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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 229-255 (01. Oktober 1902 - 31. Oktober 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23861#0695

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Samstllg, 11. Oktobcr M2.

Grftes Blatt.

44. Jahigang. — 238




Erscheint täglich, Sonntags ausgcmoMmon. Preis mit Familienblättern monatlich SO Pfg. in's Haus gebracht, bei -cr Expedition und dcn Zweiganstalten abgeholt 40 Pfg. Durch

die Post bezogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschlietzlich Zustellgebühr.

n z e igcnpreis: 20 Pfg. für die t fvalrigc Petitzeile vder dcrcn Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzcigcn ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen
an b-cstimmtcn Tagcn wird keine Bera-mwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelb. Zeitung und den städt. Anschl^gstellen. Fernsprecher 82.

Zum Gmpfang dcr Burengenerale.

Berliim., 1.6. Oktober.

Ain Lchtus; eim's Artikels iiber don Empfang üer
Buveniührer bemertt die „Froisimüge Zeitung":

„.'.stur vin Puukt in ber Lache ist etwas duute!, die
H-rage.iiäuiüch. ob beim Empfang fremder, speziell eng-
sischer Nnterthanen. am Berlmer Hof stets die Vermitt-
tung des englischen BotschafterS als erforderlich betrachtet
stwrden ist. Bei der Erörterrmg dieser rein formell-diplo-
Matischen Frage ist schon verschiedentlich daran erinnert
tvorden, daß s. Zt. der Empfang von Cecil Rhodes ohne
lvlchc vorhergegangene Förmlichkeiten erfolgte."

Die Frage isl im aUgemeinen dahin zu entscheiden,
datz, wenn ein dem Atonarchen persönlich unbckannter
Ausländer den Wnnsch hat, vom Kaiser empfangen zn
werden, es znr Erlangnng der Andienz stets der Ver-
lliittliing des betreffenden diplomatischen Vertreters be-
önrf. Ueber den Fall CeriI Rhode s sei folgendes
lliitgeteilt:

Am 10. März 1899 iiberreichtc ein Sckretär der
hllsigen b r M ische n B o t s ch a f t an zuständiger
Clelte ein <2chreiber> des Botschafters, das die-
Vitte um Ge w ä h r n -n g einer A udienz für
Eecil Rhodes enthielt. DaS Gesuch ist dann im ordnungs-
lliäßigen Gcschäftsgang weiter behandelt worden. Riit
dieser F-eststelliing entfällt jeder Anhalt für die Behaup-
Emg, es seien szt. Herrn Cecil Rhodes fiir die Erwirkung
kines Empfanges beim Kaiser Erlerchtecungen gewährt
llwrden, die man den Bnrengeneralen vorenthalten häbe.

Wa> die Zutassung des Saceo-Anzuges von Cecil
-^ihodes betrifft, — denn auch davon wird ja in deutschen
llolitischen Zeitungen noch immer geredet — so hat
staistr Wilhelm damit nur ein nachahmenswertes Bei-
wiel seines von jeder Klernlichkeit freien Sinnes gegeben.
Er iuiirde gewitz keinen Anstoß daran genommen liaben,
llemi Dewet, Delarep imv Bothn sich ihm im schlichten
''ieiiennzng hätten nähern wo'llen..

Deutsches Reich.

— Heute Samstag, nimmt der nationalliberale
^elegiertentag in Eisenach scinen Anfang. Mehr
Rs 700 Delegierte werden anwesend sein. Für gestern
'lbcnd war cine Begrüßungsfeier vorgesehen. Das Pro-
3ramm des Kongresses ist folgendes: Samstag 11.
^ktober: vormittags 9'/^ Uhr: 1. Gedächtnisrede auf
>"Udolf v. Bennigsen. (Herr Dr. Hammacher.) 2. Eröff-
^Ung durch den Zentralvorstand. Wahl des Bureaus.
^egrüßungsansprache. 3. Allgemeine Stellnng der Partei.
iHerr Abg. Baffermann. Herr Geh. Justizrat Prof. Dr.
Eahl.) 4. Finanzwesen im Reich. Finanzielle Beziehung
er Einzelstaaten zum Reich. (Herr Abg. Geh. Regierungs-
Zll Dr. Sattler.) Sonntag, 12. Oktober, vorm. 11^/^
jchr: 1. Verkehrswesen im Rcich und in den Einzelstaaten.
^Herr Abg. v. Eynern.) 2. Wirtschafts- und Handcls-
^litik. (Herr Dr. Hugo Böttger. Herr Abg. Dr. Eckels.)
chvntag, 13. Oktober vormittags 9^ Uhr: 1. Kolonial-
^litik. (Herr Abg. Prof. Tr. Haffe.) 2. Sozialpolitik.
Merr Abg. Professor Dr. Hieber. Herr Abg. Hilbck.)

