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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 229-255 (01. Oktober 1902 - 31. Oktober 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23861#0739

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Frcitag, 17. Oltibcr 1902. Grftes Blatt. 44. Jahigang. — 24Z

Erscheint täglich. Sonntags ausgenommen. Preis mit Familienblättern monatlich 80 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und Len Zweiganstalten abgeholt 40 Pfg. Durch

die Post bezogen vierteljährlich 1.36 Mk. ausschliehlich Zustellgebühr.

A n z e i g e n p r c i s: 20 Pfg. für dic Ispaltige Petitzeile vder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermätzigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen
an bestimmtcn Tagcn wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelb. Zeitung und den städt. Anschl^gstellen. Fernsprecher 82.

Deutfches Reich.

— Ter Kaiser sollte nach der „KönigSb. Hartung-
schen Zeitung" im Offizierskasino des Grenadier-Regiments
Nr. 3 zu Königsberg in Bezug auf dcn kommandierenden
General Frhrn. von dcr Goltz gesagt haben, nun könne er
ruhig schlafen, jetzt habe er „einen Haeseler im Westen und
einen Haeseler Im Osten". Wie die „Königsb. Allgemeine
Zeitung" erfährt, ist diese Aeußerung aber gar nicht gc-
sallen. Des kommandierenden Generals hat der Kaiser in
seiner Rede überhaupt nicht gedacht.

— JnHageni. W. hat eme stark besuchte katho -
l i s ch e P r o t e st v e r s a m m l u n g „init tiesster Ent-
rüslmig" von der Rede Keuntnis genommen, die der erste

staudeu seiu köuue, uud er hoffe, daß ihre Arbciteu die
Gruudlage für eiue Versläudiguug üildeu werde. Die
zweite Lesuug werde im W e s e n tlichen e n t-
s ch e i d e u ü sein sür üie enügiltige Gestaltung unserer hau-
delspolitischeu Verhältnisse, uud deshalb wolle er im Namcn
üer verbüiiüeten Regierungen und mit ihrer ausdrücklicheu
Zustimmuug auf üie Gesichtspunkte noch eiumal hinweisen, die
für die gesetzgeüerische Aktion üer Regierung maßgeüend
g e w e s e n s i u d u n d bleibe u werden. Mit dem
Ablauf der Hanüelsverrräge sei die Müglichkeir einer Neuord-
nuiig unserer handelspolirischen Berhältnisse gegeben. Die
Land wi rtschaft bedürfe des e r h ö h t e u Zoll -
s ch u tz e s, aber zugleich müsse unserer hocheiitwickelteu Jn-
ü u st r i e der i n n e r e Markt gesichert und sie in
üie Lagc gesetzt wcrdeu, die eroberten a u s l ä n ü i s ch e n Ab-
satzgebiete zu sichern und thunlichft zu erweiter n. Die

Bürgeruieistcr Herr Cuno ani'Bearütznnasabeud dec l verbü.chetcn Regierungen halt-n,rden „AbMutz langfristi-
" " os Enona lN'balten bnt ! s " ä? a n d e l s v e r t r a g e fur wuu,chens- uud crstrebcn»-

L, r.tailg. -^llllcc^ gehailin I,al. , a,' mMIeii .SionüeiAtiei-ri-noe 1NN ieüen Vreis.

Generalversammlung de
'rie erblickeu in dieser Reüe den rückfichtslosen AuSdruck

wert, aber sie wollen keine Handelsvetträge um jeden Preis,
sondern untcr Wahrung üer vollcn Gegenseitigkeit unü dcr

bcsitz, nicht aber idie Lanüwirtschaft als solche J-nteresse. Der
wahre Bauernfreund müsse den Bäuern vorhalten, öatz sie
nicht recht zu wirtschasten verstehen. 20 Prozent der Grotz-
grundbesitzer seien ungenügend vorgebildet. Die Schwärmer
für cinen Befähigungsnachweis im Handwerk reden nie von
eincm Befähigungsnachweis in der Landwirtschaft.

