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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 150-176 (01. Juli 1902 - 31. Juli 1902)
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Tienstag, 15. Ank 1902.

Btertt.

44. Jahlgang. — -N 162.

Erschcinr täglich Sonntags ausgenommen. Preis mit FamilierLlättern monatlich 50 Pfg. in's Haus gebsacht, bci der Expedition und den Zwcigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post be»

zogen viertetzührlich 1.35 Mk. ausfchließlrch ZustellZebühr.

L uz ei g c nprei s: 20 Pfg. für dte Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiefige Gefchäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen an bestimmt
morgeschriebenen Tagen wird keine VerantwmÄichkeit übernommen. — Anfchlag der Jnserate auf den Plakaüafcln der Heidelberger Zeitung und den städt. Anfchlagstellen. Fernsprech-Anschluß Nr. 82

Der Wechset iK der WinisterprästdentschafL
in Kngkand.

Ler voüi üllN-ÄLtt.eines eilgtifchW Miniiterpräsiden-
ten zurückgrrreleue Lorü Laiisünry — Roüert Ärthur
Talbot Gascajgue.tLerit, üritter-Marqnis van L-alisbnry
— isl geboncn am 3, Februar 1830 in Halsielü, slehl also
im 73. Lebeusjahre. Er war bis znru Loüe seines älte-
ren Brudcrs (1865) bekaunt als Lvrd Lecil, darauf
als.Wscoun.t,Craubvrlle. Er solgte seinem Later in dem
Marquisat 1868. Nach der üblichen Lnglischeu Vor-
bildung lrat er 1853 in das Unterhaus. wo-.er.sich zu den
Tories hielt und sich durch Geisp üenutuisse.und schlag-
sertige Rednvrgabe hervorragendes Änseh.M..erwarb. Un-
ter Derby wLrde er 1L66 L-taatssetirLlär van.Zndieu, trat
insolge gruWdsätzlicher Gegnerschait geg.en ,jede Parla-
mentsvesorm .1867 .aus dem Ministerw.m.aus, als
DiSraeli seiu .radikales Resormgesetz Linbrachte. Mährend
des .ersten MäuisteriuLls Gladstones gehörte .Lalisbury
seit 1868 zu den Leite.ru der Oppositivn im Qlierhaus,
.nach dessen Sturz (1874) trat er wieder als.Älinister für
Indien in daStLabinet.Disraeli em. Nachdem.er.Kommis-
sar in den Vertlandlttnssn in der OriMtsrLge nrit Rutz-
land gewesen w.ar, wurüe er 1878 Bünister des.Aeutzern,
schloß mit Rnßlaud einsn geheimen Wertrag.. .in Lem sich
Rutzland zu grvtzen Zugeständnissen verpflichtete. Äuf
dem Berliner K-Lngreß mar er zweiter BevoKmächtigter.
.Nach BesconsfieLös Stuvz uud Tvd sührte er iiie Oppo-
sition geAvl Gladstone, bchonders gegen dessen äg.yptische
Politik. Nach dessen parkirmentarischer Niedevlage 1885
übeNlahm er die Negierung, trat aber infolgs der Neu-
mahlen 1W6 wieMr zurück. Nach Gladstones Strrrz und
.Beseitigun-c der Hvme Ruile Bill erhielt er im Ängust
dessr lben Kchres a»ss. neue t ie Leitung. Salisbury strebte
danach, Enpland aus seiner Jsolierung herausZrrfühven
vlnd rvollte vas Veühältnis ,zu Deutschland frieMch ge-
sttalter. Rußlands Machtenbfaltung im Osten rmL J.r-
lunds ÄnsprAchen trat er entMgen. Er war eill erbitter-
rer Mnd der HomeÄttiler. Hn den Kolonialfragen mit
Drntschland vehielt c-r das f>eundschastliche Verhältnis
be:, werin er cnich wesentliche Worteile sür England bei
dou Ver.handlnngen herpnsschlug. 1892 trat er vor der
Michrhcit der WadstoiieMer zurü^. Darauf war er wie-
der,Fühmr der Oppositivn im Oberhausc.

