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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 256-280 (01. November 1902 - 29. November 1902)
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Montag, 10. November 1902. Grstes Blatt. 44. Jahrgang. — 26L

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an bestimmtcn Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelb. Zeitung und den städt. Anschlqgstellen. Fernsprecher 82.

Kaiser Wilhelm in Kngland.

tk o n d o n, di. dlümnnber. Kaiser WllheI m
isr an Borb ber Aacht „Hobenzollern" hente früh gegen
8 Uhr in Port Biktoria angeko m m e n. Ter Kaiser
stanb anf Teck, als öas Lchiff unter öem Donner ber
Geschütze ben Predwatz hinanföampste.

. Port Biktori a, 8. November. Die Schtacht-
schiffe ans der Rhebe von Sheernetz hatten über bie
Toppcn geflaggt. Als die „H o h e n z o t I e r n" lang-
sam mit einer Estorre von Torpebobooten nm Garrison
Point, nordwestlich von Sheernetz, hernmtam, nahmen
bie Mannschaften anf Teck Anfsteltnng. Ein offizielter
Empsang des U' aisers fand nicht slatt, baher war in
Port Vittaria keine Ehrenwache anfgestellt. Außer Offi-
zieren befanben sich nnr wenig Menschen auf ber Mote,
an ber bie „Hohenzollern", welche die deuts-che unb eng-
lische Flagge am Großmast führte, kurz vor 8 tlhr fest-
nmchte. ttm 8.30 tthr traf der deutsche Botschafter Graf
Wolff-Metternich anf ber „Hohenzollern" ein nnb wurde
vom Kaiser empfangen. Später fand der Empfang des
Ehrendicnstes statt, welcher mittels Sonderznges in Port
Vittoria eingetroffen war nnb von dem Grafen Metter-
nich vorgestellt wnrde. ttm 10 tthr begab sich ber .staiser
von der „Hohenzollern" zn bem für ihn bereitstehenben
Sonderzug, der alsbatd nach Shornclisse abfnhr. Ats
der Kaiser die „Hohenzottern" verließ, nahm die Besatzung
ber „Hohenzollern" Paradeansstellung. Alle Schiffe
fetierten salnt.

Londo n, 8. November. Ter Sonderzug mit dem
K aiser tras bei strömendem Regen in L> h o r n c l i f f e
ein. Sobald ber Zng hielt, verlietz der Äaiser den Salon-
wagen nnd begrüßte ben znm Empfang erschiencnen F-elb-
marschaü Lorb Roberts nnb General Wood. Der Kaiser
stieg zn Pferb, nm sich nach dem ttebungsfelde der Royal
Dragoons zn begeben. Auf dem tlebnngsfelde wurde
ber Kaiser von bem Oberst Lorb B a s i n g, dem 5tom-
manbenr ber Rohal Dragoons empfangen; die Musik
spieltc die dentsche Nationalhynme. Das Wetter ist stnr-
misch nnd dcr Regen hat noch> nicht aufgehört. Nachdem
der Kaiser die Reihcn des Regiments abgeritten hatte,
machte er Halt nnb licß, init dem Säbel grüßend, die
Truppen im Schritt nnd im Trabe an sich vorüberziehen.
Als hierauf bas ganze Regiment von neuem Aufstelluug
genommen hatte, ritt ber K' aise r an dassetbe heran
und hielt folgenbe Ansprache: Es gereicht mir zur
grotzen Freude, daß ich zmn erstenmale seit deni Tode
Eurer verewigten Königin, meiner getiebten Grotzmutter,
bie Ehre habe, Euch zu inspizieren. Ich gratuliere dem
Regiment zu dem Aussehen und dem Verhalten, wetches
es in Lüdafrita an ben Tag tegte. Jch beglückwünsche
Euch zu der Rücktehr in die Heimat nnd dazu, wie Jhr
die schivercn Pflichten Eurem Vaterland zur Ehre und
deni König zum Danke erfüllet. Es ist mir ein Ver-
gniigcn, baß ich bei dem Bcsuche Gelegenheit habe, Euch
zu inspizieren und glanbe, baß ich dem Könige nicht besser
meinen Dank fiir die Freundlichkeit abstatten kann, mit
der ich hier empfangen worden bin, als indem ich das Re-
giment ausfordere, brei Hurrah auf den König Eduard
ausznbringen. Dann brachte der Kaiser drei Hurrahs
ans. Lodann wurbe im Offizierskasino das Frühstück
eingenonunen. N'ach der Beendigung der Truppenschan
begab sich der Kaiser in geschlossenem Wagen nach deni
Bahnhofe nnd fuhr über London nach Sandringham. Der


