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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 150-176 (01. Juli 1902 - 31. Juli 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23861#0045

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Grstes Blatt.

Monta«, 7. Jol! 1902.

44. Jahrgang. — 4L155.

Trscheiut täglich Sonntags ausgenommen. Preis mit Familienblattern monatlich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post be»

^ ... zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.

Tlnzeigenpreis: 20 Pfg. für d:e Ispaltipe Petitzcile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiefige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen an bestimmt
vorgeschriebenen Tagen wird keinc Verantwortlichkcit übernommcn. — Anschlag der Jnseratc auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den städt. Anschlagstellen. Fernsprech-Anschluß Nr. 82

Wronrede des Königs Keorg von Sachsen.

Bei dcr feierlichen Eröffnung der außerordentlichen
Sitzung des sächsischen Landiags, die Freitag im Thron-
loale des königlichen Residenzschlosses zu Drcsden stattfand,
verlas der König felgende Thronrede:

„Meine Herren Stände! Von tiefstem Schmerze er-
süllt, sehe ich Sie hcute zum ersten Male um mich versam-
vielt, nachdem Gottes unerforschlicher Ratschluß dem Lande
den edelsten, besten Fürsten, mir den treuen Frcund und
Äruder entrisien hat. Konnten wir in dieser erschütternden
Heimsuchung etwas Trost und Beruhigung ersahren, so
waren es Kundgebungen aufrichtigster Trauer, welche in
ollm Kreisen der Bevölkerung und allen Teilen des Lan-
des zum Ausdruck gelangt sind, waren es die Beweise
treuer Anhänglichkeit an mein Haus und v.'rtrauensvollcs
Entgegenkommen, die mir bei diesem Anlasie in so wohl-
thuender Weise cntgegcngebracht worden sind, wofür Jhnen
?n dieser Stelle tiefcmpfundenen Dank zu erkennen mir be-
ionderes Bedürfnis war. Mein ernster Wille ist, im Sinne
des Derewigtcn die Regierung zu führen und seine Satz-
Uligen mit sorgsamer Hand zu pflegen und zu erhalten.
Nicht besier können wir sein Andenken feicrn, als wenn
wir m seinem Geiste fortwirken und auf dem Grunde sort-
bouen, den er gelcgt hat. Es sind nicht gewöhnliche Auf-
fiaben der Thäligkeit der Stände, die sich im Gange un-
seres öffeutlichen Lcbens in periodischer Wiedcrkehr dar-
bieten, zu deren Erledigung Sie heute hier zusammentreten.
Ich habe Sie vielmehr berusen, um iu Nachgehung der
Bestirnmungcn in Z 115 Absatz 2 der Versasiungsurkunde
über die nach § 22 Absatz 2 dieser Urkunde im Falle eines
Aegierungswechsels erforderliche anderweitige Festsetzung der
Eivilliste, svwie über einige in diesem Falle notwendig
werdendc Aenderungen in den Apanagen und anderen Ge-
bührnisien für einzelne Mitglicder meines Hauses mit
weiner Regierung cine Vereinbarung zu trcffen. Die zu
biesem Ende Jhnen zu machende Vorlage ist in Jhren
Händcn und sehe ich Jhrcr verfasiungsmäßigen Entschließung
^Utgegen. Da Sie erst vor wenigen Wochen Jhre rcgel-
btäßige Tagung geschlosien haben und weitere Regierungs-
?sietze, die Jhre Milwirkung erheischen, nicht vorliegcn, gebe
'ä> mich der Hoffnung hin, daß Jhre jctzige außerordentliche
Iusammenkunft Sie nur kurze Zeit hier festhält und Sie
bold zu Jhrem heimischen Herde werden zurückkchren können.
^ieine Herren Stände! Wenn wir auch in Zukunft mit
bereinten Kräften nach dem glcichcn Ziele streben, so wird
°as teure Kleinod gegenseitigcn Vertrauens zwischen Fürst
bnd Volk, wclches den schönsten Schmuck der Regierung des
bnvergcßlichen Königs Albert bildete, auch fernerhin
btivcrkümmert bleiben."

. Die Thronrede hat in Sachsen einen vorzüglichen Ein-
°tuck hervorgerufen.

Aas Hrwachen des Zaren.

