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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 257-282 November
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https://doi.org/10.11588/diglit.2828#0457
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Frimkfilrt die Unterdrückung des Sechsund-
dreiglger-Ansschusse» verlnngt.

Ueber den Frieden mit Dinemark bemerkt
die „Kreuzztg." in gchissiger Weise gegen den
Vertreter dei deulschen BnndeS aus der Lon-
doner Conferenz: „Unter den Unterschriften
suchen wir den Namen deS Herrn vvn Benst
vergeblich Hätte der Ablaus der Verhandlungen
in London auch keinen anderen Nntzen gehabt,
als d»S Beiseiteschieben diejeS „bernhmlen
StaatSmanneS": ivir würden glauben, daß
unS die Harlnickigkeit DinemarkS schon damit
einen sehr wejentlichen Dicnst geleistet hitte."

Die Regierung in Preußen ist daraus ge-
rüstet, das Abgeordnetenhaus aufiösen zu
müssen. ES werden bereitS Schriften sür die
Sicuwahlen bereit gehalten und in die Provin«
ze» gesandt, damit sie bei eintretendcr Cata-
strophe gleich zur Hand sind und der Fort-
schrittSpartei daS Terrain rauben oder wenig-
stenS vcrderben. So hofit man wenigstcnS.

Nach der „Fr. Post-Ztg." ist die preußische
Anlwort in der Zollsragc angckündigt. Sie
wiederhole die Znsage einer spiteren Zolleini-
gung, lehnc aber eincn bcftimmten Termin
dafür ab. — Die „A. Ztg." mcldet darüber:
Die preußische Antwort i» der Zollfrage wie-
dcrhole die Zusage ciner jpitern Zolleinignng,
lehne aber jeden Termin ab und vindicire in-
zwischen dem Zollverein dic unbeschrinkteste
Selbftbestimmung.

König Ludwig I. von Bayern ist nach Rom
abgereist, um dort dcn Wintcr zuzubringen.

Die dayerijchcn Ratificalionsnrkundcn zn
den in Berlin am 12. v. M. untcrzeichneten
ZollvereinSvcrtrigen stud am 8. d. von Mün-
chen an ihren Bestimmungsvrt abgegangen.

Die Wiener HandelS- nnd Gewerbekaminer
hat, der vom deutschen HandclStag gegebenen
Anrcgnng gcmiß, sich cinstimmig gegcn die
Beibehaltung der Vereins-Kronc und sür die
Einführung ciner dcm französischen Zwanzig-
Frankcnstück entsprecheudcn VereinS-Goldmünze
entschieden.

Ein Pariser Correspondent der „Kreuzztg."
meldct: eS werde binnen kurzcm eine Prolcjta-
tion deS GroßherzogS von ToScana gcgen dcn
Scptembervertrag erscheinen, und zwar datirt
anS Lindau, wohin der Großherzog zurückge-
kehrt ist. Es sei eine historisch erwiesene That-
sache, daß Lothringen nur unter dcr Bedingung
Frankrcich angehöre, daß ToScana dem HauS
Lolhringen angehöre. Die Protokollc von Lon-
don (Augnst 1718), der Vcrtrag der Quadrn-
pclallianz, der Wiencr Vcrtrag (22. Jnli 1731),
der Vertrag mit Madrid (13. Dcccmber 1780),
dcr von Wien (1815) und endlich der von
Zürich (17. Octobcr 1859) garantiren dem
Hause Lothringen den Besttz vvn ToScana zur
Entschidigung für die Adtretung LothringcnS
an Frankreich.

Nachrichtcn der Palijcr „Patrie" auS TuniS
legcn dar, daß dic Lagc dcS LandcS wieder
schlimmcr ist. Mchrere L-limme im Jnnern,
dic thre Untcrwerfung angezeigl hatten, haben
stch wieder erhoben nnd mit dcn Jnjurgentcn
gemeinschaftliche Sache gemacht. Am 30. Oct.
kreuzten drei englische KriegSjchissc vor Tuniö.

Turiner osficiöjc Blitter berichten, die Auf-
stindigen im Vcnclianischcn seien wenig zahl-
reich und umzingelt; sie selen auf ungesähr
36 Mann zusanimciigejchmolzen.

