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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 150-176 (01. Juli 1902 - 31. Juli 1902)
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DiensLllsi, 8. Jnli 1902

Blatt.

44. Jahrgang

.N 156

Erscheint täglich Sonntags ausgenommen. Preis mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei dcr Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post be-

zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausfchließlich Zustellgebühr.

Anzeigenpreis: 20 Pfg. für die Ifpaltigc Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Psg. Für biesige Gefchästs- und Privatanzeigen ermätzigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen an bestimmt
vorgeschriebenen Tagen wird keine Perantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnscrate aus den Plakattafcln der Heidelbcrger Zeitung und dcn städt. Anschlagstellen. Fernsprech-Anschlutz Nr. 82

Zurrr Aalk Metter.

Jn dem für die seiner empfindenden, gebildeten
Schweizer so peinlich gewordenen Ansturm der chauvinisti-
schen „Sonderschweizer" gegen die Nürnberger Festrede des
Berner Prosessors Dr. Vetler sind schon wiederholt die
Namen der in Deutschland so hochgeehrten deutsch-
schweizerischen Litteralurgrößen Gottfried Keller und Konrad
Ferdinand Meyer genannt worden, derentwillen allein schon
jener ganze Chauvinistensturm gar nicht hälte aufkommen
dürfen. Jetzt wird Konrad Ferdinand Meyer als Richler
in dem Streite von einem Freunde des Dichters in der
,Neuen Züricher Zeitung" aufgeführt. Zu der im Jahre
1897 zu Zürich adzuhaltenden Versammlung deutscher
Schulmänncr und Philologen war auch der Dichter zum
Festausschuß cingeladen. Konrad Ferdinand Meyer lchnte
zwar aus Rücksicht auf seine schwankende Gesundheit ab,
fchrieb aber an den Einsender des oben genannten Blattes
als Mitglied des Fcstausichusscs:

Sie wissen, wie vicl ich Dcutschland, wohcr mir so
viele Ermurigungcn und stcts zur rechten Stundc gekommen
sind, zu dankcn habe. Lolches gclegenrlich zu bczcugen, hat
mir srcts Frcudc gcmachr. Aber anch ganz abgcschcn von mei-
ncm pcrsünlichcn Vcrhältnisse zur deulschen Littcrarnr, habe
ich dic allgcmernc Ueberzeugung, datz Zusammenhang und An-
schlutz an das grotze deursche Lcben für uns Schwcizcr crwas
Sclbstvcrsrändiges nnd Notwcndiges ist. Ja, ich habe die
Srärke dieses Bcdürsnisscs srers als dcn genaucn Grad nn-
screr gründlichcn Bildung bctrachrct. Es ist nach mcincr
Ucbcrzeugnng cin uncrmctzliches Gut, datz wir nnbcschadct
nnsercr Eigentümlichkeit eincm weitcren sprachlichen Gcbict
und eincr grotzcn nationalen Kultrrr angchörcn nnd uns nicht,
wie ctwa dic Holländcr, in einem cngcn partikularcn Krcisc
bewcgcn! _

Deutsches Reich.

— Tas amtliche Resultat der Reichstagswahl in B a y-
reuth lautet: Hageu (Ratlib.) 3911, Hugel (Soz.)
5498, Günlher (Freis.) 1164, Feustcl (Agr.) 3286 Stim-
Men. Tie Stichmahl zwischen Hagen und Hugel findet
am 11. Fuli statt.

Travemünde, 7. Fuli. Der Kaiser trat heute
Vormittag 10 Nhr die N o r d I a n d L r e i s e an.

Bade«.

L.6. St. Blasien, 7. Juli. Die Großh. Herr-
schaften werden vom 11. bis 18. Juli hier zur Kur
weilen und im Schwarzwaldhaus des Kurhotels Wohnung
nehmen.

