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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 229-255 (01. Oktober 1902 - 31. Oktober 1902)
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44. Jahrgang. — -4L 248

Donncrstag. 23. Ottober 1902. Grftes Blatt.

Erscheinr t ä g l i ch, Sonntags ausgenommen. Preis mit Familicnblättcrn monatlich 60 Pfg. in's Haus gcbracht, bei der Expedition und den Zweiganstaltcn abgeholt 40 Pfg. Durch

dic Post öezogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschlictzlich Zustellgebühr.

Änzcigenprcis: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigcn ermätzigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen
an bcftimmicn Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlagder Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelb. Zeitung und den städt. Anfchl-gftellen. Fernsprecher 82.

Au den Dorgättgen auf der Bat'kun-

yatölttset'.

oudo n, 20. Oktobcr.

Von besonderer Seite gehl nns eine Zuschrift zu, die
ein beuiertenöwortos tiicht anf üie jnngsten Vorgänge
auf der Balt a nhalbinfel wirft. Unser hochge-
schätzter Gewührsmann schreibt uns:

Lowohl in Lt. Petersünrg als in Sofia — in letzterer
Cladt woht anf Befehl vom Nemaslranöe — hat man
es anlüßlich der Schipta-Feierlichteiten für nötig erach-
tet, nachdrücklichst daranf hinzuweisen. daß den genann-
ten Feierlichteiten jeder politisch-aggressive Hintergrnnd
fehle, nnd der Grotzfürst Nitolai Nütolajewitsch hat zum
Ueberflutz das Gleiche auch üei seinem Besnche in Kon-
srantinopel betont. F-ormell betrachtet, mag das zutref-
sen, allein nnbestreitbare Lhatsachen sprechen deutlich
dafür, datz die Tage von Lchipta auch rein politisch nicht
ohne Folgen üleiben werden. Jch bin in der
Lage zu tonstatieren, datz nnmittelbar nach der Baltan-
feier der Bcrtreter ües Zaremin Sofia, Herr Bachmet-
jew, durch die Vcrniittelnng der Grafen jj,gnatiew nnd
Lamsdorff, seinein Souverän eine Denkschrift übermit-
telt hat, die die Wiinsche und Hoffnnngen des F-ürslen
Ferdinand nnd des bnlgarischen Volkes präeisiert nnd
deren jtnhalt, wenn er in Belgrad betannt würde, die
serbische Regierung wohl alarmieren tonnte. Daß zwi-
schen PeterSbnrg und Sofia neuerdings aus Kosten von
Serbien eine dentliche Annähernng stattgesunden hat,
weiß man schon von den Zeiten der sogenannten Fir-
milian-F-rage her; waS aber weniger betannt sein diirste,
ist die weitere Thatsache, datz der Zar persönlich iminer
niehr und mehr eine Art Jdiosynkrasie gegen alles
Serbische enipfindct nnd dieser Emvfindung auch politisch
Rechnnng trägt. Wenn Kaiser N'itolai der Zweite eine
Zeit lang sich hat uberreden lassen, das serbische Königs-
Paar in Lwadia Zu empsangen, so that er dies gegen seine
innere Ueberzeiigung: nach den neuesien standalösen Fa-
milicnvorgängen in Belgrad hat er sein Versprechen
schlennigst Zurückgezogen — Alerander nnd 'Draga wer-
den „bis.anf weiteres" Livadia nicht zn sehen bekommen.
Ferner kann ich mitteilen, daß, nachdem das jüngste
serbisthe Kabinett nnhaltbar geworden war, König Nle-
rander an znständige rnsfische Ltelle die konfidentielle
Anfrage gerichtet hat, ob es dem Zaren genehm wärs^
wenn man von Belgrad ans sich eine Art Direttive sei-
ten§ des Zaren erbäte. Die Antwort lautete negativ
vnd war in einer mehr als kühlen Form abgefaßt.
Anch das soll nicht verschwiegen werden, daß dieses —
bon serbischcr Seite streng geheim gehaltene Frage- nnd
dlntwortspiel nierkwürdiaerweise sofort im Konak zn
Sofia in allen seinen Details bekannt geworden ist.
Aan mag dies alles als kleine, unbedeutende politische
Pitanterien bezeichnen: ziisammengenominen liefern sis
ledoch ein Bild, dem eine gewisse Bedeutnng entschieden
Nicht abznsprechen sein dürfte.

