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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 281 - 305 (01. Dezember 1902 - 31. Dezember 1902)
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Prinideni crteilt dem Abg. R ösick e-Dessau das War^ gcgen
Lcn Aiurag aus Uebergaiig zur Tagesordiurng übcr seincn An-
trag. Daiauf wird dcr Uebergang zur Tazesoidiiung in ein-
fachcr Aistinimnng beschloiien ADg. Bebel crhalr jodann dcs
Wcri zu cn cr Erklärung. bu lonfta'i^rr, daf; Graf Ballc'irem
dem Abg. Singer das Worr zur Geschäftsordnung zugesagt
habe, nm ihm Gelcgenheit zu gcben, das mcrkwürdige Verfahrcn
des Abg. Arendt zu charakterisieren, der dcn Antrag auf Zn-
rückvcrweisung in die Kommission offenbar nur zu dcm Zweckc
xingebracht habe, um ctwa vermuteten Absichten dcr Linken vor-
zubcugcn. Durch den Wechsel des Präsidiums sei der Abg.
jSingcr nicht zum Wort gekommen, der Präsident Graf Stol-
berg habe vielmehr dem nächsten Antragsteller Spahn das Wort
gegcben. Dariiber seien seine Freunde, wie sie glauben mit
Stechi, cntrüstet gewesen und es seien dadurch die folgcnden
Szenen entstmiden.

Vizepräsident Graf Ltolbcrg crklärt, datz er der Mei-
«mng gcwesen sei, datz singer das Wort erst vor dem nächsten
Refercnten erhalten sollc. Er hätte vorgehabt, nach Erledigung
ldes Antrages Rösicke dcm Abg. Singer das Wort zu erteilen.
Es liege also ein M i tz v e r st ä n d n i s vor. Den Ausfchlutz
müsse er natürlich aufrecht erhaltcn. (Lebhafter Beifall rechts.)
Er bedauere, datz Singer anmcsend sei, sclbstverständlich sei er
nicht berechiigt, an den Verhandlungcn für die Dauer dcr
-Sitznng irgendwie Teil zu nehmen. (Beifall rechts.)

Abg. Stadthagen erhebt Protest dagegen, datz Blanko-
anträge auf llebcrgang zur Tagesordnung und dergleichen
gestellt werden. Solche Anträge seien unzulässig. Er ver-
lange, datz zu Anträgcn auf Tagesordnung kein Zlcdner das
Wort bekomine, so lange Wortmeldungen zur Gefchäftsordnnng
uoä; vorlicgen. Redncr beschwert sich ü'ber einzclne Schrift-
führer, die gestern mehrere Wortmeldungen zur Gcschäftsord-
uung zurückgewiesen hntten mit der Begründung, fie seien un-
zulässig.

Vizepräsideni Graf L> I o l b e r g tveist dicse Beschwerdc zu-
rück und stellt dcm Rcdner schriftliche Bcschwerde an das Haus
anheim.

Abg. S p a h ii sprichi sein Bedauern darüber aus, datz die
Linke diese LLrmszenen hervorgcrufen habe. Sie habe sich
inzwischen übcrzeugt, datz ein Mitzverständnis vorliege. Aber
auch wenn ein solches nicht vorgclegen hätte, so hätte sie kein
Recht gehabt, das Haus zu solchen Lärinfzenen zu mihbrauchen.
i(Lebhafter Beifall rechts und im Zentrum, Widerspruch links.) ^
Äbg. B ebel wcist dicse Auffassung zurück und erklärt, datz dic
Rechte im Gefühl des llnrechts, das ihr geschehen, genau so wie
ldie Linke gehandelt haben würde. Als seine Freunde das
Wort zur Gcschäftsordnung verlangten, hatte dic Rechte angc-
fangen zu lärmen. (Lebhaftc Zustimmung links, Widerspruch
rechts.) Abg. R ö s i ck e-Dessau konftatiert, datz der Abg.
Spahn feinen Antrag auf Uebergang zur Tagesordnung damit
motiviert habe, datz sein Antrag unzulässig fei, während alle
Welt geglaubt habc, datz der Abg. Dpahn durch scinen Antrag
dokumcnticrt habe, datz der Präsidcnt mit seiner Auffassung im
Unrccht gewcsen sei. Wäre dcr Antrag Rösicke nnzulassig ge-
wcsen, so hätte der Abg. Spahn den Ue'bcrgang zur Tagesord-
nung gar nicht beantragen können. Auch das Haus habe durch
die Abstimmung bekundet, datz der Antrag zulässig getvesen sei.