L.6. Karlsruhe, 7. Juli. Jn allen Ressorts der
Großh. Ministerien herrscht zurzeit eine rege Thätigkcit
behufs Vollzugs des neuen Budgets. Die zahl-
reichen vom Landtag bewilligten Stellen werden umfang-
reiche Pcrsonalveränderungcn nach sich ziehen, deren Publi-
kation unmittelbar nach Schluß des Landtags, also gegen
Ende dieser Woche zu erwarten steht. Die wichtigsteu neu
?u besetzendcn Stellen sind: 1. Senatsprästdent und 2 Räte
am Oberlandesgericht, 2 Landgerichtsräte (Mannheim und
Karlsruhe), 1 Staatsanwalt (Karlsruhe), 6 Amtsrichter
(ie 1 in Pforzheim, Freiburg, Konstanz und Villingen und
2 in Mannbeim), 10 Notare, je 1 ordentl. Professor für

Nom Arankfurter Kesangsrvettstreit um den
Kaiserpreis.

^ Das provisorische Komitee hat sich über den Bau der
Otesthalle sür den Gesangswettstreit deutscher Männer-
öesangvereine, der ini nächsten Frühjahre in Frankfurt
^bgehatlen wird, schlüssig gcmacht. Es ist zn der Ansicht
öet'ommen, daß der frühere Platz der Rosenausstellung
der Forsthausstraße das einzig geeignete Terrain sei,
"as dgx Eifenbahnfiskus eventuell kostenlos in Ausficht
8astellt hat. Die Halle wird einem Wunsche des Kaisers
.btsprechcnd, der nicht will, daß die für den Gesangswett-
jtrest bcnntzten Räume später anderen Zwecken dienen,
I^hrt nach dcm Fest wieder niedergelegt, genan, wie
les stiner Zeit in Kassel in der Karlsaue geschah. Jm
»Fbgxschgtz ber Halle wird Sitzgelegenheit sür 4700
^rsonen geschaffen, auf der Galerie für 3350 Personen.

Galerieplätze werden logenartig gehalten nnd srnd
aher auch, ebenso wie seiner Zeit in Kassel, die teuersten.

>. w Halle wird 65 Meter lang und 30 Meter breit. Anf
Podinm haben 1600 sänger nnd 120 Musiker Platz
in Podinm gegenüber befinden sich, ebenfo wie 1899
st Kassoi^ die Kaiserloge, die Toilettennebenräume und
kkeinen Salan crhält, sowie die Preisrichter-Loge.
^llem wird die Kasseler Halle hier fast unverän-
febi ^ieder erstehen, nur daß hier dic prächtige llmgebung
'si Kassel vorhanden war. Als Restanration
üüri'' einstweilen besrimmt ift, das Hippodrom be-
go/'"' uöheren Einzelheiten sind noch nicht definitiv
ba die Komitees erst im Dezcmber znsammen-
Ioli"d besttmmten Mitglieder werden vom

zerprastdentcn und Oberbürgcrmeister gemeinsam

die Universitäten Heidelberg und Freiburg, 1 Oberschulrat,
42 Profcssoren an Mittelschulen, 1 Volksschulrektor (Frei-
burg), je ein hochbautcchnischer und maschinentechnischer
Referent im Ministerium des Jnnern, 3 Amtmänner (Em-
mendingen, Pforzheim und Waldshut), 3 Zuchtinspektoren,
1 Zentralinspektor bei der Wasser- und Straßenbaudirek-
tion, 1 Hauptomtsverwalter (Pforzheim). Am größten ist
die Veränderung im Gebiete der Eiscnbahnverwaltung, wo
im Ganzcn 490 etatmäßige Stellen neu angefordert werden,
sodaß die Gesamtzahl von 5407 auf 5897 stcigt. Außer-
dem werden, wie berichtet, einige höhere Staatsbeamte
aus Alters- und Gesundheitsrücksichten in nächster Zeit in
den Ruhestand treten. Jn Beamtenkreisen sieht man dem
„Schub" mit begreiflichcr Spannung entgegen.

Madischer Landtag.

L.6. Karlsruhe, 7. Juli. (125. Sitzung der
Zweiten Kammer.) Prästdent Gönner eröffnet um
4 Uhr die Sttzung.

