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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 281 - 305 (01. Dezember 1902 - 31. Dezember 1902)
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Samstag, 6 Dezcmber

Grites BLatt.

44. Jahrgang. — ^ 286







Erscheinr t ä g l i ch, Sonntcigs ausgcnop" nen. Preis mit Familicnülättern monatlich 60 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zwciganstalten abgeholt 40 Pfg. Durch

die Post bezogen vierteljährlich 1.35 MI. ausschlietzlich Zuftellgebühr.

A n z c i g e n p r e i s: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeilc 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermätzigt. — Für Lie Aufnahme von Anzeigeu
an bcstimmtcn Tagen ivird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate aus den Plakattafeln Ler Heidelb. Zeitung und den städt. Anschlagstellen. Fernsprecher 82.

Die Kisenacher Mtsotution und der Mtrug
v. Kardorff.

Dio aus dvm DelLgiorteutago iu Eiseu ach gefaßte
Resolutiou lautot im Lrittcu Absatz:

„Dor Delegierteutag ermartet, datz die ReichStags-
fraktion sich im Wesentücheu aus deu Bodeu üer Regie-
rungsvorlage stellt, daß sie keinessallS über die in der
Rcgierungsvorlage enthalteuen M i n ü e st z ö 11 e hin-
ansgeht nnü daß sie weitere Ai'inüestzölte ablehnt."

Ein alter Nationalliüeraler hat dic Grnndlage die-
fer Resolution salsch verstandeu. Er stellt dcn Positionen
Getreide, Vieh und Fleisch im Zolltarif der Regierung
die höheren Sätzen iin Zollluns dcr Lioininission
gegenüber nnd sragt dann: wie lätzt sich die Ilnter
ftützuug der Autrages Kardorfs mit der Eisenacher Reso-
lution in Eint'Iang bringen?

Hierauf ist zu wiederholeu, daß der Zolltaris
als solcher ii'berhaupt keine M i n d e st z ö 11 e
enthält.

Von Mindestsätzen wird iin Zolltaris nicht gesprochen,
wohl aber im GesetzeStext. Tort heißt eS, datz üeiin Äb-
schlutz von HandelStarisen bei gewissen Getreidezöllen
nicht untcr einen bestimiuten Satz heruntergegangen wer-
den darf. Die Koinmission hat auch hier Erhöhungen
und Erweiternngen vorgenommen. Tiese lassen aber
die Nationallibcralen nicht gelten; sie bleiben bei den
Regierungssätzen, und die SRehrheit hat — soweit rnan
bis jetzt nberblicken t'ann — hier nachgegeben. Nnr die
Mindeftsätze für Braugerste find erhöht, waS nicht so ius
Geivicht fällt, daß man von eineni Abweichen von dem
Eisenacher Beschluß hinsichtlich der iNindestzölle sprechen
kann. Was den eigentlichen Zolltarif anbetrisst, so hat
die Eisenachcr Resolution die Frat'tion nicht so sest ge-
bunden. Der Delegiertentag „erwartet" heitzt es da,
daß die Frat'tion sich im Wesentlichen ans den Boden der
Regierungsvorlage stellt. Nun ist uicht zn leugnen, daß
die Regierungsvorlage und die chbinlnissionsbeschlüsse
in vielen Pnnkten sehr eicheblich von einander ab-
weichen. Manche Küinmissionsbeschlüsse hat die Regie-
riing direkt sür nnannehmbar erklärt. Das letzte Wort in
dieser Sache ist noch nicht gesprochen. Zunächst handelte
es sich darnm, die Obstruktion zu brechen, die weder den
Taris der Koinmission noch den der Regiernng zustande
kommen lassen wollte. Hat man die zweite Lesung durch-
8eführt,'dann wird die Regierung zu sprechen haben und
oann wird man übcrsehen könuen, ob der Taris zustande
kommen kann oder nicht. So steht zum Beispiel sormell
bichts im Wege, daß die nationalliberale Fraktion zur
vritten Lesuug beantragt, statt Taris nach den Kom-
wisfionsbeschlüssen Taris der Regierungvorlage zu sa-
8en, oder daß sie Ubändernngsanträge bringt, die den
^onnnissionstarif annähernd anf den Regiernngstarif zu-
^ückschrauben. Anch ist nicht anßer Ange zn lassen, daß
dem Wege der Handelsverträge alle die Zölle Herab-
Nesetzt werden können, welche die Kommission heraufge-
ntzt hat. Natürlich müßte der Bnndesrat so klug sein,
neuen Zolltarif erst zn genehmigen, wenn die Han-
melsvm'ti-äge gesichert sind.