Zug passierte die Liverpolstreet-Ltation in LondoN
gegen halb 4 tthr. Da der Wunsch ausgesprochen ist,
die Anwesenheit des Kaisers in London als privat zu
betrachten, waren alle Maßnahmen getroffen, um die
Passagiere und Schaulustige von dem Bahnsteig fernzn- s
halten. Ta man indessen den Zug von verschiedenen au- s
beren Stellen ankommen sah, brach das vor dem Bahnhos
versainmelte Publitum in stürmische Hochrufe auL.

ShorncIiffe , 8. November. Ehe ber K aiser >
vom Bahnhof nach bem hiesigen Lager ritt, nahm cr eine i
Abresse der Gemeinde Fotkestone entgegcn, die ihm
von dem Bürgermeisler Earl of Rabnow iiber-
reicht wurde. Diesetbe bringt dcm Kaiser herztichen
Willtomm als dem erhabenen Ches bes ausertesenen Re-
giments der Royal Dragoons entgegen nnd fügt hinzn:
„Wir thun dies eingedenk nicht nur dessen, daß Enre
k ilN'ajestät über ein mächtiges Reich herrschen, sonbern auch,
s daß Eure Majestät mit allen Banden der Blutsverwandt-
' s-chaft so eng verbunden sind mit bem König und ben
übrigen Nl'itgtiedern unserer geliebtcn töniglichen Fa-
inilie. Wir waren Zeugen und erinnern uns mit Stolz

> der Empfinbungen tiefer Dankbarkeit und großer Zu-
s neignng, ivelche Enre Majestät für unsere bahingegan-
! gcne geliebte Königin bekundet haben." Der Kaiser dankte

- benr Bürgermeister aufs herzlichste und schüttelte ihm die

> Hanb: auch den übrigen Vertretern ber Lokalbehörden
sprach er seinen Dank aus.

s L o n d on , 8. November. Bei dem L n n ch in
' S h o r n c l i f f e nach der Besichtigung der Royal Dra-
i goons brachte der Regimentskommandeur Oberst Lord
! B a s i n g folgenden Trin k s P r u ch aus:
s Ich weiß taum, wie ich unsere Freude und nnseren

- Tant zum Ausdrnck bringen soll, die wir bei den Worten
! einpfanden, die Seine Majestät auf dem Uebungsplatze
j an das Regiment gerichtet hat. Der heutige Tag wird
i für iiiimer ein Gedenktag in den Annalen des Regiments
z sein. Das 'große Jnteresse, welches Seine Majestüt stets

- den Royal Dragoons entgegengebracht haben, und ein
freundliches Gedenken haben Seine Majestät veranlaßt,
den Franen nnd Kindern der Mannschaften, bie nach
Sübafrita gingen, ein so 'glänzenbes Geschenk zu
ma-chen. Ich kann Eurer bNajestät versichern, daß viele
Fülle von Not gelinbert sind und viele Familien nur burch
den Ebelsinn Enrer Majestät znsammengehalten wur-
den. Der Stolz, den wir alle über die Thatsache cmpfin-
den, daß Eure Majestät unser Ches ist, trug im hohen
Maße dazu bei, daß das Regiment die Wiirdigung ge-
nießt, die es erworben hat. Alle Mann bemühten sich,
diesen Ruf in Südafrita noch zu erhöhen. Zum großen
Teil ist es bem tlmstand zuzuschreiben, daß Eure Maje-
stät Chef des Reginients sind, wenn die Royal Dragoons
das populärste Regiment dcr britischen Armee ist. Wir
haben 200 Mann mehr als jedes andere Kavallerieregi-
ment der Armee. Möge uns die Anwesenheit Seiner
Majestät ein Sporn sein, zn noch weiterer Anspannnng
und nns in den Stand zu setzen, dem Regiment neuen
Lorbeer und Ruhm zu erwerben. Ich bitte Sie, süllen
Sie die Gläser und trinten Sie ein volles Glas anf ben
Kaiser.

