Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1861 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
April
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2787#0345

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
dem großh. hessischen Minister kn franzSsischer
Spracke, dereu sich außer ihm kein deutscher
Redner bediente, gesprochen. Hr. v. Dalwigk
ist, wie man der «Allgem. Ztg." Vvn Mainz
schreibt, von Baden nach Paris gereist.

Paris, 6. April. Die Berichte der fran-
zösischln Blätter über die Einweihung der
Rheinbrücke bei Kehl heben ctwas spöttisch
besondcrs die ernsten, sorgenvolle» Gesichter
auf der dentschen Seite hervor, sind aber
ziemlich ärgerlich über einen Verstoß gegen
die internationale Höflichkeit, deffen man sich
in Baden angeblich schuldig gemacht habe.
Während man nämlich auf dem französischen
Nfer überall neben ben französischen Farben
die badischen gesehen habe, sci auf der an-
dern Seite nirgends bie Tricolore zu erbli-
cken gewesen. Ueberall nur babische Farben,
überragt von einer gewaltigen schwarz-roth-
goldenen Fahne. Nur ein Corrcspondent will
am Eingange der Brücke auf dcr deutschen
Seite brei kleine französische Fähnchen ent-
deckt haben, die sich ganz beschämt hinter den
riesigen dcutschen Bannern versteckten.

Paris- Es finben gegenwärtig häufige
Marschalls-Versamnilnngkn statt; Canrobert
und Mahon befinben flch in Paris. ^

Paris, 10. April. Das „Paps" meldet:
Wir haben Nachrichien erhalten, welche be-
legen, daß die zu Malta getrvffenen mariti-
men Maßregeln einem andern Ziele gelten,
als die Erhaltung ber Znscl zu sichcrn. Be-
fehle stnd gegeben zur Beschaffung großer
Vorräthe. Die Garnison wird auf 8000
Mann gebracht werden in der Voraussicht
der Einschiffnng eines Erpeditionscörps, im
Fall einer Verlängernng ber Besetznng Sy-
riens vurch fremdc Truppcn. Es läuft bas
Gerücht, daß in diesem Fall England einen
Punct zwischcn dem oberen Syrien unb Egyp-
ten besetzen würdc. (Tel. d. Allg. Ztg.)

Paris, 11- April. (Sch. M.) Die Los-
kaufsumme für die Militärklaffe vvn 1860
ift auf 2500 Fr. gesetzt. „Monitcur."

Englan -

Dem Pariser „Moniteur" schreibt man aus
London: „Die ultramontane Partei ZrlandS,
von crhitzten Köpfen unterstätzt, hak beschloffcn,
sich der von Lord I. Ruffcl in Jtalien be-
folgten Politik als Waffe gegen die Regierung
zu bedienen. Eine Abreffe wurde an bic
Königin gerichtet unb darin auseinandcrgesetzt,
daß, nachdem man init einem grvßen Jntereffe
die Anerkennnng der Rechte cines jeden Volkes
vernommen habe, scinc Regierungsform, sowie
seine Gesctze zu ändern vder z» wählen, Jrland
das Parlament Zhrer Majcstät bitte: „ein
öffentlichcs Votum durch allgemeinc Abstimmung
rn Jrlanv zu vcranlassen und zu bevollmäch-
ti'gen, um zu wiffen, ob das Volk eine
nationale Regierung und eine unabhängige
Gesetzgebung zu haben oder das gegenwärtigc
Regieruugssystem zu behalten wünscht?"

Italien

Turin, 6. Apr. Die Regierung ist einer
neuen Verschwörung auf bie Spur gekvmmcn,
welche sich nicht blos über das Königrerch
Neapel, sondern anch übcr Sicilien ausdehnen
sollte. Die Mission des Grafen Schlippcn-
bach steht mik dicsen Ereigniffen in Verbin-
dung. Es stnd iii Folge aufgefangener Briese
Verhaftungen vorgenommcn worden.

(Volkszeitung.)

Turin, 7. Apr. Dic Bcmühunzen, durch
Bildilng einiger Divistoncn ans den Freiwil-
ligen mit Garibaldi zu einem Vergleich zu
kommen, sind gcscheitert und dieser wird nun
selbst einen Vorschlag an die Kammer bringen.
Gestern traf auch Liborio Romano hier ein;
anch er will den Finanzministcr in dcr Kam-
mer interpclliren. Ein Bataillon Bersaglieri
ist hier angekommen.

Turin, 8. April. Die bis jetzt bckannten
Nachwahlen zur Abgeordnetenkam-ncr, welchc
aus Anlaß dcr stattgcfundenen Doppelwahlen
ausgeschrieben warcn, sind der grvßcn Mehr-
hcit nach der Regierung günstig.