Aeulscher ILeichstag.; Z

Berlin, 5. Dezember.

. Das Haus verwirft mit 188 gegen 63 Stimmen

bci 4 Stimmenthaltungen den Einspruch Bebels gegen
den vorgestern ihm erteilten Ordnuogsruf, den er erhielt,
weil er die Ausführungen dcs Slaatsjekretärs Dr. Grafcn
von Posadowsky uiipasseiid nannte.

Es wird dann die Erörlerung des Zolltarifs fort-
gesctzt.

Abg. Molkenbuhr (Soz.) beantragt, den dritten Ab-
schnitt dcs Zolltarifs, übcr dcn gcsteru Abg. v. Kardorff be-
-richtete, an die jiommission zurückzuverwelscn.

Aüg. S t o ck m a n n (Rp.) stcllt denselben Antrag wie
Alolkciiüuhr mit der Begrün'dung, er wolle damit nur verhin-
'dern, daß die Sozialdemot'raten ihrcn Antrag auf Rückverwei-
simg des ganzen Ilüschnitts zurückziehen und die Rückverweisung
einzclncr Pvsitionen ücantragcn.

Abg. Dr. Spahn (Ztr.) bcanrragt Uebergang zur Ta-
gesordnung, der mit 207 gegen 71 Stimmcn üei zwci Stimm-
enthaltungen beschlossen wird.

An Stclle dcs Zlbg. Dr. Müllcr-Sagan berichtet danu Abg.
M ü l l c r-Meiningcn über die Positionen 273—315.

Nach dcm vicrzehnten vom Abg. Dr. Beumer (ntl.) er-
statteten Referat wünschen die Abgg. Gothein (sr. Ver.)
nnd Stadthagen (Soz.) i„ längeren Ausführungcn, datz
der Berichterstatter seine Ausführungen ergänze. Eine Er-
widcrung Dr. Bcumers erfolgt nicht.

Naeh einem Bericht des Abg. Lurz (Ztr.) beamragt Abg.
Stvckmann (Rp.), um einzelnen Rückverwcisimgsanträgen
der Sozialdemokratcn vorzuüeugcn, alsbald die Rückverweisung
dcs ganzen Wschnitts an die Kommission.

Tas Haus geht auf Antrag ües Abg. Spahu (Ztr.) mit
104 gegen 72 Stimmcn über den Antrag Stockmann zur Ta-
gesordmmg über.

Die Abgg. Hoch (Soz.) und Stadthagen (Soz.)
crörtern, ohne Anträge zu stellen, das Referat des Abg. Lurz.
Abg. Hoch wurde dabei vom Vizepräsidenten Büsing bcdeutet,
datz er es nicht zulasse, nntcr dem Deckmantel der Geschäfts-
ordimngsdebatte den Zolltarif sclüst zu besprechen.

Hierauf folgt das Referat des Abg. Antrick (Soz.)

I>lach dcm fast dreistündigen Reserat Untricks und nach-
dem Abg. B o ck-Gotha (Soz.) Fragcn au den Reserenten ge-
richter hat, wird ein Bertagungsantrag Kardorff ange-
nommcn.

An üen Vorschlag des Präsidenten Grafen B a l l e st r e m,
die nächste Sitzung am Dienstag abzuhalten und den neucn
Antrag der Mehrheit auf Aüänderung der Geschäftsordnung
auf die Tagesordnnng zu setzen, knüpft sich eine längere De-
battc.

