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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Mai
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0414
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schon vocher 300,000 Stticke für Feaiik-
rcich aufqekaiifl wareu. Der Tiichinarkt
war anfangö schr flau, später, alö Haupt-
ei'nkänfer aus Bapern nnd Frankfnrt a. M.
eintrafen, ctwas besser, bvch iimner zu
gcdrückten Prcisen, 2 bis 5 Gr. weniger
per Elle. Das Lager ist groß; ainerika-
nische, schweizerische, italienische Einkäu-
fer fehlen. Seidenwaaren gehcn ganz
schlecht, das Hauptgeschäft davon nach
Pvlen hat sich iniiner inißlicher gestaltet.

VreSlau, 27. April. Der „Schle-
sischen Ztg." zufolge hat dcr päpstliche
Nnntinö dcn beidrn ordentlichen Prvfesso-
ren der hiesigen katholischen Facultät, Ca-
nonicnö Or. BaItzcr und 1)r. Bittncr,
die vLiürl l«L6»cki cntzogen, dcin crsteren
bloß provisorisch, dein zweitcn dcsinitiv.
Am schwarzcn Brctt besinden sich die nach-
folgenden zwei Anschläge:

daß ich nach ciiicul — mcinc kirchlichc Orlhodoric
wcrdc. Profcssor l)r. Bittncr."

Wien, 27. April. Ueber dl'e Vor-
fälle, die dein tragischen Ende Brnck's nn-
inittclbar voraiigcgangen sind, schreibt ein
Correspondent der „Köln. Ztg." FolgendcS:
Ani verflosseneii Frcitag verfügte sich, wic
ich anS guter Qnellc vernehine, in Folge
der Geftändiil'sse der weitcr in deiii Pro-
ceß Epiiatten-Ni'chtcr Jnhaftirten eine gnS
GcrichtSpersoncn des hicsigen LandgericbtS
zusaininciigesetzte Coininission in die Woh-
nung beS BaronS Bruck, uin inehrere auf
dcn Gang der Verhandluiig bczugiichinende
Fragcn an den Finaiiziniilistcr zn stellen.
Bruck war sichtlich befangen iind vcrlegcn,
sowic anch die von ihm abgegebencn Er-
klärnngen init dcn gerichllich gtinachten
AnSsagen der bereitS in Verhaft Bcsind-
lichen sich i'ni Widersprnch befanden. Die
Cvinniission zog sich nach Anfnahnic cincS
ProcoeollS zurück nnd erstattete vnrch die
Ober->Ätaak6anwaItschaft an Sc. Maj. den
Käiser den Bericht, daß „nicht nnr die
Gegenüberstettiln.g des Finanzinl'iiisters init
dcn nbrigen Angeschuldigten gebolen, son-
dern, da der dem Acrar verursachie Schaden
den Betrag. von 300. fl. übersteige , die
dnrch das Gesep vörgeschriebene Unter-
sllchnngshaft an ihm zu vottziehen wärc,
wozu sich in diesein Fattc die atterhöchste
Genehiiiigung crbetcn würbe." Mit nicht
gcnug anerkeilnenswerther Gerechtigkeit und
Unparteilichkeit gab der Kaiser, nachdelu
frühcr die Enthebung deS Barons Bruck
von seiner Stellc erfolgte, scine Zustim-'
mung hiezu. Das AmtSclitselznngö-Decrct
kam Brnck bekanntlich erst AbendS nach

scincr Nachhanseknnfr auö dein Thealer zn.
Er mochte ahncn, welcheö Schicksal seiner
ain ilächsten Morgen harren dürfte, nnd
zog eö vor, deinselbcn durch freiwittigen
Tod znvorzukomineii. Die Knnst dcr Aerztc,
dic Mvntags zeitt'g früh gernfen wnrden,
hielt das cntflichenbc Leben bis gcgcn
5 Uhr Nachini'ttags znrück, ilin welche
Stunde Brnck gcstorben r'st.

Wien, 28. April. Der „Brcsl. Ztg."
wird geschrieben: „Man spricht von neiien
Vcrhaftungen; über den Fl'nailzkreise»
schwebt einc finstere.Wolkc. Daß Nichter
eiiien inißlllngciieii Fluchtversnch gemacht,
stcht außcr Zweifel. Derselbe fand am
vcrflosscnen Montag statt. Ein Gcfaiigcn-
wärter,.dcr sich bcstechcn ließ, Nichter einen
Paß nach Hamburg übermittclt nnd ihin
znr Flncht ans dcm Gcfängniß bchülflich
gcwcsen, sowie ein Droschkenkntschcr, der
hinter dem Criminalgerichtsgebände auf den
Gefangcnen gewartet, ist vcrhaftet. Nichter
wär schon l'in Freien, als ihn ein bcs
Wegcs daher koiniiienber Gefangenwärter
erkanntc und wieder fcstnahin.

Wicn. Herr Richtcr bot einem Auf-
scher die Snnime von 10,000 fl., wenn
cr ihm. znr Flnchc bchilflich sei.

