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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.39312#0533
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V tafeln der Heidelb. Zeitung
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Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

X,-. I!8


Dik»st«s, den 23. Mni

18SS.

Von der Abrüstungskonferenz.
Am 20. d. hat die Friedenskonferenz ihre zweite Sitzung
gehalten. Dieselbe dauerte nur anderthalb Stunden und
brachte nach der Frkf. Ztg. keine großen Resultate. Dian
kommt, wie dem Blatte berichtet wird, noch immer nicht
aus Formalitäten heraus. Es macht sogar beinahe den
Eindruck, als suchten die Russen die Konferenz in die
Länge zu ziehen. Baron v. Slaal übernahm das Prä-
sidium, verlas eine längere Antrittsrede, die sich in Allge-
meinheiten bewegte und ziemlich inhaltlos war. Bemerkt
wurde nur, daß er über die Abrüst un g s fr a g e rasch
hi uw eg ging, hingegen auf die Schiedsgerichte
einen besonderen Ton legte. Sonst sprach Staal von der
Friedensliebe des Zaren, von seiner Freude, daß die Kon-
ierenz versammelt sei und von anderen schönen Dingen.
Dann überreichten die Chefs der Delegationen die Listen
der in die Kommissionen zu entsendenden Delegirten. Die
Kommissionen selbst aber werden sich erst heute (Dienstag)
konstituiren und ihre Präsidenten ernennen. Man wird
sich bemühen, wenigstens diese Präsidien geschäftskundigen
Männern zu übertragen, eines davon vielleicht dem hol-
ländischen Delegirten. Auch die zweite Sitzung machte den
Eindruck ziemlicher Konfusion. Dann ließ die holländische
Regierung den Konferenzmitgliedern esn sehr gutes Früh-
stück serviren. Einer der russischen Delegirten wird
sortan Kommuniques für die Presse über die
Konfcrenzsitzungen verfassen. Das Kommunique wird auch
den holländischen Delegirten vorgelegt werden, was eine
gewisse Garantie dafür bietet, daß es nicht ausschließlich
nach Maßgabe der russischen Interessen verfaßt wird.
— Die von der holländischen Presse gebrachte Nachricht,
Deutschland und andere Großmächte seien übereingckommen,
die Abrüstungsfrage bei den Berathuugen der Konferenz
auszuschließen, ist vollkommen unbegründet. — Man kennt
setzt die Quelle, aus der die Nachricht stammt, Professor
Dr. Stengel habe dem Zaren seine Broschüre übersandt.
Diese Quelle ist eine bekannte russische Persönlichkeit, deren
Namen ein charakteristisches Licht auf die ganze Jntrigue
wirft.
Außer den offiziellen Konfcrenztheilnehmern ist auch
eine ganze Schaar privater Friedenscngel in Haag an-
wesend. Baronin Suttner will die Delegirten der Kon-
ferenz in ihrem Salon empfangen und dazu mithelfen,
daß sie sich persönlich kennen lernen. Banquier Bloch aus
Warschau hat zahlreiche Broschüren mitgebracht, welche
Auszüge aus seinem Werk „Der Krieg der Zukunft" ent-
halten. Er will diese Broschüre an die Konferenz-
Delegirten vertheilen und sich ihnen zur Verfügung
stellen, falls sie Aufschlüsse über mit der Friedens-
bewegung zusammenhängende Fragen wünschen, mit denen
Bloch sich seit Jahren beschäftigt. Frau Professor Selenka
aus München will der Konferenz die Resolutionen über-
reichen, welche von 400 Frauenversammlungen in neunzehn
Ländern, sogar in Japan und Neuseeland, zu Gunsten
der Friedensbewegung votirt worden sind. In diesen
Kreisen der privaten Vertreter der Friedensbewegung ist
Man sehr befriedigt über die Thatsache, daß die Konferenz
sich überhaupt vereinigt hat, und hofft, daß daraus
wenigstens irgendwelche ständige Friedenskommission hervor-
gehen wird, die in bestimmten Fristen periodisch zu-
sammentritt.
Zum Schlüsse sei erwähnt, daß der Zar von seinem
ursprünglichen Enthusiasmus für die Beglückung der Welt
durch Abrüstung eingebüßt haben soll. Die Sache ging
nicht so glatt wie er dachte. Von allen Seiten erheben
sich Bedenken und Einwünde und da soll seine Stimmung
Merklich umgeschlagen sein.

