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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 150-176 (01. Juli 1902 - 31. Juli 1902)
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Grstes Blertt.

Samstafl, 19. JM 1902.

44. JMMg. — .4^ 166.

brschcint täglich Sonntags ausgenommen. Preis mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstcllen abgcholt 4V Pfg. Durch die Post be-

zogcn vierteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgcbühr.

SnzeigenpreisrLO Pfg. sür die Ispaltige Pctitzeile oder deren Raum. Reklamczeile 40 Psg. Für hiefige Geschästs- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen an bestimmt
vorgcschriebenen Tagen wird keine Verantworllichkeit übernommen. — Anschlag der Jnscrate vuf den Plakattafeln der Heidclbcrger Zeitung und den städ'. Lnichlagstcllen. Fcrnsprech-Anschluß Nr. 82

Zur poknischen Aeier der Schtacht bei Hannen-
berg.

Die Poleu haben die Erimierung an die Zchlacht bei
Tannenberg Lberall lebhaft gefeierr. Vor allcm hat cs den
Säckcl dcr grvfipolnischen Hetzcr ansehnlich gcfüllt. Das ist
ein Zcugnis für dic leichte Erregbarkeit dcr polnischcn Masscn
in narionalcn Fragcn, zugleich aber, wie die „Köln. Ztg." her-
Vorhebt, cin ungehenrcs nationales Armutszengnis, dcnn dic
Schlacht Von Tanncnbcrg liegt nicht weniger als 600 Jahre
zurück, in einer Zeir, wo die Deutschcn, die Lehrmcister des
ganzcn östlichen Europas, noch die Stadien ihres Mittelalters
nicht völlig durchlaufcn und dic Polen nnd übrigcn Slawen
gar ihr Miitelalrcr kaum angefangen hatten, znm Tcil noch in
der Epochc dcs Nomadcnlebcns steckten. Wir feiern scir langen
Jahrzchntcn nicht mehr die Völkerschlacht von Leipzig, und
selbst die Sedanfeicr findcn vicle nicht mehr zeitgcmätz, aller-
dings vorwicgend aus Rücksicht auf den tapferen Gcgner, den sie
uicht Jahr für Jahr an die immer noch fchmcrzendc Wundc
gemahnen wollcn, abcr die Polen müssen 600 Jahre in ihrer
Geschichte zurückgehcn, che sie ein Ereignis findcn, an dcm sie
ihren Hatz gcgcn den deutschen Erbfeind von neucm cnrflam-
inen könncn. Und dicscs Ereignis ist nicht einmal ein rein
polnifchcs Berdienst: viele tausend Russcn, Samaiten nnd Ta-
tarcn, von dcn letztercn allein 30 000, halfen den Polcn nnü
Liraucrn untcr Wladislaw dem Zweiten nnd Witowo bci ihrer
Blutarbcit gegen die Deutschherren, und nur durch dicses, durch
volksfrcmüc, halb und ganz wilde Horden erreichte zahlen-
mätzige Uebcrgcwicht wurde die kleine Schar von 14 000
Rittern und 5U00 Mann Futzvolk erdrückt. Diese Verwcn-
dung wilder Heiden und schismatischer Russen gegen die glän-
zendcn Verfechter dcs römisch-katholischen Kirchengedankens
ist dcn Polen von den Zeitgenosscn bitter verdacht worden. Es
ist auch cin« nationale Täuschung, wenn die Polen den 14.
Juli 1410, dcn Tag der Schlacht von Tannenberg, als den
Anfangspnnkt >des Nicderganges der preutzischen Ritterpolitik
bezeichnen. Zwar ivar diese Niederlage bei Tannenberg blu-
tig, die Blüte dcr prcutzischen Ritterschast deckte das Schlacht-
fcld, aber in frühcrer Zeit hätte der Orden den Schlag spic-
lend überwunden. Datz cr es diesmal nicht vermochte, lag
daran, datz cr den Höhcpunkt seiner Machtcntsaltung längst
Lberschritten hatte, datz cr dcm Verfall mit Riescnschritten
enrgegenging.