Abg. v. Kardorff (Reichsp.) w-iderspricht dem Redner
nntcr Widerspruch und Lärm der Linken. Was man durch
den Schutzzoll im Ausland verliere, gewinne man im Jnland
zehnsach wieder. Redner erklärt namens seiner Partei, datz
sic bei den Kommissionsvorschlägen stehen bleiben. (Zurufe
links: „Wie laiige?") Das' Parlament habe ben Anspruch,
dasz seine Vorschläge vou der Regierung geuau so ernsthast
erwogen werden, wie letztcre es vom Parlament bci ihren
Borschlägen verlangt.

Wciterberatung morgen.

i;<

Baden.

K arls r u h o, 15. Oktober.

Zur Kloste»

einer konfessionellen Voremgenommenheit und geben der ) berechtigten Jnteressen.'" Das notwendige Jnstrument. zu f l- a g e schreibt der „Bad. Volksb.": Wir erfreuen uns

Erwartuug Ausdrnck, daß die berufeuen Faktoren es

versuchen werdm, dem so schwcr gekränkten katholischen , --- --- .

Vevölkeruugsteil iu geeigneter Weise Genugthuunq zu s wie vor die richtige M i t t e l l i n i e gesunden zu haben. Der
verschaffeu. — Wenu daaeaeu 51atholikenversaininluuaen > tiandwirrschaft sei darin die große Konz-ession crhöhter land-

Handelsverträgen zu gelangen, sei der vorgelegte Z o l l-
iari f. Jn ihm glauüen die verüündete» Regierungen nach

verschaffeu. — Wenu dagegeu Katholikenversainmluugen
von eiuer r-tädteverwaltuug üegrüßt werdeu, danu ist
das recht uud wird gerue entgeqeugenommen.

- A, - j L

KaIIer habe Ende duhes k'Nonats nut seiuer chgcht ' schaft, setzt auseinauder. wetche Uebelstc
„Hohenzollern" eine Fahrt nach Jtalien und Griechen- i
land machen wollen, dieser Plan sei aber bis zuiu Fe-
bruar 1903 vertagt wordeu, und der Kaiser habe au
Ttelle dicser Reise jetzt eiuen B e s u ch iu E n gIaud
angesetzt. Der Kaiser wvrde am 6. November vou
Berlin abfahrcn, in VlissingM an Bord seiner Aacht
„Hohenzollerii" gehen und in «sheeruetz oder Harwich
landeu. Von dort werde er zunr Besuch des Königs nach
Taudringham fahreu uud aiißerdem den Lord Chol-
mondeley in Schloß Hougthou, dcu Lord Leicester in

wirtschafrlicher Zölle und einer Festlegung der Getreidezölle
nach unten gemacht. Mit diesen Minimalzöllen seien allent-
halben Handelsvcrträgc uoch möglich. Der Reichskanzler spricht
-- - r,.'".über die Lage der Landwirt-

Ucbelstände eine weitere Er-
i hohimg der Getreidezölle nach sich ziehen werde, daim be-
i tont er, datz jede ErhöhunL der Minimalzölle
^ heu Abschluh bon Haudelsverträgen unmöglich mache uud
i 'die vcrbündeten Regierungen mit ihren M i u d e st z ö l l e n
' bis zur äutzersteu Grenze gegangen seien. Nach-
i dem der Reichskauzler uochmals die Vorlagc als das richtige
- Kompromitz empfohlen, erklärte er wiederholk: A«f eine Er-
hölnuiii der Miudestzölle sür Getreide können die verbünde-
i tcn Rrglermuieil nicht cingehen, cbcnsowenig imf die Ausdeh-
iiuiig der Mindestzölle auf andere Artikcl. (Hört, hörtl Bei
fall links.) Darüüer sind die verbüikdeten Regierungen voll-

chloß Hokkham und deu Lord Lousdake iu Lowther ( kommcn eiiug. Sollte der Tarifentwurf abgelehnt wcr-
stisf-sc nak'Id11i-sg ibl'il. s,i inin'dt'n ihic iil'i'biindt'tt'n Neaierunaen auf Grundlaae

Castle besuchen. Vielleicht werden auch Cambridge und
Penrith noch besticht werdeu. Der Ausenthalt des Kai-
sers in England werde unter timständen bis zum 20. No-
vember andauern.