Deutsches Reich.
— Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe hat sich zu
kürzerem Aufenthalte nach Grabau begeben.
— Der Berliner Magistrat beschloß, das Verwaltungs-
streitverfahren in der Angelegenheit des Friedhofs der
Märzgefallenen fortzusetzen.
Wildpark, 20. Mai. Der Kaiser und die Kai-
serin sind mit dem Prinzen Joachim und der Prinzessin
Victoria Luise um 9'/^ Uhr hier wieder eingetroffen und
wurden am Bahnhofe vom Kronprinzen und den 4 nächst-
ältesten Prinzen begrüßt. Nach kurzem Aufenthalte begab
sich das Kaiserpaar mit den Kindern nach dem Neuen
Palais.
Homburg v. d. H., 20. Mai. Die hiesige Stndt-
verordneten-Versammlung bewilligte als Beitrag zum Bau
des Prätoriums der Saalburg 10000 Mk., wovon
der Kaiser telegraphisch benachrichtigt wurde. Gestern Abend
traf aus Wiesbaden folgendes Telegramm des Kaisers
hier ein: „Hocherfreut über die Meldung von der Bewilli-
gung einer Summe von 10 000 Mk. zum Wiederaufbau
der Saalburg spreche ich den städtischen Behörden für den
hochherzigen Beschluß meinen wärmsten Dank aus. Ich
hoffe, daß das Römerkastell nach seiner Wiederherstellung
ein interessanter und kräftiger Anziehungspunkt werden und
zur Hebung meiner getreuen Stadt Homburg v. d. Höhe
beitragen möge."
Baden, ff Mannheim, im Mai. Die Aufstellun g
des Herrn Hauptlehrers I h r i g in Mannheim als demo-
kratischen Landtagskandidaten in dem Wahlkreise Eber-
bach.Buchen darf als ein schlauer Schachzug der Ultra-
montanen betrachtet werden, die dadurch den Wahlkreis zu
erobern hoffen. Herr Ihrig stammt aus dem Kreise
Eberbach. In seinem Geburtsort Strümpfelbrunn genießt
seine Familie hohes Ansehen, und Verwandte von ihm be-
kleiden hervorragende Ehrenstellen. Strümpfelbrunn stellte
bis jetzt immer nationalliberale Wahlmänner. Das Centrum
glaubt nun, mit Hilfe des Herrn Ihrig demokratische
Wahlmänner in Strümpfelbrunn durchzubringcn. Im
Wahlkreis Eberbach-Buchen steht aber der Wahlausfall
stets auf des Messers Schneide. Der fast ganz katholische
Bezirk Buchen bringt nahezu ausschließlich ultramontane
Wahlmänner. Gelingt es, in dem protestantischen Bezirk
Eberbach den Nationalliberalen einige Ortschaften zu ent-
reißen, so ist deren Niederlage besiegelt. Darauf baut
nun das Centrum seine Hoffnung. Ultramontane Wahl-
männer in protestantischen Orten sind selbstverständlich von
vornherein aussichtslos, man schiebt deshalb eine demokra-
tische Kandidatur vor und hilft in den protestantischen
Orten die demokratischen Wahlmänner durchdrücken, wohl
wissend, daß man dadurch nur die eigene Centrumssache
zum Siege führt. Eine Vorsichtsmaßregel des Centrums
bedeutet cs auch, daß man diesmal keinen freisinnigen
Kandidaten in den protestantischen Orten vorschiebt, wie
dies vor 4 Jahren in der Person des Hauptlehrers Rödel
von Mannheim geschah, sondern eine demokratische Nummer.
Man geht zweifellos von der Ansicht aus, daß freisinnigen
Wahlmännern schließlich doch nicht ganz zu trauen ist und
es rathsamer erscheint, demokratische Wahlmänner wählen
zu lassen, auf die man unter allen Umständen rechnen
kann. Was die Wahl vor 4 Jahren anbelangt, so wur-
den damals in Eberbach-Buchen 58 nationalliberale, 59
ultramontane und 4 freisinnige Wahlmänner gewählt. Die
in dem Orte Neunkirchen gewählten 4 freisinnigen Wahl-
männer wurden aber kassirt wegen eines vorgekommenen
Fehlers. Die Neuwahl brachte den Sieg der National-
liberalen, sodaß diese nunmehr 63 Wahlmänner hatten.

