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Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

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Dezember
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https://doi.org/10.11588/diglit.2801#0594
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land bl'ldk» sich fort und fort schlkswig.hol»
stkinischr Aüsschüffe, Subscrlptionen werven
eröffnet und Freiwilllge erbieten sich, für den
Augustenburger z« kämpsen. Jn Koburg und
auderwärtS haben sich Schaaren juuger Män-
ner eluschreibkn laffcn, die regelrecht milllä«
rr'sch eingeübt werden. Kurz, ich wiederhole
es, c»»f Beweise gestüht, die kcllien Wider-
sprüch leiden, daß sich jctzt ein höchst begeister-
tes und allgemeines Verlangen nach der Bil«
dung eineS in einen unabhängigen deutschen
^Staat vekeinigten Schleswig-Holstein unter
^rinz Frievrich durch ganz Deutschland kund-
gibt, und daß die AuSnahmen kaum des Nen-
nens werth sind. Dieser Bewegung liegt kein
Lopalitätsgrundsatz wie jener zu Grunde, der
vie Hochlänver sür die StuartS, die Ventver
für dik Bourboneii in den Kampf trieb, son«
veh^mehr ein patriotischeS und weit stärkeres
Gesühi. Die deutschen Stämme sehen in der
deutschen Bevölkcrunq von Schleswig und
Holstein eine Art Benjamin unter ihnen; sie
bemilleidkll seine Drangsale untcr einem frem-
den Zoch und hegen ven heißesten Wunsch nach
seiner Befreiung. Das Gesühl ist so allgk-
mein und so ties, daß es schwer zu glauben
ist, es werde je überwunden werden." Was
sagen wir dazu? Läßk sich annehmen, ein
Ruffell oder ein Palmerston werde den Dänen
Englands Flotte gcgen eine Bewegnng leihen,
die ihnen die „Times" selbst in diesem Lichte
hingesteüt? Wie unpölilisch ist aber dann auch
die Angstpolitik unserer nun auf einmal Arm
in Arm gchenden Herodes und Pilatus!

Kiel, 14. Drcbr. Den Gutsbesitzern des
Herzogihums Schleswig ist nun auch der Hul-
dlguugseiv sür Christian lX. abverlangt. Die
Gutsdesitzer deS dänischen Wohlber Gütcr-
districls, der uugefähr 35 Güter umfaßt,
haben denselben bereits vor einigcn Tagen
vcrweigert; ein Gleiches wird wohl heute oder
morgen in den Schwanskner und Angeler
Gülerdistricten geschehen. Die Stellung der
verlangten Pferde wird eben auch nicht becilt
werven.

Gvtha, 15. Decbr. Das unterzeichiiete
schleswig-holsteinische Departcment der Finan-
zen hat heutc ein Schreiben einer ungenann-
ten deutscheu Frau mit der Bltte empfangen,
folgende Aufforverung Furch die Zeitungen bc-
kannt machen zu laffen:

„Deutschc Schwcstern! Leset die Zeitnngen!
Zhr werdet sehen, wi« überall Veresne sich
dildeii, um Schleswig-Holstein von seinen
Untervrückern zu bcfreikn. Schwestern! Jhr
könnt das Meistc dazn beitragen, die Flammcn
nicht auslöschen zu laffen. Klagt nicht über
den Abschiev von Vätern, Männern, Gclicb«
te» unv Blüdern. Segnet alle, die dem ver-
lassncn Bruverstammc helsen wollen. Denn
denkt zurück an 1813, wie unsere Großmülter
freiivig auf dem Altar Ves Vaterlandes ihren
Schmuck nrcderlegten. Folgt Alle dem Bei-
spiele! Gebt Cnern unniitzen Tand hin nach
Goiha zur Besreiung von Schleswig.Holstcin.
Helfet vie Thränen ciner Million Menschen
trvcknen!"

Der Wunsch der ungenannten Elnsciidcrl'n

Da slicß Midci die Mutter an und deutetc anf
eine kletne Rolle Dukatcu, welchc neben dcs Kvnigs
Trller l->g. Frau Lisel flog zum Tischc, holtc daS
Gold, drückte es dem Adjutanten, der ihr am
nLchsten stand, in die Hand und sagte: Die Wirths-
lcutc von Fischbach laffcn flch nicht bczahlen, wenn
fie die Ehre haben, ihren König zu bcwirthen.
DaS macht unS noch nicht arm!

