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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 281 - 305 (01. Dezember 1902 - 31. Dezember 1902)
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Freitag. 5. Dezember 1902

Nrstes BLatt.

44. Jahrgang. — -4L 285

Lrscheint täglich, SormtsKS «uSgenommen. Prei» mit K«rmMen-blättern monatlich 60 Pfg. in'» HauZ geüracht, bei der Expedition und den Zweigemstalten aügeholt 40 Pfg. Durch

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«ü oekimmten Lagen wird keine Berantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelb. Zeitung und den städt. Anschlagstellen. Fernsprecher 82.

Kin Antrag auf Aöänderung der Oefchäfts-
ordnung des Weichstags.

Die beiden konservativen Parteien, die Nationalliberalen,
das Zentrum und die Elsässer haben einen Antrag einge-
bracht, der die Geschäflsordnung dahin abändert:

1. Das Wort zur Geschäfts ordnung ertei't
der Präsident nach freiem Ermcssen.

2. Die betreffende Rede des Abgeordneten darf die
Dauer von fünf Minuten nicht überschreiten.

Die Geschäftsordnungsdebatte hat den Zwcck, den ver-
schiedenen Parteien die Möglichkeit zu geben, durch eine
kurze, trockene Bcmertüng ihre Ansicht darüber zu bekunden,
wie sie sich die zweckmätzigste Form der Fortsührung der
Geschäfte denken. Kein Mcnsch hat darau gedacht, eine
fanatische Minderheit könne die Geschäflsordnungsdebatte
monatelang foitsetzen, um eine sachliche Beralung und Er-
ledigung unmöglich zu machen. Nun hat man die Er
fahrung gemacht, daß dergleichen geschieht und so ist es
an der Zeit, der Vernunst zum Recht zu verhelfcn und die
Geschäflsordnungserörterungen auf ein der Sache em-
fprcchendes Maß zu beschränken.

Bei der Schaffung dcr Geschäftsordnung sah man vor allern
darauf, die Minderheit zu schützen. Die Minderheit hat
es nun glücklich soweit gebracht, daß man gezwungen ist,
jede Bestimmung daraufhin zu untersuchen, ob die Toten
gräber des Parlaments sie mißbrauchen können. Ucber die
Redeordnung, über den Schluß der Beratung, über die
Präsidialgewalt gegenüber rednerischen Ausschreitungen,
gegenüber Lärmszenen und gegenüber der Obstruktion, haben
gerade die Länder, die über eine ältcre parlamentarischc
Erfahrung verfügen, drakonische Bestimmungen getroffen,
die jedem deutschen Toktrinär die Zornesader schwellen laffen.
Sie haben sie getroffen, um das System des Parla- :
mentarismus zu schützen gegen Abgeordnete, welchc j
Formalitätenmißbrauchen, umdas Mehrheitprinzip ^
zu untergraben. Jetzt kommt man auch in Deutschland zu !
dem was z. B. in England schon lange Brauch und in -
Geltung ist. __

Deutsches Reich.

(0. X.) Bei der natiünalliberalen Reichstagsfraktiüii
und Parteileitung laufen zahlreiche Z u st i m in u n g s-
kundgebunge u ein. Eine Blütenlese daraus soll, ^
wie wir hören, veröffeiitlicht werden. Wir haben Ge-
legenheit gehabt, einige dieser Briefe zu lesen; sie bestäti-
gen aufs Neue: es gähnt eine weite Klufü zwischen dem,
was die Wähler der nationalliberalen Partei draußen
im Lande denken und empfinden, und dem, was der Re-
dakteur der „Nationalzeitung", der jene Wähler nur vom
Hörensagen kennt, sich in seiner Redaktionsstübe zurecht-
legt oder von Herrn Dr. Pachnicke sich zurechklegen läßt.
Wir wollen einrnal diesen Schutzpatronen der Obstruk- :
tion, die sich gegenseitig im Morgen- und Abendblatt
versichern, gemäßigt liberale Auffassungen zu hegen, eiue :
Stimme aus dem Lande bekannt geben, und zwar aus '
einem Wahlkreis weit von Berlin, wo aber sehr viele i
anerkannt nationalliberale Wähler zu Hause sind. Der j
Parteiführer in diesern Kreise schreibt:

