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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 150-176 (01. Juli 1902 - 31. Juli 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23861#0132
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Jnteresse habenden Resultate mit. Becher haben unter
andercn geschosseii: Auf Standpunttscheibe: L. Leichthin, Heidel-
berg. Auf Feldpunktscheibe: H. Lcichthin, Heidelberg. Mün-
zen haben geschossen: B. Hormuth, Heidelberg, H. Leichthin,
Heidelberg, F. Trau, Heidelüerg. Auf Feldpunktscheibe: H.
Leichthin, Heidelberg. Die am gestrigen Abend abgehaltenen
turnerischen Aufführungen und Produktionen des Radfahrer-
vereins fanden lebhaften Beifall. Das Feuerwerk mn Abend
vorher entsprach dagegen nicht den Erwartungen nnd es hat
der Festausschüß dem Phrotechniker sein Mitzfallen ausge-
sprochen und ihm an der stipulierten Summe 200 Mark ge-
kürzt. Der heuiige Tag brachte den Aufstieg der Aeronautin
Mitz Pollh aus Wiesbaden mit ihrem 700 Kubikmeter Gas
fassenden Ballon: die Füllung begauu morgens 7 Uhr. Der
Aufstieg sollte nach 7 Uhr beginnen. Eine große Menschen-
menge befand sich auf dem Festplatze. Aber es kam anders,
wie das Programm lautete. Um halü 9 Uhr wurde ver-
kündet „Er steigr nicht!" Es fehlt an Gas. Morgen Nach-
mittag Fortsetznng.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 19. Juli.

u- Fahrraddiebstähle. Die Fahrradmarder nehmen ihr
Handwerk wieder auf, denn es vergeht fast kein Tag, wo man
nicht von Fahrraddiebstahlen hvrt. Besonders wird Neuen-
heim dabei stark mitgenommen. So ist zum Beispiel am Mitt-
woch Abend das Rad eines Glasermeisters, der im „Kaiserhof"
ein Glas Bier trinken wollte, und es drautzen stehen lietz,
im Umsehen gestohlen worden. Auch am Donnerstag sind
wieder zwei Diebstähle gemeldet worden. Weitere Klagen
werden in Neuenheim besonders von den Bewohnern der
Handschuhsheimer Landstratze und der oberen Bergstratze laut;
es zeigten sich auf den beiden allcrhand zweifelhafte Ele-
mente, welche die Passanten in aller erdenklichen Weise be-
lästigen.

st- Versetzung. Wir hören, datz Landgerichtsrat Doktor
Bauer hier nach Walüshut an das dortige Landgericht ver-
setzt worden ist. Als sein Nachfolger wird Oberamtsrichter
Dr. Mittermaier hier genannt.

rä Schöffengerichtssitzung vom 17. Juli. Vorsitzender: Herr
Dienstverweser Dr. Haas. 1) Adam Bies von Heidelberg e'-
hielt wegen Betrugs 4 Tage Gefängnis, 2) Jakob Friedrich Lorentz
von Mannheim wnrde von der Anklage wegen Unterschlagung
freigesprochen. 8> Leo Bamberger von Heidelberg erhielt wegen
Unterschlagung 10 Mark Geldstrafe event. 2 Tage Gefängnis.
4) Wegen Körperverletzung erhielten Andreas Steiger von Rohr-
bach 50 Mark Geldsträfe event. 6 Tage Gefängnis, Lud. Kalt-
schmitt 20 Mark Geldstrafe event. 4 Tage Gefängnis, Gg. Betz
10 Mark Geldstrafe event. 2 Tage Gefängnis, dle mitangeklagten
Gg. Ruppert, I. Steiger und G. Steiger wurden freigefprochen.
8) Andreas Roth von Heidelberg erhielt wegen Erregung öffent-
Uchen Aergernisses, Körperverletzung und Sachbeschädigung 15 Tage
Gefängnis, 6) Johann Krug von Mannheim wegen Unterschlagung
10 Mark Geldstrafe event. 2 Tage Gefängnis. 7) Joh. Adam
Grün von Heidelberg wurde von der Anklage wegen Diebstahls
freigesprochen. 8) Weaen Körperverletzuug erhielten Peter Krait
von Dossenheim 4 Wochen, Peter Riedling und Johaun Heid je
8 Wochen Gefängnis. 9) Wilh. Wetzel von Mückenloch wurde
von der Anklage wegen Bedrohung freigesprochen. 10) Alfred
Deppl, in Haft, erhielt wegen Unterschlagung 20 Mk. Geldstrafe
«vent. 4 Tage Gefüngnis, 11) Georg Hambrccht, in Haft, wegen
Widerstands 20 Tage Gefängnis.