Abg. R ö s i ck e-Dessau (wild-lib.) boantragt, dic hentige
Bcratung schon morgen fortzusetzen.

Präsident Graf Ballestrem: Thut man zur rechten
Zeit rasten — trägt man leicht die schwcrsten Lasten. (Heiter-
keit.) ^

Abg. Singer l,Soz.) schlietzt sich dem Abg. Rösicke an
nnd erhebt zugleich Widerspruch dagegen, datz der Antrag der
Mehrheitsparteicn betreffend die Geschästsordnung vor den
anderen Jnitiativanträgen zur Beratung komme.

Präsidcnt Graf B a l l e st r e m verweist anf den Präze-
denzfall beim Antrag Aichbichler.

Nachdem die Abgg. Bebel (Soz.) und Dr. Pachnicke
(fr. Vg.) den Ausführungen Singcrs beigetreten Ivaren, wird
her Antrag Rösicke gegen die sozialdomokratischen und frei-
'sinnigen Fraktionen abgelehnt.

Dicnstag 1 Uhr: Antrag auf Abänderung der Geschäfts-
ordnnng, Fortsetzung der heutigen Beratung.

** Heidclücrg, 6. Dezem'ber. Jm Abendblatt der
„Frankfurter Zeitnng" vom Donnerstag ist eine Notiz enthal-
. tcn, wonach der Abgeordnete Dr. Wilckens das Verhaltcn der
i Nationallibcralen in Sachen des Antrags Kardorff nicht als
richrig anse'hen soll. Zum Beweis dafür bringt das Blatt einen
Nliszug aus der Nntwort, welchc dcr Genannte in der Montags-
Versammlung des hiesigcn jungliberalen Vereins auf eine An-
frage über dicse Angelegenhcit crteilt hat. Der Anszug ver-
schweigt aber dic Wilckensschen Darlegungen, welche dahin
gingen, datz, da das Parlament in Bezug ans seine Geschäfts-
ordnung souvcrän sei, die Minderheitsparteien des Reichs-
tags, wenn dicser ihr im Einzelfäll eine Auslegung gebc, die
zuvor vielleicht besser im Wcge genereller Festsetzung sanktio-
nicrt wordcn wäre, jedenfalls kein Recht hätten, von einem
parlamentarischen Staatsstrcich zu sprechen. Abgeordneter
Dr. Wilckens führtc dann weiter aus, datz die Art nnd Weise,
in welcher die Verrreter der Sozialdcmokratic im Reichstag
mit dem Zolltarif umgesprungen seien, Gegenmatzregeln habe
hervorrufen müssen, und datz man sich nicht darWer wundern
könne, wenn schlieszlich die Mehrheitsparteien im Jnteresse deS
Znstandekommcns eines sachlichen Resultats Mittel und Wege
gesucht hätten, nm der andauernden Obstruktion die Spitze ab-
zubrechcn. Von diesen Ausführungen, welche die Rede des
Abgeordneten Dr. Wilckcns in cine andere Beleuchtimg rücken»
als dies in der „Frankfurter Zeirung" geschieht, erwähnt letztere
abcr kcin Wort.

Aus -er Kartsruher Zeituug.

— Seine Königliche Hoheit dcr Grotzherzog haben
dcn Notar Dr. Karl Schmidt in Waldshut in dcn Amts-
gcrichtsbezirk Donaueschingen versetzt.

— Das Justizministeriilm hat dem Rotar Dr. Karl
Schmidt das Notariar Donmieschingen zugewiesen.

KarlSruhe, d. ^ez. Die Prmzejstu Wilhelm
ist heute Nachmittag 5 Uhr 42 Minuten von Baden-Baden
hier eingetroffen.

Baden.

8.0. Karlsruhe, 5. Dez. Dem Vernehmen nach
wird der Großherzogliche Hof bis gegen Milte dieses
Monats zum bleibenden Aufenthalt wieder nach Karlsrnhe
überstcdeln und die Weihnachtszeit dort verbringen.

Ausland.

Oesterreich-Ungaru.