„Endlich üoch wieder ein Aufrafsen! Es war ein
schmähliches Schauspiel, wie sich in dieser Volksver-
tretimg eine große Majoritüt von eiiiem kleiuen Häuflein

.erbärmlich majorisieren, vielmehr tyrannisieren

ließ. Wenn der Antrag Kardorff mit aus der Jnitiative
der dtationalliberaleii hervorgegangen ist, so sind wir
Herrn Bassermann außerordentlich dankbar dafiir und
bitten, ihm unsern herzlichen Dank und unsere freudige
Zustimmung anszusprechen. Wenn eine kleine Minder-
heit sich anmaßt, die Geschäftsordnung dazu zu miß-
brauchen, um jede ersprietzliche Thätigkeit des Reichstags
lahm zu legen, so hat die Mehrheit nicht nur das Recht,

sondern die ver.Pflicht, dieser.das

Handwerk zu legen."

llnd ähnlich schallt es aus allen Ecken und Enden,
wo eben Wähler der nationalliberalen Partei wohnen.
Jm Zelt des Redakteurs der „Nationalzeitung" aber
wohnt nur noch Herr Dr. Pachnicke.

— Tie K ö n i g i n-W itwe Ma r g h e rita von
! Italien erhielt durch eine Abordnung des Marburger
Fäger'bataillons, dessen Chef sie ist, eine vom Offiziers-
torps gestiftete Ahnentafel in künstlerischer Ausführung
iibermittelt. Die Königin sandte darauf folgendes Dank-
telegraliun an den Regimentskommandeur, Oberstleut-
nant v. Borries': „Zhnen und allen Offizieren bin ich
von ganzem Herzen dankbar fiir das schöne und mir so
wertvolle Angedenken, das mir Baron v. Schenk im
Namen des Offizierskorps überbracht hat. Alles ist
daran zu bewundern und zu loben, der edle, gefühlvolle
Gedanke, die prächtige Ausführung desselben und der
historisch so interessante Teil des Kunstwerkes u. s. w.
Aber meinen Dank will ich Jhnen noch setber persönlich
wiederholen." Die Königin hat nämlich den Deputierten
zugesichert, daß sie nächstcs Iahr nach Deutschland und
anch zn ihren Iügern kommen will.

- Ter Rücktritt dsr komniandierenden Generale des
ü. und 1o. Armeekorps, v. L i e gnitz und Herwarth
v. Bittensel d, soll bevorstehen. Von der Neigung !
des 'Generals v. Liegnitz, den Wschied zu nehmen, hörte s
man schon des längeren. An seine Stelle soll, wie der i
„Tägl. Rundsch." berichtet wird, der dienstthuende Ge- j
neraladjntant des Kaisers und Kommandant des Haupt- !
quartiers, General der Jnfanterie v. Plessen, zum kom- -
mandierenden General des 3. Armeekorps bestimmt sein, :
während für das 16. Armeekorps der Kommandeur der
3. Division in Stettin, Generalleutnant Ritter Hentschel
v. Gilgenheimb dem Veriiehmen nach in Nnssicht genom- j
men ist.

KeuLscher Weichstag.

Berlin, 4. Dezember.

Zolltarif. s

Bcrichterstatter Abg. Dr. B l a n k e nhor n berichtet iiber :
die Tarifpositionen 176—189. !

Prüsidcnt Graf Ballestrcm: Mir liegt ein Antrag zur '
Geschäftsordnung vor von Dr. Arendt auf Zurückver-
wci.. . ('Singcw ruft: Der dcnkt, wir wollcn esl) —Angen-
scheinlich hat die Mehrbeit, zn wclcher der Mg. Arendt gchört,
der Linken die Anträge auf Rückverweisung aus dcr Hand
nehmen wollen.

Dr. Arc ndt (Rp.): Jch ziehe meinen Antrag zurück.
(Hohngclächtei: der Sozialdemokraten.)

Präsident Graf Ballestrem: Ferner liegt mir ein An,

rrag vor (Dr. Arendt: Jch bitte ums Wortl Heiterkeit links)j
von dcm Abgeordneten Wurm auf Zurückverwcisung der Po-
sition 178 (Wein) an die Kommission zur schriftlichen Bericht-
erstattuug.