Turin, 9. Apr. Vacca bezeichnet bei sei-
ner Znterpellation bezüglich Noms die bciden
ertremen Parteien, die Ültramontanen und die
Nltraliberale» als diejenigcn, welche die Lö-

suug hemmen. Cavours Antwort gleicht in
den Hauptpuncten dcr in der Deputirtenkam-
mer gegebenen Erklärung: bie Regierung könne
nicht erobernd gegen Rom auf'reten, es stehen
hier nur moralische Mittel zu Gebote. Weit-
läufiger ließ sich der Ministcr über die Än-
strengungen mehrcrer Kämpen für die Frciheit
dcr Kirche aus, wie über Lamenais, Lacordaire,
Montalembert. Auch in der katholischen Welt
haben die Zdeen dcr Freihcit Eingang gefun-
den, und stehe daher zu hoffen, daß die Kirche
endlich zu der Ueberzcugung kommen werde,
die Trennung beider Gewalten sei für ihre
Freiheit und Unabhängigkeit günstig. Die
Ztaliener seien ebenso liberal und katholisch
alS die Franzosen und Belgier, wie die Schrif«
ten Manzoni'S, Gioberti's, Rosmini's rc. be-
wiesen. Matteucci schlug hierauf folgende
Tagesordnung vor: „Zndem der Senat das
Vertrauen hegt, daß dic Erklärungen bezüg-
lich vollständiger und loyaler Anwendung des
Princips der religiösen Freiheit Frankreich
und der ganzen katholischen Welt als Vcr-
sicherung gclten werden, daß die Vereinigiing
Roms mit Jtalien, als seiner natürlichen
Hauptstadt, vor sich gehen muß, unbeschadet
der Größe und Unabhängigkeit der Kirche
und scines Hauptcs, geht sie zur Tagesord-
nung über."

Turin, 11. April. (Sch. M.) Jn der
gestrigen Kammerstßung interpellirtc Brofferio
wegen der Nachsuchungen, die man in Genua
bei dem Garibaldi'schen Werbekomite anstellte.
Minister Minghetti behauptcte, gne Nachsu-
chung sei vollkommen berechtigt und durch
Werbungen veranlaßt gewesen, welche die
Regierung auf jedc Weise verhindern wolle.
Am Montag wird Ricasoli iiber die Rüstun-
gen interpelliren und nach den Absichtcn der
Regierung über die Südarmee und ihrcn Chef
fragen. Garibaldi wird der Sitzung anwvh-
nen nnd Ausklärungcn gebcn.

Gencral Garibalvi hat an die Wähler des
Stadtviertels San Fcrdinando in Neapel fol-
gendes' Schreiben erlaffen: „Wähler des er-
stcn Wahlbezirks von Neapel. Zch nehme
die Candivatur des ersten Wahlbezirks von
Neapel an, die ich abgelehnt hatte. Caprera,
den 31. März 1861. Garibaldi."

SPanien

Barcelona, 9. April. Das berühmte
Lyceums - Thcater in Barcelona, das größte
Thealer Europa's nach der Scala von Mai-
land, ist vollständig abgebrannt. Der Vcr-
lust wird auf 3 Millionen geschätzt.

Dänemark

Kopenhagen, 10. April, Abends. Heutc
wurdc Befchl gcgeben, 400 Mann per Ba-
taillon einznrufen und dann sofort dic Dou-
blirung der Bataillons vorzunehmen.

R n ß l a n

Bo« -er polnifchem Grenze, 4. April
wirb dcr „Allg. Ztg." FolgenbeS gcschrieben:
„Durch die- heutigen Privatniitthcilungcn aus
Warschau wird unsere frühere Bchauptung
bcstätigt: daß die an Schwäche grenzende
Nachgicbigkeit der russischcn Bchörden nichtS
als cin Manöver sei, um zu temporisiren,
und weitcre Erceffe bis dahin zu verhütcn,
daß hinlänglichc Militärkräftc in der Haupt-
stadt zusainincngezogen sein würden. Zetzt,
w» etwa 60,000 Maiin in Warschau stehcn,
ist die Maske gefallcn, unk die alte Orbnung
der Dinge scit dem zwciien Ostertag zurück-
gekehrt. Die 10M bis 1200 Mann starkc
Bürgerwchr, welche bisher den Dienst bek
Tag und Nacht vcrsah und für die Aufrecht-
haltung der Ordnung sorgte, hat plötzlich
Befchl erhallen sich aufzulöscn, da ihrc Dienste
nicht mehr vonnöihcn sind; Soldatcn und
Policisten sind an ihre Stelle getreien, und
zahlrciche Patrvuillen durchzikhen Tag und
Nacht dic Straßen Warschau's, um jeden Aus-
brnch im Kcim zu ersticken. Der intkrimi-
stische Nachfolger Muchanoffs, Gencral Ge-
cewicz, ist bcreits wicdcr abgetretcn, und hat
eincm Ruffkn von ächtem Schrot und Korn,
Plaionoff, Plaß gemacht; überhaupt sind alle
höberen Postcn bereits wieder mit Militärs
besetzt, wie das bei den Ruffen üblich ist.

