Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

DOI chapter:
Nr. 229-255 (01. Oktober 1902 - 31. Oktober 1902)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.23861#0740

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
wärtig in jeder Beziehung sicher viel bessere und von einer !
Antipathie gegen die Germanisation auch bei den ver»
bohrtesten Elsässern schon lanze nicht mehr die Rede wäre.

Aus der Karlsruher Zeituug.

— Forstassessor Hermam, Loeffel. zur Zeit zweiter
Beamter beim Forstamt Oberweiler, iourde uach Gerlachsheim
bersetzt uud mit der Leituug des Forstamtsdienstes daselbst
betraut.

— Es wurdeu die Expeditionsassisteuteu Otto Fritou uud
Wilhelm Meyer bei der Zentralverwaltung zn Betriebs-
fekretären und die Expeditionsassistenten Bernhard Köberlin
in Emmendingen, Karl Wörier in Offcnburg, August
Overmann in Heidelberg, August Rieger iu Neckarelz,
Gabriel Klciber in Karlsruhe, Adolf Beez iu Freiburg,
Rndolf Fischer in Eberbach, Georg W a m b s g a n tz in
Mosbach, Georg Meythaler in Säckingeu, Adolf Horn
in Heidelberg, Alexander Müller in Karlsruhe, Julius
Merz in Ostcrburken und Friedrich Wagner in Mann-
cheim zu Betriebsassistenten ernannt.

Karlsruh e, 16. Oktober. Der Groszherzog traf
cim 14. d. M., abends 8.19 Uhr mit dem Erbgroßherzog
rn Mnlhanfeit ein. Am 13., vormittags, k'ain Prinz
Max in Mülhausen an. Um 10 Uhr nahmen die Höch-
sten Herrschaften an dem Gottesdienst in der evangelischen
Garnisonkirche teil. Um 12 Uhr wär Parade des Regi-
ments nnd der Veteranen in der Kaserne, worauf der
Grotzherzog eine Ansprache hielt, die mit einem Hoch anf
Seine Majestät den Kaiser schlotz. Der Regimentskom-
mandenr brachte sodann ein Hoch auf den Grotzherzog
ans. Nach, einem Vorbeimarsch des Regiments und der
alten Angehörigen desselben besuchte Seine Königliche
Hoheit das Festessen der Kriegsveteranen nnd früheren
Regimentsangehörigen. Um 2 Uhr nahm Seine König-
Uche Hoheit an der Festvorstellung ini Stadttheater teil,
wobet die Danien der Offiziere des festgebenden Regi-
ments vorgestellt und die früheren Offiziere des Regi-
ments durch Ansprachen ausgezeichnet wurden. tlm 3 Uhr
beteiligte sich Seine Königliche Hoheit an dem Festessen
rm Börsensaal, an welchem 160 Personen teilnahmen.
Hierauf fuhr Seine Königliche Hoheit zum Bahnhos, wo
die Abfahrt über St. Ludwig nnd Basel nm 1.14 Uhr
stattfand. Die Anknnft in Karlsrnhe erfolgte nachts
12.28 Uhr. Die Grotzherzogin traf gestern Nachmittag
von Baden lner ein. besuchte die Iübilänms-Kunstaus-
stellung nnd ani Abend das Abonnementskonzert des
Hoforchesters in der Festhalle. Hente Morgen gegen
S Uhr fuhren der Grotzherzog und die Grotzherzogin nach
Friedrichsfeld, um an der Einweihnng der nenerbauten
epangelischen Kirche teilzunehmen. Bei öer Anknnft von
Bürgermeister und Gemeinderat vegrützt, begaben sich
die Höchsten Herrschaflen zn Wagen durch den festlich ge-
schmückten Qrt, an dessen Hauptstratze die Vereine Spa-
lier bildeten, nach der neuen Kirche, wo alsbald der Got-
tesdienst begann. Die Weihehandlung wurde dnrch den
Dekan D. 5tneucker pollzogen, die Predigt hielt der Orts-
geistliche, Pfarrer Eckhardt, woranf noch der ats Vertreter
der Kirchenbehörde anwesende Oberkirchenrat Zäringer
eine Ansprache hielt. Nach der Feier sprachen Hhre Kö-
mglichpn Hoheiten mit Vielen der Anwesenden, nnter de-
nen die evanqelifche Geistlichkeit der benachbarten Bezirke
zahlreich vertreten war. Hierauf besichtigten die Höch-
sten Herrschaften noch die katholische Kirche. Von hier
cius begab sich der Grotzherzog in die Deutsche Stein-
zengwarenfabrik, welche eingehend besichtigt wnrde, wäh-
rend die Grohherzogin die evangelische nnd katholische
Kinderbewahranstalt besuchite. Nach einem Besnch in
der Eierteigwarenfabrik von Burger n. Cie. erfolgte dle
Rückreise nach Karlsruhe. Der Grotzhcrzog empfing da-
selbst den Finanzminister Dr. Buchenberger, den General-
lentnant nnd Generaladjutanten pon Müller nnd den
Präsidenten Tr. Nicolai zum Vortrag. Um 7.40 Uhr
gedenken die Höchften Herrschaften nach Baden zu reisen.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 17. Oktober.

z, Durchgereist. Die Grotzherzoglichen Herrschaften ka-
men gestern Vormirtag 9,80 Uhr auf ber Reise nach Friedrichs-
seld zur Einweihung der neuen evangelischen Kirche hier an
und setzten alsbald die Fahrt fort. Auf der Rückreise trasen
ldie höchsten Herrschaften 3,7 Uhr hier ein und setzten um
3,20 Uhr die Reise uach Karlsruhe forr.

tz Seinc Königliche tzoheit der Erbgrotzherzog traf gestern
Abend 6,60 Uhr aus Karlsrühe hier ein uüd setzte 6,85 Uhr
'seine Reise nach 5toblenz fort.