Dr. Arendt (Rp.): Jch uehme meincn Antrag wieder
anf. (Hohngelächter der Sozialdemokraten.)

Präsident Graf Ballestre m: Der Antrag Arendt for-
dert dic Zurückvcrweisung sämrlicher Positiouen 176—189 an
die llommission. Ferner liegt mir cin Antrag des Wg. Dr.
Spahn vor, über die Anträge auf Zurückverweisnng zur Ta-
gcsordnung übcrzugehcn. (Gelächter und Zurufe der Sozial-
demokraten. Wurm: Zur Geschüftsordnungl) Es liegr der
Anrrag anf Togesorünung vor. Da hat nur ein Redner für
nnd ein Redner gegen das Wort.

Wurm (Soz.) spricht gegen die Tagesordnung. Nach
einer Stun-e erklärt er: Dr. Arendt hat die Fülle seiner ge-
wichtigen Gründe gcgen unseren Antrag unterdrückt, um Zeit
zu ersparcn, Wir sind aber objektiv, wir wollen, üatz auch üis
Gcgengründe zum Wort kommen; daher werde ich die Arendt-
sche Reüe halten und sie nachher widerlegen. (Heiterkeit links.),
Jm Verlauf üieses Teils seiner Rede spricht Wurm dabon, daß
die Regierung vor dem Reichstage aus dem Bauch krieche. Prä-
sidcnt Graf Ballestrem erteilt einen Ordnungsruf.

Die <2ozialdemotrciten beantragen mit Unterstützung. auch
der Freisinnigen Vvlkspartei namenrliche Abftimmung über
deu Ueüergang zur Tagesordnung. Der Uebergang zur Dages-
orünung übcr die Zurückverweisung des Abschnittes „Gctränke"'
wird mit 219 gegen 76 stimmen bei 1 Stimmenthaltnng an-
genommen.

Jnzwischen ist cin Antrag R ö s i ck e-Dessau eingelaufen«
die Pofition 184 (Bier), also eine cinzelne der Positionen,
üüer die soeben die Zurückverweisung an die Kommission ver-
weigert worden ist,^ an die Kommission zurückzuverweisen.
Vizepräsidcnt Graf Scholberg erklärt den Antrag für un-
zulässig. (Stürmische Rufe links und zahlreiche Rufe: Zur
Geschäftsordnung I)

Die Protestrufe wurden stärker, als der Präsident dann
verkündet, datz Abg. Spahn über diesen Antrag Rösicke Ueber-
gang zur Tagesorduung beantragt habe und dem Wg. Spahn
zu diefem Antrage das Wort erteilt. Es emsteht ein minuten-
langer st ü r m is ch e r Lär m. D-ie Linke ruft fortlvährend:
Zur Geschäftsordnungl Zur Geschäftsordnung I Die Rechte
schreit: Ruyel Nuhel Abg. Singer ncbst audcren sozialdenro-
kratischen Abgeordneten eilt die Treppe hinauf zum Schrift-
führer und verlcmgt zur Geschäftsordmmg das Wort. Rechte
und Zentrum rufen fortgesetzt mit ohrenbetäubendem Lärm:
Herunter! Heruntcr von der Trcppel Vizepräsident Gratz
Stol'berg ruft dcn Aüg. Siuger zur Ordnung, weil er die
Treppe nicht verlassen will und erneuert unter lebhaften Bravo-
rufeu der Rechten den Ordmmgsruf, als Singer auf der Treppe
stehen bleibt. Der Lärm hält fortgesetzt an. Die Linke ruft
weiter: Zur Geschäftsordmmg! Abg. Singer bleibt auf üer
Treppe stehen und die Rechte setzt die stürmischen Rufe: Herun-
ter! Herunterl fort. Der Präsident setzt sich hilflos nnd der
Mg. Spahn begiunt zu sprechen. Kein Mensch versteht in dem
ungeheuren Lärm ein Wort. Endlich erhebt sich der
Präfident wiedcr. Er hat in der Geschäftsordnung geblattert,
rnft den Abg. Singer zum drittenmale zur Ordnung und er-
klärt schliehlich nuter Berufung auf Paragraph 60 der Ge-
schäftsordnung, dah er den Abg. Singer von dev
Sitzung ausschliehe. (Stnrmische, donnernde Bravo-
rufe rechts und Händcklatschen.) Die Linke setzt ihren Ruf
„Zur Geschäftsordnung" fort. Abg. Singer bleibt auf der
Treppe stehen, sodatz sich schließlich der Präsident nicht anders
helfen känn, als datz er, nachdem Abg. Spahn seine Rede be-
endet, die Sitzung auf eine halbe Stunde ausfetzt.