DeuLfches Reich.

iN. L. C.). Es wnrde vor einiger Zeit gemeldet,
kiiiige bedentende amerikanische Leben s v e r-
si ch e r u n g s g e s e l I s ch a f t e n gäben sich besondere
e, 'erleichterte Bedingnngen für iZn-

lassung ihres Geschäftsbetriebes in Deutschland zn er-
halten. Dein Bernehmen nach ist dieser Liebe Ncüh bis
jetzt nicht von dem erwarteten Erfolge begleitet. Die
dentschen Lebensversicherungs-Gesellschasten haben nnter
der Konknrrenz der bereits zugelassenen amerikanischen
nicht wenig zn keiden. ssie hegenchje Besorgnis, sie wür-
den, wenn das neue Versicherungsrecht in Krast treten
sollle, noch scchverer, wie bWer, zn kämpscn haben. -Ob
sie nicht zn schwarz sehen, wissen wir nicht. Jedenfalls
aber isl der Entwurf über den Versicherungsvertrag noch
nicht eimnal an den Bundesrat, geschivelge denn an den
Reichstag gelangt. Man kann also vorläufig gar nicht
sagen, welche Gestalt ep schließlich gewinnen wird.

Delllscher Weichstag.

Berlin, 22. Okt.

B o l l l a r i s g e s c tz.

Es ivcrden die Mindestsätzc für G e r st e und H nfer
bcraten, nach der Rcgiernngsvorlage 3 öezw. 5 Mk.; nach dcr
Äommiffion für beide Getreidearten 5,60 Mk., nach dem An-
trag Hcim 0 Mk. Der Antrag Wangenheim (7,50 Mk.) ist
znrückgezogcn. Die Sozialistcn beanrragen Zollfrcrhcit.

Lctztcrcn Änrrag befürworlet in längerer Redc Avg. Dr.
LÜdetum (Soz.).

Abg. v. Kardorff (Reichsp.) tritt untcr Angriffcn ge-
gcn Len Rcichstanzler für den Äommissionsbeschlutz ein.

Äbg. Dr. M ü l l e r-Meini»gen (freif. Volksp.) erörtcrl
dic durch dic gestrige Sitzung entstandenc Lage. Man munkle
bcrcits, datz das Zcntrum in der Frage der Viehzölle rim-
fallcn werdc. Rcdner lcgt die Bedeutung der Gersteneinfuhr
dar. Nedner erklärt schließlich, seine Partei stimme gegcn jede
Erhöhnng der Gerftenzölle.

Abg. Dr. Hieber (natl.) spricht fich für den Negic--
rnngssatz ans. Die von den Sozialdcmokratcn gcwünschtc,
Zvllfrcihcit für Gcrste würde das .Anwachsen dcs Kartoffcl-
öaucS auf Kosten des Gctreidebaues und cinc grötzerc Ab-
hängigkcir vom Ausland zur Folge haben.

Baycr. Mnisterialdirektor v. Geiger betont, die bayc-
rischc Rcgicripig stehc auf dem Boden der Regierungsvorlage.

Abg. HilP e r t bemcrkt namcns des bayerischen Baucrn-
bnndes, cr wcrde für den Kommifsionsantrag stimmen, ivenn,
wie lcider zn crwarten, der Antrag Heim abgcleynt iverdc.

Avg. R ü f i ck e-Dcssau führt ans: Die bisherige Debatte
habe gczcigt, dasz cs sich hier um Vertretung von Jnteressen
handle. Dic norddciitschen Agrarier wollen ihr Geschäft mit
Roggcn nnd Wcizeii machen, die bayerischcn mit Gerste, die
württcmbcrgischen mit Hafer. Der Gerstenzoll fci volkswirt-
schaftlich schädlich nnd für die Landwirtschaft nnnötig. Bei
cincr Erhöhung des Gerstenzolles würden sich die Grotzbrau-
ereien cin Monopol schaffen.