. Unter dieser Ucberschrift wird dem Daily Express cine
thr überraschende Nachricht mitgeteilt, die, falls sie sich in
'blem vollen Umfaiige bcstätigt, vielleicht das Anbrechen
^t>er neuen Zeit sür Rußland bedeutet. Gegen den Rat

der Minister habe der Zar beschlossen, Vertreter
aller Stände zn empfangen, um ihre Ansichten über
die Zuslände in Rußland zu hören. Es befänden sich
darunter Profesioren, politischc Gesangcnc, Redakteure,
Schriftsteller, Landwirte, Jndustrielle, Männer von liberaler
Gesinnung und Üeute, die in den Polizeilisten als verdächtig
vermcrkt scien. Bennruhigt durch dcn Aiord von Ministern
und die sich - häufenden Kundgebungen, habe dcr Zar auf
Anraten dcr Zarin, die immer darauf aufmerksam gemacht
habe, daß es notmendig sei, auch die anderc Seite zu hören,
sich entschlossen, mit der alten Ueberliefcruug zu brechcn,
und persönlich festzustellen, was zur Wiederherstellung der
Ruhe notwendig sei. Viele Männer Rußlands, die zu den
aufgeklärtesten Untertauen des Zaren gehörten, hätten Be-
sehl erhalten, vor dem Herrscher zu erscheinen, und ohne
Umschweife mitzuteilcn, wie die drohende Rcvolution sich
abwenden lasse, dnrch welche Mittel man dcr Not und der
Unzufriedenheit der untcrn Klassen abhelfen könne, und
wclche Reformen dem Zustande des Laudes angemessen
seicn. Zu den Bcorderten sollen u. a. gchören: Fürst
Meschtscherski, dcr Herausgeber des Graschdanin, Fürst
Wjäsenski, ein hervorragender Reduer und Gelehrter,
Awdjaew, cin Schriftsteller liberaler Richtung, Komarow,
Herausgcber des Swjet, Gringmooth, Redakteur dcr Mos-
kaucr Wjedomosti. Dcr Zar wisse, daß nur dic Empfehlung
schärferer Maßnahmen hcrauskvmmen würdc, wenn er die
Untersuchung den Beamteu allein überlicße. Jn den Kreisen,
die des Kaisers Entschluß erfahren haben, herrsche große
Aufregung, weil dieser Entschluß der erste Schritt zum
Niedergang dcr russischeiß bisher allmächtigen Bureaukratie
bedeute. . . . Jn russtschcn Zeitungcn sei die Nachricht von
des Zaren Entschluß noch nicht bekamitgcgeben worden,
und sic werdc wahrscheinlich auch nicht veröffentlicht werden,
solange die Preßzensur nicht abgeschwächt sei. Wenn erst
die Presse nicht mehr gefesselt seiu werde, könne die Ver-
derbthcit des Beainteiltums und die Bedrücknng des Volkes
uicht lange mehr vcrschwiegen bleiben.

Deutfches Reich

— Nach Beschluß deS Bundesrates werden fortan
nur Abiturienten der Gymnasien, Realgymnasten
und Oberrealschulen (die lctzteren ohne die für Mxdjzjner
vorgeschriebene Nachprüsung im Lateinischen) zum Studium
der Tierarzncikunde zugelassen werden. Die neue
Bestimmung tritt vom 1. April 1903 an in Kraft.

— Ueber das Heiraten preußischer Militär-
personen ist eine neue Verordnung des Kaisers
ergangen, deren wichtigste Bestimmungen lauten: Die
Erlaubnis zur Verheiratung eines Offiziers oder Sanitäts-
offiziers mit geringcrem Gehalt als demjenigen eines Haupt-
manns (Rittmeisters) 1. Gehaltsklasse darf nur dann nach-
gesucht werdcn, wenn zuvor der Nachweis geführt ist, daß
der Offizier oder Sanitätsoffizier ein außerdienstlicheS Ein-
kommen hat, das mindestens betragen muß: bei einem
Hauptmann (Rittmeister) 2. Gehaltsklasie und bei einem
Distriktsoffizier der Landgendarmerie mit einem Gehalt von
4500 Mark jahilick 1500 Ma k, bei einem Distriktsoffizier

