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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 150-176 (01. Juli 1902 - 31. Juli 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23861#0093

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MonL isi, 1L. Ivli 1902. Mkites Blatt. 44. Jahrguug. — -N 161.

Erscheint täglich Sonntags ausgenommen. Preis mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post be«

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vorgeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den städt. Anschlagstellen. Fernsprech-Anschluß Nr. 82

Aie stürmische Aöendsitzung der französifchen
Kammer.

P a r r s, 11. Iuli. Ueber den Verlauf der Sitzuug
erzähll ein Bericht der „Nülu. Ztg.": Nachdcm die Kam-
mer bis 10 Uhr abeuds Wablprüfuugeu vorgenommen
hatte, t'ündigt der Vorsitzende, Vizepräsident Guillain,
an, daß Lie Abgeordncten Ä y nard (Rechtsrepublika-
ner) und Tenis 15 o ch i n (Rechte) den AUnisterpräsiden-
ten über seiu Rundschreiben an dic Präfektcn betreffend
Schließuug freier Schuleu zu iuterpelliereu
münschen. Ministerpräsident Conibes bcantragt, die
.Fnterpellation in der Reihenfolge der anderen Interpel-
lationcn zu erörtern. Aynard fordert sofortige Erörte-
rmrg, in Erwägung, daß die Kammer im Begriffe steht,
in die Aerien zu geheu, und der ernsten Bedeutung der
augeordneten LRaßregel. Ter Redner bezeichuct die
tNaßregel als ein Derbrcchen gegen die Freiheit und die
Menschlichteit. (Stürmischer Beifall im Zcntrum und
rechts, anhaltender Lärm links.)

Der Miuistcrpräsident Combes besteigt die Tri-
biiue; die Linke bcgrlißt ihu mit stürmischem Beifall, öie
Rechte lärmt. Ter Nationalist Auffray ruft: Nieder mit
dem Hentcrmeister! Dic Linte erhebt ungeheuren Lärm,
die Rechte beginnt ein lang anhaltendes Pultdeckelge-
tlapper. Ter Vorsitzende ruft Auffray zur Ordnung:
die Rechte lärmt anhaltend weiter. Mehrere Mitglieder
dcr Re-chten springen von dcn Sitzen auf uud machen
Miene, auf die Rednertribüne zu steigen, aus dcr der r
Mnisterpräsident steht; die Saaldiener verhindern sie
daran. In demselben Augcnblick stürzt auch schou eine
Anzahl Mgeordneter der Linken von den Bänken anf die
Dribüne, um den Ministerpräsidenten zu schützen; aus
ihren Gestcn sieht man, daß sie an den Vorsitzenden
hefüge Vorwürfe richten wegen seiner schlaffen Leituug;
ihre Worte bleibcn in dcm ungeheucrn Tumulte unver-
ftändlich. Tcr Sozialist Cheuavaz ergreift die Präsi-
dentenglocke und begiunt sie heftig zu läuteu. Der Vor-
sitzende bedeckt sich uud hebt die «itzung auf. Jm Halb-
Ireis vor dcr Tribüne stoßen die Rechte und die Linke
auseinander, und es entspinnt sich zwischen ihnen eine
regclirechte Prügelei. Der Vorsitzende läßt
die Tribünen der Zuschauer uud der Presse räumen.

Bei Wiederaufnahme der Sitzung nach einer viertel-
stündigen Pause sordert der Vorsihende den Abgeordneten
Auffpay auf, seine Worte zurückzunehmen. Ausfray:
„Ich ziehe meiue Worte zurück, aber mein Gedanke, daß
der Ministerpräsident eiue verbrecherische Handlung be-
geht, bleibt im Grunde derselbe." (Anhaltender Lärm
links, Zustimnmng rochts. Der Vorsitzende beantragt
die Verhängung der Zensur iiber Auffray.
Die Zensur wird verhängt. Mnisterpräsident Combes
besteigt dic Tribüne. Die gesamte Linke erhebt sich und
bringt ihm eine minutenlange stiirmische Kundgebung.
Tie Rechte setzt dagegen wieder ihre Pultdeckel in Be-
wegung und sährt damit fort, um deu Mnister am Reden
zu hinderu, auch als die Linke ihrc Kundgebung beendet
hatte. Endlich gclingt es dem Vorsitzenden, etwas Ruhe
zu schaffeu.

CombeS: „Mein Vorgehen ist nur die strikte An- j
kvendung des Gesetzes. Die Regieruug hat die Orden s
aufgesordert, dem Gesctz ttachzukommen, und sogar die -
Frist zur Einreichung ihrer Gesuche vcrlängert. Die r
ietzige Maßrcgel ist gleich derfenigen, die neulich schon '

von der Kammer gutgeheißen wordeu ist. Drohungcn
werden mich nicht schrecken; ich werde bis ans Ende
gehen." (Anhaltender Beifall links.)

