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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 256-280 (01. November 1902 - 29. November 1902)
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Montasi, 17. Novernber

Grftes Blatt.

44. IMgang. — ^ 269.

Lrscheint täglich, Sonntags ausgenommen. PreiS mit Familienblättern monatlich 8V Pfg. in's Haus gebracht, bei der Cxpedition und den Zweiganstalten abgeholt 40 Pfg. Durch

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Kin Anschlag auf den König von ZSergien.

Brüssel, 15. Nov. Als hrutc Vormittag der
König uud die königliche Familie nach dem Trauer-
gottcsdienst für die Königin dic St. Gudulakirche
verließen, gab ein Jndividuum drci Revolverschüsse
in der Richtung auf den König und das Gefolge
ab. Man glaubt, daß dcr Revolvcr blind geladen
gcwesen sei. Nicmand wurdc getroffen. Der Thäter
wurde verhaftet; er gibt an Rubino zu heißen und
Jtaliener zu sein.

Wir haben die Nachricht von diesem neuen Attentat
auf ein fürstliches Haupt am Samstag Nachmittag hier
durch Ausgabe eines Extrablattes bekannt gegeben. Jn-
zwischen ist eine Rcihe weiterer Mitteilungen mit näheren
Angaben eingelaufen, die wir in nachstehendem folgen
lassen. Wieder also ist es ein Jtaliener gewesen, der
einen Mordversuch gegen ein gekröntes Haupt gemachl hat!
Präsident Carnot, die Kaiserin von Oesterreich, König
Humbert von Jtalien sind durch die Hand mordsüchtiger
Jtaliener gefallen. Und nun dieser neue Mordversuch.
Wahrlich man kann die italienische Nation nicht dazu
beglückwünschen, daß die anarchistischen Meuchelmörder
gerade aus ihrcm Schoß hervorgehen. Jmmer ist solch
ein Attentat neben einem Verbrechen ein großer Unstnn.
Prästdent Carnot ist sofort ersetzt worden, für König
Humbert trat sein Sohn ein, die Kaiserin von Oester.
reich war überhaupt keine politische Persönlichkeit. Also
was hatten diese Mordthaten für einen politischen Wert?
Wäre der König von Belgien gefallen, so. wäre sein
Bruder oder sein Neffe an seine Stelle getrcten?
Also wozu solche Morde? Jn Wirklichkcit sind diese
Thaten auch garnicht politischer Natur, sondern die
Ausgeburt bestialischer Mordsucht, die in Jtalien leider
häufig verbreitet ist und da und dort zum Zusammenschluß
von Mordsüchtigen geführt hat, was sich dann einen an-
archistischen Klub nennt. Man weiß, wie die Anarchisten
überwacht werden, allein dieser neue Fall lehrt, daß auch
die größte Aufmerksamkeit Attentatsversuche nicht hindern
kann. Zum Glück stehen die Füisten im Allgemeinen un-
ter einem guten Stern uud die Mehrzahl der Versuche
schlägt, wie auch in diesem Fallc, fehl.

Brüsscl, 13. November. Der Revolver,
dessen der Attentäter Rnbino sich bediente, ivar, wie nnn-
Mehr feststeht, scharf geladen. Der Dhäter zielte auf den
dritten Wagen, in welcheni n. a. der Oberhofmarschall
Graf d'OnItreinont saß. Jn Rubinos Tasche wnrde ein
Paket init Revolverpatronen gefunden. Als der Thäter
dnrch den Polizeibeamten Jmprechts verhaftet wnrde,
rief er: „Ich war nngliicklich und beim Anblick solchen
Reichstnms . . . ." Die übrigen Worte verhallten unter
dern Geschrei der tNenschen. Anf dem Polizeibnrean fan-
den sich auch der Bürgermeister nnd der Kominandant der
Kriegsschule ein; letzterer erknndigte sich im Auftrage
des Königs nach den Personen, die bei der Verhaftnng
Rnbinos mitgewirtt hatten.