Wicn, I3. April. Die „Ostd. Post"
cnrwirft cin cntsetzliches Bild von den
letzten Slnnden Bruck's. Sie schrcibt:
„Der Unglückliche wand sich die" halbe
Nacht in körperlichcn Schmcrzen: wieber-
holt hac er Anläufc genonimen unb keiner
war ihm gclnngen. Mit blncciibem Halse,
mit geössneten Abern harrte er anf seineni
Belte dem Tove entgegen, .der nichc kam.
Zn der Vcrzweiflnng, die- ihn znr That
getrieben, gesettte sich die Verzweiflnng
über dcn Eindrnck- dcn diese Thac her-
vorbringen mnßtc. Er hacte das ganze
Bewußtsein berselben vor sich, nnd seine
Seeleilgnal mnß fnrchcbar gcwesen sein,
ehe die Hattuciiiatioiieii dcs Blntverlnstcs
in Bcsinnungslosigkeit übergingen. Und des
M.orgens,. als er sich noch nichc erlöst sah,
alS er die Acrzte in sein Geheinini'ß dringen
sah, als cr den Iammcr der Söhne sah,
die sich ihm zn Fnßen stnrztcn, als sogar
die schrecklichc Hoffnnng: gere cet zn wer-
den, sich ihm eröffnete, welche. Seelen-
folter, iilinitten gräßlr'cher phpsischer Pein
ȟt verlepter Kehle, mit dnrchiiitteneii Ar-
tcricn, mit zerflcischtem Gemnthe nnd be-
wnßtein Geiste zwischcn Leben unb Tov
zn schwcben! —

Ueber B r u ck bemerkt die Berl. Revne"
n. A.: „Wenn der Kaiscr von Öesterreich
betrogen wird dnrch seincn Finanzminister,
so barf er sich nichc beklagen, denn inaii
darf eineiitt Finailziiiinister nicht trauen,
der ein so niigeheures Desicit eingesteht
uiiv doch Milii'ster blcibt, ohne ein Wort
der Erklärnng zu gebcn.

Wien, 29. April. ES ist in der letzten
Woche viel von den fabelhaften Suilimcn
gesprochen worden, die sich Frhr. v. Bruck

als Finanzminister erworbcn habcn sollte
unb vie darüber verbreiretcn Gci üchte waren
von großem Einfluß anf vie Benrtheilung
der ciitsc^lichen That dicscs so ausgezcich-
nctcn Staatsmannes. Ficiherr v. Brnck
war Besitzer eincs HanseS in Triest im
bcilänsigen W.ertha von W0,000 fl. und
eines Hansantheils in Wicn, welches nicht
über 50,000 fl. Wcrth hai; ferner besaß cr
cine Herrschaft in Slavonien, woranr bis
zu seiiiem Tode als Kanfichilling 200,000
Gnlden bezahlt warcn, National-Anlehen
im Betrage von 50,000 fl. nnd andere
Staatspapicre im Gcsammtbelragc von
300,000 fl., die aber zn zwci Dritlhcilen
Werth bci der Nationalbank verpfändet
waren, um cben den Kaufschilling für vi'e
vor 1'-2 Äahreii in Slavonicn angekaiiste
Herrschaft zu bezahlcn. Dic Gesammt-
summc scineS VcrmögcnS soll daher im
Ganzcn nngefähr anf eiiie halbe Mil-
lion Gnlden sich belanfeil. Hinsichtlich
der Bethciligung des Frhrn. v. Brnck an
dem schwebenden U n t e r schl e i f- Pr o c eß
habcn sich mehrerc Gesandtcn anSwärliger
Mächcc in diesen Tagcn an den Grafcn
Ncchberg gcwandt, um von dicscm Aus-
künftc über das Maß der Betheilignng
Brnck's an dem Processe im vcrrranlicheil
Wcge zn. crhaltcn. Graf Nechberg hat
auf dicse Anfrage, wie heutc allgcmein cr-
zählt wird, erwicbert: „d aß biS /ejzt
nicht 6 Gravirend e 6 f n r § reiüe r r n
v. Brnck erhobcn wordcn sei." .

'Wieii, 29. April. Wie man dcr
„Sübbenrsch. Ztg." schreibt, faßte das
Landesgericht ben Beschlnß, Hrn. v. Brnck
zn vernehmen, anf Grnnd von zwei Brie-
fen deffelbcn, von benen einer in dem
Bcsip dcö Hrn. Nevolrella, 'der anvere
iii dein dcs Hrn. Richter befunven wnrde.
Der erstere-dacirt von Anfang beS Zahreü
1859 nnd wird varin Hr. Revoltella
aiifgefordert, sich zn decken, da daS Hans
ESkeles unb Arnsteiii binnen knrzcm seine
Zahlnngen cinstellen werde. Das an
Nichcer abressirce Schrciben bczog sich auf
Licfernngeii für baS Aerar, sott jedoch
ganz niibestimmc gehaltcn sein, nnb wnrde
Hr. v. Bruck nameiitlich in Bezug auf
daS leptere aufgefordert, bestimmre Cr»
klärnngcn'zu geben.

Wien, l. Mai. Die „Wr'ener Zeü
tnng" veröszentlichc die Ernenniiiig von
9 lebeiisläliglichen und 33 zeitlicheu-
anßerordcntlichen Neichsrälhen. Cs ist
eine Abtheilnng für evangelische Aiige-
legenheiten im Killtnsministerium errichtü
worden. ' -

Pefth. 27. April. F.Z.M. Benedel
hat seiiien Aintsantritt dnrch eine PrH
c l a m a tion angezeigt, dercn Znhalt »n
Weseiltlicheii folgendcr ist: „Zch werde a>»
treuer alter Svldat, sowie als Landeskin
des Kaisers wohlwollendc Absichlen gr'
wissenhaft ausführen. Die Organisatio"
des Landes bedarf ziü' gedeihlichen
 
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