Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 150-176 (01. Juli 1902 - 31. Juli 1902)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.23861#0027

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Frcitag, 4 AM 1902. Gvstes BlaLt. 44. JahrMNg. — 153.

Erscheinttäglich Sonntags ausgenomrnen. Preis mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei dcr Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post be-

zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschlicßlich Zustellgebühr.

Anzeigenpreis: L0 Psg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Ausnahme von Anzeigen an bestimmt
vorgeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Lnservte auf den Plakattaseln der Heidelbergcr Zeitung und den städt. Anschlagstellen. Fernsprech-Anschluß Nr. 82

,»»«!>»«>»!«»«» » !!»!«>>»««»> I» >>»»>»«!»>» >«!»»!> »M W>!!«!«WI> »»>» » !>!» I« » ! I, !!«!>>»»»

Hin öemerkenswerter Krkaß der Kerrn
v. Wodviel'ski.

Das Probleni dcr Entschnldnng übcrschnldcter länd-
lichcr Bcsitzungcn legt ein Erlatz des preutz. Ministers
für Landwirtschaft vom 30. v. M. den Provinzialbehör-
den und Kreditinstituteu vor. Tas Problem berührt eine
sür das Wohl und Gedeihen unserer Landwirtschaft
höchst bedeutsame Frage. Deun ueben dem niedrigen
Preise eines Teils der Erzeugnisse der Landwirtschaft
und dem Mangel an ländlichen Arbeitern und Dienst-
boten drückt die Höhe der Verschulduug uud zwar der
Verschuldung gerade in der Form des kündbaren
Darleheus unsere Laudwirtschaft s-ckpver. Es ift eine
biüige Weisheit, zu fordern, datz diesem Uebelstande teils
durch Veräutzcrung dcr sehr hoch verschuldeten Besitzun-
gen, teils durch Abverkauf von Land abgeholfen werde.
Man braucht nur an den Anfang der hohen Verfchuldung
sowohl der größeren als der bäuerlichen Besitzungen in
einem großen Teile unseres Landes zu crinnern, um
darzuthun, daß die Forderung des Besitzwechsels betreffs
der hochverschuldcteu Güter eine vollständige llmwäl-
zung der Besitzverhältnisse zur Folge haben müßtc und
gänzlich außerhalb des Bereichs der Möglichkeit liegt.
Was aber den Abverkauf anlangt, so verfolgt bekannt-
lich die Rentengutsgesetzgcbung den Zweck, die llmwand-
lung von wirtschaftlich auf schwachen Füßen ftehenden
Großgrundbesitzungen in kleinere und mittlere Land-
wirtschaften zu ermöglichen. Auf diefe Weise ist den
Latifundienbesitzern die Möglichkeit geboten, ihren Be-
sitz durch llmwandluug eines Teiles desselben in Reuten-
güter von drückenden Schulden zu entlasten, und es ist
auch vou dieser Möglichkeit viel Gebrauch gemacht wor-
den. Bei mittlcren nnd kleineren Besitzungen
ist aber der Wcg der Entschuldung durch Abvcrkauf eines
Teiles des Gruud und Bodens nnr in sehr befchränktem
Maße und nur schr bedingungsweisc gangbar. In den
meisten Fällen verbietet sich cin solcher mit Rücksicht auf
dcn Gebändebestand und die Höhe der Generalunkosteu
aus dem Grundc vou felbst, weil durch den Abverkauf
nutzbarcn Landes die Rentabilität des Restgrundstückes
in höhercm Maße vcrhindcrt werden würde, als es
durch Verringerung des Kaufpreiscs zum Abstotzen von
Schulden Erleichtcrung erführe.