X Schöffengericht. Wir werden ersucht, mitzuteilcn, datz
>der in der letzten Sitzung des Schöfsengerichts verurteilte Leo
B amb e r g e r mit der hiesigen alteingesessenen Familie glei-
chen Ramens in keinerlei Beziehung oder Verbindung steht und
ihr total unbekännt ist.

Polizeibericht. Verhaftet wurde eine Dienstmagd we-
gen Diebstahls, ein Schlosser wegen Hehlerei, ein Erdarbeiter
wegen Landstreicherei und eine Kellnerin'und eine Dienstmagd
wegen Umherziehens. Wegen Ruhestörung beziehungsweise
Unfugs kamen acht Personen zur Anzeige.

Ladenbnrg, 15. Juli. (Folgende Erklärung)
giebt üer Bürgermeister von Ladenburg im „Mannh. Gen.-Anz."
ab: Anlätzlich meines Rücktritts vom Bürgermeisterposten in
Ladenburg hat jemand einen Artikel in diesem Blatt veröffent-
licht unü darin u. a. angedeutet, ich hätte das Bertrauen
'(Glauben) meiner Mitbiirger dadurch verloren, datz ich jedem
recht zu thun und nirgends anzustotzen stets bestrebt gcwesen
sei. Abgesehen bon der unlogischen Absurdität einer solchen
Aussage, die nebenbei die Gesinnung und Dankbarkeit der
Ladenburger in unverdient schlechtem Lichte erscheinen lützt, ist
diese Behauptung unrichtig. Denn während meiner ganzen
Dienstzeit m Ladenburg hat mir Mangel an Vertrauen nie
eine trübe Stunde bereitet. Jm Gegenteil, Lädenburg hat sich
nach langem Stillestehen in den letzten drei Jahren nur
durch das vertrauensvolle Zusammenwir-
ken aller berufenen Faktoren kraftvoll entwickelt,
und noch in letzter Stunde wurde mir ein ganz unanfechtbarer,
jedermann zugänglicher Beweis dcr allgemeinen Danküarkeit
und des Vertrauens zuteil. — Der Grund meines Ausscheidens
aus der Gemeindeverwaltung ist lediglich meine durch mehr-
jährige, unausgesetzte, anstrengende Amtsthätigkeit geschädigte
Gesuudheit, und gerne wäre ich an der Spitze dieser jugendlich
aufstrebenden Gemeinde bis zur Vollendung meiner Dienstzeit
geblieben. Petermann, Bürgermeister.

Mannheim, 18. Juli. (S t r af kamm e r.) Sternberg-
Passionen besitzt der 36 Jahre alte Kaufmann Rudolf Schrei-
ber aus Düsseldorf. Schreiber zieht in Deutschland umher und
ernährt sich mit der Einrichtung schwindelhafter Handels- und
Schönschreib-Kurse. Wenn er nämlich durch mächtige Jnserate,
die er hier, wie auch in Heidelberg stets zu bezahlen vergatz,
Schüler angelockt hat, die natürlich pränumerando bezahlen
müssen, so giebt er ihnen eine oder zwei Stunden und entlätzt
sie dann mit dem Rate, nach dieser seiner Methode sollten sis
fortfahren, dann bleibe der Erfolg nicht aus. Nebenher lockte
er kleine Mädchen durch Versprechen von Geld und Naschwcrk
in seine Wohnung, um seine perversen Neigungen an ihnen
zu befriedigen. Der Gerichtshof erkennt auf 1 Jahr 3 Monate
Gefängnis.

7 Meckarbischofsheim, 17. Fuli. (Besitzwechs e l.)
Die zwischen der hiesigen Stadt und dem Staatsbahnhof ge-
legene Kundenmühle — seit vielen Jahren unter dem Namen
„Pulvermühle" allseits bekannt, wurde gestern an einen Herrn
Sattelmeier ans Schluchtern nm 10 500 Mk. verkauft, nach-
dem der Vorbesitzer vor einiger Zeit in Konkurs geraten war.
Der Kanfpreis ist ein sehr billiger.