— Wie verlautet, hat sich beim österreichischcn
Monarchen ein schmerzhaftes Hämorhoidalleiden heraus-
gcstellt, zu deffen Beseiligung ein gefahrloser operativer Ein-
griff wahrscheinlich nächste Woche vorgenommen werden diirfte.

Rußland.

-— Aus Kiem vom 2. Dezemtzer wird gemeldet:
Die Störungen, welche zur Schließung des O d es-
s a e r g e i st l i ch e n S e m i n a r s führteu, waren ern-
sterer Art. 47 Studenten sind verhaftet und ungefähr
300 relegiert nnd unter Poüzeiaufsicht gestellt worden,
Die Studenten hatten sich Masken verschafst, die ste auf
ein gegebenes Zeichen im 5Aassenzimmer anlegten, wo-
rauf sie dann die Lehrer überfielen und hinauswarfen.
Der Rektor und der Hanptinspektor wurden ebenfalls-
mißhflndelt und hinausgetrieben, worauf dann die Se-
minaristen sich einschlossen und eine lärmende, revolu-
tionäre Versammlnng abhielten. Ter Gouverneur schickte
Kosaken, die mit ihren Peitschen die Ordnung herstellten
und die Rädelsführer verhafteten. Auf Andringen des
Gouverneurs wnrde der Unterricht wieder anfgenom-
men. Knrz daranf revoltierten die Seminaristen von
neuem und warfen wieder die Lehrer hinans. Es gab
anfs neue lärmenden Tunmlt im Seminar. Nun nahm


Stadtlkeater.

Heidelberg, 6. Dezember.
d. >,M inna von Barnhekm". Lustspiel von Gotthold
i'hraim L e s s i n g.

^ ,Das Glück ist dem tüchtigen, edlen Manne endlich genaht,
>st rehabilitiert, er wird Minna, den „boshaften Engel",
jund ein Leben genietzen, das keinen der Wünsche
vernünftigen Mannes unerfüllt lassen wird; dem jungen
blciben nahe der bärbeißige, biedere Just und der wackere
^echtineistcr mit seinem klugen, neckischen Fränzchen. Es ist
lxr? 'bicl im eigentlichen Sinn-e Lustiges in diesem unserm
- Lustspiel: da sieht man dcn Wirt dem groben, wider-
«tznügen Just das Danziger Golülvasser präsentieren, hört
^eschichtc von des Majors untreuen Dicnern erzählen,
AeäWirt kommt mit dem Fremdenbuch, fabelt von der
HNIier der Polizei nnd sucht das Fräulcin von Barnhelm
dcn Z-wcck ihrer Reise auszuholen. Durch diese lustigen
M»^rnsten Szenen zieht leise ein hoher Klang von echt deut-
ii^ Wesen, soldatischer Tüchtigkcit nnd einer Lcbensgs-
ihtzTvg, pie fordert, man dürfe nicht Landsknecht sein, man
^,Soldat sein für ein Land und eine Sache.
ij^'siie Anfführung gestern die bor fast lcerem Hause glück-
M statten ging, hat besonders die Vorzüge zweier Dar-
Pi hcllcs Licht gerückt. Frl. Milde (Franziska) und
Ä (Just) brachten so viel Natur nnd Frische auf

>tKWhne, datz die übrigen Darsteller einen etwas schweren
N ^Üen, hier mitzuhalten. Herr Eckhof (Tellheim),
^Kcheinnng sehr stattlich und gewinnend, gab sich mit
N Ej ^bd Wärme vornehm, Frl. Hartmann war ganz
gütige, zugleich auch selbstbewntzte Minna. Herr

Just sagt einmal, da man ihn fragt, wie sein Herr denn lebe:
Wir lassen anschreiben; eine Fignr aus dieser Welt, wo man
sich mit Mühe, ja mit schlimmen Kunstgriffen gar durchs Le-
ben bringt, war der Ricant des Herrn Brandt, etwas Gal-
genphysiognomie, eine spitzige, etwas gerötete Nase, klnge,
stechende Augen, eine gewisse Grandezza und gut geübte Be-
redtsamkeii; es war eine interessante Gestalt. L. IV.


und Herr Schneider bemühten sich, lebens-

- ers." «bren des Wachtmeisters nnd des Wirtes zu schaffen,
hatte Schwierigkeiten, das Gntmütigc, Breirbehag-
Ag^ck^olternde zu treffen, der andere hielt allzu sehr den
^ Ton fest, der auf die Dauer nicht recht erträglich ist.