Auf derselben Höhe stcht die Frage, was denn der
Staat für ein Fnteresse an der Erhaltnng der hochver-
schuldeten großen und mittleren Grundbesitzer habe.
Autzerhalb des waschcchten Manchestertums betrachtet die
Wissenschaft den Grund uud Boden längst nicht niehr als
blotze Ware, sondern erkennt in den durch Generationen
mit dem Grund uud Boden fest verwachsenen Grund-
besitzern, den Großgrundbesitzern wie den Bauern, ein
wesentliches Moment staatserhaltender und sozialer Kraft.
Hat also der Staat und die Gesamtheit des Volkes ein
starkes Jnteresse an der Erhaltung der ländlichen Grund-
besitzer, so überwicgt naturgemäß das Jnteresse der Letz-
teren an der Entschuldung und an der Verhütung wei-
terer übermäßiger Verschuldung. Es wird daher ganz
mit Recht in dem erwähnten Erlasse des preuß. Ministers
für Landwirtschaft darauf hingewiesen, wie lebhaft die
iu demselben aufgeworfene Frage die weitesten Küeise
der Landwirte interessiert. So wichtig das Ziel für
das Gedeihen unsecer Landwirtschaft und des ländlichen

Grundbesitzes ist, das sich jener Erlatz steckt, so schwierig
ist der Weg zur Erreichung desselben, und iu der dem
Erlasse beigefügten Denkschrift werden demzufolge ganz
mit Recht die Gründe'für und wider die einzelnen zur
Erörteruug gestellten Vorschläge unparteiisch gegeniiber-
gestellt und sorgsam gegeneinander abgewogen. Nur
auf der Grundlage sorgsamster Vorbereitung und reis-
lichster Erwägung lassen fich auf diesem schwierigen Ge-
biete Positive Früchte erzielen. Datz aber die Staatsre-
gierung in einer Zeit, in welcher gerade auf dem Gebiete
der landwirtschaftlichen Verwaltung fo viele und schwere
dringliche Aufgaben zu lösen sind, nicht davor zurückge-
schreckt ist, die Lösung dieses großen gesetzgeberischen
Problems einzuleiten, ist unter allen llmständen anzu-
erkennen. _

Deutsches Reich.

— Die Nekruteneinstellung soll, soweit
deren Festsetzung noch vorbehalten ist, nach näherer Fest-
setzung der Generalkommandos dieses Jahr in der Zeit
vom 21. bis 23. Oktober erfolgen.

— Der von Generaloberst von Loö in seiner Rede
erwähnte tapfere alte judische Husar heißt Moses Bier
und lebt in Bonn als Viehhändler. Er war während des
Feldzugs 1870/71 Oldonnanz bei General v. Strubberg.

Baden.

* Die von der Regierung gestern in der Zweiten
Kammer abgegebene Erklärung wird allgemein dahin auf-
gefaßt, daß Baden in kurzer Zeit Männerklöster
haben wird. Der „Beobachter", der „Volksfrennd",
die „Landesztg.", die „Bad. Korresp.", die durch Berichter-
statter in der Kammervertreten sind, haben alle diesen Eindruck
erhalten. Auch aus dem Bericht, den wir unsern Lesern
unterbreiten, leuchtet das unverkcnnbar heraus. Dem
Zentrum, das unablässig sür Genehmigung von Männer-
kiöstern gewirkt hat, ist leider in der Linken — den Frei-
sinnigen, den Dcmokratcn und Soziatdemokraten — ein
Helfer entstanden, der in blinder SÄematisterungssucht das
unterstützt, was er an sich und sachlich bekämpfen und ver-
urtetlen muß. Hätte die Linke nach ihrer Ueber-
zeugung von der Schädltchkeit und derGefahr der Männer-
ordcn :n dem konfcsstonell gemischten Baden gestimmt,
so wäre das Votum anders ansgefallen, der
Zentrumsantrag hätte nicht die Mchrheit gehabt und die
Männerorden wären aller VorauSsicht nach nicht ins Land
gekommen. Wenn nnn in cinigcr Zeit auf dcr Neichenau,
in Walldürn und vielleicht auch in Gengenbach Klöster ein-
geweiht werden sollten, dnnn möge mnn nicht vergessen, anßcr
den Mitgliedern des Miiiistcrinms auch die Linkc der
Zweiten badischen Kaminer dazu einzuladen, damit sie dort
die verdiente Aiierkeiinung crute.