Abg. Spahn beruft sich anf eincn Präzedenzfall. Präsi-
deni Forkenbeck habe einmal einen Antrag für unzulässig er-
klärt, Lber dcn dann der Abg. Windthorst Uebergang zur Ta-
gesordnung bcantragte. Forkenbeck habe die Meinnng des
Hauses angerufen und dann den Antrag Windthorst zur Vcr-
handlung gebracht. Genau so licge die Sache hier. (Wider-
spruch links.) Abg. Barth konstatiert, dah der Abg. spahn
hiermit die Zuläsiigkeit eines Antrages auf Tagesordnnng
auch Lber uiizuläss'igc Anträge zugegeben habe. Wir wcrden
uns das für die Zukunft merken. (Grotze Heiterkeit lmks.)
Aba. Spahn bestrcitet, derartiges zugegeben zu haben.

Es folgi cin längerer Bericht des Abg. Gothein (sr.
Vcr.) über die Tarifpositicmen 190—218.

Nach dcm lAsiündigen Rcferat Gotheins, während dcssen
Ler Saal fast vollständig leer ist, beschwert fich Abg. B r o ine l
f(fr. Ver.) in längever Rede übcr den Schaden an der Ge-
sundheit, den die lange Dauer der Sitzung bei den Mitgliedern
und dem Personal verursache, und versichert, daß die Zahl der
Stenographen inzwischen vcrmehrt worden sei. Dic Aus-
fü'hrungen Brömels werden von den Mehrheitsparteien mehr-
fach m'it Gelächter aufgenommen.

Präsidcnt Graf B a l l e st r e m erklärt, datz er Matzregeln
zur Verminderung von Ueberanstrengung des Personals ge-
troffcn habc.

Nachdem noch einige weitcre Obstrukiionsantrage erledigt
worden warcn, vertagt sich das Haus auf Antrag des Abg.
Grafen Hompesch (Ztr.), der auf die Ausführungcn des
Abg. Brömcl hinweist, um S Uhr auf zwei Stunden.

Die Abendsitzung wurde ganz Lberwiegend mn Ge-
schäftsordnungsdebatten ausgefüllt. Die erste rief dcr sozial-
demokratische Abgeordnete Sachse dnrch den Antrag hervor,
einc der in dcm Referat des Abg. Gothein behandelte PoiMo-
nen übcr dcn Grenzverkehr mit Backwaren an die Kommisswn
zurückzuverwcisen. Graf B a l l e ft r e m erklärte den Antrag
für unzulässig, da er nnr gestellt werden dürfe bis zum Beginn
Ider Fragestcllung, nnd dieser Moment verpatzt sei, nachdem in-
zwischen übcr den Antrag auf Rückverweisung sämtlichcr Po-

Ler Mcigistrat der bayerischm Unwersitätsstadt Erla n-
gen. das Gesuch der Stndentenverbindnng „Gothia"
um Gewährung ständiger Verlängernng der Polizei-
stunde abznlehnen. und zwar „mit Rncksicht auf ihr
ruhestörendes Verhalten im Kneiplokat, wodnrch schon
wiederholt Anlatz zu Beschwerden der Nachbarschaft ge-
geben worden sei. So tange derartig begrnndete Be-
fchwerden einlanfen, ist der Magistrat nicht m der Lage,
eine über 12 Uhr verlängerte Polizeistnnde zn bewilli-
gen." Was mag das wohl. so wird der Leser fragen,
für eine Verbindnng sein, die einen Magistrat von be-
kannter Lanqmut derart in Harnisch bringt? Nun:
die „G otbi a" ist eine fromme katholische Ver'lnndnng,
vom Klerns nnterstützt nnd dem Klerus zn Willen, nnd
fei es auch nur an Aronleichnam mit wehender Fahne
und blankem Schläger. — Und das ist der Hnmor da-
von! ^