Karlsrube, 18. Juli. (Verhaftet) wurde gestern ein
22jähriger Bürstenmacher aus Adelsheim, weil er dringend
verdächtig ist, cin lOlhjähriges Müdchen, mit dem er ein Ver-
hältnis hatte, in der Nacht zum 15. d. in den Petroleumhafen,
woselbst man den Hui des Mädchens auffand, geworfen, bezw.
ertränkt zu haben.

X Hub (Amt Bühl), 18. Juli. (Der Verwal-
tnngsrat der Kreispflegeanstalt Hub),
welche Eigentum der Kreise Baden nnd Karlsruhe ist, kaufte
gestern das Grotzherzogliche Hofgut „Aspichhof" zum Preise von
160 000 Mk. Die Zustimmung der Kreisausschüsse ist vorbe-
halteu, doch erfolgt diese zweifellos, da der Kauf eine sehr
günstiger ist. Das Gut nmfatzt neben grotzen Wirbschasts-
und Wohngebänden 170 Morgen Acker, Wiesen, Reben und
Wald. Die Anstalt Huü wird das Gut in Selbstbewirtschaf-
tung nehmen. Bisher wurde dasselbe von Herrn Landwirt-
fchastsinfpektor Gitzlcr als Pächter bewirtschaftet.

8L Freiburg, 18. Juli. (T o d e S f ä l l e.) Der in und
außer Baden rühmlichst bekannte Orgelvirtuose K. L. W e r n e r
ist gestern Abend nach längerem Leiden gestorben. Er hai im
hiesigen Mnsikleben eine sehr beachtenswerte und berechtigte
Rolle gespielt, namentlich als Bach-Jnterprct. Auch im Aus-
land hat sich Werner einen Namen gemacht. —- Jn der hiesigen
Klinik starb gestern Abend Stubenivirt Demmler von Nim-
bnrg, der kürzlich einen Mitbürger erschossen und sich selbst
schwer verletzt hatte.

tz Ettenheim, 18. Juli. (Vom R e a l g y m n a s i u m.)
Unter dem Vorsitze des Herrn Oberschulrats Dr. Waag ivurde
gestern ani hiesigen Realgymnasinm zum zweitenmale die
Reifeprüfung der obersten Klasse (Oberprima) abgehalten.
Dieselbe bestanden sämtliche zehn Prüflinge.

-r- Donaueschingen, 18. Juli. (Blitzschlag.) Gestern
Nachmittag U5 Uhr schlug der Blitz in dem benachbarten
Unterbränd in das Oekonomiegebäude >des Bürgermeisters
Joseph Müller und äscherte in einer halbcn Stunde Oekonomie-
gebäude nnd Wohnhaus ein. Die Fahrnisse verbrannten fast
vollstäMg. Der Schaden beträgt etwa 12 000 Mark. Der-
selbc ist durch Versichernng gedeckt.

Aus Baden. Fn Kirchzarten brannten am 17. ds.
Haus, Scheune und Stall des Bauern Danner vollständig
nieder. Der „Breisg. Ztg." zufolge fielen auch 9 Kühe, 3
Stück Jungbieh, 1 Pferd und 1 Schwein dem Feuer zum
Opfer. Ueber die Ursache des Feuers ist noch nichts bekannt.

Eingesandt.

Heidelberg, 17. Juli

Schon vor etwa acht Fahren regten die Herren Stadtver-
ordneten der äutzersten Osworstadt an, datz für die Ostvorstadt
ein S ch u t t a b l a d e p l a tz mit gebieterischer Notwendigkeit
gefunden und geschaffen werden möge. Trotz Vermehrung der
Gewerbsthatigkeit, der Bauregsamkeit und Vermehrung der
Einwohnerschaft im Oststadtviertel wurde für den genannten
Zweck nichts gethan, obwohl wirtschaftliche Jnteressen gefährdet
werden. Wir bitten hochverehrlichen Stadtrcrt einer eingehen-
den Prüsung dieser Sache näher treten zu wollen, datz bal-
digst durch bejahende endgiltige Entschlietzung diesem dringen-
den Bedürfnis Befriedigung zu Teil werden möge.

Viele Jnteressenten an dieser gemeinnützigen Sache.

Htzealer- uad Kunstnachrichten.