Wie nnnmchr feststeht, heißt der Mann, welcher die
d r e i S ch n s s e abgab, Dennaro Rubino, ist Bnchhal-
kvr. im fchhre 1859 zn Binardo bei Neapel geboren, und
erst seit einiger Zeit in Brüssel wohnhaft. Eine sofort
M seiner Wohnnng vorgenommene Haussnchung

Zohann Seöaftiun Wach's Wer-Hratorinm.

(Generolprobe am Zamsmg, dcn 15. Ilovember.)

O Heidelberg, 15. November.

„ Dic morgcn in Gegcnwart Jhrer Kgl. Hoheiten des
Ivoßherzogs und der Großherzogin stattfindende Tnrhüllung
beidcn Thomaschen Bilder in der Peterskirche gicbt dem
^achvcrein nnd dem akademischcn Gesangverein Veranlassung,
S. Bachs ums Jahr 1736 zu Leipzig tompvnicrtcs Oster-
^ratorium zur Aufführung zu bringen. Jn daukcuslverter
Oeise hatte man die hcnte Abend abgehaltcne Hauptprobe da-
xü'rch zum Kirchenkonzert umgestaltet, daß man dem größeren
^mblitum Zutritt gestattet hatte. Weniger dankcnslvert lvar
^ allerdings, daß die Kirchenthüreu erst fünf Mrnuten vor
llhr geöffnct wurden, so daß Viele längere Zeit in der kalten
mchtluft dem Genusse entgegenseheu mußten.

Dte Probe beganu mit dem bet'aunteu I. S. Bachscheu Liede
"Iieb dich zusriedcn", von Prosessor Wolfrum sehr schöu-für
Pwischtt»,, Chor bcarbcitct und vön diesem mit feinster Nuan-
'D'ung vorgctragen. Man kann ja freilich darüber strciten,
eine solche Ausarbeitung der dynamischen Schattierungen
Kh Bachschen Chorälen zulässig ist, jedenfalls wandte sie Bach
'"bst nicht an.

b. Hierauf folgte das Osteroratorium mit Weglassung der
'ben einleitenden Orchesterstücke. Das Werk lvürde besser den
Hainou Kirchen-Cantate tragen, denn es rst durchaus in der
rMn der zahlreichen vom Meister unter diesem Ilamcn ge-
nTnleuen Werke gehalten. Wie in so mancher anderen Cantate
bcr Schwcrpunkt auf die Solostücke gelegt, währeud dcr Chor
lv-^ stiefmütterlich behandelt ist uud nur zweimal vcrwendet
cinemal als Fortsetzung der ersten Gesangsnummer,
^uert füx Teuor und Batz, das anderemal als Abschluß des
dO"s. Es ist dies zu bedaueru, deim bei aller Berchrung für
jem gew«ltigen Meister ist nicht zu leugneu, datz gar manche
Cinzelgesänge infolge wenig prägnanter Melodieführung,

hnl nichts Besünderes zu Tag gesördert; inan
hat in seinem Zimmer einen mit Büchern gefüllten Kof-
ser und seine Kürrespondenz bcschlagnahmt. Der Re-
volver, dessen er sich bedient hat, ist bisher noch nicht
gefnuden. Ter Untersnchnngsrichter Graf D'Oultre-
mont nnd der Richter dcaegels find alsbald zur Verneh-
mung des Thäters anf deni Polizeibureau eingetroffen.
Der Vernehmnng wohnte der Staatsanwalt Willenaers
vei.

B r üssel, ,13. November. Bei der A bfü h r n n g
des Atteutäters aus der Bank von Brüsscl, wo-
hin er zuerst geschleppt worden war, zur ersten Polizei-
station, stieß die Menge Todesrufe aus. Die Polizei
mußte ihn gegen die Nolkswnt in Schutz nehmen. Auf
allen Straßen nnd ösfentlichen Plätzen bildeten sich An-
sammlungen, wo Sonderansgaben der Blätter laut ver-
lesen wurden. Des österen hört man die Ansicht äußern,
obgleich der König in den letzten Monaten an Volks-
tümlichkeit eingebüßt tzäbe, anch Brüsseler Blätter durch
- ihre maßtosen Angrisfe gegen die Person des Königs
! einen großen Teil der Verantwortlichkeit sür den Vor-
! fall tragen. Es wnrde bcmertt, daß meder ein Offizier
' iwch ein Soldat anf den Attentäter zuritt. seine Ent-
s waffnung erfolgte dnrch einen Polizisten erst zwei Minu-
ten nach der That.