Seit dem zweiten Ostertag duldet dke Polizei
auch keine weiße Schnur an den schwarzen
Daiucnklkibekii und' an dcn Kopfbcdcckungeu
der Männer mchr, das Nationaltrauerzeichen
wegen der am 25. und 27 Febr. Gefallenen,
unb eben so wcnig die sonstigen nationaleu
Abzeichen in der Kleidung, wie beispielsweise
die viercckigen Mützen u. s. w. Wie behaup-
tel wird, hat der Slatthalter die bestimmteste
Weisung erhalten, bei der geringsten Wider-
setzlichkeit von polnischcr Seite sofort mit der
größten Strenge vorzugehen, und in nichts
mehr nachzugeben. Der Kaiser will dem
Königreich und dcn Polen zwar zahlreiche
Verbeffcrungen und Reformen bewilligen, aber
durchaus nichts, was einen specisisch polni-
schen Character hak und eine nationalc Son-
derstellung bezweckt, Das Land soll an allcn
Rußland zu Theil gewordenen Wohlthaten
Thcil nehmen, aber kcine Bevorzugung oder
Erclusivilät beanspruchen; am wenigsten könne
von der Herstellung einer pvlnischen Armee
die Rcde sein. Zn Warschau herrscht dem-
zufolge, wie man uns meldet, eine dampfe
Betäubung, doch ist die Ruhe nicht gestört
worden; ob jedoch neue Erceffe ausbleiben
dürften, muß abgcwartet wcrden. Man glaubt
zikmlich allgemcin, daß nunmehr auch Fürst
Gortschakoff -ald einem andern Statthalter
Platz machen werbe.« (Die hierauf erfolg-
ten bluiigtn Ercigniffe sind bis jctzt nur
theilweisc bekanut.)

Von der polnifchen Gränze, 11. Apr.
Dicnstag Nachis campirten dic Trnppen in
Warschau auf den Plätzen; . Die öffcntlichen
Gcbäude wurben militärisch besetzt. Alle Lä-
den, Werkstätten und Bureaur sind geschloffen.
Großc Volksuiaffen bewegen stch auf den Stra-
ßen. Das Stehenbleiben ist verboten. Die
Rationalcvstüme und Trauerzeichen flnd ver-
schwunden. Zeiiungen werbcn nicht ausgege-
bcn. Unter den Todten unb Verwundeten be-
finden sich Frauen und Kinder. Jetzt verhält
sich alles still. »

Bvn der polnifch. Grenze, 11. April.
(Sch. M.) Eine Proclamaiion Gortschakoff's
crmahnt die Einwohner Warschau's znr
Ruhe, sonst werdc man zu Verhängung dcs
Bclagerungszustanbes genöthigt sein. Ein
Ruhestörungsgcseß wurde publicirt. Die Poli-
zei verbot das Tragen beschlagener Stöcke,
das Zcichen der Verwundeten in den Stra-
ßen. Bis gestern kein (neuer) Conflict.

Warfchau. Eine Dcpesche aus Krakau,
10. d. berichtct über die blntigen Vorfälle zu
Warschau folgendks: Am Montag Nachmit-
tag 5 Uhr fand vvr dem Schlosse des Statt-
halters eine große Volksdeministration statt,
um die Rücknahme des Decrcls, welches bie
landwirthschaftliche Gesellschaft unterbrückt, zu
verlangen. Das Volk war unbewaffnet? Ein
dreimaliger Angriff der Neitcrei konnte es
nicht zum Weichen bringen. Die Jnfanterie
hal mehrmals gcuer gegeben. Mehr als 100
wurden getödtel und verwundet. Gestcra
blieb es ruhig. Der Belagerungszustand ist
bis jetzt noch nicht crklärt. — Ma,guis von
Wiclopolski ist nun außer dem Culius- und
Unterrichtsminsterium noch zur Leitung des
Justizministeriums berufen worden.

Türk ei

Die neuesten Dcpeschen aus der Hcrzego-
wina theilcn mit, daß Mahmud Pascha und
Dcrwisch Pascha ihre Vereinigung am 29. März
zwischen Podgoritza und Scutari bewerkstelligt
haben. Sie marschirten sodann vereinl gegen
Nißiki, das von den Montenegrinern blockirt
ist. Man erwartcte jcden Augenblick die Rach-
richt von der Aufhebung ber Belagerung dieses
Platzcs.

Vermischte Aachrichten.

Stnttgart, s. April. Gkstkrn k°m der gewiß selteoe
F-ll ht-r v°r, daß ßch eta Ziidlpituiim (Sorselteaweber)
durch Srschießeu und ziiglctch Erhängen daS Leben nahm.

Wien, s. Aprtl. An dte Stelle d!« Direclors Rtchler
ist der bishertge Subdtrector der Credttanstalt, der Wärz-
mintster Hornbostl. zum Hauptdirector di-ser Anstalt
-rnannt worden, -in- Maßregrl, dt- hter tn kaufmanni-
sch-n Kreiien groß- Besriedtgung bcrvorrust.

Straßburg, S. Apr«. (A. 3.) Bei Gelegenheit der
h-utlgen F-ter wurden »on Fiaukreich folgende AuSzeich-
nungen d-u bad. Ob-rbeamten »eiliehen: d-r Dtreetor drr
S»r°K-a> und Wafferbauten, Hr. Baer. wurde >um Eom-
thur, Hr. Oberdamath Keller, Hr. Oderp°str°th Sb-rltn
 
Annotationen