Organisation und Wahlvorbereitung. (Herr Keneral-

sekretär Patzig. Herr Rechtsanwalt Dr. H. Fischer, Köln.)
4. Schlußwort des Vorsitzenden.

— Jn den letzten Tagen haben zwei konservative Ab-
geordneie, Dr. v. Frege und der Domänenrat Rettich
ihre Stimme für eine Verständigung mit der Regierung
in der Zolltariffrage erhoben.

— Der „Staatsanzeiger" veröffentlicht einc kaiserlicke
Ordre vom 21. Septembec, wonach bis Ende Sept. 1903
Unterosfiziere mit mindestens kjähriger aktiver Dienstze t
im Heer oder der Marine und vom 1. Oktober 1903 bis
Ende September 1905 Unteroffiziere mit mindestens
7jährigcr Dienstzeit in die königliche Schutzmannschaft
eingcstellt werden dürfen.

— Zu den Streiti gkeiten im Hause Lippe
teilt Graf Ernst zur Lippe in Berlin, der Aelteste dcr
Weißenfelder Linie, der „Germania" zufolge, mit, daß er
persönlich dem von einem einzelnen Mitgliede dieser Linie
angestrengten Prozesse gegen den Regenten Grafen Ernsl
zur Lippe-Biestcrfeld fernstehe und im besondercn die Be-
hauptung des Klägers keineswegs korrckt finde, es habe
dcr Grafregent mcht das Recht, stch als Haupt des
- Lippeschen Gesamthauses zu bczeichnen.

Ilus der Karlsruher Zeitung.

— Zeiue Kömgliche Hoheit der Grotzherzog habeu
dem Leibarzr des Fürsteu zu Fürsteuberg Dr. Gilly m
Donaueschingeu das Ritterkreuz zweiter Klasse mit Erchen-
'läub dcs OrdeuL vom Zähringer Löwcn vcrliehen.

- Seiue Königliche Hoheit der Grotzherzog have.i
dern Kasierlichen Postrat Wacker i» Posen die nachgesuchte
Erlaubnis zur Annahme uud zum Tragen des ihm vou dem
Kaiser verlieheuen Roten Adlerordcus vierter Klasse, dcm
Kommaudeur des Gendarmerickorps, Oberst Wolff in
Karlsruhe, die Er'laubnis zur A»iuahme und zum Tragcu
des ihm vou dem Äöuig vou Württemberg verlieheueu Kom-
meuthurkreuzes zweiter Klasse des Friedrichsordeus erteilt,
den Dircktor der Grohh, Lehrerbildimgsanstalt Meersburg
August Wasmer auf srin Ausucheu wegcn leidcuder Ge-
suudhcit auf 1. November 1902 iu den Ruhestand versetzt und
den Professor Wilhelm -Schntidle am Gymnasium in
Manniseim zmn Direktor dcr Großh, Lehrerbildlmgsanstalt in
Meersburg eruannt,

— Seine Königliche Hoheit der Großherzog habcu
den Professor Johauu M arx au der Oberrealschule zu
Karlsruhe auf sein Ausucheu bis zur Wiederherstellung sciuer
Gcsundheit iu deu Ruhestand versctzt,

— Die Versetzung dcs Gewerbe'lehrers Hermauu Eckert
iu Zell i, W, au die Gewcrbcschule iu Mcßtirch und ebenso
dic Eruemmug des Zeicheulehramtskandi?aten Franz St e t-
ter iu Schopfheim zum Gcwerbelehrcr in Zell !, W, wurde
zurückgenommeu und dem letztereu eiue etatmätzige Gewerbe-
lchrerstelle an der Gewerbeschule iu Villingen übertragen.