der Landgendarmerie mit einem Gehalt von 3300 Mark
jährlich 2100 Mark bei eincm Oberlcutnant und Leutnant
einschlicßlich Obcrjäger und Feldjäger des reitenden Feld-
jägerkorps jährlich 2500 Mk., bei einem Zug-, Feuerwerks- und
Festungsbauoberleutnant und Leutnant jährlich 1000 Mk.,
bei einem Stabsarzt 2. Gehaltsklasse, einem Ober- und
Asststenzarzt jährlich 750 Mk. Die Erlaubnis zur Ver-
heiratung eines in einer etatsmäßigen Stelle des Heeres
verwendetcn Offiziers zur Dtsposition, dessen Pension
weniger als 8000 Mark jährlich beträgt, darf nur dann
nachgesucht werden, wcnn zuvor so viel außerdienstliches
Etnkommen nachgewiesen wird, daß dieses und die Pension
zusammen jährlich mindcstens den bezeichneten Betrag er-
reichen. Der Antrag auf Erteilung der HeiratserlaubniS
wird, sofern er ntcht unmittelbar dem Kaiser vorzulegen
ist, mit den monatlichen Gesuchslistcn eingereicht.

Travemünde, 5. Juli. Der Kaiser traf an
Bord des „Mctcor" um 12 Uhr 15 Minuten nachts ein
und begab stch auf die „Hohenzollern". Der Kaiser hörte
gestern während der Fahrt den Vortrag desReichskanzlers.
Heute Vormittag blieb der Kaiser zunächst an Bord.

Travemünde, 5. Juli. Der Kaiser, Prinz
Heinrich und der Rcichskanzler Graf Bülo w, erschienen
heute Abend 9 Uhr im Kurhause zum Bierabend des
Norddeutschen Regattavereins und dcs Lübecker Aachtklubs.
Der KaiserIverteilte die bei der gestrigcn Regatta von Kiel
nach Travemünde errungenen Preise. Sodann verlaß der
Kaiser ein thm vom Leibchirurgen des Königs von Eng-
land zugegangenes Telegramm, tn dem dicser mitteilt, daß
sich nunmehr König Eduard endgiltig auf dem Wege der
Bcsserung befinde, und brachte ein dreifaches Hurrah aus
den König von England ous.

Badcu.

— Dcr „Beobachter" sagi za der W a hlrech t s rede
des Herrn Ministers Schcnkel:

Minister Scheickcl crhiclt ganz cinsach eine glatte Absage
scitcns dcr Gcsamtkannncr. Das Mitztrauen ist nun da; dies
zn zerstrcucn gclang anch dcm Ministcr v. Brauer nachycr nicht
mchr, als cr bci scincn crstcn Ausführungen blieb und sagte,
Scbcnkcl sci falsch vcrstandcn wordcn; dic Rcgierung habe viel-
lcicht nnr dcn Fehler gemacht, zu offcn gewcscn zu sein.
Schcnkcl ivar allcrdings zu offen. Dafür hat man ihm danLmr
zu sein; dcun die Situation ist jctzt vollständig gellärt. Die
Üammcr quittiertc darauf die Rede dcs Ministers durch ein-
stimmige Annahme aller Kommissionsanträge.

Der „Schw. Merkur" untcrsuckt, wie die Schenkel'sche
Rede auf die nächsten Waklen wirkcn wcrde. Er führt aus:

Hättc dcr Minister nichts gesagt, so wären wir im Herbst
des kommenden Iahres verhältnismätzig rühigen Wahlcn ent-
gcgcngegangen. Die Kandidaten hätten in Erwartung dcr
Rcgierungsvorlage Anlaß gchabt, sich ihren Wählern gegenüber
nicht in allen Einzelheiten zu bindcn, und es wäre wohl ein
Haus zusammcngekommen, von dcm dic Regierung, wcnn sic in
einigcn Punktcn entgegenkam, in andcrn Punkten Zugcständ-
nissc erhoffcn durftc. Jetzt ist dic Lagc vollkommcn geändert.
nnd zwar zu llngunsten ciner Verständigung. Das Mitztrauen in
die Negierung wird die Signamr dcs kommcnden Wahlkampfcs
bilden, und dic neugewählten Aügcordncten werden von vorn-
hercin gcbunden sein, dcn Vorschlägen der Rcgicrnng ein
glattcS Nein cntgcgcuzusctzcn. Dreesbach hat den Vorteil
dicser Wahlparole rasch ergriffen und bereits Ankündigungen

Kleine Zeitung.