Am Ministcrtisch Generaldircktor Eisenlohr und
Regiernngskommissäre. Voc Eintritt in die Tagesordnung
gedachte Präsident Gönner des dahingeschiedenen früheren
Mitgliedes der Zweiten Kammer Fretherrn von Buol-Behren-
berg, der dem Landtag vom Jahre 1881—1897 als Ver-
rreter von Wertheim—Walldürn angehörte. Nicht nur in
Baden, sondern im ganzen deutschen Reich werde ihm ein
ehrenvolles Andenken stcher sein. Abg. Wacker feiert den
Verstorbenen als hervorragenden Politiker, dessen Persönlichkeit,
Arbeitskraft und Pflichttreue ihm stets die volle Ancrkennung
auch in dicsem Hause gesichert habe. Bei den Gegnern habc
dcrselbc die ehrliche Ueberzcugung geschätzt, niemals sei er
ein Freund des Streitcs gewesen und habe niemals die
Grenzen strengster Sachlichkeit überschritten. — Die Mit-
glieder erbeben stcb zum ebrenden Andenken von ihren Sitzen.

Abge Wilckcns (Natlib.) berichret sodann übcr einc
Anzahl Peritionen von Eisenüahnbeamtcn, Bedicnstctcn
unb Arbcitcrn in Betrcff ihrcr Dicnst- und Einkvrmnensver-
hältnisse und bcantragt Ucberivcisung zur Kenntnisnahme.
Abg. Mnser (Dem.) sührt aus, datz dicse Ucbcrweisnng
nickn den lauen Charaktcr tragc, sondern im Effekt cinc cm-
pschlcndc sci, dic allerdings erst bei der Revision des Gchalts-
rarifs in die Erscheinung trcte. Abg. Geitz (Soz.) be-
gründct dcn Antrag, die Bitte der Bremser nm etarmähige
Anstellung der Regicrnng zur Kenntnisnahmc zu überweisen.
Redner bcdauert in längercn Ausführungcn, datz nicht jetzt
schon cinc Bcsserung der Bezüge eintreten tönnc. Abg. E i ch-
horn (Soz.) begründet den Antrag, die Bitte dcr Werkstät-
tcn- nnd Maschinenhausarbciter cmpfehlend zn übcrwciscn und
erörrcrt cingchcnd dic Lagc dicscr Arbcitcr, die fcstc Anstcllnng
und Lohnzulage crbittcn. Rcdner polemisiert sodann gcgen die
Ueberstundcn- und Akkordarbeil nnd erörtert die Frage des
rcchklrch zugestandencn Urlaub. Gencraldrrektor Ersen-
lohr vertritt den Standpunkt der Kommission und wcndct
sich sodann gegcn cinige Ansführungen der Vorredner. Abg.

Hug erörtert die Anstellnngsvcrhältnisse der Lokomvtivführer,
deren Besserstellring dringend geboten sei. Abg. Hcrgt (Zentr.)
bcdauert, datz den Wünschen der mittleren und untereri Eisen-
bahnbcamten nicht sofort cntsprochen werden könne nnd ver-
breitct sich über die Anstellungsverhältnisse der vcrschiedencn
Angcstclltcn und der Arbciter, die verbesserungsbedürstig seien.
Abg. Frühanf (Freis.) verbreitet srch des Eingehenden
über die gcrcchten Fordcrungen der unteren Angestelltcn und I
vcrlangt eine gcnerclle Rcgelung der großen Frage. '

Nach langen Dcbattcn wird schlietzlich dem Kommissions-
antrag zngestimmt.

Dic Sitzung wird nm halb 10 Uhr abgebrochcn. -
Niorgcn 0 Uhr: Petitionen.