Zn GlaruS ist daS neue GcrichtShauS durch
Vvllziehung einer Prügelstrafe im Znnern deS-
selben eingeweiht wordcn.

Zwischen Brastlien und Urnguay ist Kricg
ausgebrochen und die Fcindseligkeiten haben
bercitS degonnen.

D e u t s ch l a n d.

Karlsruhe, 6. Nov. DaS neueste Regbl.
Nr. 82 enthilt solgcndc Verordnungcn deS gr.
MinisteriumS deS Jnnern und großh. HandelS-
ministerinms: 1) Die Vcrhütung von Thier-
quälcrei betreffend: Zur Vcrhütung von Thier-
quilerei wird auf dcn Gnind deS § 78 deS
Polizeistrasgesetzbuch« verordnet, waS solgt:
§ 1. KLlber dürfcn auf Karren oder Wagen
nicht anfeinander gcschichtet oder tranSportirt
wcrden, daß dik Köpsc überhingen oder an-
schleisen. Geknebelte Kilber stnd bei Ankunft
aus den VerkausS- oder Abladeplitzen joglcich

loSzubinden. § 2. Bei größern oder lingern
TranSporten dürsen die Kilbcr nicht geknebelt
jein. Sie müfien hinlinglichcn lustigen Raum
znm Liegcn und Stchen haben und durch Dek-
kung dcr Wagen gegen die Einflüsse der Wit-
ternng gcschützt sein. z 3. Wenn Hunde znm
Treiden von Kilbern oder andcr» Thicrcn ver-
wendet werden, müsscn dieselben mit Maul-
körben verjehen sein, wodurch ste am Beißcn
dcS zn treibenden ThiereS vollkommen gehindert
stnd. § 4. Das Schlachten der Schweine
darf nnr durch einen Schlag anf den hinteren
Thcil dcS KopfeS und durch eincn hierauf un-
mittelbar folgenden Herzstich geschehen. § 5.
Es ist unterjagt, die Eutcr der Kühc, welche
zum Verkauf aus die Mirkte gebracht werden,
durch Unterlassen deS NielkcnS, durch Brennen
oder andere künstlichc Mittel zu spanncn. § 6.
Dic dieSseitigen Verordnungen vom 17. Nov.
1852, „das Schlachten dcr Schwcine betrcffend",
und vom 26. Febrnar 1853, „das Spannen
der Euter der Kühe bctrcffend", tretcn außer
Krast. 2) Den Straßenschutz und Straßen-
verkehr bctrcfiend: Zur Erginzung dcr Bestim-
mungcn der 120 bis 123 dcS Polizcistras-
gesctzbuchs v»m 31. Octobcr 1863 und unter
Hinweisung auf § 127 dieseS GesctzeS werden
die zum Schutz der Straßcn nnd zur Sicher-
hcit und Bequemlichkeit deS StraßcnvcrkchrS
(Fahrordnung) srüher crgangcnen allgemeinen
Pvlizeivorjchristcn dahin erncncrt: § 1. DaS
Schleifcn von Steincn, Banholz oder Sig-
klötzcn aus einer Staatsstraße oder ciner mit
Staatsunkerstützung unterhaltenen Vicinalstraße
ohue anSdrnckliche allgemeine oder besondere
Erlaubniß der BezirkSinspection, bei anderen
Vicinalstraßen ohne jolchc Erlaubniß. der Ge-
mcindcbchörde, ist verboten. § 2. Frachtwagen
dürfen nicht so breit gcladen werden, daß ste
dcn doppclten Raum dcr Wegspur einnchnien.
§ 3. Drei Wagcn odcr zwei gleich große be-
ladene Wagcn dürfcn uichl aneinander gchängt
werdcn. Wird ein kleinercs Bciwigelchen an
einen Frachtwagen gehängt, jo muß scine
Dcichsel ganz abgenoinmc» ooer dnrchaus unter
dcn Frachtwagcn gcschobcn werdcn. 8 4. Lang-
holz dars nur aus solchcn Fuhrwcrkcn gesührt
wcrden, welchc am Hintcrwagcn mit cincr so-
genanntcn Schwicke vcrschen sind. § 5. Wih-
rcnd dcr Fahrt i» dunkler Nacht muß jcdes
Fuhrwerk mit einer brcnncnden Laterne ver-
sehen seln. § 6. Kommen zwei Fuhrwcrke
cinandcr entgegen, jo jollen sic einander rechts
ausweichcn. § 7. Auf stcilen Wegcn lingS
cineS Abhangcs soll stetS mit dem bergaus
fahrenden Fuhrwerk gcgen dcn Abhang ausge-
wichcn werden. § 8. Jst wcgcn der Enge
oder soustigen Bcschafienyeit des Wegcs daS
AuSweichcn nicht möglich, jo hat Dcrjenige,
wclchcr daS ihm entgcgenkommeiide Fuhrwerk
zucrst bcnicrkcn kaun, an eincr zum Vorbci-
lassen pasjcnden Stelle so langc zu halten, bis
das andere Fuhrwcrk vorbcigcjahren ist. Auf
solchcn Wegcn sollcn sich die Fuhrleutc durch
Zuruf, Knallen mit dcr Peitsche, die Postillone
mit dem Horn, Zeichen gcben. § 9. Lrcfien
zwei Fuhrwerke an eiucr Stelle znsammcn, wo
auch kein Vorbeilasscn möglich ist, jo muß daS-
jcnige zurückiahrcn. sür welchcS dieS nach den
Umjtinden, insbesondere »ach der Entsernung
der nächsten AuSwcichestclle, nach Beschafien-
heit, Gesill und Richtung des WcgeS und nach
der Ladung mit d-n wenigslen Schwierigkeitcn
vcrbnnden ist. § 10. Reiter und Heerden
haben jedem ihncn begegnenden Fuhrwerke auS-
zuweichen. B-i engen Wegen soll daS Fuhr-
wcrk dcnselben, um ihnen daS sichere Vorbei-
kommen zu ermöglichen, so viel als Ihunlich
Raum lassen, auch nöthigenfaüs anhalten.
Treffen Reitcr oder Heerden mit Fuhrwcrkcn
anf Wcgen zujaininen, wo kein Ausweichen
und Vvrbcilassen möglich ist, so müssen die
erjteren umkehren. § 11. Wenn zwei Heerden
vder Reiter einandcr entgegeiikoinmcn, so soll
eS unter ihnen ähulich gehalten werden , wie
sür dic Fuhrwerke in den 88 ö—8 vorgejchrie-
bcn ist. § 12. Die Führer von Heerden, jo
wie von langsam sahrenden Fuhrwerken haben,
wo dies nach der Breite und Bejchaffenheit des
WcgeS thunlich ist, die nachkommenden schneller
fahrenden Fuhrwerke und die nachkommenden
Reiter auf gcgebenes Zeichen (§ 8, Adsatz 2)
linkS an sich vorübcr zu lassen, indem sie nach