- Chemnitz, 29. diovember. Herr Gustav H a r t-
in a n n, den Krupp zum Testamentsvollstrecker und Be-
vater seiner Witwe bei der Leitung der K r n P P s ch e n
Werke ansersehen hat, ist einer der beiden söhne, die
her Begründer der Sächsischen Maschinenfa'brik zn Cbem-
uitz, Richard Hartmann, hinterlieh. Anch die Hart-
uiannsche Fabrik, die wesentlich dazn beigetragen hat,
Chemnitz zu einer der größten dentschen Fabrikstädte zn
uiachen, ist glei-ch den Krnppschen Werken ans den klein-
sten Anfängen entstanden. Richard Hartmann war der
Sohn eines Weißgerbermeisters zn Barr im Elsntz nnd
kam 1832, als Zengschmiedegeselle wandernd, nach Chem-
uitz. Dort erösfnete er einige Iahre später mit drei Ar-
-beitern eine eigene klcine Maschinenbanwerkstatt, die er
nnter vielen Mühen nnd Sorgen durck rastlose Thätigkeit
stetig vergrötzerte, bis darans der grötzte sächsische Ma-
schine.nbaubetrieb erwnchs.

sitwiicn Tagesordiuuig beschlossen. Die Mehrheit slimmte der
Aiiffassiuig des Präsidcntcn zu. Einciii langen Referate des
Abg. M ülle r-sagan folgte wieder cine ähnliche Szene. Der
Abg. Wunn wurde dreimal zur Sache gerufen und ihm durch
Mehrhensbcschlutz das Wort entzogen. Bei einem dieser Zu-
sammcnstötze uaniite Abg. Stadthagen üen Grafen Stolberg den
„Handlanger der Mehrhcit". Lange Zcit wurde dann unter
steigender Erregung über dic Mangclhaftigkeit der stcnographi-
schcn Berichtc dcbattiert. Wührend diefer ganzen Zeil artet
diese Geschäftsordmmgdebatre in persönIiche A u s e i n-
a n d e r s e tz u n g c n der Abg. Bebel, Heine, Licüermann von
Sonuenberg, 5rroparschek, Hehl zu Hernsheim aus. Man hält
fich gegcnseitig beleidigcnde Zwischenrufe in den heutigen und
früheren Debattcn vor. Abg. L i e b e rm a n n bekennt sich
zn dcm Zwischenruf „Judcl" Die Leute bicser Rasse seien
eiuer nach dem anderu auf die Trivüne gekommen. Ordnungs-
ruf des Präsidcnten. Liebermanu beansprucht trotzdem das
Rccht, vou Rasse zu sprechen, vcrlangt Aenderung der Geschäfts-
ordnung, damit mau widersetzliche Aügcordnete wie zudriugliche
Haufierer behandeln könue. (Stürmischer Beifall rechts.)
Der sozialdemokratifche Abg. Heine deutet au, datz cin na-
tionalliberalcr Abg. von Ohrfeigcn gesprochen habc. Abg.
Hchl zn Hernshcim vcrlangt, datz Abgg., die die Würde
des Hauses vcrlctzen, auf längere Zeit ausgeschlosseu werden und
datz das auf ihre Kosten durch Anfchlag in ihren Wahlkrciscn be-
'kmmtgegcbcn wcrde. Abg. B e b e l, wicderholt vom Prüfiden-
ten und dcr Rechten unterbrochen, weist nach, datz gestern die
Rechtc im Takt geschrieen habe. Kropatschek bchauptet von den
Sozialdemokraten das Gleiche. Die Reihe dieser Zwischenfülle,
in dencn auch Abg. ll l r i ch sich gegcn dcn Vorwurf verteidigt,
nculich bctrunkcn gewesen zu sein, schlietzt der Präsideut ctwas
gewaltfam dadurch, datz er dem nächsten Refercuien das Wort
crtcilt, obwohl noch viele Wortmelduugen zur Geschäftsordnung
vorliegen. Nach einem Nefcrat Kardorffs beantragt Präfidenr
Graf Ballcstre m selbst Vertagung. Kropatschck ver-
teidigt sich noch einmal gegen den Vorwurf, dah er den Takt zum
Lürm dcr Rechten gcschlagen, er habc ihn zum Lürm der Linken
geschlagen.