Zm Iihre L395 kam SaliÄrury, nach deni Sturze
RoMcrlM, wiedec an daL Ruder, seitdem hat er, an der
Spite .dcr Megiereing gestanden. Die Last der Jahre und
dcr Lrrlüst seiner Frau haben ihn dazu gesührt, seiue
politische Wirksanlbeit als Premier abzuschlistzen, aber
. Salisdury bltrbt noch geh. S«zelbewah»rr und danüt Mitglied
?ies KMiiets. Jn üen letzter Iahrcr. soll Salisonry sich
Ason zismlich ipassiv perhalten haben. Lie HaupterrLschlüssc
-ss Kabinets fsind nLcht vo« ihm, ßondern von seinem
Mffen urv) setzijlen Nachfolger iLalfour musgegangsn.

Balfovr, ein Maiu von 54 Jahrcn. ffteht, vori seinem
Ost im eingchührt, seit der Mitte dsr 70er Jshre in der Pvlitik.
Den verschisdenen Kabinetten Schisburys chat er angelKrt,
im porletztcn und cm jetzrgen WW er Fsthrer des llntcr-
hauft-i. SeiNe Berufung an die Spitze des Lkabinets,-ist
Äarum die nalNrgemäße Fplge seinsr bisherigLl Wirksamksit.
NcmerÜmswert -ist, ssaß Belfonr, vls ihm die PreWier-
Ȋnistelischaft aLgcboten wurde, sich zuerst mit EhamberLain


und dem Hanpt der liberalen Urüsuiftm Mavpuis Harting-
ton beriet; «r erkannte damit diese beiden Männer als
Hanptstützcn seines Kabinets an. Man darf annehmen, daß
dcr Kurs drr englischen Regierung nnter BaLsour so bleiben
wird, wie sr seit 1895 gewesen ist. Daß Balfour als ein
Freund Deutschlands gilt — so wftt dieseS Wort in der
Politik «Wewendet werden dars — wurde schon hervor-
gehoben. _

Deutsches Reich.

— Dcr ehemalige nationalliberale Parteiführer Rudolf
v. Benuigsen, der erst neulich einen schweren Familien-
verlust durch den in einem Pistolenducll crfolgten Tod
eines seiner Söhne, des Landrats o. Bennigsen, zu Springe
erlitten hal, ist abermals von einem harten Verlust be-
troffen worden. Seine Gattin Anna, >geb. v. Reden, ist
am Samstag im Alter von 68 Jahren nach kurzer Krank-
heit an Herzlähmung gestorben. Der greise Politiker,
der vor wenigen Tagen sein 78..Lebensjahr vollendet hat,
darf sich allgemeiner Teilnahme vcrgewissert halten.

Bade«.

LL. 5L«.r Is.r u h.e, 14. Fuli. Das brutigc „Gcsctzcs- imd
Aecocdrmygsblatt" veröffentlicht das Resetz, die Bezirke dcr
Grundbuö^imter betreffcnd.

Gttlingen, 14. Juli. Ein Zentrums-Arbeiter-
verein hat dem „Landsm." zufolge gestern in einer Ver-
sammlung eine Resolution fnr Zulassnng einiger Männer-
klöster einstimmig angenommen.

— Zur Männerklöster-Frage schreibt das
Freiburger Zentrumsblatt, der „Freib. Bote", u. A.:

Dic Lage -ist heute ganz anders in Waden, als voi> drci,
Mer odcr fün.f Jahren. Das schcineii die gutcn Klosterstürmer
nicht zu wissvn. Denn in den letzten Fahren, seit wir -die Mis-
sioncn dnrch ,-Ordcnsgeistliche abhalten dürscn, sind landauf,
landab in Badcn solche Missionen mit dcm segcnsrcichsten Vcr-
lauf abgchalten worden. Wenii wir recht unterrichtet siud,
wurd.en sogar m dcr letztcn östcrlichcn Zc.it — also nach den
lctzrcn Landtagsivahlen — im Städtcheu Bonudorf und an-
dcren -Orten dicser „libcraleu Gegeud" Missioncn durch Or-
L.e.nspriestcr .abbehalten. Wcun die katholische Bcvölkcrung
salcher Gebiete sich srüher in dcr Ordcnsfrc-gc kühl verhiclt, so
wlrd sie ietzt -nut -Nachdruck und hcücr Bcgcistcruug für die
Orden.cintrcten.

Bayern.