L.6. Karlsrukie, 7. JuU. Die Kommission der
Ersten Kammer zur Beratung des Gesetzentwurfes betr. die
Landwirtschaftskammer beantragte, dem Entwurf
die Zustimmung zu erteilen mit folgenden Aenderungen:
Wahl und Ernennung der Mitglieder erfolgt auf 6 Jahre,
von den Gcwählten scheidet alle 3 Jahre die Hälfte aus.
Bis zur Neuwahl behalten die alten Mitglieder ihre Stellung.
Zahl und Einteilurig der Wahlbezirke, das Näherr bezüglich
dcs Wahlverfahrens, sowie die Zahl der iu den einzelnen
Wahlbezirken zu wählenden Milglieder bestimmt die von
der Zentralbehörde zu erlassende Wahlordnung.

L.6. Karlsruhe, 7.Juni. Die Eisenbahnkommission
der Ersten Kammer beantragte, dem Gesetzentwurf betr.
den Bau einer Nebenbahn von Oberschefflenz nach Billig-
heim, sowie dem Entwurf betr. den Bau einer Bahn von
Bibsrach nach Oberharmersbach die Zustimmung zu er»
teilen und die 6 Petitionen betr. Erbauung einer direkten
Hauptbahn von Weinheim nach Heidelberg der Regierung
zur Kenntnisnahme zn überweisen.

L.6. Karlsruhe, 7. Juli. Unmittelbar nach dem
feierlichen Schluß deS Landtags werden die Ab-
geordneten von den Großh. Herrschafien im Residenzschloß
empfangen. An den Empfang schließt sich ein Dejeuner an.
— Dte Budgetkommission der II. Kammer beantragt, die
Petition der Ratschrciber Badens, die Bezüge der Grundbuch-
hilfsbeamten betr., derRegierung empfehlend zu überweisen. —
Bezüglich der Petition des Vereins der Badischen Bahnmeister
tst die Kommission der Meinung, daß zwar die Frage der
Aenderung des Gehaltstarifs zu Gunsten der Bahnmeister
erst bei der allgemeinen Gehaltstarifs - Revision in Betracht
gezogen werden kann, daß aber in Bezug auf die Frage
der Gebühren und Stationszulagen den Wünschen der
Bahnmeister, die ihr keineswegs unbescheiden zu sein scheinen,
jetzt schon thunlichst entsprochen werden sollte. Jn diesem
Sinne beantragt sie Ueberwcisung znr Kenntnisnahme.

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Seine Köriigliche Hoheit der Großherzog hajben
dcn Bezirkssteuerinspektor Emil Müller in Pforzheim zum
Oberzollinspektor dasclbst crnannt.

— Seine Königliche Hoheii der Grotzhcrzog haben
1. dem Exprorckror der Universität Freiburg, Hofrat Prof.
Dr. Paul Kraske, 2. dem Prorektor der Technischen Hoch-
schnle Karlsrnhe, Hofrat Professor Dr. Otto Lchmann,
3. dcm Hofrat Prosessor Dr. Heinrich Rosin an der Uni-
versität Frciburg, 4. dem Hofrat Professor Dr. Richard
Schmidt an dcr Univcrsität Freiburg den Charaktep als Ge-
hcime Hofräte vcrliehen.

— Der Bezirtsassistenzarzt Dr. Ludwig Mcetz in Neckar-
bischofsheim ivnrde etatmätzig angestellt. Es wurden die
Revidcnten Friedrich Bueb und Karl Sautne r zu Revi-
sorcn bci der Zolldirektion und der Registraturassistent Ferd.
Füller znnx Rcgistrator bei dieser Behürde crnannt.