-s- Doppel-Konzert. Wir wollen nicht unterlassen, noch-
mals aus das heute Abend im Stadtgarten stattfindende Dop-
pelkonzert hinzuweisen. Ueber das Deutsche Männer-Doppel-
quartett, welches kürzlich in Magdeburg konzertierte, schreibt
die dortige Presse: Jm Wilhelmsgarten hatte das grotze
Doppelkonzert, ausgeführt von dem seit Jahren vorzüglich
eingeführten Deutschen Männer-Doppelquartett und der 66er
Kapelle, am Montag einen Besuch von mehr als 6000 Per-
sonen veranlaßt. Die Darbietungen des Quartetts wurden
mit Enthusiasmus aufgenommen. Der erste Teil des Pro-
gramms brachte die Lieder „Nener Frühling" von Petschke, das
tiefempfundcn vodgetragene Lied „Heimweh" von Demler
und das Dretzlersche „Schlaf', holder Engel dul". Als Dank
für den reichen Beifall legten die Sänger Krasinskys „Jugend-
träume" ein. Besonderes Jnteresse für Magdeburg hatte dis
grotzartig vorgetragene Komposition „Rosenzeit" unseres hei-
mischen fruchtbaren Komponisten Panl Hirte. Das ernste
Angerersche „Mein Lied" hatte eine packende Wirkung. Das
beliebte humoristische Schreinersche Quodlibet „Der frohe
Jägersmann" gefiel gleichfalls wie im Vorjahre. Eine lieb-
liche Aufmerksamkeit herrschte während der Gesangsvorträge.
Selbst die ominöse Wandelbahn erlitt erne Unterbreckmng zur
grotzen Freude der Musikfreunde. Die 66er Kapelle unter
Leitung des Herr Breckau brachte ebenfalls vom Guten das
Beste. Morgen, Donnerstag, tritt das Deutsche Quartett
abermals auf, der instrumentale Teit des Konzertes wird vom
städtischen Orchester ausgeführt. — Fedenfalls dürfte allen
Freunden -der ?lbend-Konzerte durch dieses Konzert ein
-grotzer Genutz bereitet werden.

Kandel «nd Werkehr.

Frankfmt, 18. Juli. Effektensozietät. Abends 6V» Uhr.
Creditaktien 214.30 b., Banque Ottomane 113.60—80 b. Diskonto-
Kowmandit 184.70 V. 60 G. Lombarden 18-18.25 b. G..
Gotthard 168.70 b. G., Henri 98.40 b., 4proz. Serben 72.20 b.
G., 4proz. Oesterr. Goldrente 104 B. 103.90 G., 4proz. Ungar,
Goldrente 102.80 b-, Bochumer 191.40 b-, Elektr. Helios 20.80 B.
70 G.

Die Abendbörse verkehrte bei stillem Geschäft in unveränderter
Haltung. Banque Ottomane notierten auf Paris etwas schwächer.
Oesterr. und Ungar. Goldrenten waren fest.

Heidelberg, 19. Juli. (Marktpreise.) Heu der Zentner
^ 2.80 bis 3.00, Korn-Stroh der Ztr. 3.20 bis 9.50, gem.

2.80 bis 3 00, gelbe Kartoffeln der Zentner 3.20 bis 3.80,
neue das Pfund 8—9 Butter in Ballen 1.05—1.10,

in Pfd. 1.10-1.20, Zohannisbeeren das Pfd. 12—15

Stachelbceren das Pfund 50—25 Kirschen das Pfd. 20—25
Zwiebeln 12—14 Knoblauch 35 Bohnen das Pfund 30 bis
35 Erbsen das Pfd. 8—10 Gebund Gelbrübcn 2—3
Heidelbeeren das Pfd. 20—25 der Liter 25—30 Eier das
Stück 5—6 das Hunderl 5.50—5.80 Nüssen das
Hundert 0.90—1 Aprikosen das Pfd. 00-00 Blumenkohl

das Stück 50-60 Rotkraut das Stück 30-35 Weißkraut

25—30 Wirsing 15—18 Kohlrabi 2—3 Sellerie
3-5 Lauch 1—2 Rettich 3-5 Meerrettich 20-25
Gurken das Stück 10—12 Einmachgurken 100 St. 4.50 bts
5 Rote Rüben das Stück 5—8 Kopfsalat 6—8 Endivien
8—10 Aepfel d. St. 8—10 das Pfund 35-40 ^z, Birnen
das Stück 3—4 das Pfund 20—25 Gebund Petersilie
1—2 Gebund Schnittlauch 1 Radieschen 2—3

Wiesloch, 18. Juli.' Der heuttge Schweinemarkt war
mit 49 Stück Milchschweinen befahren. Preis für das Paar
28 bis 36

WafserstaudSnachrtchren

N eckar.
hridelberg, 19.. 1.59, gest. 0,26m
Heilbronn, 18.. 0,54, gest. 0.00m
Rannheim 18., 4.20, aef. 0.00m

Rhein.