Umlagefuß der Städte der Städteordnung
im Jahre 1899.

O r t
Grund-
und
Häuser-
steuer
Gewerbe-
steuer
Ein-
kommen-
steuer-
anschläge
Kapital-
renten-
steuer
Un-
gedeckter
Gemeinde-
aufwand
Konstanz. .
61
61
1
83
8,8
298 88S
Lahr . . .
60
50
i
SO
8,8
183 714
Bruchsal. .
46
46
1
88
8.8
173 400
Mannheim .
46
46
1
38
8,8
2 586 791
Baden . .
45
45
1
35
8,8
351493
Heidelberg .
41
41
1
23
8.8
592 223
Karlsruhe .
41
41
1
23
8,8
1 333 713
Pforzheim .
36
36
1
08
8,8
436 042
Freiburg. .
35
35
1
05
8,8
712 561

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Exprorektor der Universität Freiburg, Geh. Hofrath Professor Dr.
v. Kries, das Kommandeurkreuz 2. Klasse des Ordens Berthold
des Ersten und dem Exprorektor der Universität Heidelberg, Geh.
Hofrath Professor Dr. Kehrer, das Kommandeurkreuz 2. Klasse
des Ordens vom Zähringer Löwen verliehen, sowie den Notar
Bauer in Neckarbischofsheim auf sein Ansuchen aus dem staat-
lichen Dienste entlassen.
Karlsruhe, 20. Mai. Heute gegen 12 Uhr fuhren der
Großherzog und die Großherzogin zum Hauptbahnhof zur
Begrüßung der Königin und der Königin-Mutter der
Niederlande. Ihre Majestäten kamen um 12 Uhr von
Müllheim hier an; Ihre Königlichen Hoheiten stiegen zu
Ihren Majestäten in den Waggon und nach kurzem
Aufenthalt verabschiedeten sich die Großherzoglichen Herr-
schaften von den Königinnen, welche ihre Heimreise forl-
setzten. In's Schloß zurückgekehrt empfingen die Groß-
herzoglichen Herrschaften den Prinzen Max, welcher heute
Vormittag von Berlin hier cintraf und einige Tage hier
bei seiner Mutter, der Prinzessin Wilhelm, verweilen wird.
Die Prinzessin Wilhelm mit dem Prinzen Max nahm
darnach an der Frühstückstafel Theil. Die Großherzogin
begab sich um 3 Uhr nach Baden-Baden, von wo dieselbe
heute Abend zurückzukehren gedenkt.