Aber, licbc Krau, sprach dcr König, Sie wird
doch nicht meinen, daß ich umsonst Jhre Flsche
effen und Zhr Bier trinkcn soll?

Und warum dcnn nicht? entgegncte dic Frau —
tßt denn der König nicht Zahr auS Jahr kin von
unserem Fleiße, »on — .

Herr deS HimmclS! ricf der König, machen «tr,
daß wir fortkommen, da bckämcn «ir noch hübschc
Dinge zu hörcn. Adieu, Frau! Nimmt"Sie daS
Geld nicht, so mag cs Zhre Midci zum HvchzcitS-
gcschenk bchalten, das darf Sic nicht abschlagen.
Und wcnn das liebe Kind sür ihren Schatz eine
Anstcllung zu suchen nach Münchcn kommt, so soll
sie nicht vergeblich bitten.

Wird sich hüten, in die Stadt zu kommen, Herr

wird hierdnrch ersüllt. Zuglei'ch wi'rd di'eser
Weg gewählt, vm derselbeu für den ganzen
Jnhalt ihreS Schreibens aufS hcrzlichste zu
danken, welches, rvie die obige Aufforderung
in ergreifcnder Weise darthut, die wärmsten
Spmpathien für das bedrängte Schleswig-
Hvlstcin ausspricht.

Herzogl. schleswig holsteinischeS Departement
der Finanzen.

Gvlha» 12. Dec. Ueber das mittlerweile
ausgelöste Hauptwehrcomite schreiben die von
hier ausgehenden lithographischen Mitheilun-
gen: „Während die Orqanisation der schleS-
wig-holsteinischen Localcomitc's und dcr land-
schaftliche Znsammenschluß dersclben unter
Provinzial-Comite's gute Fortschritke machen,
und für die Centralisatiön durch daS Göttin-
ger Comite biS zur definitiven Bi'ldung einer
Centralstelle gesorgt wird, droht von Gvtha
aus der von Einzelnen gemachte Äersuch, ein
Haupkwehrcomite für Deutschland zu gründen,
Verwirrung in die Bestrebungen für SchleS-
wig-Holstein zu bringen, und die Sammlungen
sowohl als die Ansrüstung Freiwiüiger auf
Seitenwege zu leiten, wetche der Sache aller-
dings nachtheilig werden können. Wem auch
nicht an dem guteii Willcn und warmen Eifer
der Mäuner, welche den Aufruf bes Wehr-
comi'te's für Deutschland unterzeichnet haben
(die Herrcn Freiherrn v. Künßberg-Mandel,
Mordhvrst, Rüffer rc.) gezweifelt wird, so
würde dsch dic von ihnen beabsichtigtc Bil-
dung von Freischaaren gegen Wiffcn u. Willen
der bei dieser Sache zUnächst Betheiligten cr-
folgen. Diese Freischaarcn werden wahr-
schci'nlich vvn der schleswig.holstcinischen Re-
gierung zurlickgcwikskii wcrden. Eine clwa
projectirte gänzlich gesondcrte Thätigkeit der-
selben legt die Bcsorgniß nahe, daß dcr Scha-
den sür dt'e Bethkill'gkcn und daS Land sichcrer
sein würdr, als die beabsichtigte Hülfe. End-
lich hat daS Beginnen dnrch seinc veröffent-
lichtc Absicht, Gotha zum Mittelpunct bewaff-
neter Zuzüge zu machen, nicht nnr die Polizei
des Landes, sondern auch die feindfelige Auf-
merksamkeit der Nachbarstaatcn gcgen sich auj-
geregt, und schvn dahurch die Möglichkeit eineS
erfvlgreichen Wirkcns für die Sache dcrHer-
zogthüurer schr verringert. Aüs diescn Grün-
den wirb ersucht, von Zuzng und Thei'Inahme
an diesem Unternehmen abzurathen."