Wadischer Landtag.

L.O. Karlsruhe, 3. Juli. (121. Sitzung der
Zweiten Kammer.) Prästdent Gönner eröffnet die
Sitzung um V.10 Uhr.

Die Tribüncn stnd stark bcsetzt. Unter den Zubörern

befinden stch viele kathol. Geistliche. Znr Beratung steht
dcr Zentrumsantrag auf Zulassung der Männer-
orden.

Bcrichterstatter Mg. Zchnter (Zcntr.) führt aus: Das
Zentrum habe mit seincn Anträgen nicmals der Regierung das
Rccht der Mitwirkung bci dcr Zulassung der Klöster absprcchen
wollcn. Seine Fraklion habc diesmal dic Form einer Reso-
lurion gewählt, wcil sie sich einer ncuen Regicrung gcgenüber
sah, wclche, wie sic hoffe, den billigen Wünschen dcr katholischen
Kirche nickü schroff gegenübersrehe. Jn der hcutigen Zcit sei
ein thatkräftiges Zusammcnwirken von Staat und Kirche be-
sondcrs notwcudig. Das Zcnirum wüusche nur, daß die Rc-
gicrung von ihrcr Befugnis Gebrauch macht. Jn früherer Zeit
seien die Anträge des Zentrums mit großcr Mehrheit angc-
nommen worden; cr hoffc, das; auch dicsmal das glciche der Fall
scin wird. Von dcr natioualliberalcn Partei erwarte das
Zentrum kcin Entgcgenkommen; üas sei aber auch nicht not-
wendig, da die Rcgierung frei nach ihrem cigcuen Ermessen
ihrc Entschließung treffcn könne. Er hoffe, daß sie bald einen
eiitsprecheiiden Entschluß fasscn wird.

Staatsmiiiistcr v. D u s ch gieüt namens des Staatsmini-
stcriums solgende Erkläriiiig ab: „Nach Paragraph 11 des Ge-
setzcs vom 9. Oktobcr 1800, die rechtliche Stclluiig der Kirchen
uud kirchlichen Vcreiiic im Sraatc betrefsend, ist dic Genehmi-
guug zur Einführung eines rcligiösen Ordcus, bezw. Errichtung
cinzelncr Anstaltcn eincs solchcn in die Haud der Großh. Re-
gierung gelegt. Wie diesclbe von dieser Bcfugnis schon seither
gcgenüber weiblichen, der christlichen Charitas diencnden Kon-
gregarionen eincn weitgehendcn Gebrauch gemacht hat, so
steht sie auch der Zulassuug von Nicderlassungcn mäuiilichcr
Orden uicht grundsützlich ablchnciid gegcnüber. Die Annahme
eincr Resolution seitcns dcr Hohen Kammer, wie solche von
dcu Abgg. Zchnter und Genosscn ueiicrdings bcantragt wird,
und wic sic schon am 15. Fcbruar 1900 in wcscntlich glcicher
Fassung die Zustimmung dcr Mchrheit dcr Zweiten Kammcr
erlangt hat, kami, weim auch die Großh. Rcgicrimg den Bc-
schluß der Volksverirctuug in gebührende Würdigung ziehen
ivird, nicht die selbstäudige Verantwortlichkcit aufheben, die
mit dcm gesetzlich der Regierung überlassencn Genehmiguiigs-
rccht verbunden ist. Seitens dcr Kirchenbehörde sind erst nach
Beginn und im Verlauf der laiidständischcn Berchandlimgen
Anträgc auf Genehmiguug einigcr Niederlassinigen münnlicher
Orden gestellt worden. Einc Entschließung dcr Regierimg auf
diese Anträge ist bis jetzt noch nicht erfolgt; dcrselben müssen
noch eingehende Erwägnngen und Vcrhaudlungen vorausgehen
zur Feststellung der näheren Modalitäten, nnter dcnen etwa
jcnen Anträgen entsprochcn wcrden könnte. Tic Regicrung hat
bei diescr Sachlage zu cinem abschlicßeiideii llrteile darüber
noch nicht gelangen köimen, ob imter den gegenwärtigen Ver
hältnissen die Voraussehungen sür gegcbcn zu crachten seicn»
unter denen sie die Verantwortung für dicsc Zulassung männ-
licher Ordensniederlassungen üücrnehmcii dürfe."