Schon gegcn dcn Schluh des 14. Jahrhunderts begann
der Ordcn zu vcrknöchern. Dazu das schwindendc Vcrtrmien
zwischen Landesgcwalt und Bürgertum. Hatte man sich an-
fangs in seinen Handelsintcrcssen gegenfeitig gefördert, so trat
an die Stelle bald crbitterter Wettbewerb und von seiten des
Hochmeistcrs das drückend cmpfundene Bestreben, dic grohen
Srädte dem hansischcn Bunde zu cntziehcn und zu Landstädtcn
herabzudrücken. Und fclbst der Bauer war unzufrieden; er
fah sich zu schwerem Kricgsdienst verpflichtet, aber dabei aus-
Ileschlossen von jedcr Teilnahme an der heimischcn Verwal-

rung. Da war es für die das OrdcnSland umringendcn Sla-
wen, dic blutig verfolgtcn Liiauer und dre Polen ein glück-
lichcs Ereignis, datz ihr nationalcr Zusammcnschlutz unter der
kräftigen Faust des als Wladislaw der Iiveite aus der Taufe
hcrvorgcgangcncn litauischeu Grohfürsten Jagiello gcrade in
dicscm Zeitpunkte crfolgte (1401). Damit war das Ordcns-
land fast überall, statt der frühercn zcrrisscncn Teilvölkcr-
fchaften, die fich gegcneinandcr ausspielcn lietzcu, mit Ausnahme
des schmalen Grenzstriches gegcn Pommern von cincm ein-
zigen Reiche umfaht. Wladislaw eröffnete cincn langcn
diplomatischen Streit um dic zur Neumark gehörige, auf einer
Netze-Jnscl gelegcne Grenzburg Driesen, den der vorsichtige
und versöhnliche Hochmcistcr Konrad von Jungingcn nicht zu
eincm casus belli werden zu lassen mit Erfolg bestrebt war.
Aber scin Brudcr und Nachfolger Ulrich war ein Braufckopf
u ud schlug alsbald los, iveil cr säh, datz dcr Pole doch nur
cincn Anlatz zum Krieg suchtc. Ende Juni1410 rückten dic fcind-
lichen Hceresmassen gcgcncinandcr. Am 15. Juli trafcn sie
bci Tannenberg und Grünfeld zusammcn. Nach anfänglichcm
Siegc auf dem linken Flügcl, wo die nndisziplinierten Horden
dcr Tataren bald davonliefen, kani der Kampf zum Stehen,
entwickelten die Polen immcr neue Rcserven, dencn gcgcnüber
dic rcservclosc Ritterschareu bald crschöpft warcn. Der preu-
tzische Landadel ohne innerc Teilnahme an dcm Kampf, er-
griff dic Flucht: die Schlacht wär vcrloren, dre Besten, darun-
ter dcr Hochmcistcr, lagcn tot auf dcm Felde dcr Ehrc, der
Verrat des Adels und der Städte öffnete den fremden Scha-
rcn das Land und nur die Encrgie und Zähigkcit Heinrichs
von Plauen, durch desscn ausharrcndc Vcrtcidigung Marien-
burgs dcr Vorstotz dcr Polcn zerfchelltc, rettcte damals noch das
Ordcnsland vor dem völligen Zusammcnbruch. Aber dcr Stein
war ins Rollcn gekommen, der Zersetzungsprozeh lietz sich nicht
mchr aufhalten: ein halbes Jahrhundert später, im zwcitcn
Thorner Fricdcn 1466, wurde Preutzcn ein polnisches Lchcn.

Deutsches Reich.

Ästo Idr, 18. Inli. Tir „Hohenzollerii" mit dem
K a i s e r an Bord ist nach siebzehnstündiger gnter Fahrt
hier oingetrofsen. Die Temperatnr entspricht mehr dem
November als dem Znli. An Bord ift alles wohl.

Baden.

Karlsruhe, 18. Juli. Mau fchreibt dcr „Landes-
zcitung": Der Vcrfasscr dcs Artikcls iu der „Siratzb. Post"
Nr. 328 stellt dcu Evaugclischcu Oberkirchenrat der Erzbischöf-
licheu Kurie glcich. Beide sind gauz vcrschtcdcue Behördcu.
Der Evangelischc Oberkirchcurat ist uichrs, als eiuc Vcrival-
tuugsbehördc, dercu Mitglicdcr vom Grohhcrzog als „Laudes-
bischof" angestellt sind. Dagegen die Vertretuug dcr coan-
gclischen Kirche, das hciht dcr evangclifchcn Laudcs-Kirchen-
gcmciude ist die G c u c r a l s y u o d c, die zur Zcit nicht vcr-
sammclt ist, die aber in jedem Fall eiustimmig gegcn die
Klöftcr scin wird und mutz nach der ganzen Anschauuug des
Protesiautismus.