Abg. G e r st e n b c r g e r (natl.) polemisiert gcgcn dcn
Abg. Müller-Mciningen und erinncrt an das Zirkular dcr
großen Blünchencr Branereien, betreffend die Untcrstützung der
freifinnigen Volksparrci. Redner erklärt fich namens seiner
Frcundc Lcreit, dic Futtergerste aus dem Rahmcn dcs Mini-
maltarifs heransziinehmen.

Mg. Ä o t y c i n (freis. Vcr.) sagt: Mit solcher Ungcniert-
yeit fei niemals Jntcressenpolitik getrieben worden. (Großer
Lärm.) Man könne es doch den Großbrauereien nicht ver-
denkcn, datz sie sich wehren, wenn man ihnen das Porte-
monnaie aus der Tasche stiehlt und wenn man sic, iole Ministcr
Riedcl ncnlich sagte, tüchtig zwicken will. Es hat keinen Zwcck,
die Rechte belehren zu wollen, datz die Zollerhöhungen znm
Schadcn der Landlvirtschaft ausschlagen-müssen. Sic werdcn
nur durch Thatsachcn bei.dcn nächsten Wahlen belehrt wcrden.

Nachdem Ministerialdirektor v. Geiger mehrercn Aus-
führungen des Nbg. Gerstenberger (Zentr.) widersprochen hat,
wird dic Wciterberatung um 6 Uhr cmf morgen 1 Uhr vertagt.

Badcn.

A g l a st s r h a u s e n , 21. Oktober. Am 17. ds.
begaben sich eine Anzcchl Mitcilieder des n a t i o n a l --
liberalen Vereins M k^ s b a ch nach Agla-
sterhausen zum Besuche des hiefigen Bruderve»
einS, der erst im Futi dieses Jahres gegründet worden
ist. llm 8 Nhr eröffnete der erste Vorftand, Herr Bürger-
meister B r n n n - Aglasterhausen, die Versammlung mit
einer herzlichen Begrüßung, nach der er beherzigenswerte
warm cmpfundene Worte in der ihm eigenen Redege-
ivaiidtheit an die Parteifreunde richtete. Der begeisterte
Beifall und die allseitige freudige Zustimmung bewie-
sen, daß die Worte anf fruchtbaren Boden gefallen wa-
ren. Herr Bezirksarzt W e h r I e, der erste Vorstand
deS natioiialliberalen Vereins Mosbach, dankte namens
der auswärtigen Parteifreunde für den schönen Empfan--
nnd hob hervor, dnß öie „Mosbacher" sehr gerne und
frendig der Einladnng heute gefolgt seien, nm hente an
der eigentlichen Taufe des nenen Vereins, der ja heute
seine erste Verfaminlnng abhalte, teilnehnien zn toirnen.
Alsdann erstattete Herr Notar Leist - Mosbach, der alA
Vertreter der iNakionaltiüeralen Partei der Kreise Mos-
bach nnd Heidelberg dem Delegiertentag in Eisenach
anwohnte, Bericht über densetben. Reichlicher Beifall
wurde dem Redner für seinen schönen Vortrag zuteil.
Daimt war der erste Teil des Abends erledigt und die
Gemütlichkeit nabm ihren Anfang. Verschönert wnrde
der Abend dnrch die humoristischen Vorträge der Herren
Wehrle (Rezitationen gns Rudolf Banmbachs Wer-
ken) nnd Pfarrverwalter Sailer - Ansbach (Gedichte
i in PfätzerchNnndart ans seiner eigenen Gedichtscnnm-

- lnng), sowie dnrch Mnsik- und Gesangsvorträge einer
f Anzahl Herren ans Aglasterhansen, wie Kanfmann G e i-
i ger , Hanptlehrer Henninge r. Anch die schön nnd