Abg. Wilckens (Natlib.) giebt folgende Erklärung na-
mens der uakionalliberalen Fraktion ab: „Dic Angelegcnheit,
welche hcute zur Diskussion stcht, hat das hohe Haus schon so
oft beschäftigt, daß cs kaum möglich ist, in Bezug auf diesclbe
etwas Neues zu sageu. Die Frage der Zulassimg der Männer-
orden wurde insbesondere erst auf dem letzken Laudtage so aus-
sührlich verhandelt, daß cs mir nicht gebotcn zu sein scheint,
sie aufs Ncue in brcitcm Umfauge zu erörtern. Frcilich ist die
heutigc Situation insofcrii einc andcrc, wie vor zwei Jahren,
als die Herrcn Antragstcller jetzt nicht mehr eine Acnderung des
Gcsetzes vom 9, Oktober 1860 im Sinne dcr Zulassung der
Orden ohne staatliche Genchmiguiig vcrlangcn, sich vielmehr
auf den Boden dieses Gesetzcs stellen und nur wünschen, datz
die Großh. Regiernng von der ihr darnach zustehenden Befug-
uis dcr Genehmigung der Mäimcrordcn-Niedcrlassuiigen im
Lande Gebranch mache. Es kann daher heute von vornherein
aiif eine wiederholte Darlcgnng der Gründe, welche gegen
die frühcr Seitens des Zenrrinns begehrt gcweseue Aenderung
dcs Gesetzes vom Jahre 1860 ins Fcld zn führen sind, ver-

Kleine Zeitung.

— Leipzig, 3. Juli. Jm Bankprozeß bemerkte
bei Besprcchung der Revisionskonten vom 13. Juni 1900
Gentzsch, daß er sich nicmals über die Höhe des Obligos
bei der Trebergesellschaft klar gewescn sei. Die angeklagten
AufstchtsratSmitglieder entsinnen stch, daß in der Sitzung
voin 15. Juni 1900 von einem Treberobligo in Höhe von
16 bis 18 Millionen die Rede gewesen sei. Am 15.' Juni
1900 erbat Kassel die Unterstützung der Bank zu Dividenden-
Zahlungen. Diese genehmigte, daß Kassel eine Million
trassiere unter der Bedingung, daß die Tratte nicht direkt
vach Berlin giriert werde. Am 4. Juli 1900 eröffnete
die Bank ein Solidar-Vorschußconto Jung u. Ge-
vosscn in Höhe von 4 Millionen und ging
Neue Transaktionen mit der Trebergesellschaft
e>n. Die Aufstellung des Obligo der Trebergesellschaft in
Höhe von 55 Millionen soll der Aufsichtsratssitzung am
13. Juni 1900 vorgelegen haben. Die Aufsichtsratsmitglieder
jvollcn davon keine Kenntnis haten. Wie die „Leipz. N.
Aachr." mclden, wurde der frühere Gemraldirektor der
Trebergesellschaft Schmidt heute Vormittag von Kassel nach
^ipzig übergeführt, um im Prozeß der Leipziger Bank als
Zeiige vernommen zu werdeu.

— Hallc a. S-, 3. Fuli. Der Redakteur des „Volks-
vlaites", Dwienty, der Lchwiegckrsohu Liebknechts,
Pirzte sich sm Fieberwahn ans dem Fenster nnd blieb
>o>ort tot.

, — Eoburg, 2. Jnli. Die Abreise der früheren

o ß h e r z o g i n v o n Hessen zur Knr nach

Langenschwalbach im Tannus ist anf Freitag festge-
sctzt. In Frankfurt a. M. trifft die Großherzogin mit
ihrer aus Lnngenburg kommcnden Tochter Prinzessin
Elisabeth zusammen, die während der Daner des Anf-
enthalts in Langenschwalbach bei ihr bleiben wird. Die
Mutter der Großherzogin Marie reist morgcn Abend iiber
Berlin auf längere Zeit nach Petersburg.