— Justizminister Frhr. v. Leonrod mußte sich
am vergangenen Samstag einer Operation am grauen
Star unterziehen. Die Operation ist sehr günstig verlaufen.

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Semc Kö.uiglichc Hohcit dcr Grotzhc.rzog habcn
dem RechuuWsrat Fcichinaud K r u s e bei der Generaldirektiou
der Staatscjse.nbahneu das Ritrc.rlreuz zweitcr Klasse des Or-
dens vom Zahrmgcr Lowen.verliehen, dem Setretär der Grotz-
herzoglichen Gesand.tschast iu Be.rlin, Gustav Zeisc, die
Erlaubms zur Annahme und zum Tragen des ihm vou dcm
Fürsten vori Schaumüurg-Lippe verliehenen.Ehrenkreuzcs vicr-
ter Klasse des Fnrstlichen Hausordens, dem Jnstruktor dcr
Heilgymnastik am Grotzh. Friedxichsbad in Baden, Adolf
A a uth die Erlcmbnis zur Anuahme und zum Tragsn des
ihm von dem Regenten von Braunschweig verliehenen Ver-
dieustkreuzes erster Masse zmn Herzoglichcn Orden Hcinrichs
des Lölveir erteilt und dcn Resereudär Wilhelm Weis; er aus

Thannheim zum Notar im Amtsgerichtsbezirk Schöuau sowie
den Referendär Dr. Oskar Geiger aus Ucberlingcn zum
Notar im Amtsgerichtbezirk Metzkirch ernannt.

— Vom Justizministcrium wurde üem Notar Weitzer
das Notariat Zell i. W. uud dcm Notar Dr. Gcigcr das
Notariat Mehkirch zugewicseu.

— Scine Königliche Hoheit der Grotzherzog haben
deu auherordentlichen Proscssor Dr. Alfrcd Hoche an der
Universität Strahburg mit Wirkung vom 1. Oktober dieses
Zahres zum ordenrlichcn Professor der Psychiatrie und Direktor
der pshchiatrischen Klinik an der Universität Freiburg, den
außerordenrlichen Professor Dr. Robert Hautzner an der
Uuiversität Gietzen unter Verleihung des Titels „Oberbiblio-
hhekar" zum Vorstand der Bibliothek der Technischen Hochschule
iu Karlsruhe sowic zum ordcntlicheu Professor dcr Mathe-
marik ernannt imd dcm Hilfsarzt der psychiatrischen Klinik der
Universität Freiüurg, Privardozenten Dr. Hermmm Franz
Psister den Charakter als anßerordentlicher Professor vcr-
liehen.

— Es wurde dem charaktcrisiertcn Polizeikommissär Wil-
helm Ricdinger nnd dem charaktcrisierten Polizeikommis-
sär Franz Laver Dicirich bei Grotzh. Bezirksamt Mann-
hcim die etatmätzige Amtsstelle eines Polrzeikommissärs da-
sckbst übertragen.

— Revident Ludwig Zimmerma n n wnrde znm Revi-
sor, nnd Kanzleiassistcni Adam Zubcr zum Revidenten bei
der Landcsvcrsicherungsanstalt Baden ernannt und Verwal-
tnngsassistent Jakob Dörner beim Landesgefängnis Frei-
burg wurde znm Kanzleisctretär bei dcr gcimnnten Anstalt
crnannt. Expcditurassistcnt Friedrich Nenninger bei dev
Slaatsanwaltschafr Freiburg wnrde zum Registrator 'üeim
Amtsgericht Emmcndingcn erncknnt. Expediturassistent W.
Föhrenbach bei Grotzh. Staatsanwaltschaft Karlsrnhe
wnvde zur Starsanwaltschaft Freiburg versetzt, Aktuar Philipp
Gruner beim^Amtsgericht Karlsruhe znm Expeditnrassi-
ftcnten bei der Staatsanwaltschaft Karlsrnhc crnannt. Fi-
nanzassistent Friedrich Tschipke, erster Gehilfe üeim Do-
mänenamt Konstanz, wurdc als Buchhalter etatmätzig ange-
stellt.