Der K a i sere r widerte: Lassen Sie mich Jhnen
nochmals sagen, wie große Freude mir der hentige Tag
bereitet: man hat nür so außerordentlich große Ehren
erwiesen. Jch freuc mich sehr, zu hören, daß die Sunime,


die für öie Frauen und Kinder der in den Krieg gesandten
Tragoner bestimmt war, so viel Gutes geschasfen yat.
J-ch glanbe, am besten wird dieser Tag in der Geschichte
des Reginients getennzeichnet, wenn ich jener Summe
noch einc andere hinzusüge, in der Hofsnung, daß sie in
gleichem SNaße Gutes schasfen wird. (Zurufe.) Und
jetzt bitte ich Sie, mit mir drei herzhafte Hurrahs auf
das Regimeut auszubriugen. — Gleich darauf fuhr der
Kaiser ab.

L ondo n, 8. INovember. Der Prinz von W a-
les und mehrere Minister, so der Premierminister B a l-
s o u r, der Staatssekretär des Kolonialamtes, C h a m-
bertain mit Gemahlin, der englische Botschafter in
Berlin, Lascelles, der Bischof von Ripon, der Lord Great
Chamberlain und Lady Roberts begaben sich hente Mit-
tag nach Sandringham.

S a ndri n g h a m , 8. November. Puntt ü Uh»
lief der Zug mit dem K aise r auf der Station Wolfer-
ton ein. Zehn Minuten vorher waren vier geschlossens
zweispännige Wagen und ein Automobilgefährt von San-
bringhaiu auf dem Bahnhofe eingetroffen, in derem einen
sich der K önig und der Prinz von Wales befan-
den. Beibe erwarteten in den Fürstenzimmern bie An-
kunft des taiserlichen Zuges. Als bie Anknnft ge-
meldet wurde, traten sie auf den Bahnsteig. Während
ber Kaiser ausstteg, ging der König anf ihn 'zu und küßts
ihn herzlich auf beide Wangen, ebenso der Prinz von
Wales. Nachdem sich die Fürstlichkeiten noch einige M-
nuten auf dem Bahnsteige unterhalten hatten uiib dem
Kaiser einige Herren vorgestellt waren, fuhren der Kaiser,
der König und der Prinz von Wales nach Sandring-
ham ab.

London, 8. Nov. Die englischen Blätter widmen
dem dcntschen Kaiser persönlich zwar manche freund-
lichen Worte, im tlebrigen aber bricht doch fast in allen
Zeitungsartikeln der Groll gegen Deutschland durch, das
sich als feindselig gegen England gezcigt habe nnd zeige.

P a r i s, 8. November. Der „T e mp s" bespricht
in einem Leitartikel die ReiseKaiser Wilhelms
s u a ch England und bemerkt dabei u. a.: Der Besuch
bes Kaisers und bessen Beziehungen zur englischen Kö-
nigsfamilie habeu in den Augen eines jeden Ilrteilsfähr-
gen eine hohe und wohlthuende Vedeutung für die Ge-i
sichtspunkte des Friedens und des Einvernehmens zwi-
schen den zwei Mächten, deren Jnteressen und nationale
Vorurteile oder Leidenschaften nicht inuner übereinstim-
men. — Tas „I o u r n a l d e D e b a t s" weist in einem
Artikel iiber die Kaiserreise aus mehrere in der letzten Zeit
in englischen Zeitschriften veröffentlichte deutschfeindliche
Artitel hin und meint, diese Kundgebungen seien ein An-
zeichen dafür, daß eine deutsch-englische Annäherung sehr
schwierig wäre. Gleichwohl wiirden die anderen Mächts
eine große Itnvorsichtigkeit begehen, wenn sie eine solche
Annäherung für vollständig unmöglich hielten und sich
bei ihrer Politik gegenüber England nnb Deutschland
von der Annahme bestimmen ließen, daß diese beideu Na-
tionen für imnier von einander getrennt seien.