Morgen 10 llhr Fortsetzung.

Badcn.

P forzhci m, 3. Dezember. Im jungtiberalen
Verein wirb am iommenden Montag der Landtagtzabge-
ordnete R o h r l, n r sl-Heidetberg über den „T o te-
ranzantrag des Zentrnms" sprechen.

Karlsruhe, 2. Tezember. tlnter dem Vorsitz
des Staatssekretnrs Grafen v. Posadowsky wnrde gestern
in 'Berlin die erste Sitznng des Beirates der ständigen
A n s st e l l n n g für A r b e i t e r w o h l f a h r t ab-
gchalteii. In ihrem neiierbauten Hei^n zu Charlotten-
bnrg, das einen Demonstrationssaal, niehrere Nebensäle,
solvie znliächst eine grotze Maschinenhalle nmfatzt, wird
im iiächsten Frühsahr die feierliche Eröffnung dieser Aus-
ftellmig slattfinden, deren Zweck es ist, stets das dleneste
nnd Bemährteste auf dem Gebiete der Arbeiterwohlfahrt,
namentlich anch der Uiifallverhütnng ini. Betriebe vor-
znführen imd so allen Interessenten, Arbeitgebern nnd
Arbeitern, Gelegeiiheit zn praktischen Studien nnd zur
Verpollkcmimmliig der in Frage komenden Einrichtniigen
zn geben. Ebenso sind Demonstrationsvorträge in Aus-
sicht genommen. Bei der eingchenden Erörternng nahm
OLerregiernngSrat Dr. Bi ttmann ans Karlsrnhe Ge-
legenheit, anf den bon dem Werkführer Bräunling
zii H a m ü r ü ck e n bei Brnchsal konstrnierten S t n h l
für Zigarrenarbeit e r imd dessen hygienisch eben-
so bedentnngsbollen Tisch für Zigarrenarbeiter anfmerk-
sam zu machen, nnd antzerdem zu beantragen, datz Ein-
richtungen getroffen würden, um die „Kochkiste", deren
Herstelliing, Betrieb nnd nationalökonomischen imd so-
zialen Wert er ins Licht rückte, im Betriebe vorführeii
zn können.

Sachsen.

Dresden, 4. Dez. Das „Dresd. Journal" meldet:
Das Befinden des Kronprinzen ist ouch weiterhin
ganz zufriedenstellend. Nach Abschwellung des linkcn Unter-
schenkels ivurde vergangenen Montag der gepolsterte Draht-
schienenverband entfernt und durch emen Gips- und Wasser-
glasverband ersctzt, der das gebrochene Bein in guter
Stellung hält. Wie die gestern vorgcnommene Durch-
leuchtung mit Roentgensirahlen ergab, liegt ein sehr steiler
Schrägbruch beider Unterschenkelknochen eine Handbreit ober-
halb des Fußgelenkes vor, der, wie in solchen Fällen leicht
der Fall, eine starke Neigung der Brncheuden zur Ver-
schiebung zeigt. Es wird daher in einigen Tagen nötig
sein, den Verband zu erneuern. Best mmt ist aber zu hoffen,
daß dann die Heilung ohne Zwischenfall in glatter Weise
erfolgen wird.

Aus der Karlsruher Zeitnng.

