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Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

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April
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https://doi.org/10.11588/diglit.2787#0344
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auch in beschkänktem Maaße gewährten Selbst-
stänvigkeit, wcrven sie hiezu freicren Spiel-
raum haden als früher. — Der Besprechung
vcr svcialen Lage Polcns werdcn wir, bei der
Wichtigkeit dicses GegenstanveS, in der Folge
einen dejvnbern Abschnül wivmcn.

Deutschland

Karksrnhe, 11. April. Das heute erschliiieuk Re-
gterongSblatt Nr. 16 enthält:

I. Unmittelbare aüerhöchste Entschließungen Sr. Königl.
Hoheit deSGroßherzogS. 1) Erlaubntß zur Annahme
etnes ftemden OrdenS. (Schon mitgetheilt.) 2) Dtenst-
nachrichten. Außer den schon mitgetheilten noch folgende:
Steuerdirector Mater wurde in den Ruhestand versetzt und
Geh. LegattonSrath Kühlenthal bei dem HandelSmtnistertum
zum Steuerbirector ernannt; Ftnanzrath Forch bet der
Steuerdirectton wurde die Stelle etneS VorstandeS der Do-
mänenverwaltung und Oberetnnehmeret Müllhetm. unter
Bctbehaltung deS CharakterS als Ftnanzrath, übertragen;
Ftnanzrath Ntcolat bei der Zolldtrectton zum Ministertal-
rath tm HandelSmintfterium ernannt.

II. Verfügungen und Bekanntmachungen der Mintsterten.
1) Verordnung des großh. Handelsministeriums: Den Ver-
kauf der Früchte auf den Märkten nach dem Gewtcht be-
treffend. 2) Bekänntmachung deS großh. Ftnanzmtntste-
riumS: Die erste dtesjährige Gewtnnziehung des Lotterte-
anlehenS der EtseubahN'Schuldenttlguugs-Kaffe zu 14 Mil-
ltonen Gulden vom Zahr 1845 betreffcnd.

IU. Diensterledtgung. Die Stelle eineS OberarzteS bet
dem großh. Armeecorps.

IV. TodeSfall. Gcstorben tst: Am 13. Febr. d. I.
Professor Wtlhelm Dittweiler 1n KarlSruhe.

* Heidetberg, 11. April. Der „M. A."
melvet, vaß nach gutem Vcrnehmen Hcrr Hof-
gerichtsrach'Behaghcl von Mannheim als
Proseffor an vie Universität Frciburg bcrufen
sei, nm Ven Lchrstuhl des Herrn Geh. Raths
Lamcp einzunchmen.

Freiburg, 10. April. In Betreff des
Gebetes fur dcn L a n d e s h e r r n in dcm
allgcmeinen Kirchcngcbct hat das Erzbischöf-
liche Orvinariat an ven Clerus der Erzviö-
cese babischcn Antheils zur genaucn Nachach-
tung folgende Verorknung erlassen: „Es ist
anher zur Kenntniß gckommen, vaß zuwcilcn
das allgemeine Gebet, von vcr Kirchenkanzcl,
aus ältern Kirchenbüchern, worin einigc klei-
nere Abäiiveruiigcn vorkvmmen, gebetct werve.
Wir verorvnen dahcr, vaß alle Curatpriester
vas aUgcmeine Gcbet genau, wie Vaffelbe im
Erzbischöflichen Ritual, II. Theil, S. 163,
abgedrulkt ist, zu beten haben."

Ltus Baden, 6. April. Hofgerichtsrath
Stößer i» Bruchsal, Mitglied ver stänvigen
Dcputation des veutschen Juristentags, hat
Lie bavischen Iuristcn eingeladen, bie dieß-
jahrige in Drcsven zu haltenve Vcrsammlung
möglichst zahlreich zu besuchen.