Während der Pause verlätzt Abg. 'Singer mit anderen
Sozialdemokraten den Saal, ist aber bei Wiederausnahme der
Sitzung wieder auwescnd. Vor Beginn der Sitzung sieht man
den Abg. Bebel mit dem Vizepräsidenteu Grafen Stolberg
kouferieien. Das Haus berhält sich vollkonnnen ruhig, der

Stüdtitzeirter.

Heidelberg, 4. Dezcmber.

„D e r Bajazzo Von R. Leoncavallo. Vorher:
„Abu Hassa n ". Komische Oper von C. M. von Weber.

Die naturalistische Strömung, welche vor etwa einem
Jahrzehnt auch auf dem Gebiete der Oper sich geltend machte,
ist nun längst berrauscht und hat im Wescntlichen nur zwei
Werke hervorgebracht, die ihre Zeit überdauert und Aussicht
haben, fich noch längere Zcit auf der Bühne zu behaupten.
Mascaguis „Caballeria rusticana" und Leoncavallos „Pa-
gliacci" dcmselben Bo'den entsprossen und fast zur selben Zeit
entstanden, zeigen sie eine unvcrkennbare Familienähnlichkeit,
die sich sogar auf das Schicksal ihrer beiden Erzeuger cr-
streckt, bis jetzt noch kein wciteres Werk geschaffen zu haben,
das die Popukarität und wohl auch den inneren Wert ihrer
„Erstlinge" wie'der erreicht. Ein Vergleich der beiden Opern
mit einandcr mutz, was ihre musikalische Qualität betrifft,
entschieden zu Gunsten Mascagnts ausfallcn. Während man
bei ihm das Empsindcn einer freien und ungekünstelten Melodik,
frischer, natürlicher Erfindungskraft hat, erscheint Leoncavallo
fast immer nach Effekr suchend, rafsinicrt und nichi selren
bizarr. Man stelle die stellcnweise reizeud wohlkliugenden
Chöre der „Cavallcria" neben die brutal angelegten und oft
in triviales Geschrei ausartenden des „Bajazzo". Die Roh-
heiten der Mascagnischen Jnstrümentierung ierscheinen bei
Leoncavallo vielfach noch gehäuft, freilich hier abwechselnd mit
erstaunlichem Raffinement im Mischen der Orchesterfarben.
Kratz ist die Handlung beider Opern und in beiden die Ent-
tvicklung der Handlung eine dramatisch tvirksame und bis zur
Nervosität sich steigerndc. Mutz man also das Werk Mascagnis
als das des ursprünglicheren und musikalisch gesegneteren
^alentes betrachten, so wird mmi trotzdem die Oper Leoncaval-
ll>s mit threr musikalischen Charateristik, ihrer farbenpräch-
^igen Jnstrumentation und unläugbaren Bühnenwirksamkett
^icht unterschätzen dürsen.

Das hiesige Püblikum ist der Direktion zu Dank verpfkich-
tet für die Anfnahmc des „Bajazzo" ins Repertoir — noch
dazu in einer sehr rühmenswerten Jnszenierung, wenn es
auch unverständlich bleibt, warum die „Cavalleria rusticana"
bis heute noch auf dem Spielplan fehlt.