Lanterbnrg, 18., 4.73, gest. 0,10w
Maxau, 18., 4,86, gcst. 0,16w
Maunkei« 18 4 86 aes. 6 66m

Neueste Nachrichten.

Effe» a. R., 18. Juli. Der Kronprinz traf heute
Vormittag hier ein und wurde auf dem Hauptbahnhof
vom Wirkl. Geh. Rat Doktor-Jng. Krupp empfangen,
in dessen Begleitung er sich alsbald nach Villa Hügel
begab.

Berlin, 18. Juli. Die Zolltarifkommission
setzte die Beratung beim Abschnitt „Papier" fort und nahm
Position 659 nach der Vorlage an. Die Position 660
wird in der Fassung des Abg. Gothein (freis. Ver.) mit
einem Zollsatz von 10 Mk., 661— 20 Mk. angenommen.
Position 672—674 werden nach der Vorlage genchmigt,
ebenso 662. Jn Posttion 665 wird der Zollsatz von
3 Mk. nach einem Antrag Gothein auf 1 Mk. ermäßigt,
in Position 666 von 12 Mk. auf 10 Mk.; Posttion 667
wird nach Antrag des Abg. Müller-Sagan (freis. Vp.)

mit einem Zollsatz von 12 Mk. genehmigt, Position 653,
664, 668—670 werden nach der Vorlage angenommen;
Position 671 — Geschäftsbücher, Album u. s. w. —wird
angenommen, nachdem Abg. Gothein für Albums u. s. w.
eine Position 671 u beantragt hatte, die ebenfalls angenom-
men wird. Posttionen 675—679 werden debatteloS erle-
digt. Weiterberatung Montag.

Berlin, 18. Juli. Zur Frage der Abschaffung dec
Gerichtsferien bemerkt die „Berl. Pol. Korr.", daß der
preutzische Justizminister bereits' Ende Juni d. I. die Präsi-
denten der Oberlandesgerichte zu gutachtlicher Aeutzerung über
die von niederrheimsch-westsälischen Handelskammern in An-
trag gebrachte Abschafsung der Gerichtsferien anfgefordert hat.
„Jn der Verfügung", so heißt es weiter, „ist auf die einer
solchen Matzregel entgegenstehenden Bedenken zwar hingewiesen,
jedoch mit üem ausdrücklichen Zusatze, daß damit dem Urteile
der Berichterstatter in keiner Weise vorgegriffen werden solle.
Jn gleicher Richtung habe die in den Tagesblättern mehrfach
besprochene Unterhaltung sich bewegt, welche der Justizminister
bei Gelegenheit seiner Anwesenheit in Essen mit den ihm oor-
gestelltenHandelsrichternüber die angeregteFrage gepflogen hat.
Der Herr Ministcr habe auch dort seinem Zweifel Ausdruck
gegeben, ob die die von der Abschaffung der Gerichtsferien
erhoffien Vorteile thatsächlich eintreten und ob sie nicht durch
andere Nachteile aufgewogen werden würden. Seine difimtwe

Stellungnahme aber habe er sich bis nach Eingang der gefor-
derten Berichte ausdrücklich vorbehalten und die ihm von ver-
schiedenen Blättern in den Mund gelegte Aeutzerung, die Ge-
richtsferien seien ein notwendiges Uebel, weder dem Wortlaut
noch dem Sinn nach gethanl"

Leipzig, 18. Juli. Jm Leipzigsr Bankprozetz
beantragte der Staatsanwalt gegen sämtliche Angeklagten
Zuchthausstrafen im vollen Umfange der Anklage. Er ersuchte
aber den Angeklagten Börster, Wilken und Fiebiger mildernde
Umstände zuzubilligen; allen übrigen Angeklagten, insbesondere
Exner und Dr. Gentsch seien dieselben zu versagen, da die
beiden letzteren für ihr frevelhaftes Treiben die Zuchthausstrafe
verdienten.

