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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 203-228 (01. September 1902 - 30. September 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23861#0559

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^rscheint täglich Sormtags ausgenommen. Preis mit Familieublattern monallich 50 Pfg. in's Haus gedracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 4V Pfg. Durch die Post be-

zogen vierteljährlich 1.3b Mk. ausschlietzlich Zustellgebühr.

«nzeigenpreis: 20 Pfg. fnr dte Ispaltige Petitzcile oder beren Rauw. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige GcschäftS- nnd Privatanzcigcn ermähigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen an bestimmt
dorgeschriebenen Tagcn Wird keine Verantwoülichkeit übernommen. — Nnschlag dcr Jnseratc auf dcn Plakattafcln der Heidclberger Zcitnng und den städt. Anschlagstellen. Fernsprech-Anschlnß Nr. 82

Alke Ireunde

'riner anständigen, waßvollcn Prcsse fordern wir hiermkt
ouf, zur immer wciteren Verbrcirung der

„jkeiöelderger öeitung"

Uiltzuwitkcii.

Jm Reichstage stehen wichtige Angelegenheiten zur
Bcralung, insbesondere die Zollvorlage, an deren
Schicksal alle Erwerbsstände unmittelber beteiligt stnd-
Läßt sich ouch das Publikum im allgemeinen nicht dazu
herbci, Reichstagsberichte, in dencn alle Reden ausföhrlich
Wiedergegcben sind, zu lesen, so will es doch unterrichtct sein.
Dazu cignen sich sehr gut unscre kurzen Berichte. Bei
wirklich wichtigen oder hervorragend interessanten Reden
werden dieselben entsprechend erwcitert.

Jn Baden horren wichtige Angclegenhciieu ihrer
Entschcidung.

Wer übcr dicse und die sonstigen politischcn Vorgänge
unterrichtet sein will, dem bietet die

„Möellierger 2eitung"

in ihren reichhaltigen Nachrichten in gedrängter Kürze
alles Wissenswerte.

Die Drahtmeldungen der „Heidelberger ^eitnng"
können von keinem Blatte ihres Gebietes übertroffen werden.

Der -Kreis unserer Mitarbeiter ist ausgedeh nt

Und verbreitet sich ständig.

Unser .Feuilleton bringt neben spannenden und wert-
vollen Romanen und Erzählungen alles Wtssens-
werte und Unterhaltende aus dem Leben der Gegenwart,
Theater- und Konzert-Krttiksn.

Ueber das, was iii Heidelberg geschieht, wird aus-
führlich berichtet. Die Heimatliebe wollcn wir pflegen und
un der Entwicklung unseres Gemeinwesens nach wie vor
witarbeitsn. Unnü.tzer Klatsch soll unseren Spalten
fern bleibcn.

Für sachliche „E ing esandt" stehcn die Spalten
unserer Zeitung jedem Leser aern offen.

Wer sich durch Uebersehen ftaatlicher und städtifcher
Bekanntmachnngen keinen Unannchmlichkciten aussetzen will,
wer über Handelsangelegenheiten, Konkurse rc, über die
Lage der Landwirtschaft und Jndustrie stets auf dem
^aufenden sein will, dcr abonniere auf die

„Möelberger 2eilung"

Alleiniges

Amts-Verkündigungsblatt für deu gefamten
Amtsbezirk Heidelberg,

sowie

Alleiniges

Kreis-Verkündigungsblatt für den gesamten
Kreis Heidelberg.

An Beilagen

bringt die „Heidelberger Zeitung" wöchentlich zwet-
wal die „Heidelberger Familienblätter", ferner
°en „Landwirtschaftlichen Zeitgeist", der sich bei
Unserer Landbevölkerung große Beliebthett errungen hat und
8U einem uncntbehrlichen Ratgeber geworden ist.

Die „Heidelberger Zeitnng" erscheint täglich mit
^kusnahme von Sonnlag und kostet

monatlich nur 50 Pfg.

^rrch unsere Träger hier und auswärts frei zugestellt.
Durch die Post bezogen vierteljährlich Mk. 1.3S ohne
Zustellgebühr.

Anzeigen jeder Art finden durch die „Heidelberger
Zeitung" weiteste Verbreitung und den besten Erfolg
W unsercm kaufkräftigen Leserkreise.

Zum Abonnemcnt ladet freundlichst ein

Vrrllig ulld Redatltiau der „Heidtiberger Zeitung"

Untere Neckarstraße 21.

Zie Mnioasregierung nnd die rumänischea
Iuden.