Gvtha, 16. Dec. Wir sreuen uus, die
Mittheilung niachen zu können, daß jetzt auch
aus der freien Landschaft Dithmarschen t'm
Westcn Holsteins eine länge Rcihe von ANer-
kennungs- und Huldigungsadreffen mit. viclen
Hunderten von Unterschriften an den Herzog
Friedrich von SchleSwig-Holstein eingegangen
stnd. Diese Adrcffcn sind alle dahin gerichtet,
den Herzog als einzig rkchtmäßigen Landes-
herrn huldigend zu feiern und demselben Un-
terthaiientreuc zu geloben.

Die Wieiier „Preffc" schreibt: Dcr Tele-
graph hat unS gemeldct, daß die Cabinete
von Wien »nd Berlin jenen von Paris, Lon-
don und Petersburg notisicirt haben, sie könn-
ten sich an den Lvndvner Verkrag nur gcbun-
den erachten, insofern Däneinark die 1851/52 I

König! Werd' mcin Kind nicht in Eucr Sodom
und Gomorah hinein schicken —

Zugefahren! rief dcr König lachend. Adieu,
HLbscheS Kind! Adieu Allc! nickte cr dann noch ^
leutselig aus dem Wagcn hcrauS, dcr bald auf
der Straße nach Audorf verschwunden war.

AlS der zwkite Wagcn auch wcggefahren war, !
«urdc ber Platz vor dcm Hause aUmälig leer, und !
bald ging AlleS wieder im gcwohiiten Geleise; nur '
Hans kvnnte sich von seiner lleherraschung, cinrn
König ohue Krone und Scepter geschen zu haben, ^
noch lange nicht erholen, desglcichen dcr Wirth
von feinrm Erstamien über dcn Muth seiner Frau '
und Tochter.

Midei zählte mit leuchtendcn Augen die erhal-
tenen Dnkaten; denn sie wurden VaS Mittel, ihrcs
Toni Lehrzcit abzukürzen und ihm dic Aussicht auf j
eine baldige Anstellung zu eröffnen. Dic Wirthin ^
»on Fischbach aber rechtferiigte nach wic vor den '
Ruf ihrcr Fische und ihrer Grobheit. j

j- (Zur Kaienderliteratur.) Von den ;
vtclen tllustrirten Kalendern für daS Jahr 1884 '

eingegangenen Verpflichiungen erfüllt. Diese
Verpflichtmigen, welchc Dänemark damals
Oesterreich und Preuße» gegenüber eiiigegan-
gen war, bestehen in Folgendem: 1) Sollte
jedes Herzogthiim ein desonderes, nur dem
Könige veranlworiliches Ministerium habeu;
2) svllte den Sländen der Herzogthümcr eine
gesetzgebeude Besugniß zukonimen; 3) sollte
eine Gesammtstaatsverfaffuiig gegebrn werden,
innerhalb welcher jeder der bctreffenden Lan-
destheile gleichberkchtigt; 4) sollte der Könjg
verpflichtet sein, der dänischen unv deutschen
Nalionalität den gleichen Schutz zu gewähren.

D e u t sch l a n d

Karlsruhe, 18. Dec. Zhre (Sroßh. Hoh.
die Frau Markgrasin Withelm ist seit ver-
fioffknen Sonntag in ernster Weise erkrankt.
Nacy vorausgegangener (Ärippe traten Blut-
congestionen nacy dem Kopse, unv in Folge
bavon vurch Gehirnvruck Srorungen ber Ncr-
venthätigketl der linken Körperhälste ein. Nach
ber „Karlsr. Z." zeigte stch heute im AUge-
meiuen mehr Nuhe unv eö kann im Ganzen
einige Bejserung erkannt werven.

Karlsruhe, 17. Decbr. AuS der Adreß-
verhanolung ver 2. Kammer über bie schteswlg-
holstettttsche Frage tragen wir uoch vie Reve
deS Abg. Gerwig nach:

Bet dea Worten SchteSwtg-Holsteiu muß nach deu
bettagenSwcrlhen jüngsten Lorgängeu jebem deutschen Manne
daS Herzblut pochen; Schamröthe übersttegt setn Gesichl
uub die Fauft dallt fich krampfhast! Wo tst nun Deutsch-
laud? Wo find dte Retter setner Ehre? Wo find dte
Thaten aus dte schön klingenden, von vaterländtschen Ge-
finnungen übrrströmcndea Worte^ Zst eS möglich, daß der
Ruf von 40 Mtütonen nach Wahrung deS mtt Füßen ge«
tretenen RechteS abermal- verhalle?