Aus der Karlsruher ZeiLung.

— Scinc Königlichc Hoheit der Grohherzog habcn
dem Fiuanzasfefsor Lco Zciscr iu Karlsruhc dcu Rang als
Hauptamtsvcrwaltcr vcrlichen, dic Finauzpraktikantcii Anton
B l a u vou Walldürn, Wilhelm Schulz von Einbach, Hcinrich

tichs vou Eppingcu und Edmund Schmitt vou Wiuzeri-
hofcn untcr Verlcihung dcs Titcls Finanzasscssor zu zwciten
Bcamten 'dcr Bezirksfiuanzvcrwaltuug Mt Hauptamtskon-
trolleursrang cruaunt.

— Fiuauzassessor Hciurich Stichs wurdc dcm Häupt-
zollami Mannhcim aks Hauptkontrolleur zugcteilt.

— Sciue Kömglichc Hohcit dcr Grohhcrzog haben
das Mitglicd dcr Grohh. Geueraldircktion dcr Sraatsciseu-
üahiiM Rcgicrungsrat Reiuhold Gaitzsch unter Belassung
vou «itz und Stimme im Kollcgium nach Mamiheim vcrsctzt
und ihm die Wahrnehmuug dcs Dicnstcs des Betricbsinspcktors
I dasclbst eudgiltig übcrtrageu, den Bahubaniufpcktor, Baurat
! Otto Straub bci dcr Grohh. Gcueraldircktion uutcr Be-
I kassuug des Tllels Baurar, uud deu Bctricbsinspcktor, Regic-
ruugsrat August Harkfclder iu Lauda uuter Belassung
dcs Titels Regieruugsrat, letztereu untcr Nersetzung uach
Karlsruhc, zu Kollegialmitgliedern der Grohh. Gencraldirek-
tion der Staatseiscubahucu eruanut, ferncr dem Zeutral-
iuspcktor, Bctricbsinfpcktor Emil Prall in Lauda dic ctat-
mäßige Amtsstelle dcs Bcrricbsinfpektors daselbst übertragen.

— Revidcnt K. Kieser bcim Vcrivaltungshof wurde zuin
Rcvisor daselbst crnanut. Revident Ludwig Waag beim
Großh. Statistifchcn Landcsamt wurde zum Revisor bci dieser
Behördc crnannt.

— Registraturassistcnt Hermann Bopprc beim Landge- ,
richt Konstanz imirde zum Gerichtsschrcibcr bcim Amtsgcrichi '
Karlsruhc, uud Sckretärassistcnt Emil Wintcrhaltcr bei
der Sraatsanwaltschaft Koustanz zum Rcgistraruiassisteutcn
bcim Landgerlcht dasclbst crnannt.

— Es wurdcn die Finauzassistentcu Karl Hoch bcim
Finauzamt Bruchsal, Eugen M ayer beim Finanzamt Em-
mcudmgen, Rudolf Schcnkel bcim Finanzamt Offcuburg
und Johann Wohlfahrt bcim Finauzamt Mosbach als
Buchhaltcr etatmätzig angcstellt.

Ausland.

England.

LoIIdoII, 17. Iuti. Jm Untechairs beantrngt bei
der Beratmig übcr den Hceresetat Grey (liberal), eiiieir
ALstrich in dem Etat vorziliiehmen, um damit gegen dis
Art niid Weise zn Protestieren, wie General Buller
vom Kriegsministeriiim behandelt worden sei. Das
nötigte den Kriegsmiinster Brodrick auf Bullers Kriegs-
führung näher einzugehen. Tas Heliügramm Bnllers
an den Verteidiger von Ladysmith, Bullers Vorgehen bei
Colenso und am Spionskopp wnrde von ihm zur
Sprache gebracht. Man habe Buller nur deshalb nicht
abbernfen. weil kein anderer General znr Verfügnng war.
Es wäre für Buller besser gewesen, Grey hätte ^seinen
Antrag, der übrigens mit 276 gegen 98 Stimmen ab>
gelehnt wurde, nicht gestellt.