Wio bereits erwähnt, hat der Staatssekretär des
ouswäriigen Amtes der Vereinigten Staaten, Mr. H a y,
"U die Signatarmächte ,der Berlincr Kongreßakte von

I L878 gleichlautende Noten überrcichcn lufsen, Äurch.welche
z -diefelben aufgefordert lverdcn, im -L-uuiL jener Kongretz-
i akte bei der rumänischen Regicrnng dahin zn wirken,

^ daß die Bedrückung der rumänischen Iudeu ein Ende
' nehme. Begründet wird dieser auffallende 'Lchritt mit
Erwägungen der ZNenschlichteit sowie dem Jnteresse der
Vereinigten Staaten daran, die mrissenhafte Einwande-
rnng mittelloscr rnmänischer Iuden abzustauen.

Was den letzteren Puntt betrifft, so stehen der ameri-
kanischen Regierung andere Mittel zu Gebot, sich der Ein-
wanderung zu erwehren. Wen.ii sie von ihnen Gebrauch
gemacht hätte, sv würde niLiiiand etwas einznwenden
haben! «ic hätte dann von ihrem Hansrecht Gebrauch
gemacht.

Ilncle Sam aber als Monschlichteitsapostel hat doch
vorlänfig imrner noch etwas Komisches an sich. Anch
der Filipinos hat er sich schon seit ein paar Jahreitz
natürlich rein aus Menschlichkeit angenommen. Warmn
sollte er nicht jetzt anch dic verfolgten rumänischcn Jnden
nnter seinen Schntz nehmcn?

Das wäre das, was man der Begründiing der ameri-
kanischen Note gegcnüber zu sagcn hätte.

Tie Note als Ganzes abec macht einen noch viel
niertiviirdigeren Eindrnck. Ohne Weitcres ist zuziigeben,
daß die systematischc Verfotgnng der Juden in Rmnä-
iiien eines zivilisierten Staates nnwürdig ist. Man würde
sich nnr frenen können, wenn irgend eine a n d e r e Groß-
macht den Mut nnd den guten Willeti gezeigt hätte,
Znständen ein Ende zn niachen, Ivelche den Grundsätzen
der christlicheii Weltanschauiing sowohl, als auch denen
der allgemeinen Menschlichteit ziuviderlausen. Daß aber
gerade die Vereinigten Staaten, welche in Puncto Ein-
mischung in amerikanische Verhältnisse so überaus kitz-
lich sind, sich vor andern für Lernfen halten, dcr Katze
die Lchelle anzuhängen, das ist sonderbar, höchst sondcr-
bar.

Interessant ist nnn aber die folgende neueste Mel-
diing in dieser Frage: Die Londoner „Ncorning Post"
läßt sich von ihrem Berliner Korrespondenten telcgra-
Phieren: „Die britische Regiernng richtete an die Signa-
tarmächte deS Berliner Vertragos über die antrsemitische
Gesetzgebiing Rumäniens eine Note, die ähnlich wie
die anieritanischc Note lantet."

Vian sie'ht also: John Bnll möchte vou dem Nimbus
der Menschlichkeit, mit dem die amerikanischen Vettern
sich umgeben möchten, auch etwas abbekomn«»i; dariun
läßt er auch gleich eine Note los.

Viel trefsender dürfle eine Wiener Pceldnng die
Sachlage charakterisieren, wetche bcsagt: „bctreffs der
ainerikanischen Protestnota wcgen der rnmänischen Iuden-
verfolgnngen dürfte O e st e r r e i ch mit den übrigen
Berliner Pertragsmächten Fühlung nehmen, mn ein ge-
nieinfames Vorgehen zu veranlassen. Jn einer voraus-
sichtlich idcntischen dcote der Signatarinächte soll darauf
hingewiesen werden, daß die llnion, da sie nicht zu den
llnterzeichnern des Bcrliner Vertrages gehöre, nicht
legitimiert sei, eine Entscheidnng betreffs der Fremden-
behandlung in Rumänien zn fordern; dagegen soll
die Note zn den Ansführungen der amerikanischen Note,
soweit diese im allgemeinen anf die Gebote der
Hnm. anität hinweist, die Z n st i m m n n g der
Alächte ausdrüchem."

Es ist in der That sehr zn wünschen, daß in dieser >

Heidelberg, 22. Sept.