rechtS auSweichen. § 13. Den BezirkS- und
beziehnngSweise OrtSpolizeibehörden dleibt vor-
behalten, innerhalb ihrer Zuständigkeit gemiß
§ 127, Absatz 2, dcs -PolizcistrafgesetzbucheS,
die für die besondercn Bedürfnisse uno Ver-
hiltnisse der Bezirke, Ortschaften und Gemar-
kungcn wciter erforderlichen Vorschristcn zu
crlassen.

Stuttgart, 6. Nov. Jhre badijchen Geg-
ner deS Schenkel'schen BnchcS „Das Lcben
Jeju" strecken ihre Hände um Hilfs nach
Schwaben auS. Die Sachc wurve bcreit« in
mehreren würtembergischen Kirchengemeinde-
rithen besprochen. Zm Kirchengemcinderathc
der Stadtkirche zu Stuttgart stellte Prälat Kapf
dcn Antrag anf Protcsterklärung. Der Antrag
ging auch wirklich an der Hauptkirche durch,
ebcnso an der Lconhardskirche. AlS aber die
Sache an die Hospitalkirche kam, da protestirte
dcr daselbst angeftcllle Decan mit allcr Ent-
schiedenhcit dagegen, weil ja wahrjchcinlich Nie-
mand daS Buch gelesen habe, wie er selbst
nichts und weil derglcichen überhaupt gar nicht
vor daS Forum des KirchcngemeinderathS ge-
höre. Zn Folge dessen fiel der Kapf'sche An-
trag durch und die Sache hat »orliufig keine
weiteren Fvlgen gehabt. (M. A.)