Brüssel, 13. Noveliiber. Vor dem Kommissar
ertlärte der Attentäter in gebrochenem Französisch
mit stark italienischem Accent, er heitze Gennaro RubimZ
sei Jahrs alt, in der Nähe von Neapel geboren. Er
sei von Bernf Bnchhalter, aber seit einiger Zeit ohne Be-
schäftigung. Er häbe vergebens Arbeit gesucht und
schließlich bei dem italienischen Gesandten um Reisegeld
gebeten, nm nach Jtatien znrückkehren zn können. Der
Gesandte häbe ihm die Bitte abgeschlagen, dagegen sci
ihm von dem italienischen Konsnl eine kleine llnterstütz-
ung gegeben worden. Auf die Frage nach dem Beweg-
grund seiner That erwiderte er, der Anblick so vielen
Prnnkes nnd der reiche», goldstrotzenden Uniformen habe
seine Wnt erregt. Die Schüsse seien nur blind gewesen.
Bei eincm späteren Verhör Ividerrief er die letztere An-
gade iind gestand ein, einen Anschtag gegen das Leben
ües Konigs unternommen zu habcn und Anarchist zu
sein. Die Waffe, deren sich Rubino bedient hat, hat man
nicht wiedergefunden, und so nimmt man an, daß M i t-
s eh uldige vorhanden sind.

Brüssel, 13. November. Iin Verhör erklärte
Rnlnno, der sehr rnhig schien, er habe anf den
König s ch i e ß e n w olle n ; er gestand cin,
Anar-chist zn sein; er habe seinen anarchistlschen
Grundsätzen gemätz gehandelt. Der König, der bei solchen
Anlässen gewöhnlich im dritten Wagen fährt, benutzte
ausnahmsweise den ersten. Eine Kugel zertrümmerte
die scheiben des dritten Wagens; durch die Scherben
wnrde Gras T'O nItre m ont im Gesicht verletzt. Der
König erhielt erst bei seiner Rückkehr von deni Anschlag
Kenntnis.

B r ü s se1, 15. November. R n bino hat ein
vollständiges Geständnis abgelegt. Er sei ^
Anarchist nnd gehöre teiner GrnPPe an. Er sei nach '
Belgien geko m m en , n m L e o P o l d H. z u
e r m o r d e n. Seit Längerem lanere er ihm auf den
Bahnhöfen anf. Hente hätte er ihn in der Kathedrale
erschießen wollen. Da er äber nicht einmal die nötigen

Eentimes gehäbt hätte, um einen Stnhl zn mieten, so sei
er in den Hintergrund gedrängt worden und habe dig
That erst auf der l2tratze nnternehmen tönnen. Zn Be--
zng ans den Wagen sei er getänscht worden, da der
König sich sonst immer ini drilten Wagen besinden soll.
ssn seinem Koffer wurden Kartouchen nnd sozialistische
Zeituugen äber nicht ein Pfennig Geld gefundcn. Dep
Revolver ist in London gekauft.

Brüssel, 13. November. Rubino giebt sich
iwch immer den Schein der Gleichgiltigkeit, sragt äbev
bereits, welche Strafe ihn tresfen kann. Er kann nüt deiN
Tod nicht bestraft werden, da niemand verletzt worden
ist nnd übrigens anch die Todesstrafe in Belgien nicht
mehr angewandt wird.

Brüssel, 16. November. Der K ö n i g begab
sich hente nach sdem Schloß L a e k e n. Die im Palais-
aufgelegten Listen sind bereits mit vielen llnterschriften
bedeckt.

