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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Juni
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0522
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auf seine Festlickkel'tcn sein. Kein Miß-
ton, kein -Unglücköfall trat störend da-
zwischen; Allcs ward mit einem frcndigen,
liebevotten nnd opfcrwittigcn Hcrzcn ge-
boten und mit dankbarer Anerkeiiiiiing und
aufrichtiger Frcudc elitgegengenomincn.
Säiiiiiitli'che, bis ins Großartigc gchenden
Vorbcrcituiigen und Anordliungen wareu,
Dank der Bereitwittigkelt oer Gcilleindc-
Lchörde und dcr uinstchtigen und rastlosen
Thätigkeit des Fcstcomites, an seiner Spitze
dcn Hcrrn Gcnieiiiderath Nitzhanpt, vvtt-
kominen gclungcn, und es herrscht nur
eine Stimme, daß wir cin herrliches
Fcst gefcicrt habex, das die Hcidelbcrger
Chronik dcr Nachwelt als „dic drci Freu-
dentage Heidelbcrgs" bezcichnen wird.

Mannheim, 2. Juiii. Ei'nem der
wl'chtigsten Zweige uilserer vaterländischen
Jndustrie, der Cigarrenfabrikation näni-
lich, steht ein hartcr Schlag bevor, der
anch auf die Landwirthschaft von sehr
uachtheiligem Eiiifluß scin wird. Es ist
bekaniit, daß der größte Theil des Fabri-
kats von Pfälzer Cigarrcn für die Ber-
einigteii Staaten von Nordamerika ange-
fertigt wird. Seithe,r wurde von diescn
Staaten eiil Eiilgangszott von 30 pCt.
des Werthes hiefür erhobcn. Nnn hat
der Congreß zu Washington den Beschluß
gefaßt, eincn Schutzzott von einem halben
Dollars per Pfund Cigarren, ohne Nück-
sicht auf deren Gütc, und ailßerdem 10
pCt. dcs Wcrthes zu erhebeu. Deuinach
würdc also z. B. das Tansend Pfälzer
Cigarren im Werthe von 10 fl. und iin
Gcwl'chte von 10 Pfund nach dem bcvor-
stehenden Zottspstem 13 fl. 30 kr. Ein-
gangszoll bezahlen ninfsen, währeiid bis
fetzt nur 3 fl. auf denselbcn lasten. Da-
mit ist dcr Nnin für den Pfalzer Tabaks-
handel und Tabaksbau ausgesprochen. Jn
wic weit nnn dic. andern Faktoren dcr
amerikanischcli Gesetzgebung dieser, feder
frcien Bewegung widerstreitendeii imd dic
aincrikaliischcil Arbcitsverhältnisse. doch
riicht hebendcn uilstiliiigcn Maßregcl ihre
Zustimniung erthcilen, wird in eliiigen
Wochen- kuud wcrven. Das Schliminstc
ist zu bcfürchtcn! (M. 3.)

FreiburH, 23. Mai. Nach dem „D.
V." wurdc '-se. Erc. der Hr. Erzbischof
wie die höhere Bcamtenschaft zur Audienz
bei Sr. Königl. Hoheit dem Großherzoge
geladen, die aber sehr kurz gewährt haben
und sich nur auf glcl'chgiltigc Tinge cr-
streckt haben sott. Dic HH. Generalvicar
Buchegger und Donicapitular v. Hirscher
wurden zur großh. Tafel gezogcn.

Frerburg, 3l. Mai. Gestern hat
hier d,c Vcrsammluug der wanderndeu
Gewerbevereine stattgefunden; ste war
reich besucht. Die Aufhebnng des Zunft-
zwanges, welcher hicr noch entschiedene
- Anhäiiger, wenn auch der Minderzahl nach
zählt, wurde entschieden ausgesprochcn; die
Unterländer waren dic heißesten Frennde

dcr Gcwerbefreiheit, und ihre auf That-
sachcn gegrulideten und beredt ausgespro-
chcncn Beobachtungen und Erfahrungen
gabcn den Ausschlag. Man wird an die
hvhe Negierung das Nesnltat berichten
und um Einführnng der Gcwerbefreihcit
ansnchcn; das wird aber crst am anderen
Landtag zur Sprache komnien,, wo die
Verhandlung stattstnden wird nach eincr
zu crwartcndcn Regierungsvorlage.

Mainz, 31. Mai. Von Sciten des
franz. Gesandten ist dic Mittheilung ge-
macht, daß die franz. Negierung bie bishcr
beanstandctt Verlegung der Centralcom-
misston dcr Nheinschifffahrt von hier nach
Mannheiui bewilligt hat und auch darauf
Verzicht leistet, hicr am Ort cin franz.
Consulat zu unterhaltcn, wclches seit 1815
hier bestanden und stch sehr nützlich er-
wiesen hat. Pie Verlegung der gedachten
Bchörde kann dcßhalb als eine vollendete
Thatsachc betrachtct werdcn.

Aus dem Kreise Vilbel, 2. Juni.
Dcr am 13. Mai stattgehabte Tumult
führt fctzt für dic Bctheiligten zu sehr
bittcren Nachwehen. Anf Requisttion
wurde eine Anzahl Gendarmcn nach Vil-
bcl bcordert und alsbald mit Vcrhaftnn-
gcu begonnen, die noch nicht ihr Endc
crreicht habcn. Einer der Verhafteten
erhängte stch im Gefängniß, ein anderer
dcr BctheiliZten ist flücht g gcwordcn.