- Präzis zum Vortragc gebrachten Lieder einiger Mitglie-
der des Gesangvereins, unter der Leitnng des Herrn

z Haupttehrers R öckel, wnrden init großem Beifall anf-
genommen. 9tnr zn batd fchtug die Scheidestnnde, da
die Mosbacher Herren den tetzten Zng znr Rückfahrt
benützen »inßten. Knrz vor Anfbrnch der Mosbacher
sprach noch Herr Apotheker Gerichten allen, welche
znr Verhcrrlichnng des Abends beigetragen, den Dank der
Versammlnng ans, indem er ein dreifaches Hoch anf die-
selben ansbrachte. Herr Notar L e i st Noastete noch anf
^ Herrn Bürgermeister Brnnn, als den geschickten Leiter
der so schön verlanfenen Versammlung nnd als den
Nestor der Aglastrrhausener Nationalliberalen imd Herr
Notar O P P e n h ei in e r - Mosbach beschloß den Rei-
gen mit einem becieistert aufgenommenen Hoch anf daS
fernere Blühen, Wachsen nnd Gedeihen des jungen Agla-
sterhausener Brndervereins. Au-ch diese Versammlung ist,
wie die „Badische Landeszeitrmg" hervorhebt, ein weite-
res Zeichen dafür, daß die schon so oft totgesagte Ncitio-
naltiberale Partei nicht im Absterben, sondern im Auf-
blüben begriffen ist nnd recht frisch nnd warm Pulsieren-
des Le'ben hat.

Batzern.

— Ein Z e n t r n m s r e d n er, der Pfarrer und
Landtagsabgeordnete Hebel, soll, wie die „Augsburger
Nenesten Nachrichten" melden, am Montag in einer Ver-
sammtimg anf deni Wallsahrtsberge Kobel bei Augsburg
n. a. den Anssprnch getbcm haben: „W enndiebay e-
rischen Prinzen Preiißjsche Lakaien
sein wollen, gnt, aber wir bleiben Bayern."

KLeine Zeitung.

— Hcilbroiui, 22. Oktober. Der zu 4 Jahren Zucht-
Mus vernrteilte ehemalige Direktor der Gewcrbebcmk,
Nefer, hat fein R e v i s i o n s g e s n ch znrückgezogen.

beschränkt sich gleich dem Prokuristen Krng darauf,
rUrch ei„ Gnadengesuch die Umwandlung der Znchthaus-
^rafe in Gefängnisstrafe zu erwirken.

« Münchcn, 21. Oktober. L e n b a ch wnrde, nachdcm er den
nbenZ zuvor noch nach gewohnter Weise in der Künstlergenos-
Wschaft „Allotria", in wclcher an diescm Tagc auch Prinz
^bdwig von Bahern anwesend ivar, verbracht hatte, von einer
Fhnmacht befallen. Man spricht sogar davon, datz es sich um
Aben, gluckticherlveisc lcichten, Schlaganfall gehandelt habe.

mehrercn Tagen absoluter Rnhe trat heute einc wescntliche
^ndung zur Besserung ein, fo datz Franz von Lenbach zum
Mcnmalc einige Stunden autzer Bett verbringcn konnte.
z — Von dcm Mißgeschick cines Antikorsctapostcls
wir in der „Wiener Abendpost": „Jn Lyon hat
knrzem ein Gelehrter diestr Stadt eme Franenver-
?UimIung einberufen, nm, cmgeregt durch die in Deutsch-
herrschende Bewegung gegen das Kcwset, den Da-
in einem Vortrage, der durch bildliche Demonstratio-
unterstützt war, die Schädlichkeit des Korsettragens
Gemüt zu fnhren. Der Saal war gedrängt voll und
Znhörerinnen laufchten mit Spannung dem Gelehr-
^N'.der niit flammenden Worten gegen den llnfug des
Nttragens loswetterte nnd die nachteiligen Folgen
»en grellsten Farben schilderte. Er hatte eben seine
^ raspredjgt mit den Worten geendigt: „An Jhre ab-
^iendea Väter nnd Gatten mö-chte ich die dringcnde
^oming richten, ihrey Einfluß, wenn nötig, ihre An-

torität geltend zn machcn nnd tzhnen die Schädlichkeit
dieser Biode so tlar imd eindringlich vor Angen zu füh-
ren, bis Sie selbst überzeugt werden »nd sich ein- sür
allemal vo» dieseui F-olter-Jnstrument trennen" — als
ans dem Hintergnmde des Saales, wo plötzlich eine Be-
wegnng entstmiden war, aus ein paar Fraüenkehlen
Hilferufe ertönten. Eine der Zuhöreriimen war ohn-
mächtig geworden: wie die hilseleistenden Nachbarin-
nen sogleich erkamiten, Ivar die Ohninächtige zn stark
geschinürt. Es war die Gattin des Vortragenden.