Brüssel, 13. November. Aus dem Geständ-
n i s R nbino s bteibt nachzutragen, daß er vor zehn
Tagen nach Belgien gekommen sei, nm einen Monar-
chen zn töten, den er nicht achten konne, und uni durch
diesc That deni Votke dieses Landes ein Beispiel des
Mntes zu geben. Ein Leichtes wäre es ihm gewesen. den
König am Eingang der Kirche zu erschießen, aber ev
hätte gefürchtet, daß seine Kugel auch Nnschnldige tref.
fen tönnte. Rnbino giebt zu, daß er mit A n a r ch isten
von Barcelona in Verbindung stehH doch
häbe er auf eigene Verantwortung gehandelt. Die Nn-
tersnchungsrichter vermuten, daß er mit dem becüchtigten
Antonoiiüe-Klttb in Verbindung stehe. Der König be-
glückwünschte den Wrafen D'Oultremont zu seiner Ret-
tnng. Er selbst erhielt zahlreiche Gliickwünsche. Bei
dem Desenner, gleich nach dem Attentat, entfaltete er
nach der „Jndependance" einen vorzüglichen Appetit.

Brüssel, 15. November. Die „Jndependance
Belge" meldet: Uchhrere Personen, die sich in der Nähe
Rnbinos befanden, gaben an, eine zweite Person
habe Rubino bcgteitet nnd sei dann im Gedränge ver-
schwnnden. Diese nalnn vielleicht den Revolver, der bis-
her n icht g e f n n d c n wnrde, an sich.

Deutsches Reich.

— Dein Burean Lasfan zufolge wird der dentsche
K r o n P r i n z Mitte Dezember einen Besuch ain däni-
schen Königshose in Kopenhage n äbstatten nnd der
Kaiser werde im «ommer nächsten Jahres ebensalls
dort emen B^snch niachen. (Ein dentsches Blatt meldete
dieser Tage, der Kronprinz wolle eine dänische Prinzessin
heiraten. Dagegen taucht im „Daity Erpreß" von neuem
das Gerücht anf, der dentsche Kronprinz werde sich mit
der Prinzessin Alice von Albany verloben. Die amt-
liche Bekanntgabe der Vertobung werde binnen Knrzem
erfolgen. Von den Töchtern des dänischen Kronprinzen
ist nnr die 22 Jahre alte Prinzessin Thyra unvermählt
nnd heiratsfähig; die jüngste Tochter Dagmar zählt ersj
12 Iah^e. Tie englische Pjrinzessin Alice von
A l b a n y ist die am 25. Februar 1883 geborene Toch-
ter des 1881 gestorbenen jüngsten Brnders des Königs
Ednards, des Prinzen Leopold, Herzog von Albany, dev
im Iähre .1882 die Prinzessin Helene zn Waldeck nnd
Pyrmont geheiratet hatte.