Deutsches Reich.

— Am 7. d. erschien Dr. Peters im Reichtage,
> um den Abgeordneten Bebel persönlich aufzufordern.

1. Kammermustk-Konzert.

O Heidelberg, 9. November.

Es ist ci» grotzes Vcrdienst, das sich Herr Konservatoririms-
direkior Scclig um das Musiklcben unserer Stadt dadurch er-
wirbt, datz er seit einigen Jahrcu die herrlichen Schätze, welche
Namemlich unsere grotzen deutschen DListcr auf dem edlen
Gcbiete der Kammermusik gcschafsen, allen denen zugänglich
. Zu machen sucht, welche mit ernsterem Simr an die Kunst her-
anrreten. Das gestrige crste Konzert gewährte einen besonders
grotzen Genutz, da cs nnr Werke eines Grotzmeisters, Bee-
thovcn, zu Gehör brachte, dcnn die Wirkung ist elne vlel
Zrötzere, als wenn man binncn kurzer Zeit durch die ver-
schiedensten Stilarten hindurchgcführt wlrd. Freilich mutz es
aber ein mächtiger Geist scin, der allein zu Worte kommt, da
wnst lcicht Ermndung bei dcm Hörcr eintritt. Es wäre dahcr
lehr dankenswert, wcnn auch in Zuknnft Abcnde dieser Art
Keboten würdcn, und wir dcnken hierbei vor allem an einen
Mozart-Wend, da sich aus dem rmerschöpflich reichen Werken
"icses Grohmeisters die schönstcn Blüten zum dufteuden Kranze
^inden lietzen.

.Ans der ersten, mittleren und letzte» Periode Beethovcns
^aren die drei Darbietungen des Konzertes gewählt, das
^rreichguartctt B-dnr op. 18, Nr. 6, die Sonate sür Klavier
vud Bioline G-dur op. 30 Nr. 3 und das Strelchquartett Cis-
woll op. 131, drei Wcrke, recht geeignct zu zeigen, welche un-
6eheure Wandlungen der grohe Meister durchgemacht hat. Jn
?frn B-dur-Ouartett verfolgt cr noch wesentlich die Bahnen
nincr zwei grotzen Vorgängcr Haydn und Mozart, nur das
Nckelnde Schcrzo mit scinem verschobenen Rhythmus und das
KsUale, in dem dic ticfernstc „Malinconia" mit eincm neckischen
zfUegrctto so nnvcrmittelt abwechselt, dah man unwillkürlich
xBch einem Programm sncht, crinncrn schon an deu spätercn
Fstkhovcn. Die wenig jüngerc Sonatc zeigt in dem fcurigen,
FMen u»p humorvollen letzten Satzc den fertigen Mcistcr,
"^hrend sich in dem menuetartigcn Mittelsahe noch Mozart-

schc Einflüssc geltend machen. Das Cis-moll-Ouartctt gehört
zu dcu fims letztcn Werken dieser Art, in welchen Becthoven
seine tiefsten, ost geradezu überirdischen Gedanken medergelegt
hat, wclche aber znweilen in Hinsicht der Form nnd dcs Jnhalts
über die dicser Gatrung gesetzten Schrankcn hinansstrebcn,
auch hie und da cin Versagen der Phantasie und cin Weitcr-
schafscn des Verstandes, sowie ein allzu häusiges Wiedcrholcn
oder Ausspinncn der Themcn erkennen lassen. Wir crachten
dahcr diese Ouartette entgegen der zur Zeit herrschenden An-
sicht rrotz allcr wunderbaren Schönheitcn nicht als dcn Gipfel-
punkt diescr Gattung. Das Cis-moll-Quartett ist allcrdings
trotz seiner sicben Sätze im Grunde genommcn auf den üblichcn
vicr Sätzen aufgebaut. Das lcmg ausgeführte, koutrapunkt-
tisch iutcressant gearbeitete Adagio, mit welchem das Werk be-
ginnt, Nr. 1, bikdct die Einleitung zum crsteu Allegro, Nr. 2,
dem ein kurzes rezitativischcs Sähchen, Nr. 3, als Cinleitung
zum variicrten Andantc, Nr. 4, solgt. Es schlietzt sich an daS
Scherzo Nr. S, während das wunderbare kurze Adagio-Sätzchen
Nr. 6 lediglich als Einleitung zum Finale Nr. 7 dient.