Aynard: Das Land sollte die Bedeutuug kennen,
die wir der Maßregel beimessen. Das war unser Zweck
bei Anmeldung der Jnterpellation. Selbst weun die Rc-
gierung tausendmal Recht hätte, giebt es Dinge, die eiue
Politik des Friedens zu thun verbietet.

Die Kammer beschließt mit 323 gegcn 218 L-timmen,
die Jntcrpellation in der Reihenfolge der anderen zu
erörtern.

Deutsches Reich.

— Die britisch-ostindische Regierung hat, wie
die amtlichen Nachrichten für Handel und Jndustrie mit-
teilen, die Erhöhung derAusgleichszöllesürdeutschen
Zucker beschlossen. Tie Erhöhung beträgt 9.37 Franken
fvr den Doppelzentner, und hat rückwirkende Krast für alle
Sendungen. dercn Frachtbriefe vom 23. Mai dieses Jahres
ab ausgestellt stnd. Die Deutsche Agrar-Korrespondenz
protestiert gcgen diese Zollerhöhung, die sie eine Deutsch-
land zugefügte „Schmach" uennt, und gebt in ihrer Ent-
rüstung soweit, zu erklären, abgesehen von Spanien und
Portugal, gebe es heute keine Kulturmacht mehr, mit der
das Ausland so umspringt, wie mit Deutschland.

— Das endgültige Resultat der Reichstagsstichwahl
inBayreuth ist: Hagen nat-lib. erhielt 8549, Hugel
Soz. 7600 Stimmen. Hagen ist somit gewählt. Bei der
letzten Wahl hatte Friedcl (natl.) 9159. Frank (Soz.)
4735 Stimmen erhalten. Die Differenz zwischen dem
nationalliberalen und dem sozialdemokratischen Kandidaten
betrug damals also 4424 Stimmen; jetzt siegte Hagen mit
cinem Mehr von nur 949 Stimmcn. Die Freisinnigen
habcn hiernach den sozialdemokratischen Kandidaten unter
stützt.

Bade».

— Der sozialdem. „Volksfreund" bringt einen
längeren Artikel unter der Ueberschrift: „Eiu neuer Kul-
turkamps in Sichts" Darin sagt er u. A.:

Dcr Klerikalismus ist, üarübcr kaun auch uicht dcr lciscste
Zwclfel bcstchen, eine Gcsahr sür die modcrnc Kultur, er
birgt in sich den Herd der schlimmsten und gcsährlichstcn
Rcaktion. Uebcrall, wo der Klerikalismus scin Panier aufgc-
pflanzt hat, wo er dic Massen beherrscht, ist in der Knltur-
entwicklung ein Stillstand cingetrctcn, wcnn nicht gar Rück-
schritte zu konstatiercn sind.

Die Thatsache, daß der Klcrikalismus ein Feind dcs kultu-
rcllcn Fortschritts ist, stcht also über jedcm Zwcifcl crhaben.
Kein Wundcr, wenn dcr Kampf gcgcn ihn gcradc jctzt, in einer
Zcit gewaltiger ökonomischer ilmwälzungcn mit verstärktcr
Energie überall aufgenommen wird, wo er noch großen Einflus;
besitzt. Der Klerikalismus ist aber nicht nur cin Feind der
modernen Kultur, sondern, odcr geradc ebcn deshalb, auch
cin Feind des mvderncn Staatcs, so schr er sich auch da und
dort den Anschein giebt, staatsfrcundlich zu scin.

Bci einer solchen Sprache muß nian sich wundcrn, daß
die Sozialdemokraten der Resolntion zugunsten badischer
Männerklöster zugestimmt haben.

— Wir lesen im „Landsm.":

Ettlingen, 12. Juli. Das Zentrumsblatt vou Furt-
wangcn schreibt m seiner neucsten Nummer: Herr Landtags-
abgcordncter Wacker wird, wic man uns aus Karlsruhe

bcrichiet, oom parlamcntarischcn Lebcn z u r ü ck t r c t e n, da-
gegen wird er scinc Kraft nach wic vor in den Dienst dev
Partci stellcn.

Sollte Herr Wacker sürchten, in Ettlingen von den So-
zialdemokraten aus dem Sattel gehoben zu werden und da-
rum vorziehen, zu verzichten S

— Der liberale Verein in Neustadt hat an das
Staatsministerium eine Eingabe gegen die Zulassung von
Männerklöstern gerichtet.