— Seine Königliche Hoheit der Grotzherzog hckben
den Referendär Heinrich Freiherrn Rüdt von Collen-
berg-Bödigheim in Karlsruhe zum Hofjunker ernannt.

— Seine Königliche Hoheit >der Grotzherzog haben
die Reallehrer Theodor Schmitt am Lehrerseminar in Ett-
lingen, Franz Holler an der Taubstummenanstalt in Ger-
lachsheim, Franz Koch an der Realschnle in Ettlingen und
Leopold Reinmuth an der Höheren Mädchenschule iu Mann-
heim landcsherrlich angestellt.

— Die Expeditionsassistenten: Friedrich Stephan in
Jmmendingen, Adolf Thoma in Waldshut, Konrad D i e t-
s ch c in Freiburg, Lüdwig Bühr in Freiburg, Adolf Her -
mann in Heidclberg und Berthold Suhm in Pforzheim
ivurden mit Wirkung vom 1. November l. I. zn Betriebsassi-
stcnten ernannt.

Ausland.

Frankreich.

Paris, 4. Dez. Die Deputiertenkam mer be-
gann heute die Beratung der Neuregelung der Zuckersteuern.
Danach wird die Verbrauchssteuer auf raffinierten Zucker
von 60 Franken auf 25 Franken fiir je 100 Kilogramm
herabgesetzt und die Rassinagesteuer von 4 auf 2 Franken.
Die Fabrikationssteuer von 1 Franken wird aufgehoben.
Die Beratung wird morgen fortgesetzll Die Hauptpunkte
der Vorlage wurden schon hente anpenommen.

— Die Sozicilisten der Kammer beantragten,
daß die sterblichen Ueberreste Zolas gleichzeitig mit
denen Renans, Michelets nnd Balzacs nach dem Pantheon
übersührt werden.

- — Die gegenwärtigen Vorgänge auf dem kirchen-
politischen Gebiet in Frankreich schildeist ein Pa-

riser Mitarbeiter des „Beobachter" wie folgt: Die radi- --
kal-sozialistische Kongregationskommission hat die Abän-
derung des Kongregationsgesetzes im jakobinischen Sinne "
gewünscht, öas Ministerinm nach einigem Zögenr nach- -
gegeüen, der Staatsrat den Paragraph 2 des Artikets
21 vom Iuli-Gesetz 1901 flugs umredigiert und Herr
Loubet ein geeignetes Dekret unterzeichnet. Mtnister-
präsident Combes (nach seinen eigenen Worten) der
„Waldeck-Rousseansche Testamentsvollstrecker" metzelt 66
von den 01 um Genehmigung nachsuchenden Männeror-
den (1919 Etablissements) nieder, indem er dem Palais
Bourbon nur 5 männtiche Kongregationen (45 Etablis-
sements), darnnter eine sogar nur bediugungsweise, em-
Pfiehtt. Das ist der folgenschwere iunerpolitisä)e Jnhatt
der letzteu Tage, iveuigstens was die Kvngregatioueu an-
langt. Die Regieruugspropositiou bedeutet die Schlietz-
ung von gegen 1400 nicderen nnd höheren Ordenslehr-
auslalten. Huuderttausend Familien sind öabei ungefähr
iu Mitleidenschaft gezogen.

England.

L o n d o ii, 4. Dezember. Das Unterhaus hat die
U Lestmg der UnterrichtsbiIl mit 286 gegen 134
Stimmen angenommen.

London, 4. Dezember. Die englische Regicrung
hat die dentsche Hafenbehörde telegraphisch ersucht, Nach-
fürschnngen nach dem Verbteiben einer aus Südafritä
kommendeu Goldsendun g im Werte von 3 250 000
Franks anzustellen, welche augebtich in den letzten 14
Tagen iu Europa eiutraf und entweder au den Exprä-
stdenteu Krüger oder au Dr. Lehds adressiert gewesen
sein solt. Man glaubt, daß diese Summe ini ötorden
von Transvaal vecgraben gewesen sei und nnn an Krü-
ger gesandt werden sollte.