Wie sich die Zeiten ändernl Es sind mm genau 37 Jahre,
datz wir das Cis-moll-Ouartett in unserer Stadt von dem
berühmtcn Pariser Quartett der Herren Mauriu, Sabaticr,
Mas und Chevilland, das sich hauptsächlich die Vorführung der
letzteu Quartette Beethovcns zur Aufgabe gestellt hatte, hörten.
Damals standcn die weitaus meisten Hörer wie vor einem
Rätsel. Gestern konnte man dem am Schlusse gcspcndeten
lebhaftcn Beifall amnerken, datz das Verständnis des schwer
zugänglichen Wcrkes in weitcre .Kreise gcdrungen ist. Volles
Verständnis wird freilich nur dcm zuteil werdcn, der fich vicl
mit klassischer Mnsik und speziell mit diesen Quartcttcn bc-
schäftigt. Sehr wichtig ist natürlich dic Art dcr Ausführimg,
nnd dicser gebührt Seitens des Frankfnrtcr Streichquartctts
das höchste Lob. Wie klar hobcn sich die in diesem Qnartette
durchaus sclbständig geführten Stimmen in dcn einzelnen Fn-
strumenten von einandcr ab, so datz man auch von dcn an-
scheinend verwickeltcstcn Stellen ein anschauliches Blld erhielt; ^

jedes Jnsrrument trat am richtigen Orte hervor, um sich dann
wicdcr gccignet rmterzuordnen. Trotzdem Herr Professor
Naret-Koning aus dem Verein ausgeschieden, an seiner Stelle
Herr Bassermann die Brarsche und für diesen Herr Konzert-
mcistcr Rebner die zweite Violine übernommen haben, also
nur die Herren Hcermann und Becker als Vertreter dcr ersten
Violine nnd des Cello an ihrer Stelle verblicben sind, ist das
Zusammenspicl das gleich vorzügliche gcblieben. Dasselbe ist
von dem Znsammenwirken der Hcrren Seelig und Heermann
in der Sonate zn sagen, jedoch hätten wir den mit Allegro
assai, nicht prcsto, bezeichncten ersten satz nm eine Schatrierung
laugsamer gewünscht. Mit grohem Jnteresse dürfen wir dcn
weiteren Kammcrmusik-Konzerten entgegcnsehen und hoffen»
jeweils cinen gleich wohlgefüllten Saal anzutrcffen.
f.Herr Scelig spielte auf eiuem Bcrdux-Flügel.j

StadttHeater.

Heidelberg, deu 10. November.

„Der Freis ch ü tz" von K. M. v. Weber.

Nach dem entsetzlichcn Kleeblatt „Traviata", „Trompetec
vou 'Säkkingen", „Regimentstochter", welches dic Opernsaison
cingeleitet hatte, bildete der „Freischütz" eiuen noch höheren
Geimtz als dicse wunderbarste Blüte der deutschen Romantik
sonst zu bieten pflegt. Wie das Werk selbst scine Vorgänger,
so überragte auch die gestrige Vorstellung die vorhcrgcgangenen
um ein Bcdeutendes und bot in jeder Beziehung achtungswerte
Leistungcn. Das Orchester, dem endlich eine seiner würdige
Aufgabe gcstellt war, leistete durchaus Trcffliches »nter
Radigs Leitung, dessen sichere Hand die ganze Oper mit
gcwohntem Schwunge dirigierte. Ensembles nnd Chöre zeug--
ten von hingebendem und liebevollem Studinm. Auch im Ein-
zelnen gab eS mehr zu lobcn als zu tadeln.

Als Agathe bewies Fräulein T o f) a r wiedcrum ihre
schon anlählich der „Trompeter"-Anffi»:rung hervorgchobeuen
stimmlichcn Vorzüge. Sie schien hcute etwas besangcn, wodurchi
 
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