— Die Grotzherzoglichc Zolldirektion hat dcn Hauptamts-
gehilfen Karl W i l d vei dcr Zolldir-ektion als Revidenten, die
Hauptamtsgehrlfen Otto Schmitthelm in Basel, Josef
Winkler in Konstanz, Wilhelm Laier, Friedrich
Nutto, Ottö Rothmnnd, Johann Schncider nnd
Hermrann Weüer in Mannheim und Friedrich Unglenk
in Singen als Hauptamtsassistenten, sowie den Erstcn Gehilsen
Qtto Wa hle in Säckingen als Buchhalter etatmätzig ange-
stcllt. Grenzkontrolleur Friedrich Klng in Thengen wnrde
nach Wiechs versetzt.

— Durch^ Entschlietzung der Steucrdircktio» wnrde über-
tragen: der «Lteuerkommissärdicnst Bühl denr Stcuerkommissär
Leopold Kicfer in Ettenheim, -der Steuerkommissärdienst
Sinshcim dem Stcuerkommissär Gg. Abelc in Wolfach, der
Steuerkommissärdienst Donaueschingen dem Steuerkommissär
Adam Hofmann in Eberüach, ferner nntcr gleichzeitiger
Ernenung zu^Steuerkommissären: der Steuerkommissärdienst
Lauda dem Steuerkommissürassistenten Karl Ludwig M ü l-
lcr in Freiburg, der Steuerkommissürdienst Wolfach dem
Steuerkommissäraffistenten Ludwig Schweinfurth in
Pforzheim, dsr Steuerkommiffärdienst Eberbach dcm Stcuer-
kommissärassistenten Gustav Schwenker in Mannheim, der
Stcuerkömmissärdienst Thicngen dem Steucrkommissärassi-
stenten Stefan Wcinig in Heidelberg und der Steucrkom-
missärdicnst Adelsheim dem Steuerkommissärassistenten Hein-
rich Scherer in Karlsruhe. Es wurdcn die Finanzassisten-
ten Karl Hoch beim Finanzamt Bruchsal, Eugen Mavcr
bcim Finanzamt Offcnburg imd Johann W o 'h lff a h r t beim
Finanzamr Mosbach als Buchhaltcr etatmäßig angestellt. Dem
Revidenten Jakob Fischcr in Neustadt wnrde unter Er-
nennnng znm Steucrkommissär der Steuerkommissärdicnst Neu-
stadt iib-ertragen. Bnchhaltcr Emil Falbisaner beim

Kie UermäßLung des Urinzen Wirko von
Wsntenegro

rnit p.er Tachter dcs Obersten Konstaminowitsch hat am
Dreits/i >n (letinje ftattgLfunde.n. Ueber die Hychzeits-
ieier l«gt dew „Berl. Lnkalanz." folgender Bericht.vor:
Cetinje., 12. Zuli. Dis Braut des Prinzen
rto txaf mit ihren Elwrn und zahlreichem Gefolge
hier ein. Erbprinz Dsnilo mit mehreren Mitgliedern
-der Aamilie Pet.rowitsch ging ihnen bis Njeguche ent-
gegen, wo ffe mit grotzen Ovationen vom Valke empsan-
sten wurden. Anch am Wege nach Cetinje selbst fanden
herzlichx Begrüßungen statt. Vor denr Palast empsing
^ie gesamte Fürstensamilie den Prinzen Mirko mit seiner
^rwählten und ihren Angehörigen. Milrtärmnsik spielte
^wntenegrinische Hymncn. Dann solgte ein Diner im
Palast. Ter spezielle Gesandte Jtaliens, Admiral Deli-
^ro, iiberbrachte dem Fürsten und dem Prinzen INirko
striefliche Glückwünsche des Königspaares, für die Braut
^sst Diadem von Brillanten und Smaragden. Beim
Diner toastete Fürst Nikolaus auf das Königspaar von
^talien und aus alle Souveräne, deren Vertreter dem Di-
beiwohnten. Das Volk sührte vor dem Palais
-'^ati^aiEvze auf. Dazu gab es grotze Jllumination
nnd Feuerwerk. Besonders grotzartig siel die Trauungs-
kerer in der Hoflapelle aus. Der Throufolger Danilo
negleitete die Braut mit ihrer Familie im Hoswagen.
R süriPiche Familie von Montenegro, die vor dem
Imlais wartete, begrüßte die Angekommenen; dann ging
^nan zur Kirche, Danilo mit der Braut, der Brautvater
z-ncril Konstantinowitsch mit der Fürstin Mikena, der
"anemsche Admiral mit der Kronprinzessin und Fürst

Nikolaus mit Frau Konstauiinowitsch. Truppen bilde-
ten Spalier. Die Zeremovie dauerte dreiviertel Stun-
-den. Dann kehrte das Ehepar mit seinem Gefolge zum
Palais zurück. Es gab stürmische Ovationen s.eitens des
Publikums, als Fürst Nikolaus auf üem Balkou an
'eineu Sohn herantrat und ihn liebkoste.

