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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 281 - 305 (01. Dezember 1902 - 31. Dezember 1902)
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Ticllsta«,, 30. Dczcmbcl 1902. Grstes Blatt. JahrMg. Lr. — .L 304

Erscheint täglich, Sonntags ausgenovnen. Preis mit Familienblättern monatlich 50 Psg. in's Haus geüracht, bei der Expedition und den Zweiganftalten abgeholt 40 Pfg. Durch

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an bestimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelb. Zeitung und den städt. Anschlagstellcn. Fernsprecher 82.

Iur AkuckL der Kronprinzesstn von Sachsen.

Will man in i I d r r n d r U m st ände für das an
sich nnverzeihliche Verhalten der Kronprinz e s s i n
von Sachsen gettend niachen, so ist vor allem daranf hin-
zuweisen, datz die Icbenslnstige und lebenspriihende Prin-
Zessin ani Dresdener Hofe eine böse Sticklnst zu atmen
hatte. Die „Köln. Ztg." schreibt iiber die Verhältnisse
dortselbst:

Seit einem Blenschenalter war des jetzigen Kvnigs
Georg Hofhaltung frendlos, streng zeremoniell, zuge-
knöpft und sehr sparsam, wie der Prinz selbst, der zudem
seine strenge kirchli-che Gesinnnng durch in dieser Rich-
tung besonders sorgfältig gewählte Erzieher anch auf
seine Kinder iibertrng. Diesem letzteren Moment ver-
dankt am meisten seit dem Thromvechsel die sächsische
Zentrumsgefolgschast nnd ihr erst in diesem Herbst eigens
begründetes, nunmehr schon täglich erscheinendes Organ,
die „Lächsische Volkszeitnng", in Dresden ihre nnge-
hinderte Entwicklung nnd ihren alle andern Volkskreise
ängsrigenden Aufschwung. Was die Erziehnng der Prin-
zen angeht, so denke man nnr an den nnerwartet 1888
erfolgten Abschicd des Majors Frhrn. v. Oer, des Men-
tors des Kronprinzen Friedrich August, nnd seinen Zu-
rücktritt von der weltlichen Bühne in ein stilles Kloster;
ferner an den eigenartigen Lebensgang des Prinzen
Max, des jetzigen Prosessors in Freibnrg, bei dem sich
Lie religiöse Anregnng zu Askese nnd B>nsrizismi,s ver-
dichket, so daß er ganz mönchisch lebt, obne Diener durch
das Land reist, wie cin einfachcr Landgeistlicher, seine
Begleittasche an der Hand. Dazn komml, daß es diesem
Hanse nicht an schweren Schicksalsschlägen gesehlt hat.
Schon vor fast 20 Iahren, nach 26jähriger Ehe. starb
dem Prinzen Georg die Mutter seiner von diesen

lebt die ältesle Tochter, die Prinzessin Mathilde, im
Hause des Vaters äntzerst znrückgezogeii, allem öfsent-
lichen Treiben von Grnnd ans abgeneigt; die jüngere
Tochter, die Prinzessin Iosepha, ist in Wien mit dem
Erzherzog von Oesterreich von Anfang an höchst unglück-
'lich verheiratet; von den jüngeren Söhnen vermählte sich
Prinz Johann Georg mit der württembergischen katho-
lischen Prinzessin Jsabella, der ein Fußübel die Teil-
nahme an heiteren sestlichen Veranstaltungen verbietet;
den jüngstgeborencn Prinzen Albert ereilte als blut-
jnnger Offizier anf einer waghalsigen nächtlichen Fahrt
ins Manöverfeld der Tod. Dem ältesten Sohne, dem
jetzigen Kronprinzen Friedrich Augnst, werden aus-
fchließlich militäris-che Jnteressen nachgesagt; seine sport-
lichen Neignngen haben ihm schon mehrsach klnfälle ein-
getragen. Besondcre Synipathieen im Volke hat er sich
nicht zn erwerben vermocht.