, Hochichulnachrichten. Mit Bezug auf die Mclduug des
tzAcßcner Anz.", wonach Geh. Rat Prof. Dr. O n ck e. n eincn
^DÜaganfall crlirtcn und infolgcdessen scine Vorlesnngen an
gjs.llnivcrsirär cingcstelli habc, wird dcr „Frkf. Ztg." aus'
j, ^ßen gcmeldct: Geh. Nat Onckcn ist von seinem llnwohlsein
>?e>rs so wcit h c r g e st e l l t, datz er in knrzer Zeit scine
x^ckigkcir wicdcr wird aufnehmen können. — Aus Graz meldct
tzs „N. Fr. Pr.": Der Professor der Gynäkologie, Dr.' A.
v ^r v. R o sr h o r n hat den Ruf nach Heidelberg an-
^'^wmen. — Aus Tübingeu, 4. Juli, wird berichtet: Prof.
Ernst Bcling von der juristischcn Fakultät der llniver-
Gictzcn hat den an ihn crgangenen 8iuf als Strafrechts-
der Tübinger Univcrsität (Nachfolger des verstorbencn
mcssors Dr. Hugo v. Meyer) angenommen.

. Miinchcn, 5. Juli. DerZugiudicBcrgc. Heute
vier vollbesetzte Fcricnsondcrzüge von Berlin und Halle
brachtcn 1650 Ferienreisende für Kufstcin, Salz-
^..3- Rcichenhall, Berchtesgaden, Tcgernsee, Schliersee und
Id^ckrn; um 12 und 1 Uhr fuhren sie in vier Sonderzügen
Siio, ' Morgcn Vormittag kommcn wiedcr vicr Feriensonder-
Scitr Norddeurschland mit übcr 1800 Reiscndcn. Der
t>og fi>-Zug von Berlin übcr Jena nnd der heutige O-Zng
8cri ^orlin übcr Lcipzig kamen in zwci Tcilcn mit ca. 1000
Mreisenden.

8eü„ München, 5. Juli. Ein Zwischenfall störtc
Äbcnü das untcr dcm Titcl „Ausbruch dcs Mont Pelee"
t>cx P^altete Feuerwerk in der Jsarlust, indem ein anwcsen-
ch>, jifi^cnt Plötzlich tobsüchtig wnrdc. Er schlug wic wild
'"l und sprang schlietzlich in die hochgehenden Fluten der

Man brachte ihn wicdcr ans Land, wo dann zehn Pcr
d'Urde hatten, um den Rasenden festzuhalten. Er

?Aien

ünd ^ "m, dcr Sanitätskolonnc auf eine Tragbahre geschnallt
» das Krankcnhaus nach Haidhausen gebracht.

— Berlin, 3. Juli. Gras Salviac verhafiet.
Wegen Bigamic, Diebstahls, Hehlerei, Betrugs und Hochstape-
lei ist der in der letzten Zeit häufig genannte Graf Salviac
heutc Mittag vcrhaftet worden. Die Verhaftung crfolgte auf
Anordnung des Oberstaatsanwalts im Vestibül des Landge-
richts an der Grunerstratze, als Graf Salviac sich cben zu
eincm Termin in dem von seiner Gattin gegen ihn ange-
strengten Prozesse wcgen Annullierung ihrer Ehc begeben
wollte. Den Antrag auf die Verhaftung hattc die Staats-
anwalrschast in F r c i b u r g i. B. gestellt. Salviac wurde
durch zwei Kriminialschutzleute in einer Droschkc gcraden We-
ges nach dem Moabiter llntersuchungsgcfängnis gebracht.