Die musikalische Wiedergabe des Werkes war eine gcmz
außerordentlich gutc. Direktor Radig hat damit eine glän-
zende Leistung vollbracht, zu der wir ihm aufrichtig gratu-
licrcn, man konnte sehen, welch aufopfernde Thätigkeit der
Aufführung vorangegangen war und sich freuen, daß auch der
Eistolg des Abcnds die große Mühe lohnte. Die Einzelleistun-
gen boten im Ganzen nur Gediegenes. Der Gesamteindruck
dieser Oper wird nicht zum Mindesten Vovbereitet durch den
Prolog. Herr Mechler brachte denselben äußerst wirksam
zum Bortrag und gestaltete sodann den Tonio zu einer Meister-
leistung. Für einen so jungen Sänger wie Herr Mark bietet
die Partie des Canio eine kaum zu beherrschende Aufgabe. Er
widmete sich derselben mit grotzer Hingeburig und führte sie
sehr respektabel durch. Mit etwas mehr Mätzigung im Spiel
und namentlich Gesang — sein Temperament geht manchmal
durchl — wird er dcrselben noch mehr gerecht werden. Vor-
züglich in der Darstellung wie auch gesanglich trefflich gab
Fräulein Koppenhöfer die Nedda. Jhre realistische
Aufsassung dieser Fignr giebt erfreuliches Zeugnis ihrer viel-
seitigen schauspielerischen Begabung. Die Verwendung von
Herrn Kallenberger als Silvio erscheint uns noch etwas
berfrüht, während Herr Sorelli den Beppo mit gewohnter
Liebenswürdigkeit durchführte. Die Ansstattung war, wie schon
erwähnt, eine recht gnte, doch erschicn es tmmderlich, datz die
calabresischen Bauern meist „spanisch" kamen.

Der gepfefferten Musik des Jung-Jtalieners ging cine cm-
dere „Novität" voran, die jetzt geradc 100 Jahre alt ist und in
ihrer rührenden Raivctät einen starken Kontrast zu jener bildete.
Das kleine Singspiel „Wu Hassan" (nach eincm Märchen der
1001 Nacht) zeigt uns unseren grohen Romantiker Weber noch
in den Kinderschuhen, aber weist doch eine Menge kleincr Züge

auf, die in reizender Weise die Eigenart des Meistcrs vor-
ahnen laffen. Eine Reihe von durchweg niedlichen musikali-
schcn Kleinigkeiten in Gcstalt von Arien, Ensemblenummern.
Chören, von denen manche, zum Beispiel die Arie Hassans»
das zweite Duett desselben mit Fatime, das ungemein charak-
teristische Terzett mit dem gelungenen Motiv des 'Suchens, drS
letzte Arie Fatimes (übrigens von Weber später nachkomponiert!
nnd schon den ganzen Meister zeigend), die graziöse Onver-
türe n. a. m., vcrmögen auch heute noch das Jntereffe des
Hörers zu fesseln. Das licbenswürdige Werkchen wurde imi
Ganzen rccht hübsch aufgeführt. Herr Stauffert, dev
zum erstenmale eine grötzere Partie sang, fand sich mit der
Titelfigur recht gut ab. -Scin etwas gedecktes und wenig
glänzendes Orgcm bedarf wohl noch der Schulimg, doch dürftei
das borhandene Material nicht gering sein. Dte Vorzüge und
Schwächen des Frl. B raun traten auch als Fatime wieder in
gleicher Weise auf. Die Stimme klang manchmal gar zu kind-
lich. Leider mißglückte ihr die hiibsche ?lrie mit obligatem
Cello. Schr originell gab Herr v. Hnnhady den Wechslev
Omar. Die Sprechrollcn lagen m den Händen der Herren
Reiß (Kalif), Brenner (Mesrur), der Damen Vogel
(Zobeide) un'd Fischer (Zemrud) und wurden entsprechend
duickigcführt. Dic mustkalische Leitung lag ebensalls in Ra -
digs Händen, der mit seinem vortrefflichen Orchester auch
hier Vortreffliches leistete. o. F.

Kleine Zeitung.

— Hochschulnachrichtcn. Tübingen, 4. Dez. Pro-
fessor Dr. Hegler, ordentlicher Professor der evangclisch-
theologlschen Fakultät, ist heute früh im 40. Lebensjahre
gestorben.

— Ans eincr Nniversitätsstadt. Jn seiner letzten
Sitznng beschloß, wie man der „Frankf. Ztg." mitteilt.
 
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