Klostcr der Franziscaiier
zn Palermo qefaiigcn und crschossen wor-
den; mchrcre Mönchc wnrden znm Tode
vernrthcill. — Das Gerncht von einer
Bcwegunq in Calabrien wird widerlegt.

— Zn Neäpel fand einc große Nevue
'statt. Den Generalen und Ofsizicren ivur-
den Bankette geqcbcn. Dic Trnppeii
acclamirten dem König lcbhaft, ber so-
dann an ihrer Spitze dnrch die Haupt-
stadt zog.

B e l g i e n.

Brüsscl, 21. April. Gestern starb
hier dcr Bürqcrmcister Karl de Bronckcre,
einc der bedentcndsten politischcii Persön-
lichkcitcn des Landes.

C' tt g l a tt d

Lottdon, 22. April. Dci' Rcntcr'schen
Aqcntnr w)'rd ans Wien bcrichtet, eine
völlständi.ge Acnderniiq dcs NcgiernngS-.
spstcmS werdc crwartct; die Centralisa-
tion werde für alle Provinzen dnrch ciii
pcrmanentes Födcrati'vspstcm erselzt wer-
dc», wclches dem Prineipc der Nationali-
tätcn nnd den besondereu Intcrcsscii jedcr
Proviiiz besscr Gcnügc leisten wcrdc; es
schcinc qcwiß, daß der Kaiscr Franz Io-
scph sich als König von Unqarn wcede
salben laffen.

S p a tt i e n.l

Dic Zahl dcr Hinrich tnngcn, die Ok' ^
teqa's mitqercchnet, bcläuft sich anf vier. >
DaS Ministcrinm soll dcr Köiii'giii I>a- !
bclla den Nath crtheilt h abcn, alle übriqeii
Mitschttldiqcn Orteqa's zn bcqiiadigeil.

Jtalie»

Turin . >9. April. Die Coiiiödl'f,

welche mit dem Volkswillen in Nizza
 
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