So allmählich kommen tvir in die Theaterspielzeit 1902-03
hincinl Am Samstag Abend fand cine Probe des neuen
B ü h n c n b e I e u ch t n n g s a p p a r a t e s statt, Lessen An-
lage man sich 15 000 Mk. hat kostcn lassen, ein Beweis, daß
cs mit dem ab und zu in den Köpfen einiger Krinstfreunde
spukenden Theaterneuban noch lange Zeir hat. Der neue
Apparat, von der Berlincr Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft
ansgestcllt, ermöglicht cine außcrordentlich fcine Abtönung der
Bühnenbeleuchtung, je nach dem vorliegenden Zweck. Er ge-
stattet z. B. Sonnen-Auf- oder llntergänge, sowie Nachtszenen
mit Mondbeleuchtung, den bctreffcndcn Erscheinungen in der
Natur sehr nahe zu bringen. Allerdings erfordert die !oir-
kungsbolle Bcnutzung des Apparates eine längere Uebung und
eine große bühnentechnische Erfahrung in Beleuchtungseffckten,
die von den bisherigen wcsentlich verschieden sind. Wcnn es
däher anfangs nicht ohne Fehler abgehen wird, so wird doch
mit dcr Zeit dieser Beleuchtungsapparat eine wertvolle Bcrei-
cherung unserer Bühne darstellen. Mit seiner Aufstcllung sind
ferner noch andere angcnchme Ncbenfolgen verbunden. Ein-
mal ist die Feuersgefahr, nameutlich für die Darstellcr durch
Wegfall der Rampenlichtcr wcseutlich vermiudert; zum andcru
gestattete die Ersetzung dicser Rampenlichter durch elcktrische
Birneu die Rampe um ca. 15 Ctm. medriger auzulegen, so
daß sich das Bühuenüild vergrößert. Fünfzehn Centimeter
machcn da mehr aus, als man glauben sollte. Ferner ist dcr
Anfenthält auf dem Schnürboden fur dic Feuerwehrleute,
die bisher da oben immer ein wenig an die Bleidächer Venedigs
crinnert wurden, bedeutend crlcichtert. Man darf also den
betrcffenden maßgebenden Stellen dankbar sein, für die Mnni-
fizenz, wclche sie nnserem Theater gogenüber bewiesen.

Auf dieser also bercichertcn Bühne wird fich nun der
Thcaterwinter 1902-03 abspielenl Was wird er uns brin-
gcn? Die Beantwortung dieser Frage bringen zum großcn
Teil die ersten Theatervorstellungen nnd die Tagc dcr Novi-
täten" (d. h. was hier Novität ist), die für unsere Stadt

projektierten KoUektivnote deutlich znni Ausdrnck koninit,
daß inan in Europa teine Vorlesungeu über Menschlich-
keit usw. aus ameritanischein Minde notig hat. Bian
führt dort — nnd Präsident Roosevelt in letzter Zeit
besonders häusig, — die Blonroe-Doctrin im Munde
heruni, die besagt, daß die Pereinigten Staäteu jedwede
Einnüschung europäischer Staaten in die inneren Ber-
hältuisse von Staaten des ganzeu amerit'anischen Kon-
tinents als einen Angriff anf die Freiheit und Jntegrität
Anieritas ansehen und dementsprechend abwehren wer-
den. Was ist denn nnn diese Note anderes, als eine Ein-
nnschnng Amerikas in innerenropäische Verhältnisse? Dcr
Grnnd niit der Einwandernng ist, wie schon gesagt, nicht
slichhaltig.

Man muß daher die dlote entschielden nach dem
Grmidsatze: „Principiis obsta" behandeln; denn fast er-
scheint sic als ein Bersnchsballon, der feststellen soll,
was sich die europäischen Regiernngeu von Washington
alles bieten lassen. Oder sollte etwa Theodore Roose-
velt auch hiermit in „Popularität" mnchen wollen im Hinblick
ans die Präsidentenwahl?

Deutsches Reich.

— Der „Nordd. Allg. Ztg." zufolge ging dem Reichs-
kanzler vom Ostasiatischen Verein mit Beziehung auf die
Befriedigung der deutschen Eotschädigungsansprüche aus
den chinesischen Wirren ein Tankschreiben zu, nach dem
bisher bereits 39 pCt. Schadenersatz gezahlt sind und weitere
Teilzahlungen zum Jahresende in Auesicht stehen. Es
heißt dann weiter: Wenn auf diese Weise für die deutscheir
Kaufleute erreicht wurde, was unter den obwaltenden Um-
ständen erreichbar war, so ist das in erster Linie dem
wohlwollenden VerständniS zuzuschreiben, welches die Reichs-
regierung dcn Bedürfnissen »nd Wünschen der beteiligien
Kausmannschaft entgegengebracht hat, sowie der zielbewußten
Energie, mit der sie diese Wünsche vertreten hat. Die
deutsche Kaufmannschaft empfindet freudigen Stolz über
dieses kcaftvolle Eintreten ihrcr Regterung für die Jnteressen
des deutschen Handels und wird hierin einen Ansporn zu
immer weiterem Vorwärtsstreben !m friedlichen Wettbewerb
mit anderen Völtern erblicken.