Karlsruhe, 10, Oki. Der Großherzog hat in
den letztcn Tagen einer größeren Zahl von Beamten aus
der Umgebnng auf Schloß Mainau Audienzen gewährt.
Gestern Nachmittag trafen die Prinzessin Wilhelm, die
Prinzessin Max und die Erbprinzessin von Anhalt aus
Salem zum Besuch auf Schloß Mainau ein und kehrten
abends zurück. Morgen Nachmittag beabsichtigen der Groß-
herzog und die Großherzogin einen Besuch in Schloß
Salcm abzustatten.

AusLand.

Schweiz.

Bern, 10. Okt. Der neue Zolltarif ist von dcr
Bundesverwaltung endgiltig festgestellt worden und wird
nunmehr veröffentlicht werden. Von der Veröffentlichung
ab beginnt die 90iägige Frist zur Einrcichung der
30 000 Untecschrifien, die zur Veranstaltung eincr Volks-
abstimmung übcr den Tarif erfordcrlich sind.

Aus SLadt und Land.

Heidelberg, 11. Oktober.

X Buren-Obcrst Schiel, der mutige deutsche Kämpfer im
Burenkrieg, Ivird auf Vcranlassimg dcs Kauf m ä n u i s ch e n
'V c r e i n s morgen Abeud eineu Vortrag über seine „Erleb-
uissc iu Südafrika imd während der Gefangcnschaft" halten.
Es dürfte wohl allseitig mit Freuden begrüßt wcrden, datz
f dicse Gelcgeiihcit lsier gcboten wird, ans dcm Munde eines
Landsmaniies Näheres übcr den uirheilvollcn Kri-eg zu crfah-
rcn und es ist dahcr dankbar anziiecTelinen, daß der Kauf-
mäniiische Vcnein anch Nichtmirglieder zu dem Vortrage zuläßll
Rähcres isi aus dcm Aiizeigeiiteil ersichtlich.

X Die HaudwerkSkammcr für die Kreise Wauuheim, Hei-
'delbcrg uud Mosbach hält am Montag, den 13. Oktober" in
ihrcm Sitzuugssaalc in Manuheim die 0, Vollversammlung ab.
Auf dcr Tagesordimng steht n, a,: Bericht üücr den dcutscheir
Haudwerts- und Gewcrbetag in Leipzig imd Feststelluug dcr
Mcistcrprüfungsordiiung,

** Originekles Deursch. Eine Postkarte folgendeii Jnhalts
fliegt auf unseren Redaktionstisch:

Herrn N„ N„ Miisikallienhandlmig

Ceciliengasse in Hcidelberg
,in Deischen Reich.

Franenkirchen 5 X 902.

Sehr gahrter Herr Da ich ihren Werdcn nammen nicht
weis so müsen sie schon endschnltigcn Ersnche Dahcr freundligst
mir ber Postnachname vustau für 3 Violinnen nemmlich Lrim
II. Drotz II. Lögurcl nnd einer Flauto iu 0 Andigarisch für
Anfang Leichte bis zum Mitleren schwirrikeit zu senden, so um
3 bis 4 Marken, ich möte zucrst Einsicht nommeu, dan speder
Werthe ich mehr Lestelen, biete mir zu andwoden, Ädrese
Laß Jakob Musiker in Frauenkirchen, Coin-,, Wieselburg Ungarn.

x Kaiser-Pauornm». Die hochinteressante Serie Newyork
ist nur noch heute cmsgestellt, derselben schlietzt sich von morgen
ab Vcnedig mit dcm Glockenturm von Srm Marko, der am 14.
Juli dieses Jähres einstürzte, au.

— Polizeibcricht. Ein Taglöhner ivurde wegeu Ruhe-
störung, Widerstands imd Beleidigung verhaftet. Wcgeu Uu-
fugs kämeu zwci Personeu zur Anzeige.