Ueber die Haltung der ftrbischen Regierling zu dieser
auch Politisch bedeutsamen Heiratsangelegenheit wird
dem Nlatt gemeldet:

Belgrad, 12. Juli. Der GesaNdtei Serbiens
in Cetinje, Oberst Milosch Wissilsch, wird nnmittelbar,
nachdem die dortige Vermählnngsseier zn Eudc ist, auf
seinen Posten zurückkehren. Die serbische Regierung legt
Wert daraus, auch dadurch zu dokumentieren, daß die
durch die demonstrativ seindsetige Haltung des Obersten
Konstantinowitsch notgedrungen veranlaßte Absentie-
rung des offiziellen Vertreters L>erbiens keinerlei Ein-
fluß auf den Fortbestand der bestmöglichen Beziehungen
zn Montenegro ausüben werde. Eine derartige Ver-
sicherung ist übrigens seinerzeit auch dem montenegrini-
schen Minister des Aeußern, Gawro Wukowitsch, erteilt
worden, als er in bekannter Mission vor einigen Monaten
hier weilte. Anläßlich der heutigen Vermählungsfeier
gingen von hier keinerlei amtliche Glückwunschkundgebun-
gen ab. _

Kleine Zeitung.

— Berlin, 14. Juli. Fm Prozeß Sanden
beantragte der Staatsanwalt heute gegen Eduard San-
den 6 Jahre Gefängnis nnd Verlust der Ehrenrechte anf
10 Jahre; gegen Heinrich Schmidt 2 Jahre Gefängnis,

gegen Puchmüller 4 Fahre, Eduard Schmidt 2 Jahre,
Warsinski 5 Monate, Otto Sanden 4 Jahre, Haenschke
1 Jahr 3 Monate.

— Wien, 12. Juli. Auf den Grasen Larisch feuerte
iu Obernüergcrn eiu Kammerdiener, den er wegen ver-
stbiedener Diebstähle enllassen hatte, mehrere Revolver-
schüsse ab. . Der Gras blieb unverletzt.

— Pnris, 14. Juli. Nach einem Privattelegramm
des „Matin" aus F,o r t de France ist gesteru nni
Mitternacht ein dritter sehr heftiger A 'u s b r u ch
erfolgt. Nachrichten auS dem Jnnern der Anscl be-
sagen, daß unter den Einwohnern eine starke Panik
herrsche. Dis französische Mission ist gestern nach Saint
Siere abgegangen.

— Parlnuiciitnrischcr Zeitvertreib. Das Kabinet
für Handzeichnungen im Louvre-Museum hat jüugst cin
sehr originelles Gescheuk crhalten. Es sind Federzeich-
nungen, die nicht nur von den Künstlern, sondern auch
von den Historiographen geschätzt werden dürften. Es
handelt sich um Bitdnisse von Abgeordneten und dNini-,
sterm, mit denen andere Abgeordnete während der parla-
mentarischen Sitzungen, in denen wichtige aber lang-
weilige Gesetzentwürfe durchberaten wnrden, irgend ein
Stück Papier „geschmückt" haben. Der Abgeordnete
Lasies, der bekannte nationalistische Kampfhahn, hat,
während die Kammer die Kostenrechnilng der Madagas-
kar-Erpedition Prüfte, die Königin Ranavalo aus „Sflrl-
lenpapier" verewigt. Schön ist das Bild nicht, dafür
ist es aber auch nicht ähntich. Ein zweites „Gemälde"
des Herrn Lasies stellt den Kriegsminister Andrä dar.
Daß sich auch der setzige Marineminister, Herr Camille
Pelletan, der Mann, der alles kann, als Maler versuchk
 
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