Leipzig, 29. Dez. Die „Leipz. Ztg." meld t: Der
Grund der Kr o np rinz e s sin, die Beziehuiigen zu ihrem
Gemahl uud zum Köuigshause abzubrechen, ist, wie wir
auf Grmst) zuverlässiger Juformationeii mitteisen köuuen, in
seiner Eutstehmig ebenso wie in seincr schließlichen Durch-
sührung, was durch iuzwischen ailfgefundene Belege u. s. w.
untrüglich nachgewicseu ist, cinzig und allein anf
das ilnerlaubte Verhältuis zurückzuführeu, das die
Prinzessin mit deni seit Anfnng dieses Jahres im kron-
prinzlichen Hnusc augestellt gewesenen, aus Belgien
stammendeu Lehrer unterhielt. Nachdem dieser Lehrer das
kronprinzliche Haus vcrließ, aller Wahrscheinlichkeit auch

; schon vor seinem Ausscheideu aus dieser Stcllung, sind vor-
^ bereitende Schritte zur gemeinsamcii Flucht getroffeu uud bis
zur Abreise der Piinzessin von Dresdcn nach Salzburg mit
Erfolg fortgesetzt wordeu, daß schließlich die Flucht von
j Salzburg uuleruommeu uud cin Zilsammentreffeii der Kron-
prinzessiii mit deni Lehrer iu Zürich verwirklicht wcrdcn
j konnte. Von da setzte die Priuzessiii die Reise in Beglcitung
, des Lchrers nach Genf sort, wo sic sich dcrmaleu uoch auf-
j halten soll. Angestchts dieses Vorganges, wic cr sich that-
sächlich vollzogen hat, mutzten vou selbst alle Gerüchte und
Mutmaßungen iu sich ziisaiumcnfallcu, die iu ciuem Tcile
der Tagespresse auläßlich des bevauerlichen Ereiguisses ver-
lautbar geworden si„d und insonderhcit dic aus vollkommeiier
Unkenntnis der Verhältnisse beruhcude Behauptung als der
Wahrheit zuwiderlaufend sich darstellcu, wonach die Kron-
priuzesfiii unter dem Druck des beengeudcn Hoszercmouiells
dazu getrieben worden sei, sich dieser Fesselu zu entledigen,
wie deuu auch des weitereu die Behauptung, daß cin inucres
tiefes Zerwürfnis mit dem Kronp inzen und ciue von
dieser Seite erfahrene Unbill den Anlaß zu dcr Flucht
der Krvupriuzessin geboten hätten, als eine Unwahrhcit
zu bezeichnen ist.

Brüssel, 28. Dezember. Giron ist s. Zt. durch
Vermittelimg des Grafen von Wallwitz, des Gesandten
Deutschlands in Brüssel, Sprachlehrer in Dresden ge-
worden. Wie er erzählt, sah er die Prinzessin erst in
Dresden. Die Prinzessin soll oft Liaminerarrest gehabt
haben. Giron wurde uicht entlassen. Baroniu Fretich,
die Grotzhofmarschallin, entdeckte das Liebesverhältnis
und ecklärte Giron, sie werde den König benachrichtigen,
falls er nicht abreise. Giron benachrichtigte die Prin-
zessin, die crklärte, sie werde dcm Geliebten solgen.
Giron erzählt weiter, der Fanülienrat in Dresden habe
am 7. Tezember bes-chlossen, die Kronprinzessin zu inter-
uieren.

Au den Worgängen auf dem Watkan.