x Tossenhcim, 10. Oklober, (U n s e r e K i r ch w e i h)
ist nm oerflosseueu Soimlag und Montag im allgemeineu ziem-
lich ruhig vcrlaufeii, Ausflügler, wie in svustigen Jahren, waren
uicht sehr viele zu fehe», Laher die Wirtschafteu auch zum Tcil
incht so angefüllt uud überfüllt wareu wie soust, Allerdings
mag das ctwas trüüe, reguerische Wetter viele Kirchweihbe-
sucher, die sonst rcgelmäßig emtrafeu, davou abgehalten haben.
Äu Tauzbelustigungen fehlte cs uicht, dcun fast alle Wirrc hat-
ten Miisik, Für die Belustigung dcr Kinder war anch ge-
sorgt durch Äufstellung von Karoussels, Selbst Schnellpho-
tographen hatteu ihre Budeii aufgeschlagen und priesen die An-
fertigung ihrer „wunderbar schönen" Bilder an, Das Ver-
gnügen ist uun zu Ende nud man ist zum Alltagsleben, zur
Ärbcit zurückgekehrt, deun das gute Wetter dcr ganzen Woche
bot Gelegenheit, dic Kartoffeln dieses Jahr schön und trocken
nach Hause zu briugcu, Ebenso ist man die ganze Woche mit
dcm Mosien bes Obstes beschäftigt, das' als Ersatz fllr Tr-auben-
wcin di'eses Jähr im Großen zu Obstwein gemacht wird.

Wlaudereien aus Stadt und ^5and.

(? ) H e i dc l b e r g, 11, Okt,

d- Dte Reisezeit ist vorbei, Viele Hoffnungen und ebcnso-
Befürchtungen sind verflogen; dic nackte Thatsache lehrte
gcwöhnlich, daß weder die hoffnungsvollen Schwärmer,
die unheilverkündeiideii Vcrzweifler mit ihren Prophezci-
-zDen am Frühjahr bezüglich des Fremdenbesuches Recht be-
neu haben,

x, . VZenn auch nicht so viele Eugländer wie in anderen Jahren
s,.jnre Stadt besucht habeu mögen, so tamcn dafür aus cmdern
jÄ'jidea Ländern umsomehr Rcisende, Zudem sind die Eng-
hx, rr in den Wirtschafren im allgemeinen als Wassertrinker
si^Mnt n„d gefürchtet, Jn einer Wirtschaft -auf einem Aus-
tz^^Piinkte der hiesigeii Stadt wurde gleich zu Anfang des
^^iucrs von den Söhnen und Töchtcrn Albions so viel
I>,Mser verlcmqt, daß der betveffende Wirt bald mehr Wasser
^ Bier veraLreNsi hätte,

k,,, werde mir die Gesellschaft vom Hcrlse schaffenl" sagte
Tages der boshafte Gastgeber, Sobald nun wieder Wasser
iiy^Hgt wurde, führte er die Durstigen vor seine Wirtschaft
dy , ^vies auf einen Brunnen hm, „Sehen 'Sie den Bruunen
idyL?siiiiten," sagtc er, „die Familie, die in -dem Hause nebencm
dsx V-.hat von der Gemeimiützigen Gesellschaft den Auftrag,

. ^ftnkgefäße herzugebeni"

Engländer, dreist, wie sic immer sind, machten sich dies-e
Äjm^nft N^tze,, und die neben dem Brunnen wohneude Fa-
^kt nun sehr oft um Trinkgefäße augegangcn und

sich dic Sache anfänglich gar nicht zu erkläreu, Ms
d^> dem Wirt auf den Sprung kam, beggnncu die Bewo-H-
nebcn dem Brunnen stehenden Hauscs sich ihrerseits
rcvauchieren, daß sie ihm alle -des Weges kommenden
Äes^.^nksburschen mit dem Bemerkcn auf den Hals schicktcn,
Msi Nsväbreiche an die ,,-armen Reisenden" unentgeltlich ein
llnyen, DaZ wirkte, und der Wirt strich die Flagge.

D-aß auch üer beste Mensch nicht in Frieden leben kcmn,
weim es dem bösen Nachbar uicht gefällt, ist eine altbekannte
Thatsache; niemand wird es dem Angegriffenen verübcln, wenn
er sich seinerseits nach Kräften wehrt und da wird manchmal
den orolligsten Hi-lfsmitteln gegriffen, Jn dieser Beziehung
ist besonders' misere Landbevölkerung findig, So tebte in einem
zum Kreise Heidelberg gehörigen, nahe an der württcmbergischen
Grenze gelegenen Orte ein Landwirt, der gerne Schnaps trank,
mit feinem Nachbar, einem Schmied, in Unfrieden. Hatte der
Landwirt eiuen Schnapsdampf, so wußte er nichts anderes zu
thun, als über seinen Nachbar, deu Schmied, der aus dem Würt-
tembergischen stammte, zu, schelten, Eines Tages kciufte der
Landwirt im Württcmb-ergischen eine Kuh, und da diesclbc am
Fuhrwert manchmal störrisch war, so iicmnte er dicsclbc, um
seinen Nachbar zu ärgern, „Schwob",