Diez, 18. Juli. Morgen Vormittag 10 Uhr reisen die
König'in Wilhelmine, 'der Prinzg'emahl innd dis
Künigin Emma mittelst Sonderzuges von Baldninstein übec
Niederlahnstein-Köln nach Het Loo. Königin Emma begiebt sich
nach Soestdhk.

Eydtkuhnen (Ostpreußen), 18. Juli. Der Königvock
Jtalten traf heute Vormittag in Wirballen (der russtschen
Grenzstation) ein. Nach einem Aufenthalt von 30 Minuten
bestieg der König den Zug, der dort auf seine Rückkehr
gewartet hatte, und trat kurz nach 10 Uhr die Weiterreise
an, ohne in Eydtkuhnen (der preußischen Grenzstation)
anzuhalten.

Molde, 18. Juli. Heute Nachmittag lief hier die Dachk
der Hamburg-Amcrikä-Linie „Prinzessin Viktoria Luise" ein-
Das Schiff hatte Flaggenschmuck angelegt und umfuhr untec
den Klängen der Nationalhymne die „Hohenzollern". Der
Kaiser gestattete die Besichtigung derselben durch die Fahr^
gäste der Dacht, wovon in ausgiebigster Weise Gebrauch ge^
macht wurde. Zur Abendtafel wurden die hervorragendsteN
Passagiere sowie der Chef des Ansrüstungswesens nnd der
Kapiiän der „Prinzessin Viktoria Luise" mit Einladungen be-°
ehri.

Bern, 18. Juli. Der Bundesrat beschlotz heute deN
Beitritt zu der von der Berliner Konferenz im Jahre 190k
aufgestellten deutschen Rechtschreibung.

Brüffcl, 18. Juli. Der Kongretz der Freundr
A r m e n i e n s, der heute geschlossen wurde, nähm ResolutioneN
zu Gunsten einer energischen Agitation für Anwendung de^
Paragraphen 61 des Berliner Bertrages, sowie für Ber^
wendnng europäischer Konsularagenten in Armenien, an.

Paris, 18. Juli. Der höhere Klerus der Diözest
Paris hat gestern eine Versammiung ünier dem Vorsi^
des Erzbischofs abgehalten und beschlossen, entschieden E>^
spruch gegen die Maßregeln des Ministerprästdenten Co^
bes betreffend die Kongregationen, zu erheben.

Paris, 18. Juli. Das „Echo de Paris" meldet, Pr^
sident Loubet werde im nächsten Frühjahr auf sein^
Rückkehr von Algier einen italienischen Hasen anlaufen bw
dem König von Jtalien einen Besuch abstatten. ^
würde einc Begegnung beider Flotten stattfinden und Kö"d
Viktor Emanuel werde den Besuch in Paris erwiderw

London, Iff. Juli. Nach amtlichen Mitteilungen ist


Krönung des Königs auf Samstag,

9. August festgesetzt. — Der Krankheitsbericht von
Morgen besagt: Das Befinden des Königs macht weitere
friedigende Fortschritte. Der König zieht aus dem Aufenthst^
in jeder Beziehung Nutzen. Er schläft gut und kann den
ten Teil des Tages auf offenem Deck zubringen. Der n>
Krankheitsbericht erscheint Montag.

Rom, 18. Juli. Der „Osservatore Romano"

veröffe^

licht folgende Note: Die Vereinigten Staaten ^

Amerika sandten eine besondere Kommission nach
welche den Auftrag hatte, sich mit dem Heiligen Stri ^
über die Lösung mehrerer wichtiger religiöser Jnteressenst^
auf den Philippinen ins Einvern-ehmen zu setzen.
Fnitiative, welche die Loyalität und das politische Geschi^
Regierung der Vereinigten Staaten bsweist, hat zu einew
lichen Ergebnis geführt. Jnfolge der Verhandlungen, n^
von beiden Seiien in versöhnlicher und liebenswürdiger
und voll freundschastlichen Cntgegenkommens geführt ivuk'

sind für spätere Berhandlnngen in Uebereinstimmung nrit ^
im Memorandum des Heiligen Stuhles enthaltenen
schlägen grotze Linien vorgezeichnet worden. Die Ver
 
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