Der Besuch des Grasen Lamsdorff in Sofia und
Belgrad wird in der bulgarischen Hauptstadt nach einer
der „Karlsruher Zeitung" von dort zugehenden Meldung
libereinstimmend dahin gedeutet, daß ükaiser Nikolaus
II., welcher ein lebhaftes Jnkeresse für die Befseruug
der Lage iu M azedonie u bekundet, sie aber imt
Anwendung ausschließlich friedlicher Mittel hcrbeigeführt
zu seheu wünscht, mit größtmöglicbster Antorität nnd in
elner jeden Zweifel ausschließendcn Weise vor alleni Bnl-
garien imd zngleich Serbien die N o t w e n d i g k e i t
e i n e s P a s s i v e n, a l I e P r o v o k a t i o n e n der
Pforte meidenden Verhaltens während dcr
Reformaktion der Mächte auferlegen wollte. Jn den
Anschanungen der politischen Kreise Bukgariens über die
Phase, in wel-cher die mazedgpische Angelegeiiheit dnrch
die die Knndgebnng des „Russischen Regiernngsboten"
ergänzenden Reisen des Grafen Lamsdorfs getreten ist,
kaffen sich kritisch d r e i s t r ö m u n g e n nnterscheiden.

Eine, zn der sich die Mehrheit der Besonncnen bekennt, -
geht dahin, Bukgarien könne und dürse, da sich Riißkand j
imtcr Betonnng seines Einvernehmens mit Oesterreich- >
Nngarn in bestinimter nnd seierlicher Form geänßert nnd
sich förmlich die Hände gebunden habe und da die Erhal-
tnng des Friedens anch im eminenten Jnteresse Bnlga-

riens tiege nichts anderes thun, als — trotz aller brü»
dertichen Sympathie sür die Mazedonier — resigniert
das Ergebnis des Eingreifens der beiden Mächte ab-
warten und sich vor allem hüten, was der Türtei als
Vottvand zu einem Widerstreben oder zur Verschleppnng
dienen, also die riissisch-österreichische Resormattion schä-
digen tönnte. Etne zweite, kteinere Gruppe bezweifelt
sowohl eine wirkliche Absicht der Türkei, thatsächlickw Re-
sormen je durchznführen, als auch den ernsten Vorsatz der
Mächte, tiefer in die Frage einzudringen, sondern glaubt,
daß die Reformciktion mit oberslächlichen Verbesseruiigen
abschließen werde, die nnr dazn dienen sollen, temporäre
Ruhe zu schaffen und findet, daß weder für die bnlga-
rische Regierung, noch für die mazedonische Bewegustg
ein tristiger Grund zum Antritte des Rückzuges vor-
licge, insolange kein besriedigender Effett in Mazedonien
festzustellen sei. Die dritte — intransigente — Partei
endlich erktärt, daß gerade die Unrichen und die riwotu-
tionäre Thätigkeit der Mazcdonier dasjenige gewesen
sei, was die Großmächte ein wenig „ausgerüttelt". also
Erfolg erzielt habe><nd daß die wahren Freunde Maze-
doniens und Biilgariens es selbst aufs Aeußerste an-
kommen tassen sollten, ehe sie die bisherige Taktik auf-
geben.

Mch den Eiiigangs sestgestellten Tbatsachen ist ein
Zweisel darüber, welches die richüge Aiisfassnng ist, nicht
möglich. _

Deutfches Reich.

— Zum Falle Krupp teilt der „Generalanzeiger für
Essen und Umgegend" Folgendes mit: „Zur Bcschaffung
von Material im Falle Krupp hatte der Berliner
„Vorwärts" Herrn Gradnauer nach Capri geschickt, der
jedoch, wie zu erwarten war, nichts Belastendes
gegen Herrn F. A. Krupp hat crfahren können. Noch
vor Rückkehr des Herrn Gradnauer ist auf Grund des
von ihm erstatteten Berichts ein Beschlnß der sozial-
demokratischen Fraktion gefaßt worden, daß die ganze
Angelegenheit als Privatsache des „Vorwärts" zu be-
trachten und jede Verantwortung der Partci für dieselbe
abzulehnen sei.

Kiel, 299. Dezember. Der bisherige Komman-
dant des Linienschiffes „Wittelsbach", Wallmann,
ist zur Verfügung des Chefs des Ersten Geschwaders ge-
stellt nnd der bisherige Kommandant der Ersten Werft-
diviston, Stein, zum Kommandanten des Linienschis-
fes „Wittelsbach" ernannt worden.

Badeu.