Was that dcr Schmied? Er schaffte sich einen Hund an
und nannte benselben „Schnavs". Schallt »un der Bauer mit
seiner Kuh, dem „Schwob", so schalt der Schmied mit seinem

Hund, dem „Schnaps",-

Ju P,, eiuem kleinen Odenwaldstädtchen, das in den letzten
Jahren gewaltige Anstrengunge» machte, nm Erho-lungs- nnd
Lilftftirort zu werden, kam eines Tages der Kreisschulrat in die
Schule und hielt einc Prüfung ab,

Alles ging in den Hauptfächern zur Freude dts Lehrers lind
des Kreisschulrats glatt und gut, wie am Schnürchen, Gegen
Schlu'ß der Prüfung wünschte der Herr Kreisschulrat noch
einiges aus dcr Naturgeschichte des Tierreichs zu hören,

„Der Knabe mit dem schwarzen Lockenkopf ^soll mir ein-
mal etwas über die Frösche sag-enl" meinte der Kreisschulrat,
nnd zeigte mit der Hand znm Schrecken des Lehrers nnd der
Schüler auf einen in den hinteren Sckmlbänten sitzendcn Kna-
ben, der trotz seines intelligenten Aussehens der DLmmste dcr
Klasse war,

„Erzähle mir einmal etwas über den Frosch!" redcte der
Krcisschulrat dem Aufgerii'fenen, der sicki zögernd von dcr
Schulbank erhoben hattc, freundlich zu, Die um den Pfiffitus

sitzcnden Schiiljmigcu rückien näher an denselbcn hcran und
sucksien durch Einflüstern ihm ans der Verlegeuheit zu helfen
und so begann er den»:

„Die — die — Städter sind Amphibien un-d wohnen am
Wasscr; sie — sie — g-e-hen von Zeit zu Zeit aufs Land und
— und-fressen sich sattl" — Allgemeine Heiterkeit!

Mit dcm heutigen Tage haben mm auch die sog, „Kartoffel-
fcricn" an der hicsigen Volksschule ihr Ende erreicht, Von deu
mcisten in der Stadt wohnenden Eltern, die Kinder in die
Schule sckstcken-, ivird dies wohl als cine Erlösung angesehen.
Wührcnd die Lcmdleute ihre Kinder iu der schulfrcie» Zcic
zu allcrlei nützliche.n Hilfeleistuugen Veriveuden könuen, fe-M
in den Stüdten mcistens die Gelegenheit hsezii, und so trciFeu
sich da bcsonders die Knaben oft den lieben langen Tag auf
dcr Straße herum nnd verüben zum Aerger der Erwachsenen
allerlei llnsilg. Von jeht ab muß nun wieder fleißig gelehrt
und gelernt iverden, und die Herren Lehrcr haben nach der
Fcrienzeit doppelt schwere Arbeit, da während der schönen
Sommertage manches Gelcrntc aus den leichtsinnigen Köpfen
der Kinder wieder verflogen ist.

Kleine Zeitung.

— Heilbronn, 9. Okt. (Der Bankkrach vor
Gericht.) Nach dem Schluß der Beweisaufnahme be-
gründete Oberstaatsanwalt Hartmann in längerer Dar-
legung die Anklage. Er wies auf den von den Angeklagten
betriebenen Schwindel und Treubrnch hin; die Angeklagten
hätten mit ihnen anvertranten Bankmitteln spekuliert in
bcwußt rechtswidriger Absicht. Die wahre Lage der Bank
sei ihnen schon lange bekannt gewesen. Namentlich Fuchs
habe kurz vor dem Krach große Posten entgegengenommen.
Mildernde Umstände billige er nur zu bei der von Amts

Die heutige Nmnrner umfaßt vier Bliitter, zusammen 16 Seiten.
 
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