Baden.

— Z ri r K losterf r a g e hatten die „Biünch. 9!.
Nachr." eine Korrespondenz gebracht, die wir unseren
Lesern bereits initgeteilt haben. Es wnrde dort die An-
sicht vertreten, daß sich im «choße der Regierung ange-
sichts des bekannten Protestes eines großen Teiles der
Bevölkernng, namentlich aber infolge der Adresse der
Hochschullcihrer ein Stimmungswechsel nnd zwar zn Un-
gnnsten der Klöster zu vollziehen scheine. Wie deni auch
sei, der „B a d i s ch e Beob." tritt dieser MÄ'dung in
einem derart h o ch f a h r e n d ein UnH siegesge-
wisse n Tone entgegen, daß die Bemerkung in dem Le-
fchdeten Artikel „die Ultramontanen, die bereits alle Ge-
walt in den Händen zu habeu glaubm" wohl nur zu
gerechtfertigt erscheint. Der „Beob." behauptet zwar,
diese Ultramoiitaneu seien bloß Figurm aus deu ueue-
sten Schriften Böhtlingks. Wie kommt er aber danu
zn sotgender Aeußerimg: „Uus macht mau auch mit den
„bestinimtesten" Jiiformatiouen nicht bange: wir k ö n-

immee Ereigmsse sind. Stellen, sich hier doch die neucn Kräfte
vor, welche nns dcn Wintcr über dic langen Abende vcrkürzcn
helfcn sollen. Und die Provinzthcater sind ja möist auf „ueue
Kräfte" angewiesen. Jn diescm Jahr ist der Wechsel ein be-
svnders lebhafter, namcntlich bei dcm Opcrnpersonal. Von deir
bcwährtcn Kääften des vorigen Jahres werden wir nur Fräu-
leiu Koppenhöfer, den aucrtänuten Stern und Lieüliug
unsercs Theaterpublikrims, sowic die Herren v o n H u n y a d i,
Sorclli und Walter wicder begrüßen können. Neu
sind Frl. Paula Tollar als jugendliche Sängerin und Frl.
Sophie Braunals Coloratursängerin. Fräulein Anna KaI-
tenba ch wird die Altparticn singen. Die Damcn sind
samt und souders Wicncrinnen; hoffcntlich hört man es incht
z u sehr. Rudolf M ark aus Graz ist als erster Tenor en-
gagiert; er scheint sowohl zur VeAretung der Heldcn- als
auch der lyrischen Rollc» in Anssicht geuommen. Hcrr von
Kcller wird durch Herrn Fritz Mechler aus Trier ersetzt;
für kleincre Partien sind Adam K a l l e n b e r g e r, ein
Bctter unseres alten Bekanntcn, von Mannheim, sowie Herr
Fritz Stauffert aus Karlsruhe zur Vcrfügung. Die musi-
kalische Lcitung liegt nalürlich wicder in den bewährten Händcn
unscres Panl R a d i g, der wie im Vorjahre von Herrn Jac.
H. de Klark unterstützt wird. Herr Fcldner wird scine
schätzensweicke Kraft wicder dcr Regie widmcn.

Auch die Sckiauspiclkräfte siud im wcsentlichen neue! Be-
giuncn wir mit dcm, der für unsere jüngere Damenwelt die
Hauprsachc ist: mit dem ersten Hclden und Liebhaber. Er
hcißt — diesmal nicht mchr Hermann Rudolph, sondern Konrad
H o l st e i n und ist von seinem Gastspiel her wohl schon
viclcn bekännt. Jugendlicher Licbhaber wird Herr Karl Eck -
hoff aus Flensburg sein, Für die Vätcrrollen habcn ivir
au Stelle des Herrn Wiegner Herrn Peter Sigl aus Görlitz
eingetanscht, auch cin Bekaunter aus früheren Jahren.

Als Komiker ist uns Herr Schneider geblicben; er wird
iviedcr die Regie der Operette führen. Gliicklicherwcise ist auch
Herr Alois Großman» wiedcr verpflichtct worden; er wtrd
»ns hoffcntlich wieder manchen Gcnnß bereiten. Max Brandt
ist in dicscm Winter wicdcr Schauspieler und zwar Vertreter

Aur Kröffnung der Tyeulerspictzeit. LM
 
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