Ausland.
Oesterreich-Ungarn. Wien, 19. Mai. Das von den
deutschen Vertrauensmännern beschlossene nationalpolitische
Programm der Deutschen fordert an erster Stelle, daß
die deutsche Sprache als allgemeine Vermittlungssprache,
daher als Sprache der Armee, des Parlaments und der
Centralbehörden gesetzlich festgestellt werde; ferner die Jn-
articulirung dcs deutsch-österreichischen Bündnisses im Wege
der Gesetzgebung und die Schaffung einer mitteleuropäischen
Zollunion, in welche die ehemals dem deutschen Bunde
angehörigen österreichischen Länder einzutreten hätten. Für
Böhmen wird außer der Bildung nationaler Landtags-
curien die administrative Trennung der deutschen Gebiete
und für diese die ausschließliche Geltung der deutschen
Sprache in Schule und Amt gefordert, wobei für das
tschechische Gebiet die innere tschechische Dienstsprache zu-
gestanden wird.
Frankreich. Paris, 20. Mai. Die Regierung be-
schloß, den ausständig gewesenen Briefträgern
gegenüber Gnade für Recht ergehen zu lassen und nur die
Hauptschuldigen zu bestrafen. 15 bis 20 werden entlassen,
die übrigen disziplinarisch bestraft. Die zu Entlassenden
sind erst einige Jahre im Dienst. Sie haben Aussicht,
später wieder angestellt zu werden. Die Kammer wird sich
demnächst wieder mit dem Amendement Groussier, das
zwei Millionen zur Erhöhung der Besoldung der Post-
unterbeamten fordert, beschäftigen.

Josephineus Glück.
5) Erzählung von A. von der Elbe.
(Fortsetzung.)
Alle die früher getragenen Sachen erschienen Josephine jetzt
altmodisch und ungenügend, daher ließ sie sich mehrere neue
hübsche Kostüme anfcrtigen, bekam sie doch ein sehr aus-
reichendes Taschengeld.
Mit einer Ungeduld, die sie selbst belächelte, erwartete sie
>bre neuen Kleider- Endlich waren sie da und nun durfte
sie sich gestehen, daß sie in den geschmackvollen Toiletten, den
seinen Farben, bedeutend jünger und voriheilhaster aussehe,
als in den schon etwas vertragenen Kleidern der Halbtrauer.
Sie hatte sich gescheut, ihrem Vater von den neuen An-
schaffungen zu sagen, sie wußte nicht recht, weshalb sie da-
rüber geschwiegen, meinte, es werde ein Scherz sein, ihn zu
Überraschen. Als sie nun aber ihr zart fliederfarbenes, mit
Spitzen besetztes Kostüm zum Mittagessen anlegte, befiel sie
die Verlegenheit eines Backfisches, der zuerst im Ballkleide
erscheinen soll.
Sie zögerte vor der Thür des Eßzimmers, bevor sie ein-
srat, hörte drinnen Bruno und den Vater lachen und fühlte,
baß sie roth wurde, als sie nun endlich vor den beiden Herren
erschien.
Lebhafte Ausrufe empfingen sie.
„So ist es recht, mein Kind," sagte Steinberg und legte
der verlegen Dastehenden die Hand auf die Schulter.
«Endlich wieder ein bischen Farbe. Steht Dir gut, alte
Lose."
Bruno aber schlug bewundernd die Hände zusammen und
tief: „Ganz das liebe Fräulein Josephe von früher!"-
Einen nicht unwesentlichen Beitrag zu Bruno's Wohl-
Sefühl in Steinbergs gastfreiem Hause gab ihm das ergötz-
liche Kokettir- und Augenspiel mit seinem reizenden vis L vis,
«er kleinen Coralie van Haften.
Er wußte es so einzurichten, daß er der jungen Schönen