— Eine polnische Zeitung „Dziennik Berlinski" ersährt
aus ganz sichcrer Quelle, daß die Polenfraktion mit
16 gegen 5 Stimmen beschlossen habe, für den Zoll-
tarif zu stimmen.

Deutscher Weichstag.

Berlin, 16. Okt.

Die sozialdemokratische und freisinnige Jnterpellation
über die Fleischnot wird einstweilen abgesetzt, nachdem
Staatssekretär Dr. Graf v. Posadowsky erklärt hatte, der
Reichskanzler werde die Jnterpellation erst beantworten,
wenn sämtliche Erhebungen abgeschlossen seien.

Es solgt die zweite Beratung desZolltarifs.
Nach längerer Geschäftsordnungsdebatte beginnt die Dis-
kusfion über § 1 Absatz 2 zugleich mit den beiden Tarif-
Positionen betreffend Weizen und Roggeu.

Das Haus ist mir mäßia stark besetzt.

Reichskanzler G raf B ü I o w dankt der Zolltariftom-
niission für ihre hiugebungsvolle Arbeit, die anerkennenswert
sei, wenn man anch nicht in allen Punkten mit ihr einver-

den, so würden die verbündetcn Regierungen auf Grundlage
des b e st e h e n d e n Tarifs ü'ber neue Handels-
v e rträge verhandeln, >md dabei auch uach Kräften die
Jnteressen der Laiidwirkschaft wahrnehmen So gut wic mit
dem neusn Zolltarif werde ihnen das nicht gelingen Daher
bitte er im Namen der vcrbündeten Regiernngen die Ver-
treter der Landwirtschaft, das schwere nnd mühsame Werk nicht
zu verhiiideril, dcnn es gebe keine Obstruftion, die nicht den j
Parlamentarismus schädige und Axt an seine Wnrzel lege. '
(Große llnruhe links.) Das Nichtzuftandekommen würde vor
allem für die Landwirtschaft große Nnzuträglichkeiten mit sich
bringen. Redner schlietzi nnter Beifall mit cinem Appell
an die oft erprobte Vaterlandsliebe des Hanses.

Hierauf spricht der Referent Speck (Zentr.) Der A'bge-
ordnete beschränkt sich auf eiue kurz-e Empfehlung d-er Kom-
missionsbeschlüsse. nach welchen die Mmdestzölle für Roggen
und Weizen gegcn die Vorlage von 6 nnd 6,60 Mark auf
5,60 Mark und 0 Mark erhöht ivorden sind. Die Zölle des
«utonomeii Tarifs von 6 Mark für Roggen mid Weizen
sind in der Vorlage auf 6, Lezw. 6,50 Mark erhöht. — Die
Kommission hat eine Erhöhnng auf 7 Mark und 7,60 Mark
Leschlossen.

Nach dem Refereiiten sii-hrt 'Wg. Gothein (freis.
Ver.) aus: Wenn die Nachbarläuider ihre Tarffe ändern, sci
Deutschland nicht ganz schuldlos daran. Der Entwurf schaffe
allerdings ein Rüstzeug, abcr ein so gcwichtiges, datz es den
j Kamps erklären werdc. Die anderen Staaten würden eben-
i falls E'rhöhuiigeii eiiitreten lassen. Das würde eine Schraube
: ohne En>de geben. An den Zöllen habe nur der Großgrund-

in Badi'n seit vielen Iahren der konfessionell gemischten
Staatss-äMle, um die uns die freiheitlich Gesinnten an-
derer Staaten beneiden. Es ist ein gutes Zeichen für
nnser Volt, daß die Privatschulen bei uns im Gegen-
satz zn Norddeutschland nur in verschwindend geringer
Anzahl Fiisz fassen tonnten. Mit den Klöstern kämen mlch
die K'losterschnlen im Lande Baden zum Vorschein. Denn
wenn jeder dazu befähigte Staatsbürger eine Schuls
ins Leben rufen taim, wird man dies auch auf die Dai«r
den Möncheu nicht verwehren tönnen. Ilnseren Gym-
nasien werden bereits dnrch die Konvikte hnnderte von
Knahen entzogen. Jn einigen Orten liegt der Volks-
schulnnterricht der Mädchen bereits in den Händen von
llrsulinerinnen (Breisach, Villingen), imd die Lehrer
können sich des Gedankens nicht erwehrcn, daß sich die
i Mönche sehr bald als ein Hauptfeld ihrer Thätigkeit den
Schulunterricht auSsuchen und Klosterschulen eröffnen
werden. Dies ist aber eine tötliche Gescihr fiir die Ein-
heit und die freiheitliche Entwicklung unserer t'ofessionell
gemischte», staatlichen Volksschule. Eine negakive Ent-
fcheidung der Klosterfrage würde darum von der Majo-
rität der Lehrer im Jnteresfe unserer Volksschule mit
Genugthiiung aufgenommen.