Frankfurt, 8. Nov.- Hcnte Abend sindet,
wie daS „Fr. Z." berichtet, bci cinem hiesigen
Rechtsanwalt eine Versaininlung hieftger RcchtS-
anwilte und sonstiger hervorragender Persön-
lichkeiten statt, um den Entwurf einer Adresse
an die Königin von England zu berathen und
sie von d-r Bürgerschaft unterzcichnen zu lassen,
damit die UrtheilSvollstrcckung gcgen den zum
Tod verurtheilten F. Müller aufgeschoben
wcrde.

S ch w e i z.

Bern, 7. Nov. Der eidgenössische StaatS-
anwalt, Hr. Reg.-Rath Migy, iiicldct von Genf,
daß die Angeklagten gegen Caution in Freiheit
gesetzt sind. Zn Carvuge sand zu Ehren dcS
jreigelasscnen Dr. Fontanel eine Jlluinination
statt. Gens ist sonst ruhig.

E u g l a u d

Londvn, 3. Nov. Seit dem Proceß und
der Vernrtyeilung Franz Müller'S hat dcr
deutsche RechtSjchutzvcrein, welchcr mit dem Ver-
dicl der Jury nicht übereinstimmen kann, seine
Nachsorschungcn in der Sache mit unablissigem
Eiser sortgesctzt und die gemachten Enldcckun-
gcn werden in Kurzcm dem Publikum in eincr
kleincn L>christ vorgelegt werden. Einc ivich-
tige Stelle wird in dicscm Bcricht dcr folgende
Zncidenzfall haben, dcfien Einzelheiten durch
neuerdingS angestellte Unterjuchungei, anS Licht
gebracht worden stnd: Am Niorgcn des 10. Julr
— so heißl eS — etwa um 2 Uhr, also wenige
stunden nach dcr Morbthat, wurde ein Herr
Poole, wclcher in Edmvnton, am nordöstlichen
Endc Londons, wohnt, plötzlich durch daS Klir-
ren cincr brcchendeu Fensterscheibe anfgeschreckl:
auS einer Droschke, welche von dcr Stadt her-
kam, war ein Paket gegen das Haus geworsen.
Hr. Poole, welcher für den Schaden eincn Er-
satz hadcn wollle, machte sich josort aus, um
der Droschke zu folgen und holte ste nach lan-
gem Reiincn cin. Lrinnen satzen 4 Männer;
soweit sich eine Beobachtung anstellen ließ,
hattcn sie eincn Anjchcin großer Uuordnnng
an sich. Einer von ihncn war ohne Hut und
trug ein Tuch um den Kopf gebunden. Dem
Hrn. Poole wurde aus jcine Frage die hastigc
Antworl gegeben, das Bündel sei nur SpasseS
halber herausgcworsen wvrden; er werde jeooch
sür seincn Schaden Vergütung erhallen, und
die Droschke rolltc weiter. DaS Bündcl ent-
hielt, wie sich nachher ergab, ein Paar Bcin-
kleioer. Spiter im Lause jeneS Sonnlagmor-
genS, gegen elf Lhr, sah Hr. Poole diesclb-
Drojchke wieder nach der Stadt zurnckkehren;
eS saßen jetzt jcdoch nur noch zwci von jenen
Minnern i„ dcrselben. DieSmal sahen außer
Hrn. Poole auch noch andere Bcwohner der
lliachbarschast dic Droschke mit dcn beiden Lcu-
ten. Drci der Znsassen dcS nichtiichen Kuhr-
werkS sollen mit B-stimintheit auSfindig ge.
macht wordeii j-in, über den vicrten ist man
noch im Zweifel. Dic Beinkleider jind mit
Blut befleckt, welchcs sich als mcnschlicheS er-
«iesen hat. Außer diesen Details liegcn »och
 
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