L.O. Ettlingen, 29. Dez. Bürgermeister Deubel
aus Malsch verwahrt sich gegen den im „Bad. Ldsm."
gegen ihn erhobenen Vorwurf, er habe bei der letzten
Bürgerausschußwahl ein intimes Bündnis mit der Sozial-
demokratie abgeschlossen. Gleichzeitig stellt er den sozial-
demokratiichen Bürgerausschußmitgliedern, die bis jetzt auf
dem Malscher Rathaus thätig waren, das Zeugnis aus,
daß sie nur für das Wohl und die Fortschritte der Ge-
meinde eingetreten sind. Er erkläre offen, daß die Gemeinde
Malsch ohne sozialdemokratische Bürgcrausschußmitglieder
noch keine Sparkasse, kcine gewerbliche Fortbildungsschule
sowie auch keine Wasserleitung hätte. Kürzer und präg-
nanter kann die rückschrittliche Politik, welche die

Stadttheater.

Hcidelberg, 30. Dezember.

„Das s ü ße Mäde l". Operettc von Alex. Landes-
berg und Lco S t e i n. Musik von Heinr. Reinhardt.

Eine crfolgreiche Operette zu schreiben, dazu gehört bei-
nahe ebensovicl Glück, als einen Haupktreffer 1n der Lotterie
zn machcn. Ein solcher Haupttreffer nun ist das gestern hier
zum zweitenmale aufgeführte Werk. Von den wenigen Ope-
retten, die während der letzten Jahre ihren Weg machten, ist
es qnalikativ durchaus nicht die beste — weder textlich noch
musitalisch —. Nichts darin Lbertrifft das Mirtelmähige,
Landläusigc, so daß man sich unwillkürlich fragen muh, woher
dieser nngeheure Erfolg, diese Lis in die Hunderte reichenden
Wiederholnngen? — Soll man ihn auf Kosten des Ueberbrettls
s-etzen, welchcs ja wohl sicher cinzig nnd allein den Anlah zum
Entstehen des Wcrkes gegeben hat und anch im Verlauf der
— übrigens recht geschickt und bühnenmähigen — Handlung
ofr gestreift wird? Dann hätte man den merkwürdigen Fall
vor sich, dah das beinahe auf dem Aussterbe-Etat angelangte
Ueberbrcttl, welches sich von all' dcn lästigen Formen des Alt-
Hergebrachten emanzipieren wolltc, nun reuig in den Schotz
der guten, alten Operette, aus wclcher es sich zum guten Teil
heranskrystallisicrt hatte, znrückgckehrt ist, was ihm recht gut
bekommen zu fein scheint. Die ganzc Handlung mutet fast als
eine Parodie auf das Ucberbrettl an, eine Sache, welche Herrn
Alois Prasch, wclcher der Vorstellrmg beiwohnte, allerhand
Lber die Vergänglichkcit alles Jrdischcn zu denken geben wird.
Die Handlung, die cigentlich gar kcine HanNung cnthält, ent-
wickelt sich im crstcn und Lerwickelt sich im zweiten Akt recht
geschickt, während nns die Herren Librettisten im letzten Auf-
zug (welcher überhaupt ziemlich abfällt) nur noch wenig zu
sagcn haben. Recht liebenswürdig — allerdings wenig ori-
§inell -— präsentiert stch die ganz im Wiener Tanzstyl gehal-
tene Mnsit Reinhardts. Ein chiqnantes Terzett im ersten M,
das melodiöse, eindringliche Lied vom sühen Mädel, welches sich