— Der Revident sFriedrich Schneider bei Grotzh.
Obersämlrat wnrde zum Revisor, Akiuar Franz.Kuhu beim
Landgericht Karlsruhc zum Registraturassistentcn beim Mini-
sterium dcr Justiz, dcs Knltus und des Untcrrichtcs crnannt.

ausgewählt und bedürseu der kniserlicheu Bestäligung.
Die Gesanitkosten der Halle sind aus 160 000 Mk. ver-
anschlagt. Die Pläne dazu arbeiket der städtische Bau-
inspek'tor Wilde aus, die Bauausführung wird auf dein
Wege eiues allgemeiuen Uusschreibens vergebeu. Für
das singen selbst werdcn. wie nuumehr feststelst, die alten
Konkurrenzbedinguugen beibehalten werden, uämlich ein
Chor init Vorbereituug von jechs Wocheu, ein Chor mit
einer Vorbereitungszeit von einer «tunde nnd ein von
den Vereinen selbst zu wälstender Chor. Dieser letztere
mnß jedoch der Preiskommission vorhcr nnterbreitet wer-
den, zwecks einer den Jntentionen des Kaisers entsprechen-
den Prüfnng, ob er nicht zn große Schwicrigkeiten für
die Sängcr bietet.

Kleine Zeitung.

Leipzig, 7. Juli. (B a n kp r o z e tz.) Zunächst wurde
Hermann Sumpf aus Kasscl als Zeuge vcruommcn. Er giebt
zu, die Acceptc an die Trebergesellschaft gegeben zu habcn, die
zum Teil aus Tausch vou den Tochtergescllschaften herrührteu.
Die Verbiudlichkciten dcr Trebergesellschaft bci dcr Lcipziger
Bank schätze er auf 30 Milliouen. Exncr sci übcr allcs untcr-
richtet gewesen. Von Exncrs Eintritt in dcn Kasscler Auf-
sichtsrat sci eiumal dic Rede gewescn; die Sache vcrschob
sich aber.

— Brüsscl, 7. Juli. Mehrere Personen behauptctcn
mit Bestimmtheit, am Samstag im Gebäude der Haupt-
post von Löwen Romain D a u r i g n a c, Frau H u m-
bert und deren Tochter erkannt zn haben. Als die
Löwcner Polizei die Spnr versolgen wollte, waren diese
Personen nicht mehr ausfindbar. Der Ches der Pariser
Sicherheitspolizei entsandte gestern eincn Beamten, nm

die ans Löwen übermittelten Nachrichten zn tontrol-
lieren.

— D' heilig Kindhcit. Wic toir kürzlich berichtctcu, hat
ein Karlsruher Kaplau, Hcrr Kromcr, sich übcr die ausge-
schnittcuen Kleidcheu der Schulmüdchen cutrüstet.. Mit gclunge-
nem Humor cmpfiehlt uun dcr dortige „Volksfr." dem gcstren-
gcn Herru das nachstehcndc Gedicht cines Freiburger Dichters,
das sich in dcm nusgezeichnctcn Werkchcn „Dauczapfe us em
Schwarzwald" vou August Ganthcr (Stuttgart, Verlag von
Bonz und Cic. 3. Auflage) sindct. Es ist bctitelt:

D' heilig Kindheit.

D'r Pfarrv'rwescr kummt in d' Schnel;

'r macht c finschdcr G'siecht.

's Meerröhrli legt 'r uf d'r Stuchl,

Des git cr bösi G'schiechtl
Hcrrschaft Ivia fcrchdc d' Büewli sichl
Sie mcrke d' G'widdcrwolk.

„Pfui", rücft 'r, „psui aul Schämme-uü-chl
Jhr sin e suwers Volk l

Mit Maidili, potz Höllcbrand,

Hen ihr jo badet geschtl
Dn bisch d'rbi gsi, Ferdinandl
G'stand's, oder 's git Arrescht!

„Jo," sait d'r Ferdili, i bin
D'rbi gsi; doch i ha
Nit g'witzt, datz Maidili drunter sin.

's hct kcins e Nöckli g'ha!

Ja, fügt der „Bolksfrennd" bei, so ist dic Kindhcit. Und
darum soll man die Kinder nicht ganz unnühcrivcisc anf
Dinge ausmcrksam machcn, an welche das unschnlbigc Kindcr-
gcmüt sonst gar nicht denkt.

Was ist cs, sprich, was bei den Menschen „Licbc" heitzt?
O Kind, das Sützcste und Bitterstc zugleichl

E u r i p i d e s.
 
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