Bow Rhein, S. April. Das Groß-
herzvgthum Hcssen wurde bei der Einweihung
ver Kchler Rheinbrücke vvn Vem dortscikigen
Minister, Hrn. v. Dalwigk, vertretcn. Bei
Ver stattsinvenden Feierlichkeit stand der Hr.
Minister unter einer großen deutschen Fahne.
Der Wind wchte heftig unv die deutsche
Fahne Ichlug vem Hrn. Minister den Hut
vvn dem Kopfe. (F-3 )

Wiesba-cn, 9. April. Jn ciner gestern
Abciiv vahier staitgchabtcn, zahlreich besuchten
Verfammlung von Mitgliedern unv Freunben
Ves Rativnalvcrcins wurde eine Avreffe an

„Das kann äch nicht. — Ein paar Hundcrt Augcn
schcn mehr als vier, und svviel dürstcn uns heute
gewiß dort beobachten."

„So sigt ihr mindestenS, daß ich dort bin."

„Das darf ich nicht, sonst würde ich zum Ver-
räther."

„Seid Ahr das nicht bercits gcworden?"

„Hahaha!" lachtc er höhnisch auf. — „Was tch
Euch mittheilte, find lauter Dinge, dtc uus nicht
schaden, — die Euch Jedcr aufbürden könntc, ohne
daß fic darum wahr sein müßten. — Wer ist Sali?
— Wer tst Konrad? — he? — Und wo find fic?
Jhr wißt so vicl wic ntchts. — Mcrkt Zhr das
jctzt crst? — Ohne mich und mcine Führung seid
Zhr so klug wic zuvor. — Aber ich bin ehrlich und
wiil cs bleiben. — Nicht Zedcr von uns dürfte Euch
so bedient haben. — Ehrlich währt am längstcn,
war immcr mein Wahlspruch. — Es blcibt dabci,
ich führe Euch cin und scid Zhr klug, wicdcr ebenso
ficher aus. — Was zwischcn dem Ein und Aus
licgt, ist Eure Sachc und habt Ahr zu vcrantwor-
ten. — Ucberlegt, Jhr habt bis Abend Zcit. —
Wvllt Zhr sclbst dann noch nicht, erhaltct Jhr Euer
Geld zurück, bis aus fünf Gulden für meine un-

die Ständc «nterzeichnet, in welcher bezüglich
unsercs Wahlgesetzcs geheime Abstimmung
und einc gesetzmäßigc Preßfreiheit gefordert
wird. —

Kaffel- Der Staatsininister a. D. v.
Hanstein ist am 8. d. Abends plötzlich ge-
storben.

Kaffel, 8. April. Das Hoftheaterorchester
wollte amTodestage Spohr's ekneEriniiermigs-
scier an deffen Grabc aufführen, allein der
Herr Kurfürst vcrsagte die Erlaubnkß hiezu.

Berlin, 4. April. (S. M.) Ja ver Ehe-
frage ist es nunmehr zu einem einstweiligen
Abschluffe gekvmmen, indem der König den
Oberkirchcnrath beauftragt hat, über seine
Ehepraris nach Verlauf eincs halben Zahres
umständlichen Bericht einjureichen.

Bon der Niederelbe, 6. Apr. Ein
Korrespondent der „Südd. Ztg." verflchert,
daß das Briefgehcimniß in Däneniark nicht
mehr stcher sei.

München, 1l. April. Die „Neuc Mün-
chener Zeitung" berichtet ofsiciell: Die Mit-
theilung eincs Wiener Corresponventen der
„Hamdurger Nachrichten", daß die baperische
Regicrung angefragt, ob Frankreich Einwen-
dungen zu machen habe, wenn Bapcrn im
Falle ernster Erschütterungen im Jnnern
Ocsterreichs Salzburg und Tprol besetzc —
sei eine Corresponvcnzlüge.

Aus Borarlberg, 5. April, schreibt die
„Deutsche Allg. Zcitung" über die Kriegsvor-
bercitungen: „Nach den neuestcn Ordres des
Milirärkommanbo's haben sämmtliche Offi-
ziersfamilien die Garnisonsorte zu verlaffen
unv ihre Effeclen nach sicheren Unterkunfts-
orten im Jnlanbe bringen zu laffeu. Nach
den piemontesisch - veltlinischen Gränzen wur-
den in diesen Tagcn bedeuiendc Besatzungen
abgesandt; die Bcrgpäffe stnd in großartiger
Weise mit Militär bcsetzt, und wirb über-
haupt ber welsch-tprolischen Gränze m forti-
fikaiorischer Hinsicht große Aufmerksamkcit
zugcwendet. Auch an der piemontesischen
Gränze werden sardinischerseits umsaffenve
mililärische Anordnungen getroffcn.