mit ihrer Duenna täglich in der Allee begegnete, und wagte
bereits, die Damen ehrfurchtsvoll zu grüßen.
Sehr oft erschien auch das zierliche Persönchen drüben
auf ihrem vergoldeten Balkon, spielte mit einem Paar bunten
Papageien und nahm sich allerliebst aus.
Er sann nach, wie er des reichen Mädchens nähere Be-
kanntschaft machen könne und zog den gewandten Freund
Pilar zu Rath, was etwa zur Erfüllung seines Wunsches zu
thun sei. —
Um nicht allzu anspruchsvoll zu erscheinen, sprach Bruno
eines Mittags ernstlich von der Sorge, den theuren Freunden
durch sein längeres Bleiben lästig zu werden.
„Was fällt Ihnen ein, Delbitz?" rief der Hausherr.
„Fehlt Ihnen hier etwas? Wir legen Ihnen doch gewiß
nichts in den Weg. Haben uns nun einmal an einander ge-
wöhnt und würden Sie, weiß der Kuckuck, vermissen!"
Auch Josephine sagte: „Bleiben Sie doch bei uns," und
ihre ernsten Augen sahen ihn bittend an.
„Ich bin Ihnen unbeschreiblich dankbar!" entgegnete Bruno
gerührt. „Nie und nirgends habe ich mich so wohl gefühlt,
als in Ihrer schönen Häuslichkeit und in unserem herzlichen
Verkehr zu Dreien. Wollen Sie mich also wirklich noch be-
halten, so machen Sie mich sehr glücklich."
„Friedrich, hole uns eine Flasche Sekt herauf, wir wollen
unseres lieben Gastes Hierbleiben feiern."
Das bisherige Zusammenleben war auf's Neue befestigt
und alle schienen sich nach tzieser Aussprache um so freier
und wohler zu fühlen.-
Josephine stand in freundlichem Verkehr mit der Haus-
dame des Herrn van Haften.
Fräulein Luise Moser war älter als Josephine. aber
weniger ernst geartet, sie nahm das Leben leichter, obwohl
es ihr weniger bot. Einstweilen war sie in dem Hause des
reichen Holländers gut aufgehoben, und wenn auch die Er-
ziehung der Tochter ihr Schwierigkeiten bereitete, so ließ sie
sich nicht sonderlich davon bedrücken und trug ihre Pflichten
auf der leichten Achsel.
> Diese Art des Gehcnlassens begriff die pflichttreue, tief

und innerlich angelegte Josephine nicht. Die Auffassung der
übernommenen Ausgabe, für Coras Erziehung zu sorgen,
,ab den häufig wiederkehrenden Streitpunkt zwischen den ver-
chiedeuen Naturen. Trotzdem — oder vielleicht gerade weil
Josephine sich durch der andern sorgloses Wesen zwar manch-
nal abgestoßen aber doch getragen und erleichert fühlte —
icrkehrte sie gern mit Fräulein Moser.
Zeigte das Steinberg'sche Haus außen und innen eine
>twas altmodische Gediegenheit, so prunkte die neu erbaute
Villa van Haften's mit einem nicht immer geschmackvollen,
tark zur Schau getragenen LuxuS: Vergoldung, Marmor,
spanische Vasen mit hohen Blattgewächsen und purpurrothe
Treppenläufer fielen hart und prahlend dem Eintretenden
n's Auge. Derselbe üppige und gesuchte Geschmack herrschte
m ganzen Hause und blendete, ohne rechtes Behagen zu ge-
vähren.
Josephine empfand dies wieder einmal störend, als sie
»eure die Freundin besuchte.
„Willkommen, liebes Fräulein Jose!" ries Luise Moser
>er Eintretenden entgegen. „Ich bin allein und wir können
mgebindert plaudern."
Josephine berichtete frischer als sonst von der Anregung,
äe ihr bejahrter Vater von dem jungen Gast empfange.
Luise erwiderte, sie freue sich immer so recht von Herzen,
ocnn sie ihren verehrten Nachbarn vergnügt mit dem Assessor
m Garten umberschlendern sehe.
„Sie wissen," fuhr Josephine fort, „ich war eingenommen
egen Herrn von Delbitz. aber ich gebe zu. daß er sich bequem
a unsere häusliche Ordnung einsügt und Papa erheitert,
-je gehen jetzt sogar zusammen in den juristischen Club."
„Ich sehe mit Vergnügen, daß Sie sich wieder farbig
leiden."
„Es war Vaters dringender Wunsch," erwiderte Josephine
ücht crröthend. , ,.
„Sie machen jetzt einen viel lugendlicheren Eindruck, liebes
-os'chen." . . - , , >
(Fortsetzung folgt-)
 
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