allzu reichen Figurenwcrks uud ermlldender Wiederholung dcr
kurzen Textesworte heute eiueu etwas veralteteu Eindruck
machen, während die mit uuerreichtcr contrapunktischer Kunst
gearbeiteten Chöre uoch immer die gleiche Schöuheit und Tiefe
zeigeu, wie zur Zeit ihrer Eutstehuug. Dies erweist namenilich
der machtvolle Schlußchor. Vou deu Arieu möchteu wir vor
allem hervorheben dleDiir Teuor: „Sanfte soll mein Todes-
kummer nur ein Schlummer, Jesu, sein," iu der
weichcn Melodie und charakteristischcu Begleitung an ein
Schlummerlied erinnerud, sowie die hastig, suchend dahincileude
Sopran-Arie: „Saget mir gefchwinde, sager, wo ich Jesum
finde." Bon eigenartiger Wirkuug sind auch die Duett-Rezi-
tationeu. Die Chöre fanden eine tadellose Wiedergabe, bei
Bachfchen Sölogesängeu muß man gercchterweise stets die
außerordcntliche Schlvierigkeit iu Auschlag briugen, welche sie
deu Sängern unserer Zeit bieteu. Herr P a u l i, Hofopern-
sünger vou Karlsruhe, dessen lyrischer Teuor stch immer mehr
bem Heldenlenor nähert, dafiir aber etwas au Schmelz üud
Weichheit eingebüht hat, 'zeichuet sich uameutlich durch leichte
'Bewältiguug dcr uielcu hochgelegeneu Stellen und eine gute
Atemführuug aus, währeud seiue gutturale Tonbitduug gegen
früher zwar gebessert, aber nicht beseitigt erscheint. An letz-
tercni Fehler leidet freilich der im übrigen mit einer klangvollcu
Baßstimme begaüte Herr Vreveu noch in weit höhercm
Grade. Die beideu Dameu Groß uud Fickle?, fowie das
städtische Orchester eutledigten sich ihrer Aufgaben mit Sichcr-
heit und Gewandtheit; namentlich ist der Trompeten lobend
zu gedcnken, an dereu Leistmigsfähigkeit Bach bekanntlich be-
sonders hohe Anforderimgeu stellt. Die Ueberarbeitung der
Jnstrmnentation hatte Herr Profesior Wolfrum mii großem
Geschick und ohne allzu große Kouzessioueu au das verwöhnte,
moderne Ohr besorgt.

Stadttyeater.

H e i d e l b e r g, 17. Novembcr.

„Giroflö-Girvfla". Operette vou Ch. Lecorq.

Daß mau dieseu Wiurer, wic es scheiut, sich bei uus mit
Vorliebe der Pflege französischer Operetteu zuwendet, köuuen
wir uur gutheißcn. Die Franzoseu sind uns in diesem Genre so
sehr „übcr", dah auch der ärgste Knnst-Chauviuist diese Lhat-
sache nicht bestreiteu läuu, Cmzelue Höhepuukte auf dcm deut-
scheu Operefteugebiete, wie die „Fledermaus", der „Bettel-
studeut", die bessereu Werke Suppös uud audere siüd Ausnah-
meu uud bestätigeu uur die Regel. „Girofle Girofla" stammt
uoch auS dcm goldenen Zeilalter der Operette uud hat in den
70er Jahreu uucndliche Triumphe gefeierr. Auch heute noch
vermag dic graziös prickelnde und melodiöseIVkusik Lccocqs
zu erfreucn und wirkt uach dem viclen, ödeu Opercttenkram, den
mau sciiher hat verdaueu müssen, gauz erfrischeud. Die auf
eiuer unglaublicheu Basis aufgeüaute tpaudluug, die jedoch im
Gauzeu glückiich durchgeführt wird, enthälr oiel Komischcs uud
„ameMlich einige jeuer originell erfundenen Figureu, wie sie mw
uusere Nächbaru jenscits des Rheins immer wieder ueu hervor-
briugeu könuen. Die Wirkuug der schou recht ehrwürdigeix
Operette auf das Publikum war denn auch gestern wieder eiug
sehr erheitcrnde, uud der starke Besuch ßewies, daß die alte
Liebc uoch uicht verrostet sei.

o ^5,"^!^"ö^tiche Doppelpartie der Zwillingsschwestern führts
Krl. st o P P e u h ö f e r mit feiner Pikanteric im Spicl und ge-
sanglich volleudet durch. Besonders zu loben faud ich die Wie-
dergabe der etwas bedenklichen Rauschszenc, die cbeuso dezcnt,
als frei von ängstlicher Prüderie zum Ausdruck kam. Das
Prächtige Trinklied, die beiden hübscheu Austrittsgesäuge, die
Duette u. s. w. waren vorzügliche Leistungeu. Jhr am nächsten
kam Hcrr Sorelli als Marasquiu, dcr cbenfalls gesanglich
wie darstellerrsch sehr tüchtig war. Daß er im Spicl viel
ruhiger gewordeu ist als früher, gereicht seinem gauzeu Auf-
treteu sehr zum Vorteil. Herr Schneider gab dcn Bolero mit
 
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