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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Mai
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Heideltkerger TagdlM.

M 121. Domicrstag,2«. Mai


Garibnldi und Lnruoriciere.

Jn dcr Lagr, i» wclchcr sich gegrn-
wäiti'g Enicpci brsindrt, sind cö nichk nichr
Ncdrn nnd Mri'nnn.qcn, ivrlchc dic Anf-
nicrksciuikeit zn scsscln vcrniögcn, svndern
nnr Thätcn wrrdcn c6 srin, wclchc dir
Gcninkhrr crfassen nnd nnscrm Zritaltcr
srin Grprägc gcbcn werdcn. Dcr Worte
sind virl gewechsrlt. Wenn' rhcdrm cine
.qlänzcnde Nede, cine 'fcin dnrchgefnhrtc
Mriiinnq die Ansnici ksrimkcit ciller Gcistrr
auf sicli lcnktc, so ist inan jctztdicscr gci
stigrn Vvrlänscrci schon zu schr gcwöhnt.
Dei allcr Achtniig vor dei, Anrrgnngen gcisti-
gcr Natnr, die "dnrch ganz Cnropa qchcn,
haben wir doch vornchmlich die Psticht,
ans jeiirii Pnnkt hin dcn Blick zu richtcn,
wo die Weltqcschichte in Thatsachen wie-
der zn spiclcii'bcginnt, nnd dcßhalb fcsscln
zwci Niäiiiicr in Jtalicn iinscre Aufmcrk-
fanikcir ganz bcsondcrs, dic sich in ihrrm
Thatciidurst dic Anfgabe gcstcllt habrn,
all dic niniidlich nbcrniäßig crörtcrtcn Zcit-
srageii ihrer Nation rccht bald zn eincr
praktischcn Lösniig zn brinqcn. Garibaldi
und ssainoricicre sind zwci solche Männcr.
E6 ist allc W'ahrschciiilichkrit vorhandcn,
daß sic rccht.bald ciiicn Principiciikanipf
niit dcni Echwcrte werdcn ansznfcchten
habcn, nnd wcnn das der Fall' scin wird,
dänn wird ganz Cnropa diesein Schwcr-
terkanips mit virl gröficrrr Spannnnq folr
grn, als drn rcgsanistcii Gcisirsgrscchtcii
Pailaniciitarischcr Känipscr. Garibaldi
känipft für dic Frcihcit und Einhcit scincs.
Valrilaiidcs cincn hciligcn Kamps, dcr in
gciiancr Coiiscgncnz srnics qanzcn scit-
hcrigrn pvlitischen Lcbrns stcht; zn ihin
mnß sich allcö qrscllcn, was in Itali'cn
die „alionalc Sclbstständigkcit licbt niid
in dcr Freihcit das ci'nzigc Miktel crblickt,
es voin ^ochc frcindci, Eiiiflnsses loszn-
machcn. — Garibaldi ist dcr dinzige Held
^talicns, dcr osicn dcr Tpraniici dcr srit-
hcrigcn Hcrrschrr, abcr ancb mit dersclben
Encrgic dcm Ilcbcrgcwicht Frankrcichö cnt-
gcqcntritt. Zm Sirgc Garibaldi'o wiirde
nicht blos die Frrihcit nnd Einhcit J,a-
licns znr Wohrheit wcrdcn, sondcrn anch
dic Eiitfcssclnnq von drn Banden 'dcr
Jmriqne sich vcrwirklichrii, mit wclchcn
Frankrrich das 'Land nmschlnngrn hat.

Wcnn nnscrc Vcrmnihniig nns nicht
irre Iritct, so wird der Ansgang drs jrtzt
von Garibaldi untcrnommcnen Zuges gro-

ßcn Eiiiflnß habcn anf dic Volkösiimninng
in Sardi'iiicii. Es läßt sich gar nicht
Ärrkcnncii, daß sich dort cin Grfnhl kicfcn
Echmcrzcs hiiitrr all dcm Inbcl nber die
rbrn crst bcginnciidc Natioiialcinheit rcgt,
daß dcr ersic Schritt dcs Vcrcl'liigien
Parlamcnts cine Dcmüthiquiiq vor Frank-
rcich nnd dnrch dic Abstiinmniig über Sa-
vopcn und Nizza cin Vcrraiy am Vatcr-
lande scin soll. — Garibaldi wird abcr
m'cht fiegcn, ohne daß Lamoricierc vcrsuchcn
wird, ihm scinc Glanbtiisarmcc cntgcgei,
zn stcllrn. — Konimt cs zn eincm Kampsc!
dcr zwci Männcr, die wcnig Wortpolitik
liebcn nnd zn eincr Thatcnpolitik hin.^
drängcn, so dürfte ganz Enropa von dic-^
sem' Thatenkampf mit ergrisien wcrden;!
dcnn es Ircten in diesrni so cigeiithninlich^^
Vcrhältnisse aus, daß sie wohl gecigiict!
sein mnßtcn, die Schwäche Europa's zn
überwiiidcn, dic cs bis jetzt nnr dahin
gcbracht hat, daß das Ucbergewicht Frank-
rcichs Allcn fühlbar wnrdc. — Das Cigen-
thnmliche, woranf wir hanptsächlich hicr-
mit alifmcrksam machen wollcn, lirgt dari»,
daß sowohl Garibaldi, wie Lamoricicrc
im innerstcn Princip ihrcs-Kampfcs gcqrn
Louis Napolcon qcrichtct sind. Garibaldi,
insofern cr dahin strpbt, dic italicnische
Nativn zu einigcn nnd zu stürkcn, dämit
sie sich in ihrcr Freihcit von der Fcsscl
Frankreichs. frci macht, nnd Lamoricicrc
insowcit, als er das Knechtungsspstem des
hciligen Stnhls befrcicn will von den
Banden dcr Bcvormn»dniig,.die Frank-
rcich ihm aufcrlrgt hat. — In Garibaldi's
Tcndcnz licgt cs cbcnso, Victor Emanncl
frei zii machcn von scinrni nnbrqncmrn
Schntzpatron in Paris, wie es in Lamori-
cierc's Tcndcnz licqt, dcn hciligcn Vatz'r
von dcr Li'cbesnmarmnnq scincs getrencstcn
Sohnes in Frankrrich losznwinden. Gari-
baldi nnd Lamoricicre, dic eigentlich einen
Vcrnichtungskampf gegcn einandtr sührcn
miissen, habcn in dcm Eincn' Pnnktc, sich
von Frankrrich z'n befrcicn, widcrnm cin
gemcinsajnes Ziel. —