L.O. Bonndors, 13. Juli. Reichstagabgeordneter
Bassermann weilte auf der Reise nach Radofzell gestern
bei seinem Kollegen Reichstagsabg. Faller hicr. Zur Ehrung
des Gastes berief der hiestge natlib. Verein für den
Abend eine Versammlung ein, welche von fast sämtlichen
Mitgliedern des Vereins besucht war. Jn einer mcisterhaften
ruhigen, klaren Rede vcrbreitete sich Herr Bassermann über
die gegenwärtige politische Lage und über die Stellung
und Aufgaben der natlib. Vartei. Redner tcank auf das
Wohl des 2. badischen Reichstagswahlkreises. Reichstags-
abgeordneter Faller dankte ihm in ciner Ansprache, welche
in einem Hoch auf den Führer der Partei ausklang.

Karlsruhe, 12. Juli. Der Vorstand des hiesigen
Nationalliberalen Vereins wird am Montag eine
Sitzung halten, um zur Klosterfrage Stellung zu
nehmen.

Bayern.

München, 12. Juli. Die Klerikalen werden in
der Abgeordnetenkammer beim Kultusetat, dessen
zweiter Teil am Montag zur Beratung kommen dürfte, die
Affaire Landm ann und scine Beurlaubung zur Sprache
bringeu. Ferner steht ein scharfer Angriff der Klerikalen
in der Abgeordnetenkammer auf den Finanzminister
bevor, weil er die Mittel für die Wohnungsgeldzuschüsse
nicht bereit gestellt, und die Kammer vor die Alternative
gcstellt habe, entweder die Steuern zu erhöhen oder die
Wohnungsgeldzuschüsse abzulehnen, so daß der Kammer
vas Odiuin der Ablehnung zugeschoben wurde.

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Hof-Ansngc. Wegen des am 10. Zull ds. Js. cefolgteii
Ablebcns Jhvee Hoheit der verwiiweten Hcrzogin Friedcrite
von Anhalt-Bcrnburg Prinzessin zu Schleswig-Holstein-Son-
derburg-Glücksbnrg legt dcr Großhcrzogliche Hof von heute
an Trauer auf vier Tage nach dcr vierten Stufe der Trauer-
orduung, eingcschlossen in dic bis zum 17. ds. Ms. gleichzcitig
sür Seine Majcstät den hochseligen König Albert von Sachscn
bestchende an. Karlsruhe, den 18. Juli 1902. Grotzherzog-
liches Oberstkammerhcrrn-Amt. Gras von Bcrckheim, Vize-
Obcrzcrcmonicnmeister.

— Seine Königliche Hoheii der Großherzog haben
crnannt: Den Landgerichtspräsidenten Ludwig Schember
in Heidclberg zum S-eiiatspräsidentcn bcim Oberlanüesgcricht,
den Landgcrichtsdirektor Friedrich Werzcl in Karlsruhc zum
Präsidcnten des Landgerichts Ofsenburg, den Obcrlandcsgc-
richtsrat Dr. Karl Eller zum Lcmdgerichtsdircktor in Karls-
r»hc, die Landgcrichtsrätc Dr. Julius Heinsheimer in
Karlsruhc, Karl Wiehl in Harlsruhe, Hermann Bcck in
Waldshut zu Oberlandesgerichtsräten, den Norariatsinspektor
beim Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts
Landgcrichtsrat Hcrmami Wols zum Landgcrichtsrat in
Mannheim, dcn Obcramtsrichter Otto Straub iu Brctten
zum Landgerichtsrat in Waldshut, den Oberamtsrichtcr Karl
Zaccklc in Kanstanz zum Landgcrichtsrat in Offenburg,

Kleine Zeitung.

— Frankfurt a. M., 12. Juli. Ein etwa 20 Jahre
«ltes Dienstmädchen, das in der Küche des.Hotes
„Englischer Hof" beschästigt ist, stürzte heute Mittag in
einen grotzen Kessel kochender Bouillon und erlitt
schwere Brandwunden am ganzcn Körper. Man zweifelt
an seinem Aufkommen.

— Tüffcldorf, 12. Juli. Der K ronprinz traf
'» Begleitung des OberleutnantS v. d. Goltz und des
Prosessors Dr. Clemen gestern Abend gegen 7 Uhr un-
^iwarlet lster ein nnd wohnte der Festaufsührung von
-TulinS Cäsar" im Stadttheatcr bei. Zum Schluß der
Porstellnng hatte sich die Kunde von der Anwesenheit des
)stonprinzen verbreitet. Er wnrde beim Verlassen des
^-heaterS lebhast begrüßt.

— Kiel, 11. Juli. Das Torpedoboot 8 71
^annte im hiesigen Hafen das Motorboot Alice in den
'iund. Das Boot, welches dem Iachtbesitzer Scharrstein
9ehört, wurde geradezu in der Mitte durchschnitten, sodaß
in wenigen Minuten sank. Nur mit Mühe gelang es,
Familie Scharrstein zu retten.