Aus Lmöt ulrö Lund.

Heidelverg, S. Dezember.

Die Ltudentcnschaft beschlvtz, die Einweihung des Bis-
marckturmes am samstag, dcn 1<. Januar 1903, durch eineu
Fackelzug^zu begehcn mir auschlietzeudem Kvmmers, zu welchem
auch au F ü r st Herbert Bismarck eine Einladung er-
gehen svll. — Der Kvmmers zur Feier des Geburtstages des
Kaisers soll «m 31. Jauuar sraltfinden. — Jn Sachen cines
Protestes gegen die Kurie in Freiburg wegen ihres häufigen
Eingreifens gegcn freidenkende Prosessoren wurde beschlossen,
diesen Protest dcn Professoren sclüst zu überlasseu.

-n Ein allgcmeiner dcntscher Historikcrkongres- wird auf
die Ostcrwoche 1003, also die Tage vom 14.—19. April hierher
nach Heidclberg einberufen.

X Auf dem nönigiiuiü war heute früh eiue Kälte von 12^°.

— Polizeibericht. Verhaftet wurden drei Arbeiter wegen
Bettelns, eine 5tellnerin wcgen Umherzie'hens, ein Dienstknecht,
der von ciner auswärtigcn Behörde wegen Betrugs verfolgt
wird und ein Händler wegen Diebstahls. Zur Anzcige kamen
4 Pcrsoucn wegcn llnfugs und eiu Flaschenhändler, der wieder,
wie neulich schou 'berichtet wurde, leere Flaschen in Empfang
nahm und dicselbcn nicht bezahlte.

Bnden-Badcn, 4. Dez. (D i e Fabrik Stolzen -
b e r g) schrciüt nns: Wir haücn unseren sämtlichen Ange-
stellten der Form hal'ber per 1. Januar, bezw. 1. April 1903
gekündigt, jedoch mit dem ausdrücklichen Hinzufügen, datz wir
uns vorbehalteu, mit den einzelnen in Betrachr kommendcn
Beamten wegen eines Neuengagements weiter zu verhandeln.
Dlese Mahnahme war bedingt durch den infolge des Brandes
eutstandenen Plahmangel und dic dadurch vorübergehend ein-
gctretcnc Bctriebscinschränküng. Bon einer allgemeinen Be-
triebscinstellnng kann natürlich nicht die Rcde scin.

.1 Paleutdecicht für Baden oom 3. Dezcmver 1902, mit-
«eteilt vom Julernationalen Patentbureau C. Klcyer in
Karlsruhe (Baden). Kriegsstraße 77. (Auskünfte ohne Recherchen
werden den Abonnenten dteser' Zettung kostenfret crtetlt.)
Dte Ziffern vor den betreffenden Nummern bezeichnen die Klasse.
P a te ur a nm eIdu n ge n: 20i W. 18724. Durch einen Elektro»
m gnet zu lösende Sp-rrvocrtchlung für die Zugstange oan Eisen-
bahnsignolen. Albert Weiß Weinheim i, B. 6. Februar 1902.
Gebrauchsmustsr-Eintragungen: 33b. 187718.

Metallhches Etui mit in einem Abstande von der Dosenlängs-
kante eingebmtem Stege, welcher ia der Dosenhöhe dte Decken-
scharniere aufnimmt. Fo. E. P. Hieke, Karlsruhe i. B. 28. Ok-
tober 1902. 44a. 187 7,3. schmuck in Form einer Person mit
gelenkig angeordnelem Höcker zum Oeffnen und verschieoenarttgem
Jnhalt wie Zahlen, Schriften, Bilder a. dgl. Fa. Adolph Eisen-
menger, Piorzheim. 44 a. 187 763. Schieber für Lamen-n. Herren-
Haiskeäe o. dgl. mik oben und unten nach innen springenden
Platten als Sicherung für die Korkeinlagen o. dgl. Fr. Adolf
Feiler, Ptorzheim. 20. Oktober 1902.