Wien, 10. April. Der Lanbtag in Prag
hat beschloffen, cine allgemeine Amnestie zu
beantragen. — Die Bilanz der Mobiliar-Cre-
ditanstalt weist ein Destcit von 450,000 Frs.
nach. (Znd. b.)

Wien, 11- April. (Sch. M.) Telcgramm
der „Dvnauzeituiig" aus Metcovich vom 9.
April: Die Znsurgenten der Herzegowina sind
zahlreich. Mehemed Pascha i'st in Pubique
bebrängt. Baschibozucs tödteten in Ortovaz
und einem griechischen Kloster die Bcwohner.
Vukalovich hat mit Jnsurgentenhaufen Sut-
torina verlgssen in der Richtung gegen Zubzi.
Die türkischc Flottc hält dic Blokabc nach-
drücklich ausrecht, besonders zwischen Antivari
und Spizza.

Oesterreichtsche Monarchie.

Pesth, 7. April. Drei Parteien werden
sich auf dem ungarischen Landtag geltend
machen. Die schwächste, mitcr Führung deS
Zuber Curi'ac, Grafen Apponpi, stchi auf f

nütze Mühe. Umsonst tst ja nicht einmal der Tvd.
— Wähnt auch nicht dcn Wcg von dvrt allcin zu-
rückzufinden — Es würde Euch nicht gclingcn. —
Zhr seht erst, «o Ahr seid, wenn Jhr in dcn Saal
tretet — dann hütct Augen und Mund — heffcr
kann ich Euch nicht rathen. — A!sv um acht Uhr."

Er hattc indcß scine Maske «ieder gevrdnet und
ging; an der Thüre blicb er stehen. — „Apropos,
noch Eines", sagtc er. — „Jhr »erlaßt von jetzt an
bis tch Euch abhole Eurc Wohnung nicht mehr. —
Zch laffe Euch beobachten. — Geschicht es dennoch —
so komme ich ntcht und bchalte Eucr Gcld. — Dar-
nach richtet Euch." Er schritt zur Thürc hinaus.

Es kam mir vor, als ob er doch etwas ange-
trunkcn sei, sein Schrttt war nicht so fcst und sichcr
wie frühcr.

15.

Meine Lcidenschaft für das Abenteuer wurdc durch
das Gehörte «erdoppelt. — Das Mädchcn inmittcn
einer Ganncrbande zu sprcchen, ihr »on Liebe, vou
Rettung zuzuflüstern, mein Liebchen oiellcicht, wie
weiland cinst die fahrenden Ritter, dem fie bc-
wachendcn Drachen zu entreißen, in mein Haus zu
führcn, der Gedanke war zu vcrführerisch für mich.

dem Octoberdiplom. Die zwkite Deak-Eöt-
vös will bei aller Wahrung der l 848er Ge-
setzc anf eine Versöhnung mit der Wiencr
Regierung hinarbeiten. Das sind maßvolle
Gemüther vo» Haus aus, vie den Haß nic-
mals als eine Icgitime Leidenschaft anerkannt
haben. Die dritte, mächtigste Partci folgt
dem Grafen Teleki. Obgleich Magnat, hat er
ein Mandat für das Untcrhaus angenommen,
.um dem Oberhausc Schach zu bielen. Dieser
Mann hat allc Chancen und alle Talentc,
wie einst Koffuth, das Land mit fortznreißen;
acht Zehntel dcs Unterhauscs unb dic ganze
ungarische Jugend stehcn bereits hinter ihm.
Er hat Jahre lang als Flüchtling in Paris
gelcbt, ist von Napoleon zu öfteren Malen
freunvlich empsangeu wordcn und kennt die
Pläne der Emigralion genau. Er will nichts
wiffen von eincm Meffer ohne Klingc, wo-
ran der Stil fehlt, und wäre entschloffeii,
mit Ausnutzung günstiger politischer Constel-
lationen bis zum Aeußcrsten zu gehen. ES ist
derselbc Telcki, den Graf Beust im znfahren-
ben Diensteifer setner Zeit an Oesterreich
ausgeliefert.