Metne Hcncn! Es ist etgentltch nur und uur deut-
schem Gtaubeu und deutscher LertrauenSseltgkett gut zu
halten, wenn man von dem sogen. Deutschen Buyd rtne
deutsche That erwartet. Der Deutsche Bund ist ja ertra
zu dem Zweck geschaffea worden, damtt ein etntges mäch-
ttgeS Deutschland cine Uumögltchkeit, damtt Deutschlaad
nur geographischer Begrtff set. Zn dem europätsche» Con«
cert spielt der Deutsche Bund ntcht mtt, dagegen hat cr
zwet mächtigc Glieder, die zwar srlten, aver gerade tn der
schleSwtg-hotstetntschen Sache harmoniren. Ste habcu uuter
Andenü mtt Hiife der freten deutschen ^Städte be-
schtoffen, vaß gegeu'ben Köntg von Dänemark Ereculion

Herzog an, doch soll noch untecsucht werden, ob uicht ein
Anderer rechtmäßtger Herzog set! — Wie erklärrn wir un»
btescn Widerspruch?

Metne Herren! Wir dürsen doch gewtß annehmeu, bafi
man recht wohl weiß, wer rechtmäßtger Herzog tn Holstetn
und SchteSwtg tst, und wtr find fast zu ber Befürchtung
berechttgt, daß man eben den rechtmäßtgen Herzog utcht
wtll! Aber tm Augendltck gehen dte Wogen deS VolkeS
etwaS hoch, und da gentrt ma» fich, unverblümt mtt der
Sprache herauSzurücken. Nur Geduld! Zett gewouneu.
AlleS gewonnen! Dann kommt auch etn dcutscher BundeS-
beschluß zu Stande, daß es jammerschade wäre, wenn
Deutschland größer und Dänemark kletner würbe. Man
hat ja ohnehtn jo vtel Sorgen, soll man fie noch mehreu!

Ertnnern wtr uuS nur an 1848 btS 1852. Znerst that»
krästige Unterstützung der Herzogthümer; Malmö; dtc Dt-
plomatie spinnt thre Fäben; Separatfrieden zwischen Preußen
unb Dänemark; Auslteferung der rebeütschea Herzogthümer
an Däncmark und Entwaffnung threS HeereS; enbltch über
Olmütz zum Londoner Protocoll!

Zn dteser Zett suchte der Bund setne Aufgabe darin, die
BundeSarmee zu vermehren, die MilttärbudgetS zu stetgern;
so 1851 und 1862. Von 1 Procent marschberettcr Trup-
pen, i/, Proccnt Reservea unb ^/g Proccnt Ersatz sind
«tr zu L^/Z Procent marschferttger uud Vr Proccnt Ersatz
gekommen.

ist der bei A. H. Payne in Leipzig erschienene
illustrirte Famittenkalender besondcrs hervorzuhe-
ben. Derselbe zeichnel fich aus durch^nannichfache
intercffante ErzLhlungen und recht niedliche Holz-
und Stahlstiche, und ist namentlich, waS den Preis
betrtfft, etner der btlligften. Er kostet nur 18 kr.

X Jn der Flemming'schen Verlagshandlung tn
Glogau, wclche sich durch eine Reihe kartographi-
scher Unternehmungen ausgezeichnet, ist soeben eine
„Neue Karte der Herzogthümer Schleswig-Holstein
und Lauenburg" erschienen, welche wir Iedem em-
pfehlen können, welcher fich mit de.n geographischen
Verhältnissen jener Lander näher vertraut machen
will, dä dieselbe sehr deutlich und nach den neuesten
und besten Materialien bearbeitet ist.

Die kürzlich in Matnz stattgehabte Generalver-
sammlung des Larneval-VereinS hat per Majorität
den Beschluß gefaßt, die üblichen Festltchkciten für
diesen Winter zu fuspendiren.
 
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