Heidelberger Volksblatt (4) (1871)

D'r Nagglmaier.
Wann Einer eine ö
Reiſe thut, da kan-
n'r was erzählen —
ohne grad weit kum-—
me zu ſein. Per
Exempl derf Eener
norr nooch Schlier-
bach fahre un wid-
der retur, do wer-
d'r finne, daß'es
aachSchtationsglocke
gibt, die for die
Katz dohenke. In
Schlierbach wenig-
ſchtens henkt ſo e
Glock, mit der heek-
ſchtens e Katz ſchbielt,
wann ſe de Schtrick
davun verwiſche
kann, dann ſunſcht
bekimmert ſich Nie-
mand drum, obſchun
fl. 55. — for's Läu-
te ausgewe werre,
deß ma nit heert,
wann'n en Zug an-
kummt, odder ab-
geht. — Ja, heere —
Se emool, warum leite Se dann nit,
kummt, froog ich kerzlich de bedreffende Bahnwart. —

Wie viel? ſegt'r — ich ſoll leite, un d'r Reſchtaurateer

ſchteckt die 55 Gulde dafor ein? Naan, Hanne! Deß

12.1 mer im Draam nit ein. — Scheen wo Ordnunz

ſag ich. Deß gibt was for's Volksblättl! — Eh
ich vun Schlierbach weg bin, is awer die Schtations-
glock ausnahmsweis doch geleit worre, un zwar vumme
Paſſagier, der ſich iwer die Langweil erbarmt, die die
Glock hawe muß, wann ſe Dag un Nacht norr for die
Katz dohenkt.

erbarme dhät.

zeigt. Dagege war ich nit bei der „Schbritz“ nooch
Ladeberg, bei weller Gelegenheit e paar Heidlberger
Sänger uff d'r Returfahrt, ſchtaͤat nooch Heidlberg —,
nooch Mannem kumme ſinn. Ob freiwillig, odder un-
freiwillig, weeß ma nit. Es verrooth Keener was.
Sie ſinn halt endwedder in Friedrichsfeld nit abg'henkt
worre, odder hawe. ſich nit abhenke loſſe. Vielleicht
ſinn ſe aah ausg'ſchtigge geweßt un widder in en falſche
Zug eing'ſchtigge. Was kann eem nit alles baſſire,
wann ma e „Schbritz“ mitmacht. Wie leicht kummt
ma g'ſchbritzt widder heem. No, Friedrichsfelder
Sand druff, wann noch do is, dann die Mannemer
werrenen ball all for ihr neie Hafe ⸗ un Eifebahnan.
lage g — hawe. —

25⁰

wann d'r Zug

Jedefalls wär's awer beſſer, wann ſich
emool der bedreffende Bahnhoſvorſchtand iwer die Glock
Un deß wolle mer hoffe. — Alſo in
Schlierbach war ich neilich, wie Figura Schtationsglock

Aah die deitſche Orden werre ball. al werre, wann
ſe ſo fortreegne. Ma ſieht ball ke Kriegslifferant, ke
Mitglied vumme Erfriſchungscomitee im neie deitſche
Reich mehr, deß, nit ſein Bändche im Knopploch odder
ſein Schternche uff d'r Bruſcht hotte Wann die Zeiche
d'r Anerkennung for geleiſchtete G'fälligkeite im Krieg,
die eigendlich norr unſer Pflicht ware, awer ſo fort
vum Himml falle, dann hawe mer ball mehr dekorirte
Ziviliſchte wie undekorirte Soldate, die doch-eigendlich
die Hauptarweit g'ſchafft hawe! Ja, es reegend Or-
den! Macht die Ruopplecher uff.

Solchem warmen Sommeregen
Unter Gnadenfonnenſcheidd
Spannet keinen Schirm entgegen,
Kinder, denn ſonſt bleibt ihr klein.

Und ihr wachſet nicht in Ehren
Nicht an Anſehn! — Iſt das gut
Und ihr tragt auf eurem leeren
Kopf auch einen leeren Hut!

Streut der alte Zeus, der große,
Gold herab wie eitel Schnee,
Fangt es auf in eurem Schoße
Wie die ſchöne Daͤnge.

Oder habt ihr ſonſt ein Oertchen,
Das da gerne blizt und gleißt, ö
Wär's auch nur das kleine Pförtchen
Das im Deutſchen „Rnopfloch“ heißte —

Einen Tropfen, einen dicken,
Auf das Knopfloch linker Hand,
Jedem, den Verdienſte ferln
Um das liebe Baterland!

Allen wackern Lieferanten,
Die geliefert mit Genie,
Sei ein Tropfen zugeſtanden,
Denn Verdienſte hatten die!

Sers in Wein, ſei's in Liqueren, *
Sci's in Leinwand oder Woll',
ö Jede Leiſtung muß man ehren
ö War ſie nur verdienſtenvoll.

Sei's in Tabak, ächtem Pfälzer,
Ja, war er ſelbſt minder fein,
Ja ſelbſt Waſſer, bloſes Seltſer
Kann oft ſehr verdienſtvoll ſein.

Sei's in Würften oder Schinken,

Linſen, Erbſen, gut ſortirt,
Ja Verdienſte können blinken
Selbſt auf Schwarzbrod, wenn man dann

Deutſches Vaterland, belohne ö
All die heu ern nah uud fern! ö
Dem Verdienſte ſeine Krone „
Und darunter. einen Stern ö

ö Leer ein einzig Knopfloch ſehen
Baterland, wär' ſchmerzlich doch!
Nein, du kannſt nicht untergehen
Deine Sterne leuchten noch!

Druck und Verlag von G. Weiſenddeftr.