— Pcr Bayn znr Mittcrnachtssvmir. Wer iin näch-
sten Icihre eine Reise nach Skandinavien machen will,
der kann dmm an-h ohne L-eereise in das Gebiet der
Mitternachtssoniie tommen. Die neue Eisenbahn von Gil-
livare im nördlichen Schweden nach isiarvit in Nonvegen
ist vollständig fertig und wird im nächsten Frühjcchre für
den Personenverkehr eröffnet. Die Eisenbahn dnrch-
schneidet iinposante Gebirgszüge nnd' bietet hochinter-
essante Partien, so datz sich gewiß ein großer Touristen-
verkehr dort oben im hohen Norden entwickeln wird.
Der Ban der Bahn war mit großen Schwierigkeiten ver-
knüpft. Die Lokomotivenfabrik in Winterthur m der
Schweiz hat sochs der schwersten Lokoinotiven, die sie
überhanpt bis setzt gebant hat, für die notwegische
Staatsbahn geliefert.„ Der Preis stellt sich auf 86 000
Kronen Pro Stück. Der Güterverkehr auf der Ba'lm soll
in diestm Monat anfgenommen werden. sehr reichc Erz-
lager werden ers-chlossen und man hegt allerseits Hoff-
nungen aus eine sehr gute Rentabilität!

— Dic Ehrendamcn dcr Königin Alexandra von
England nehmen von denen der letzten Herrscherin eme
dnrchans abweichende St.ellung ein. Königin Viktoria

war ständig von zwei der Damen umgeben, während dis
Gemahlin König Eduards sich ihrer nur bei großen Hof-
sestlichkeiten be'dient. Gelegentlich ladet die Monarchin
die Damen zu sich in den Bnckingham Palast, aber auch
dann nur znr Zeit des zweiten Frühstücks, um sie damr
wieder ihrer Pslicht zu entbinden. Die Königin ist nber-
haupt keine besondere Verehrerin der Etiquette, gleich dem
König, dessen leutseliger, ungezwungener Verk'ehr mit
seinen Gästen von diesen nicht genug gerühmt werderr
kann. Die BustnfrenNdin Jhrer Majestät ist ihre Pri-
vatsekretärin, Fränlein Knollys, mit der sie auch fast aus-
schtießlsch allein ihre Ansfahrten unteriiimmt, wenn sie
nicht gerade von ihren Enkelkindern begteitet ist.

— Ein strcngcs Gesctz gcgcn Junggescllen ist nach
Berichten englischer Blntter vor kurzem in einem istaate
der A r g e n t i n i s ch e n RepubIik verkiindet wor-
den. Das Heiratsalter in Argentinien beginnt mit 20
Jahren. Wenn ein Mann von der Zeit an bis zum
30. Jahre imverheiratet bleibt, lnnß er monatlich 20 Mk.
bezahlen. Jn den nächsten 6 Jahren wä-chst die Abgabe
iml 100 Prozent. Zwischen 36 und 80 Jahren zahlt
er eine monatliche Geldstrafe von 80 Mart', von 60 bis
75 Fcihren 120 Mark monatlich, imd erst nach 76 Jahren
wird die Nbgabe anf 40 Mark jährlich ermäßigt. Nach
dem 80. Iahre bezahlt der Funggeselle nichts mehr. Wit-
wer dürfen drei Jahre trauern nnd müssen sich dann
wstder verheiraten. Wer in einem Jahre nachweisbar
dreimal einen Korb bekommen hat, wird von der Stener
befreit. Tas Gesetz soll Wunder wirken.
 
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