durch das ganze Wcrk rankt, das recht wirksame Finale vom
2. Akt mit einer reizenden Reminiszenz aus dem erwähnten Ter-
zett, das grotcske, im englischen Styl gehaltenc Tanz-Dnett
zwischen Fritzi Wcyringer und Malcr Licblich (cin Hanpt-
schlagcr) nnd öas letzte Finale mit dem Refrain des Liedcs
vom sühen Mädel (mit welchem die Operclie auch schlieht)
nehmen sich besonders gut aus. Das kurze Vorspiel znm
zweiten Akt ist ganz im Stylc Delibes gehalten (Copelia).
Frl. K o p p e ii h ö f e r und Milde besitzen echtcs Operettcn-
blut (was man von verschiedenen der übrigen Darstcller nichr
behanpten kann). Die erstere verkörperte die scheinbar rccht
oberflächliche, trotzdem aber einer gewissen Jnncrlichkeit nicht
entbehrende Lola Winter schauspielerisch und gesanglich glerch
vortrefflich, ivährend Frl. Milde — ganz im Gegensatz zu
ihrem Namcn — den derben Wiener Humor der Fritzi anher-
ordentlich wirksam zu Gehör brachte. Herr Sorclli sang
den Grasen Hanns mit weicher, in der Höhe recht stympathischer,
in dcr Ticfe dagegcn etwas matter Stimmc. (Hier machte
sich die oft zn ftgrke Begleitung dcs Orchesters — besonders
der 1. Violinen — Unangenehm bcmerkbar.) Eine prächtige,
le'benswahr gezcichnetc Figur ist die des alten Grafen, welcher
von Herrn Regissenr Schneider ganz ansgezeichnct darge-
stellt wurde. Aus Comtesse Lizzi ist benn bestcn Willen nicht
mchr zu machen, als dics durch Frl. Tollar geschah — viel
amüsanter wirkt der böhmische Sekretär (Herr Kroncs).
'Das Kouplet des Malers Lieblich (Herr Grohnian n) mit
einigen hansgemachten Strophen gefiel ungemein. Das Or-
chester unter der stets hilfsbcreiten, durch wohlthuen'de Rühe
angenehm auffallenden Direktion des Herrn de Klark reus-
sierte bestens. — Frl. Koppenhöfür und Herr Svrelli
wurden in ganz besonders eiüdringlichcr Weise durch Kranz-
spenden ausgezeichnet. 8.

Kleine Zeitung.

— Straßburg, 27. Dezember. Einige Augenblicks
sürchterlicher Aufregung erlebten am ersten Feiertag
Nachmittag die Besucher der Kindervorstelliing „Die drei
Dnnimerchen". Jm vorletzten Akte hat die gute Fee —>
Jränlein Janke — auf der Höhe der vom Zuschauer auA
rechts stehenden Felsengruppe zu erscheinen, nni den Eis»
könig in dessen Neich zn bekämpfcn. llnter den Mitteln,
mit denen dieser die Fee vertreiben versncht, befindet
sich anch Blitz nnd Donner. Der betcessende Angestellte,
der aus der Kutisse heraus diese gefährliche Waffe W
handhaben hatte, liesz, soweit man vou unteii aus erken-
ueu kounte, uuu den Blitz zu uahe ani Kleide Ler Fee auf-
slammen, Das leichte F l i t t e r g e w e b e sing
Feuer, ohne daß Fräulein Janke znnächst etwas merkte.
Ein Znrus und wohl auch die steigende Hitze machten sie
auf die Gefahr aufmerksam, als die Flamme schon in
bedrohlicher Größe aiifzuzüngeln begann. Unter mark-
erschütternden Schreien versuchje die Uuglückliche öaZ
Feuer auszuschlagen, wodurch der größere Teil der Zu-
schauer erst auf den Vorgang ausmerksam wurde; sofort
zeigte stch uun aber auch die bei solchen Ereignissen sg
gefährliche Aufregung. Dem Zuruf Besonnener gelang
es indesseu um so leichter, die Unruhe im Keime zu er-
sticken, als es inzwischen Fränlein Janke ohne irgend
eine vom Zuschauerraum aus wahrnehmbare Hilfe ge-
lungen war, die Fkamme zu erstickeu. Das leichenblasse
Gesicht und die verzweifelteu Mienen der Künstlerm
zeugten aber noch währeud des ganzen Aktes, d-en sie
dann mutig zu Ende spielte, von der furchtbaren Gefahr«
in der sie miiiutenlang geschwebt.
 
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