A r a n k r e i ch.

PariS, 9. April. Nach dem „PaiS" hat
Herr Baron Dalwigk, Minister »on Hcffen-
Darmstadt, folgende Rede bei dem Banketl in
Baden am Sonntag, 7. April, gehalten:
Meme Herren, gestattcn Sie mir, den Gc-
fühlen des lebhaften Dankes der zahlreichen
Gäste AuSdruck zu verleihen, denen gestern
und heute cine so reiche unv glänzenvc Auf-
nahme zu Theil wurde. Wir haben an beiden
Ufern des Rhcines reiche Länder, glückliche
Menschen gesehen. Meine Herren, wenn die
Völker glücklich und znfrieden sind, sv ist dies
zumeist das Verbienst der Regierungen und
namentlich der Fürstcn, die Gvtt a» ihre Spitze
gestellt hat. Zch gehorche also einem sehr na-
türlichen, ticf aus dem Herzen kommenden
Gefühle, indem ich Sie ersuche, mit mir auf
das Wohl S. M. des KaiserS dcr Franzvsen
zu trinken, diescs mächtigen Herrschers, bcr,
indcm er durch seine Weisheit und Energie
die Revolution erstickte, einen sv gcrechten
Anspruch aus die Dankbarkeit dcr ganzen Welt
erworben hat. Jch ersuche Sie, init mir aus
das Wohl S. K. H. dcs Großherzogs von
Babcn zu trinken, der sich durch seine Güte
und Hochherzigkcit die Liebe aller feiner Un-
terthanen erworben hat." — Die „Gaz. du
Mibi" berichtet, daß in Pelotas, einer bcdeu-
tenven Stadl ver Provinz San Pevro (Bra-
silien) sämmtliche Mitglieder cines Waisen-
hauses, aus 4 Directvrinncn und 92 jungen
Mädchen bestehend, durch ein Versehen des
Kochs mit Schicrling vergiftct wurden. Eine
Waisc ist gestorben, bie Uebrigen haben ent-
setzlich zu Iciden.

Das „Paps" bcgnügt sich damit, von deu
Toasten, die i» Baden am 7. d. ausgebracht
wordcn stnv, den bes Hrn. v. Dalwigk auf
Se. Maj. den Kaiser dcr Franzosen uiiv Se.
Köni'gl. Hohcit den GroßhcrzSg von Baben
wörtlich mitzuthcilen. Dersclbc wurdc von

— Ach sah mich schon mit ihr unterwegs — hörte
das Geständniß ihrer Gegcnlicbe, fühlte «ic das
Romantifche unsercr Bcgegnung im gcgenscitigen
Austausche uns cinst die Stunden angenchm »er-
süßen, daS Band der Vcreinigung befestigen werdc.

— Kurz, ich war in seliger Schwelgcrci und konnte
dcn Abcnd kaum erwarten.

Endlich nahte die ersehntc Stunde. DichteFm-
stcrniß lagcrte bereits außcn. — Zch hattc ci» Licht
angezündct und an's Kenster gestellt, um dcn Weg
über dcn Hof etwas zu erhellen. Kaum war das
geschehen, als ich auch Tritte unten und glcich da-
rauf die Stimme mcines Freundes Rus« zu ver-
nehmen glaubte.

„Danke, danke, dort sehe ich schon Licht", rief er
dcm-ihm bereitwillig leuchtenden Hausmeister zu.

Aergcrlich über dtc jetzt unwillkommene Störung,
werfe ich mich in's Sopha und affcctire Zahnschmerz,
um ihn schncller zu cntfcrnen; denn ein Zusam-
mcntreffen mit dem Erwarteten konnte gcfährlich
wcrdcn. — Es klopst an dcr Thüre. „Herein!"
rufe ich, mtt anscheinend von Schmerz erstickter
Stimme. (Forts. f.)
 
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