19. Weröandsfchießen des Wittelrheinischen,
Madischen nnd Wfälzischen Schützenöundes
zu UeustadL a. K.

N e u st adt, 18. Julst

Ju dcn lctzteu zwci Tagcu ist rccht fleitzig gcschosscu wordcu.
Der Veriauf dcs Fcsics ist uach dicscr Richtuug hin ciu schr
befriedigender. Wir tetlen nachsteheiid die,- für unsere Leser

Keidelverger Ulaudereien.

?? Heidelberg, 19. Ju'li.
Bei dcr gcgenwärtigeu grotzen Hitze treibt der Humor da
^nd dort scltsame Blüten. So wünschten neulich zwei Stu-
uenten ihren im Karzer beftndlichen Kommilitonen einen Besnch
^bzustarlcn. Da indesseu Einhcimischc nicht vorgelasseu wer-
bcn, so verkleideten sie sich als Eugländer uud Engländerin.
Ter Versuch, auf diese Arr iu den Karzer hineinzukommen,
'"itzlang indessen vollständig; das Paar spazierte dann einige
Aeir in der Stadr hernm, gcfolgt von einer Schar johlender
§inder, denen dicscr Mummenschanz ungeheuren Spatz machte.
ckndere Studeiüen begnügten sich damit, unter den Fenstcrn
bcs Karzers so lange nach Hundeart zu heulen, bis die Jnhaf-
stbrten sich zeigtcn, worauf dann dte moderneu Toggeuburger
^cfric-digt wiedcr abzogen.

Ja, bci der Hitzc kommt mau auf allerlei Gedanken.
Zli, bcsten ist cs, sich uuter Tags möglichst wenig zu rühren
^"d abends das Konzcrr im Lradtgarten auszusuchen, wo jctzt
Uerx Hochsaison im vollen Flor steht. Dic Versetzung des
Misikpnvillons hat sich gut bewährk. Man hört jetzt auch in
. Wirtschaft — wenigstens in den vorderen Teilen — etwas
dcn Vorträgeu der Kapelle. An die Störungen durch vor-
^ifahrende ZLge ist man nachgerade gcwöhnt, aber es wird
als eine große Aunehmlichkeit empfundcn werden, wenn
die Odcnwaldbahn den Umweg am Friedhof vorbei
^chr und den Stadtgartcn ungestört lätzt.

Aproprös Eisenbahnl Wie steht es deuu nuu eigentlich
v r dcrn Nebenbähnchen uach Weiuheim uud all dcu Fragen,
mit dcm störcnden Betrieb desselben zusammenhängeu?
kz" Wcststädtcr haben aus den Kammerberichtcn entnehmcn
Ert'ost daß dic Regierung dcn Plänen günstig ist, welche auf
N rEimg cincr privatcn Gütcrbahn von Schriesheim zum
fjj r>> Bahnhof und auf Belassung der jetzigen Nebenbahnlinie
ry, ^'ii, Persoucu- imd Marktverkehr gehen. Ausfallenderwcisc
üt sich apxx nichts, woraus geschlosseu loerden kmni, datz

auch dic Heidclberger Bürgerschaft, insbesoudere die dcr West-
stadt, sich mit dicsen Plüuen mehr bcfreuudet hat, als nach dcn
seinerzeitigen lebhaften Versammluugcn zu erwarten war.

Bci der Hitzc einer Versammlung iu gcschlosseucm Lokal
uoch warm macheu wollen, das wäre allcrdiugs ein lycnig grau-
sam. Man entschkietzt sich um diese Jahreszeit nur mit einigem
Widerstrcben, in Versammlungen zu gehen. Selbst bei dcm
Deutscheu Abcnd, der letzthin abgehalten wurde, war das zu
mcrken. Schön ist es und cin erhebeudes Gefühl, weuu dcutsche
Männer ohue Ansehen von Rang uud Staud sich zusammen-
stcllen oder zusammcnsetzeu, um nationakes, dcutschcs Wcscu zn
bckundeu und für dic heitigc deutsche Sachc sich durch Worr unü
That zu bcgeisteru. Bci solchen Gelcgeuheitcn sollie, dem
Wescu dcr Sache eutsprechend, vcrmiedeu wcrdeu, irgcndwelche
äutzerlicheu Ilntcrschiede zu markiereu. Eiu weitzgcdecktcr
Extratisch ist völlig unnötig. Als Deutsche sind wir alle Bürger
und Mänucr crstcr Klasse; also entweder lautcr weitzgedeckte
oder keinc weitzgedcckten Tische. Das ist auch die Ausicht gcrade
der Mäuner, Äe den Abend vcranstaltet haben. „Wir wollen
sein, ein einig Volk von Brüdern", sagt -der Dichter, und für-
wahr, wcnn dieser Ausspruch irgendwann imd irgendwo Gel-
tung hat, dann ist es auf cinem Deutschen Abeud.