. Groß-Wartenberg, 11. Juli. Jn Fürstlich-Neu-
^urden gcstern Nachmittag drei Personen durch
erschlagen, zwei sckwer verletzt.

. Eiscnbahnunglück bei Hatzloch. Ein Unglück, das
ur demjenigen ani Speyerer Bahnnbergang Aehnlich-
->>1 , ereigncte sich in der Nacht znm 12. d. M. am
abnübergang dcr Haßiocher Distriktsstraße zwischen
^ußbach und H a ß l o ch. Ter Landwirt Johann

Groß, aus Meckenheim gebürtig, in Haßloch wohnhaft
nnd verheiratet, kam gegen 3 Uhr mit einer Holzsnhr
aus dem Hinterwaid. Sein Gesährt wnrde Lei dem er-
wähnten Bahnübergang von bem nm 2.45 Uhr in Neu-
stadt abgehenden Motorwagen ersaßt und zertrümmert,
Groß wurde g e t ö t e t, das Pferd etwa 300 SNeter
weit geschleift nnd surchtbar verstümmelt. Groß trägt
keinerlei äußere Verstümmelungen, er scheint erdrückt
worden zu sein. Qb den Bahnwärter des Uebergangs
— Lindenschmitt ist sein Name — eine Schuld trifft,
wird die Untersuchung ergeben. Er soll anf Vorhalt des
Stationskommandanten von Haßloch erklärt haben, daß
Groß eigenmächtig die Barriere geöffnet habe.

— Einc intereffantc Planeten-Entdcckung. Wie
in der „Köln. Zeitnng" mrtgeteilt wird, hat Professor C.
Pulfrich in Jena einem auf dem Prinzip des Stereo-
skops beruhenden Apparat, den Stere-Comparator, er-
funden, der eine große Bedeutung für photograplstsche
Sternauftiahmen besitzt. Mit Hilfe einer Anzahl von
Sternplalten, üie Pros. Wolf zur Verfngung gestellt
hatte, konnte Pros. Pulfrich nachweisen, daß Objekte wie
Planeten, die sich bewegen, S>terrie, die ihre Helligkeit
verändern usw., die also auf zwei zu verschiedenen Zeiten
ausgenommenen photographischen Platten nicht ganZ
gleich sind, sich in dem Apparat, ohne daß man nach ihnen
zu suchen braucht, bemerklich machen. Durch den Unter-
schied der Objekte in der Stellung oder Helligkeit auf
den beiden Platten entsteht nämlich beim Sehen durch den
Apparat eine Störnng der Raunworstellnng vor den
Augen des Beobachters, die als Glanzerscheinung oder
Flackern eine Unruhe erzeugt nnd dadurch die Ausmerk-
samkeit des Beschauers auf die betreftende Stelle der

Platte sogleich hinlenkt. Bei den ersten Versuchen im
Iüni vorigen Jahres gelang es Pros. Pnlfrich, ans diese
Weise nicht nur cine ganze Anzahl als veränderliche
Sterne verdächtiger Punkte und Plattenfehler anfznfin-
den, sondern auch mehrere von Pros. Wolf schon srüher
entdeckte kleine Planeten wiederzusehen. Nenerdings hat
nnn Prof. Pulfrich aus einer von Wols gelieferten Platte
anch einen nenen kleinen Planeten cntdeckt, dessen Vor-
handensein dem Heidelberger Nstronomen selbst entgangen
war. Dieser ncue Planet ist außerordentlich schwach,
etwa 12,6 Größe nnd seine Entdeckung ist ein Trinmph
sür den neuen Zlpparat.

— „Wenn Mutter kommt". Ein hübsches Wort der
Prinzessin Viktoria Luise, des eiuzigen Töchterchens unseres
Kaiserpaares, wird aus Cadinen berichtet. Gelegent-
lich eines Spazierganges, den die Privzessin in Begleitung
ihrer Erzieherin Frl. v. Thadden unternommen hatte, be-
gcgnete ihr eine Arbeiterfrau des Gutes, welche heftig
weinte. Die Prinzessin ließ sich nach der Ursache der
Thränen erkundigen, und als sie erfuhr, datz die einzige
Kuh der armen Leute gestorben sei, sagte sie tröstend: die
Frau möge nur aufhören zu weinen; wenn Mutter kommt,
dann werde schon alles gut werden!

— Zn Fntz dnrch Enropa. Der Wiener Drechsler
Anton HanSlian, der am 12. Septcmber 1900 von Wien
aus niit Weib und Kind, die er im Wagen vor sich her-
schiebt, obne Heüer in der Tasche eine Fußreise durch
ganz Enropa angetreten hat, ist wieder in Wicn eingk-
trosfen. HanSlian hat somit die Wette des „Newyork-
Herald" gewonnen, der für diese nnter obengenannten
Bedingungen im Zeitraume van zwei Jahren ausge-
 
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