«»»»»»»»»»»»»»»»»»»»»»^MMMWWMWM^^MW^WWMMW^MMW

Kandel und Aerkeyr.

Mannheim, 4. Dezbr. (A ktie n.) Oberrh. Bank 91.— G.
—B.. Ryetn. Creditbank 140.00 G. —B„ Rheinische
Hypoth.-Bank 180.50 G. —B , Bramrei Kleinletn, Heidel-
berg 162. - G. —B., Schrödl'sche Brauerct-Aktten 175.— G-
—- B, Portland-Cement Heidelderg 105.— G. —B.

Frankfnrt, 4 Dezbr. Effektensozietät. Abends 6'^ Uhr.
Kredtlaklten 211.70—80 b., Disconto-Kommandtt 189.40 b-,
Berltner Bank 88.10 b., Banque Oltomane 117b„ Schaaffhausen
Bankverein 113.80 b. G„ Staatsbahn 147.80 b., Henri 98.70 bis
99.10 b„ Anat. Etsenbahn (60 °/°) 94.80-95.10 b. ult. 95 b. G-
cpt-, Westsizilianer 39.20 b. G„ 4proz. Spanier 85 b„ 3proz.
Mexikaner 24.20—25 b., 5proz. amort. do. 38.75 b. G., 6proz.
Buenos Aires 40.1o b. G. ult., Türk. Lose 123—123.60 b., Iproz.
Tüiken C. 3150-60 b., Iproz. Türken D. 28.30—40 b„ Gelscn-
ktrchen 175—175.40 b„ Harpener 168.20 b. G., Hibernia 175.80 b.
Concordta 278 30 B. 20 G., Chem. Fabrik Goldenberg 184.75
b- G., Höchster Farbwerke 369 b. G„ Eschweiler 214.50 b-,
Chem. Werke Albert 205.50 b. G., Elektr. Schuckert 80 b. G-,
Elektr. Helios 11.50 b. G.

6V« biS 6'/, Uhr: 3proz. Mexikaner 24.30.

An der Adendbärse war auf allen Gebieten feste Haltung
vorherrschend, tnsbesondere wurden türkische Werte, Bergwerks-
Aktten und Akiien chemtscher Fabriken zu wesentltch höheren
Kursen umgesetzt.

Mannhetm, 4. Dezbr. (Pr od ukt enbö r se.) Per 100 Kilo-
Wetzen hterländ. 16.25 bis 16.50, Rhetnischer 16.25 bis —>
Aztma 16 — bis 17.75. Theodosia 17.75 bis 18.—. Saxonska
17.— bts 17.50, Ulka 16.50 bts 17.25, Taganrog 16.50 bts
17.50, rumänischer 17.— bts 17.50, amertkauische Winter II 16.90
bis —, Walla-Walla 17.25 bis —, Kansas II neu 16.75 bts
—.—, Kalifornter 17.50 biS —, Kernen 16.75 bis —, Roggen
Pfälzer neu 15.— bis —, Russischer 14.65 diS 14.70, Gerste
hiestger Gegend 15.80 bts 15.50, Pfälzer 16.10 bis 16.75
Futtergerste 12.50 btS —. Hafer Badischer 14.75 btS 15.25,
Russischer 16.50—16.75, Rus. neuer 14.10 bis 15.25, Mais Amerik.
mixed. —dts —, La Plata 14.25 bts —. DonaU
14.25bis—. Kohlreps Deutscher 23.25 biS 23.50, WickeN
21.— bts —, Kleesamcn deutscher I 112 bis 116, Deutscher ll
100 bts 108, Lucerne 110 bts 115, Provence 110.— bis 130.—,
Esparsettc 30 bis 32, Leinöl mit Faß 56.— biS —, bet Wag-
gon 55.— bis —, Rüböl mit Faß 60.00 bis —, Rüböl
bei Waggon 57.50 bts , Petroleum Amerikany 18.— btS
 
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