— Wie das „Frcie Wort" (Nr. 14) mitteilt, lehnt
es die Hof- und Landcsbibliothek in Karlsruheab
Nietzsche's Werke anzuschaffen, und zwar mit Rückstcht
auf die Empfiridlichkeit der Ultramontanen. Die Bibliothek
führt als Vorwand für ihr Vorgehen den Umstand an^
daßNietzsche's WerkezurBelletristik(I) gehörten. Wenn
das wahr ist, was das „Freie Wort" behauptet, so muß
man sagen, wir sind weit in Baden gekommen.

Elsaß-Lothringen.

— Zum Besuch des Großherzogs von Baden
in Mülhausen schrcibt man der „Straßburger Post"
u. A. noch: Die einfache, lcutselige Art und Weise seines
Auftretens, sowie das ehrfurchtgebietende und doch herz--
gewinnende Wesen dcs greisen Fürsten ließen auch die
Herzen unserer sonst so nüchternen Bevölkerung für ihn
höher schlagen, und eine in politischer Hinsicht sehr maß--
gebende Persönlichkeit unserer Stadt sagte mir offen heraus,
daß, wenn das Elsaß gleich nach dem Kriege unter das
Szeptcr dicses hochverehrten Fürsten gekommen und mit
Baden vereinigt worden wäre, unsere Verhältnisse gegen-

KLeine Zeitung.

— Frankfnrt a. )>N., 16. Oktober. Anläßlich des
gestrigen 50. Todestage s I a h n s fanö in der
Paulskirche eine von der Frankfurter T u r-
u e r schaft veranstaltete Iahnfei> e r statt. An-
Ivesend waren die Spitzen der Zivil- und Militärbehör-
^en, Vertreter des SNagistrats und der Stadtverordneten-
hersammlung, die Geistlichkeit, die Turnerschaft und ein
llhr zahlreiches Publiknm. Pfarrer Werner hrelt die
Ceftrede. Gleichzeitig mit der Feier wurde eine G e-
v e nktafel f ü r Ja h n enthüllt. Dieselbe trägt die
Aufschrift: „Hier saß in der Nationalversammlung
Eriedrich Jahn" und das Bekenntnis Jahns: „Deutsch-
mnds Einheit ivar der Traum meines erwachenden Le-
vens, das Bkorgenrot meiner Jugend, der Sonnenschein
^ieiner Manneskrast, nnd ist jetzt der Abendstern, dsr mir
3Ur ewigen Ru'he winkt."

„ — Berlin, 16. Oktober. Der für morgen bevor-

^rhende Bnrenbesnch hat dem S t r a ß e n k I ei n h a n-
5 rI eine neue Färbung gegeben. An Stelle der Post-
rarten, die sonst den kleinen Cohn in allen Stellungen
unh nach dem Tode verherrlichen, sind die kriegeri-
iuffn Köpfe der drei Hauptmärtyrer der Buren getreten
An der Widmung: „Zum Andenken an den Besuch der
Fnirenhel'den in Berlin." Anch Burenhüte und Schär-
werden in verschiedener Ausführung. angepriesen.
die Lebhaftigkeit des Fremdenstromes niit dem zu er-
.^urtenden Besnch zusaminenhängt, darf wohl bezweifelt
verden, wenn auch die Neugier oder ein Gefühl von
>?tanimverwandtschaft wohl den und jenen aus der Pro-
'Uz herbeigeführt haben mag.