Hierzulande haben wir ja kciue rechtc Vorstelluug vou dcr
Gefahr, die dcm Deutschtum im Ostcn vou dcu Poleu droht,
darum ist es nötig, datz dicse Gcfahr recht oft durch müudliche-
Schilderung uns nahegelegt wird, damit auch SLddcutschland
an dcm Kampf, der sich da im Ostcn abspielt, iuncren, und
womöglich auch äuszeren Antcil nimmt, letztercs iusbesoudcrc
auch dadurch, daß es möglichst viele Kolouisten der Ansiedlungs-
kommission zur Vcrfügung stellt.

Als Saisouarbeiter tommeu gelegentlich Poleu bis ins
Bad'rsche biuein, sodaß man da uud dort sic und ihre Art anch
schon im Badischen keunen terneu kann. Abcr unsere cigcnt-
lichen Saisonarbeiter sind Jtalicner imd die dürfcu uus liebcr
sein, denu sic ziehen allcmal zur Wintcrszcit wicder ab nach
ihrcm schöncn Heimatlaudc, zu Fran und Kiud. Sehr selten

kommt es vor, datz ciucr sich hicr verhciratct uud daucrnd
nicderlätzt. Aber wie gesagt, Ausuahmcii kommcn vor. So
erzählte nculich cin Sohn Jtaliens in seincm uaivcu Deutsch.
cr habe drei Jahrc iu dcr Schwciz gearbeitet uud dort einen
Schatz gehabt; leider sei ihm üas Mädchen uurreu gcworden
und habe eiuen anderen gcheiratct. Da habe er sich in Ver-
zwciflung aufgemacht und sci nach Deutschlaud gcgaugen.
Leit eiuem Jahre suche er nun hier nach ciuem neueu Schatz,
könne aber keiucn finden. So jagt dcr Mmm trotz schtimmer
Erfahrung seiuem Glückc uach und ist üerrübt, datz er cs nicht
fiudet. Wer wcitz abcr, ob cr nicht bctiübtcr wärc, weim
er cs gefundeu härtcl

Kleine Zeitung.

— Mrnberg, 17. Juli. Die polnische K aiser-Stcck-
b r i e s - P o st k a r t c tst — in dcutschcr Sprache — auch an
den hicsigcn Stadtmagistrar als Polizcibehörde gclaugt uud
zwar von Lembcrg aus. Dic Karte mutz übrigens uach eiuem
darin enthaltcncu Ausdruck von jemaud verfatzt sein, der
cutweder ärztliche Fachbilduug odcr eincii hohcn Grad von
allgemciucr Bilduug hat.

Anbalt. Dcr Bedcuiung dcs Namcus Anhalt ist man
jeht iufolge vou Ausgrabimgen aus die Spur getommcu, die
aus Veraulassuug des Prinzen Aribert mif dcr anhaltinischcn
Stammburg auf dem Hausbcrge im Selkcthal im llutcrharz
vorgcnommen wcrdeu. Dabci wurde etwas südlich am Ab-
hang untcr andcrcm auch die Gruudmaucru dcr romauischen
Kirche dcs ehemaligcu Dorfcs Anhalt cntdcckt. Dicht dabci
ivurde eine ansehnlichc Eiseuschlackenhalde aufgefimden und
davon haben wohl Dorf uud Gcschlecht uud Schlotz thren Na-
meu, da das Dors „an der Halde" lag. Das bewcist auch die
aus dem Jahre 1140 zuerst überlicfcrte Namcussorm der —
aus dem Dorfe hcrvorgcwachscnen —- Burg „Anahald".
 
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