— Berlin, 6. Juli. Der bekanntc Graf P ü ck l e r sprach
gestern Abcnd vor etwa 2000 Menschen, daruntcr auch viele
Sozialdemokratcn nnd Neugierige über seincn lctztcu P r o z e tz.
Ncbcnbci schimpfte er auch über die Juden. Das ihn vcrur-
teileude Erkenntnis des Glogauer Gerichts crklärte er für un-
haltbar. Er sci Herr seincs Grund und Bodcns und könne
auf diescm allcs nach Bclieben kurz und klcin schlagen. Falls
er wirklich dic ihm in erster Jnstanz zucrkanntc Strasc ver-
bützen müsse, werde cr nach seiner Freilassung weiter demolie-
rcn. Eine Schande sci cs, wie in Preutzcn Edcllcute behandclt
würden. Ilnbcdingt müsse ein Sohn aus adeligcm Gcschlccht
von dcr Bchördc anständiger behandelt werdcn als cin Prole-
tarier. (Lärm.) Es sei notwendig, datz sich alle Söhne des
Lichts zu ciner festcn Phalanr; zusammcnschaartcn, nm alles
nicderzntrctcn, was sich ihncn in den Weg stellc. Hier löste,
wie schon kurz gemeldet, der Polizcileutnant die Versammlung
auf. Es entstand groher Lärm. Dic Antiscmiten fangen:
Deutschland, Dcutschlaud, über alles. Als Graf Pückler eine
Viertclstundc später in cincr Droschkd fortfuhr, wurdc cr lange
Zeit von einer grotzen Menge verfolgt, mit dem Rufe: Haut
den Dreschgrafen, cr hat die Avbeiter beschinstift.

— Königsberg i. Pr., 5. Juli. Dcr Acrztctag bc-
schlotz in seiner heuligen Sitzung cinstimmig, durch dcn Ge-
schäftsausschuß bcim Bundesrat dahin vorstellig z» wcrden.

datz erstens dic Ausübung dcr Hcilkunde durch nichtapprobierte
Pcrsoncu uutcrsagt wcrdc, wenn Thatsachen vorliegen, die
die Unzuvcrlässigkeit des Gewcrbctreibcndcn bczüglich dieses
Gcwerbcbctricües darthun, zweitcns, datz mit Geltung für das
Rcich einc Verordnung erlassen wcrdc, wclche sich an dic vom
Staate Hamburg untcr dem t. Jnni 1900 erlassene Vcrord-
nung anschlictzt und vor allcm die prahlerischen Ankiindignngen
vou Gchcimmitteln und Gcheimmcthoden untcr Strafc stellt.
drittens, gegcn Schwindelmittcl und Knrpfuscher öffcntliche
Warnungen von den Bchördcn crlassen wcrden, viertens Re-
zepte von Kurpfuschcrn in Apothcken nicht angcnommen wcrdcn
dürfen. Ucbcr den Antrag, dcr Acrztetag möge künftig an
cinem für allcmal zu bestimmenden Ortc im Zcntrum Deutsch-
lands abgehalten werdcu, wird zur Tagesordnung überge-
gangcn. Nach einem Schlntzwort dcs Vorsitzcnden wird die
Sitzung mit einem Hoch auf den Vorsitzcndcn geschlossen.

— Jena 4. Juli. Vo» den drei am gcstrigen Raub-
mord bcteiligtcn Vagabnnden wurden gcstcrn Abend zwci
in dcr Nähe Wcimars festgenommen. Der Haüptthäter ist
noch flüchtig. Das Opfcr der Raubmörder, Frau Harz,
ist gestcrn Nachmittag thren schwcren Verlctzungen erlegcn.

— Linz am Rhcin, 3. Juli. Jm 5lonkursc dcs
F ü r ft c n Ludwig zu S a l m - K y r b u r g auf Schlotz
Bcnnebcrg wird in diesem Monate cinc Abschlagszahlung von
— andcrthalb Prozent an die Gläubiger stattfinden, wozu
ungcfähr 17 500 Mark vorhandcn sind. Die zu berücksichtigcn-
den Fordcrungcn betragcn 1 141 450 Mark.

— Brcyow, 5. Juli. Wie die „Bretzowcr Ztg." mcldet,
fuhr heute Mittag 12 llhr 45 Min. am hiesigen Bahnhof dcr
von Güftroiv kommende Personenzug iu dcn nach Rostock aus-
fahrendcn Schnellzug. Ein Wagen dcs Schncllzuges wurde
umgeworfen, cin anderer aus dcn Schienen gehoben, ein Kind -
ist tödtlich vcrletzt, 11 Pcrsonen schwcr, eine grotze
?jnzahl leicht vcrwundct. Dcr Matcrialschaden ist er-
heblich.

— Utica, 5. Juli. Ein Wagen dcr elektrischen Bcrgbahn
 
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