— Wie», 11. Oktober. Hier verhaftete man einen
jungen Schweizer Gastwirtssohn, Rndoif Bohren aus
Grindelwald, als H o ch st a p l e r, der ciuch am Rhein,
in Düsseldorf, Stuttgart, Paris seine frechen, teilweise
amüfanten Betrügereien hauptsächüch an Hoteliers und
vornehmen Reisenden verübt hat. 1874 in Grindelwald
als Sohn eines größeren Hoteliers geboren nnd dann in
Marseille und Birmingham als Hotelsekretär thätig,
hatte der junge Mcinn von den Gästen vornehmes Be-
nehmen gelernt. Seit Anfang dieses Jahres benutzte er
dasfelbe, um in verschiedenen Gestalten, bald als fran-
zösischer Prinz, bald als Student mit dem Coulenrbande
der Bonner Borussen geschmückt, bald als Sohn des
Schweizer Bundespräsidenten Zemp mit Zechprellerei
und aristokratischen Schwindeleien in noblein Stil durch
Europa zu abenteuern. Eine Pester Zeitung brachte am
2. Oktober die Bkeldimg, der Herzog von Broglie habe
die ungarische Hauptstadt mit seinem Besuche beehrt. Vor
kurMn habe er in einem Erbschaftsprozeß 30 Millionen
Franken gewonnen. Der Schluß der Notiz, daß er das
Souper in Gesellschaft des Barons Waldburg, des viel-
genannten Erzherzog-Sohnes nnd Oberkellners, genom-
men habe, ließ weiteres ahnen. Der Herzog vonDBroglie
oder Prince Duc de Broglie, wie er sich nannte, war unser
Schweizer Jüngling, der auch einigü Herren vom ade-
ligen Kasino grausig gefoppt haben soll. Er lud die
Kavaliere in „seiye" Fremdenloge der Oper und gaü
dann ein kostbares Souper. Als dieses im besten Zuge
war, verduftete er aus Pest und ließ den Hinte-rbliebenen
die Zechschuld. Jn Karlsbad erwies man ihm als dem
„Sohn des Bundespräsidenten" bei seiner Ankunst und
während seines Anfenthaltes besondere Ehren nnd borgklk !

ihm noch Bargeld obendrein. Jn Wien lebte und borgts
er der Reihe nach in drei Hotels, als Albert Boß, Ho-
telierssohn aus Grindelwald, Rudols Brann, Student
aus Jena und Prinz Poix Duc de Broglie. Jn tetzterLN
Eigenschast kreuzte er nnglücklicherweise den Pfad eineK
Geheimpolizisten, dem er schon von Karlsbad her unvor-
teilhaft bekannt war, und dieser Schnöde setzte seinev
Lausbahn ein unrühmliches Ende.

— Paris, 16. Oktober. Der Besitzer einer Winkel-
banl', M alva l, der eine Rentnerin ncimens Civet um
ihr ganzes Vermögen im Betrage von 700 000 Franks
beschwindelt hatte, hat die Flu-cht ergriffen. Ein Abbe
G n i l l a n m i n, anf desson Veranlassnng Frau Civet
ihr Geld dem Malval anvertraut hatte, wnrde ver-
h a f t e t. Ferner ist ein angeblicher schriftsteller G a-
dobert festgenommen worden, weil er der Fran Civet
70 000 Franks herausgelockt hat.

— Paris, 16. Okt. Der Diamanthändler Hadamard-
Schwicgervater von Alfred Dreyfus, ift plötzlicb gestorben-

Adela i d e , im September. Nach amtlichen An-
gaben ist während der letzten, nun glücklich beendeteir
Dürre im Staate^Neusüdwales allein der Bestand an
Schafen nm^35 p. H. iiesunken und auf rund
26 Millionen Stück zusammengeschmolzen. Der Aus-
fall am Ertrage der diesjährigen Wollschur wird ans
270 000 Ballen im Werte von 64 Millionen Mark ge-
schätzt. Die Weinernte Südaustraliens ergab in
diesem Jahre 2 432 000 Gallonen, das ist nm 480 000
weniger als im Vorjahre, in den Kellern der meist deut-
schen Weinbaner lagern über fünf Millionen Gallonen,
das Ausfnhrgeschäft mit London ist leibhafter als ja
znvor.
 
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