Aus dem Hanuover'schen, 30.
Mai. Kaiun war auf bie starke Ver-
brcitung der „Wochenschrift des National-
vercins" ini Köiligrcich Hannovcr hinge-
wiesen worden, so wurdc eine polizcilichc
Jagd anf die Namen der Bcstetter an-
befohlen. Ein Lehrer am Pädagogiuni
zu )lfcld, Herr Volkniar, ist plötzlich
nach dem anbercn Ende dcs Königreichs,
nach Aurich, versetzt worden, man sagt,
wcil er der „Zcitnng für Norddeutschland",
oder auch weil er direct Hcrrn v. Ben-
nigscn einen wenig erheblichen Vorfatt
genieldet habc.

Hanuover, 1. Juni. Die zweite
Kanimer genehniigte heute den Antrag anf
chcilweise Beibehaltnng der Kriegsbereit-
schaft des Heercs. Beniligscn cmpfahl
die Coalition Englands, Preußens, Oestcr-
rcichs und dcs übrigen Deiltschlands gegen
Frankrcich und Rußland.

F r a n k r e i ch.

Paris, 31. Mai. Man verstchert,
daß daö Boinbarbemcnt Palcrmo's in Folge
der Vorstelliingen der Consuln eingestellt
worddn sei.

Paris, 31. Mai. Die Einnahine von
Palermo schcint gcwiß, weiter aber
weiß man auch nichts. Unerklärlich ist
es biö jetzt, wie Garibaldi ohne Kaiioncn
und ohne r>;gelniäßige Armce eine befestigte
Stadt hat eiilnehinen können; an Wider-
stand haben es doch die könkglichen Truppcn
nicht fehlen laffen, da sie von den Forts

aus die Stadt bombardirt haben. Es
blcibt hiernach keine andere Aiinahnie übrig
als daß dic Bevölkcrung stch so ein-
muthig zu Gnnstc» dcr Jnsurgcntcii aus-
gesprochen habe,, daß dic Truppcn ihrer
Sichciheit wcgcn stch ans der inneren
Lrtadt in die Forts zurückgezogen haben.

Pnris, 31. Mai. Das Siecle bringt
heutc den bcrcitS angekündigten Artikcl
übcr dic liatüi-lichen Grcnzcn von Louis
Zourdan, dcni Verfasscr ber einstweilen
bei Seite gclegten Nhcingrcnzbroschüre.
Den Anlaß dazu hat die Rede des Prinz-
Ncgenten von Preußen gegeben. Dcr
Artikel sagt: Dcr Prinz-Negcnt habe of-
fenbar auf dic unbestimnitcn Gerüchtc ei-
ncr durch Frankreich beabstchtigtcn Grcnz.
berichtigllng im Nordcn u. Nordostcn ant-
wokten wottcn; es sei zu bedauern, daß'
er hierdnrch diesen Gerüchten Bestand
vcrliehen; va cs aber einnial geschchen
sei, so müssc man dic gesprochencn Worte
berückstchtigen. Deutschland werde von
Nicniandcn bedroht, aber Gcfahr sei da;
dicse liegt nicht in den Plänen Frankrcichs,
sondcrn in den vcrwünschten Verträgen
von 1815, welche einen init der jetzi'ge»
Lage der europäischen Völker unverich-
lichen Znstand gcschaffcn hättcn. „Ae
Frage (hcißr es weiter), welche die Lazi
Europas beherrscht, ist die: soll'inan ab-
warten, bis jedes Volk stch i„ gcwalt-
sanicn, traurigcn Erschiitteriiiigeii selbst
Gcrechtigkci't vcrschafft, bis daS altc Ge-
bände einstürzt, unb wir Gcfahr laufen,
unter scinen Trüininern bcgraben zu wer-
dcn? oder ist es nicht bcsser, gcincinsain
und fricdlich ein ticfes Uebcl zu heileii,
welches uns jeder Sicherheit beranbt? ist
es nicht besscr, einc ncue enropäischc Karte
zu machcn, welche mit deu neuen Bediirf-
iiissen, den Wünscheu der Völker im Eiii-
klangc ist, als da in fortwährendcr. Zorge
zu leben, nntcr deni Vorwandc, Vcrträge
zu achccn, wclche ihr Urfprung verur-
theilt, und selbst von i'hren Urhebern vcr-
letzt wordcn? LVir behaupten, dajj so
lange diese Fnndainentalfrage nicht geM
ist, Europa in bestündiger Angst schwebcii
und endlich durch Krieg dic Lösung zu et-
langen suchen wird, welche es nicht cr-
langt'ii konnte. Diese falsche u. gefähr--
liche Lage hal bie Rede deö Prinz-Negcll-
ten eingeflößt. Warum fürchtet Deutsih'
land für diesen Theil seiner Grenzcll,
welche Frankrcich srüher bcsesscn hat>
Weil es wohl fühlt,'daß die Rechtstitcl,
worauf sein Besttz beruhl, in ihreui llr-
sprunge fehlerhafr stnv; wcil es nicht das
Bewnßtsein hat, ste rechtmäßig zu bcsttzen;
weil es wohl weiß, daß das Ne^l nicht
aus dem Mißbrauche ver Gewalt hervor-
gehen kann, und weil die Verträge voa
1315 die willkührliche, anoinale Vcrchch
lung dcs jctzigen Enropa aus einein M>l^
brauche der Gcwalt hcrvorgegangeu stnv.
(Deutlicher und unverschäinter hat vie

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