Frcilich wisscn wir, daß Loni's Napolcon's
Stcllnng dadlirch cher noch.vcrstärkt, als
gcschwacht wird. — Sieqt Garibaldi, so
ist cs lcicht möglich, daß cr fi'ir das Hans
Mnrat das Dlnt der Jtalicncr vcrgossr»,
und sicgt Lcnnoriricre, so ist alic Wahr-
schrinlichkcit vorhandrn, daß. die »n"rl-
italiciiischcn Provinzcn von Sardinirn loo-
gcrisscn, zn cincm niitcr Frankrcichs An-

torität crrichtcten Königreich vercinigt
wcrdcn! — Garibaldi nnd Lainoricicre,
obwohl sie in ihrcr Tcndcnz gegcn einaiider
nnd niigeineinsain wicdcr gegcn Lonis Na-
pvlcon gerichiet sind, könncn möglicherwcise
gcrade fi'ir ihn dcn Kricg führcn. Allcin
trotzdem schen wir- doch in dcm Thaten-
kamps Beider einen Fortschritt; dcnn hohe
Zrit ist cs, daß Enropa cndlich ans Hcr
V.crdnmpsnng der Thatenlosigkeit herans-
gerissen und anf dcn Boden der Thaten-
poliiik hingcstcllt wird, zn dem cs iinvcr-
mcidlich ciiimal kvmmen mnß, nachdein anf
allen Pniikten bcrcits zn vicl der- Worte
gcwcchsclt nnd daS Hcbermaß der ansge-
sprochcncn Mcinnnqcn bcrcits seinc Wir-
knngskraft ringcbüßt hat.

D e »k t s ch L n d.

Karlsruhe, 22. Mai. 57. öffeiitliche
Sitznng der Zweiten Kaminer, nnter dcin
Vorsihc dcs Präsidcntcn Jnnghanns. Von
Seiten dcr großh. Ncgirrniig sind anwc-
scnd: Dcr Hr. Staatsministcr des großh.
Hanses und dcr answärtigcn Angelegen-
hcitcn und der Justiz, l)r. Stabcl; der
Hr. Präsident des Ministeri'nms dcs In-
nern, Gch. Nath 1)r. Lamep; der Hr.
Präsidcnt dcs Fiiiaiizmiiiisterinlns, Geh.
Nath vr. Vogcimann. Der Hr. Staais- -
ministcr I)r. Stabcl legt im allcrhöchstcn
Anftrag sechs Gesctzeiitwürfe vor, welche
die kirchliche Frage zn regcln bcstiiiimt
sind. Die Gesctzciitwiirfe sind folgcnde:

- r i e d r i ch, von Gotkcs Gnadcn Groß-
herzog vsn Baden, Hcrzog von Zähringcn.
Wir beäuftragen hicrniit Nnscr» niit der
cinstweiligcn Lcitnng dcs Ministerinnis des
Großhcrzoglichcn Hanscs nnd dcr anüwär-
tigen Angcicqciiheitc» bctrantcn'Staatsmi-
ni'stcr der Instiz, v>'- Stabel, nnd Un-
sern Präsidciitcn dcs Ministcrinins dcs
Zimcrii, Gchci'mcii Nath l)r. Lamep, Un-
scrii gctrcncii Ständen, nnd zwar zunächst
dcr Pvcitcn Kammer, dic anlicgciidcn Ge-
scpcntwiirfc: 1) übcr die rcchlliche Stel-
luiig dcr Kirchcn nnd kirchlichcn Vcrcine
,i„ Staatc; 2) nbcr dic Gcwährnng deS
Schutzcs dcr Vcrfastnng für das Gcsctz
nbcr die rcchtliche Stellnng dcr Kirchcn
und kirchlichcn Vcrcine im Staatc; 3).über
die thciiwcise Aushcbnnq des Gcsctzcs voiu
24. Fcbr. 1849, dcn Derzicht dcr Herren
Fürstcn von Fiirsikiibcrg »nd von
Lcin i n g e n anf die Gcrichtsbarkcit, Po-
 
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