Meater- und Kunknachrichten.

X Heidelberg, 6. Dezembcr. (S t a d t t h e a t e r.) Dre
nächfte Woche bringt cine bedeutende Schauspielnobität und
mit dcrsclben einen Gaft ersten Ranges. Frl. Charlotte Boch
vom Schauspielhaus in Frankfurt wird an zwei Wenden —
bcide im Abonnement — die doininierende weibliche Hauptrolle
8er Beate in Sudermanns fünsaktigem Drama „Es lebe
das Lebe n" darstellen. Die treffliche Künstlerin, die heute
zu dcn ersten ihres Faches zä'hlt, hat in Heidelberg ihre ersten
theatralischen Versuche gemacht und das Publikum, dessen Lieb-
ling sie stcts war, wird sich gewitz herzlich freuen, sie nach län-
gerer Pause wieder auf den Brettern bcwundern zu dürfen.
Das Stück selbst —- eines der hervorragendsten Werke Suder-
mamis — ist mit großem Erfolge übcr die deutschen Bühnen
gegnngen und bietet den Darstellern ganz hervorragend dank-
bare Aufgaben.

Zwcitcs jkammcrmusik-Konzert (Matinee) am 7. Dezember.
Man ersucht uns nm folgende Mitteilung:

Jnfolge berspäteten Eintrcffens des „Brüsseler Strcich-
quartetts" mutz statt des Klavierqnintetts von Brahms das
Streichquartett C-moll op. 51 gespielt werdeu. Das Wrige
Programm bleibt unverändert. — Man hofft, das Klavier-
quintett bon Brahms noch in dieser Saison zum Vortrag
bringen. ——

Kleine Zeitung.

— Um nichts in den Tod. Aus Berlin wirü gemel-
det: Der Fensterputzer L. lebte mit seiner 31 Jahre alten
Jrau seit sechs Jahren in kinderloser, aber glücklichec
Ehe. Die Leute besitzen einen kleinen Hund; diesern!
wollte Frau L. am Abend, als sie mit ihrem Manne am
Tische saß, von dem Mohrrnbengerich7 etwas abgeben,
der Mann^dagegen wnnschte, daß der Hund nur Kartof-
feln bekäme. Diese Meinungsverschiedenheit führte zu
einem heftigen Streit. Als der sonst so besonnene Mann
sich hinreißen ließ, mit Schlägen zu drohen, rrß die leicht
erregbare Frau ein Fenster ihrer im vierten Stock be-
legenen Wohnung nnf nnd stürzte sich kopfüber auf den
gepflastevten Hof hinab- wo sie mit zierschmettertem,
Schädel liegen blieb.

— Vier Panr Schnhe für 4 Mark. Verschiedene
Krakaner „Firmen" überfluten seit eimgen Monaten die
Provinzblätter mit vorwiegend ländlichen Abonnenten
niit Jnseraten unter diesem Stichwort. Ein „Reinge-
fallener" schreibt nun, daß er 4 Paar Schuhe prompt er-
halten habe, nnd zwar „Leichenschuhe" aus Pappe, Sack-
leinwand u. s. w. Jn einem Anschreiben dazu wurde
ihm der gute Rat, einige Paar, die nocki extra mit Papp-
sohlen ausgestattet sind, als Morgenschuhe zu benutzen,
während er ein bestimmtes Paar zum Uebergang in die
Ewigkeit verwenden könne; auch möge ihm das ^.ragen
dieser Schuhe im Leben leichter sein, denn im Tode.

Die keutiae Nnmmer uwfatzt vier Blätte«. rusammen
 
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