— Ein Mndchcngymnasium für Schöneberg wird
schon zn Ostern 1903 in Verbindung mit der Schöne-
berger stüdtischen höhercn Älädchenschule im Aufban
begonnen werden. Es soll eine Realgymnasialabteilung
von sechs anfsteigenden Klassen eingerichtet werden, in
welche nur Schülerinnen anfgenommen werden können,
die sechs Iahre mit gutem Erfolge die höhere dNädchen-
schule besucht haben oder dnrch eine Prüfnng entsprechende
Kenntnisse nachweisen. Doch sollen Schülerinnen unter
zwölf Fahren nicht zugelassen werden. Es würde also
nach zwölfjähriger Schulzeit die Reife für die llniversität
ähnlich wie die Knaben erreichen können, wcnn anch im
Lehrplane einige Aendernngen gegenüber den höheren
Knabenschulen vorgenommen werden sollen. Anch in
Wilmersdorf besteht der Plan, die Viktoria Lniseschnle
znm Mädchengymnasium auszubanen,

— Von der Revolte in einer westprenßischen Schnle,
uber welche wir schon berichteten, giebt der „Grandenzer
Gesellige" noch folgende L-childerung: Jn einer Entfer-
nnng von 1U Meilen von Berent liegt das arinsetige
Dors I n s ch kcn , bewohnt ausschließlich von Polnisch-
kassubischer Bevölkerung. Dort amtiert seit etwa drei
Jabren an der tatholischen Schule dcr Lehrer Borchert.
Alles ging friedlich, bis es mm Plötzlich zu einem Anfrühr
kam, Als der Lehrer in gewohnter Weise den Ilnter-

richt begann und das Morgengebet geisprochen war,
erhob sich plötzlich eincr der ältesten Schüler mit den
Worten: „So, nu kann's losgehen", brach ans der Lchnl-
bank hervor und stürzte sich mit einem Stock auf Herrn
Borchert. Dem schüler folgten die übrigen nach, die,
gleichfalls mit Stöcken bewafsnet, auf den Lchrer ein-
hieben. Dieser wehrte sich mit seinem Stock, so gut es
ging, und errang dann auch fchließlich das Uebergewicht,
so daß die Burschen ihre Stöcke fortwarfen nnd sämtlich
aus der Schulstnbe nach Hause flüchtcten, wo sie von
dcn Eltern in Empfang genommen ivnrdcn. Der Lehrer
hat den Vorsall sofort dem Krcisschulinspektor genieldet.

— Ein seelischcs Stahlbnd. Bei den reichen Damen
Newyorks ist es jetzt Modc geworden, auf einige Tage
in ein Kloster zu Pcekskill am Hudson zn gehen. Dort
müssen sie in stiller Zelle drei Tage weilen. Sieben
Stnnden des Tages sind dem Gottesdienste nnd der
Rndacht gewidmet, sieben Stnnden dem Nachdenken über
sich nnd ihr Seelenheil, der Rest strengster Nnhe des
Körpers nnd der seele. Die vornehmen Ladys werden
durch diese Uebungcn so gestärkt, daß sie sich nachher
mit doppeltem Vergnügen der weltlichcn Lust in die
Nrme werfen. Anch Fräulein Mary Morgan, die Toch-
ter des „großen" Trnst-Magnaten, hat sich kiirzlich in
das neueste „seelische Stahlbad" begeben. Hoffentlich
hilft es ihr.

Weater- und KunAnachrichien.

Enaelbert Humperdinck, der Componist von „Hänsel uiib
Gretel", hat eine nene Märchenoper, „Dornröschen" betitelt,
vollendet, die in der nächsten Spielzeit im königlichcn Opernhanse
zn Berlin ihre erste Aufführnng erfahrcn soll.
 
Annotationen