X Aus dem Bezirksrat. Die Tagesordnung der Bezirks-
ratssitzung vom 11. Oktober wurde wie folgt erledigt: Die
Klage dcs Armenverbandes Heidelberg, vertreten durch Rechts-
anivalt Leonhard hier, gegen den Landarmeuvcrband Heidel-
Lerg, wegen Forderung, wurde vcrtagt. Ebenso die Forde-
rungsklage der Bezirkskrankenkasse Weinheim in Grotzsachsen,
vertreten durch Rechtscmwalt Dr. Psälzer in Weinheim, gegen
bie Ortskrankenkasse Heidelberg. Genehmigt wurden die
Gesuche des Wilhelm Riehm um Erlaubms zum Betrieb der
Rcal-Gastwirtschaft „Zum Bären" in Leimen, des Karl Hein-
rich Fahlbusch uni Erlaubnis zum Betrieb der Gastwirtschaft
„Zmn Portlandzementwerk" in Leimen und des 5tärl Ludwig
Eberhard um Erlaubnis zum Betrieb der Real-Gastwirtschaft
„Zum Karlsthor" dähier. Das Gesuch des Friedrich Hmid-
rich um Erlaubnis zum Betrieb einer Weinwirtschaft in dem
Hause Bahnhofstratze 39—41 dahier wiirde äbgewiesen. Die
Verhandlung über das Bauvorhaben des A. Kretzer in der Kep-
lerstratze in Neuenheim wurde vertagt. Die Erweiterung
des Ortsbauplancs von Sandhausen betreffend und Len Bau-
plan für den Rohrbacher Baubezirk in Heidclberg betreffend,
wurden die Baufluchten festgesetzt.

x Vom 25jährigen Jubiläum der Höhcreu Mädcheuschule.
Ei»e Vereinignng ehemaliger Schülerinnen in der Turnhalle
eröffncte am Mittwoch um 4 Uhr die Feier des 28jährigen
Wcstchens der Höheren Mädchenschnle. Unter 'der sicheren
Lcitung von Fränlein Luise Wachter sang ein Chor von ekf
'ehemaligen Schülcrinnen, nntcr Mitwirkung von zwei andercn
Damcn Libder von Jadassohn, Rheinberger, Reinecke, von
I. Brahms nnd I. Haydn. Es ist ein gutes Zengnis für die
tSchönheit, Klarheit und Sicherheit dieses Frauenchors, datz es
1hm gelang, bis beinähe zum Schlussc die Sehnsucht zu bändi-
-gen, die aller Herzen zum zweiten Teil des Programms hin-
zog, als da heißt: „Kaffeetrunk und Fünfuhr-Thee mit Kuchen
und Gebäck und lebhafiem Gedankenaustausch auch mit Erin-
ncrung an manches Schulerlebnis." — Lebhafter Gedankenans-
tmischl Ja wohll So lebhaft, datz die körperlichen Genüsse,
dic so sorgsam nnd nmsichtig vorbereitetcn, üeinahe nichewutzt
hingenommen wurden, datz sich's ganz öhne Weiteres verstand,
datz man sich von angehenden Lehrerinnen, Rosen im Haar, be-

dienen lietz, so lebhaft, datz der äußere Tannen- und Fahnen-
schmuck der Haüen, die elekrrische Beleuchmng wohl gevührenö
vegrützt wurden, datz sie aber vald, wie ein norwendiger Hinrer-
grund des festlichen Treibens, nicht mehr gesondert empsnn-
den wurden. — So lebhafr, datz wohl vielen 'der vielen
Damen und der vereinzelten Herren manch fliegend wirres
Eriiineriuigvild sich wird in die Träume der Iiachi eingeschlicheii
haben. — Da hörte mau au einem Tische ülterer Schul-
jahrgänge Ecinneruugen aus der Schnle auffrischen, ernste
Lebenserfahrungen bereden, da die srüheren Schülerinnen
ihre alren Lehrerinnen dankend begrützen, hier werden vou
kunswoller Hand entworfene Jubiläumskarten verkaust, dort
solche an avwesende Schulfreundinnen unterzeichnet. Reger
Verkchr von Tisch zu Tischl Dort wicd eine glückliche junge
Braut beglückwünscht, dorr nach dem Gödeihen der Kinder
gesragt; hier ilnterschristen gefammelt aus das erste wcitze
Blart der Fesrschrifr, die das Verzeichnis der ganzen Schulge-
meinde von 1877—1902 enthält. Es geht über den Rahmen
des Berichtes, es wäre die Aufgabe eines dichrenden Adolf
Menzel, in einem kleüieu Kunftwerk die bnntcn, wechselnden
schönen Eindrücke dieses Abends sestzuhalten. — Aber aller
'Gesühle vereinigten sich in freudigem Gedenten an dic Schule
und richteten sich, als auf ihren Mirtelpuiikt auf 'die Pcrson
des Direktors, der i» deu 25 Jahren allen ein gerechter Leiter^
gewesen. IIm ihn mit seiner Familic sah man neben dcm Ver-
treter des Oberschnlrates, Herrnv.Sallwürk, der seit der Grün-
dung der Schnle ihr Jnspizicnt ist, einige Direktoreu von
Höheren Mädchenschnlen. Eüie rechte Schulgemeüide ivar da
zusammc», erfüllt von freudigem Gemeingeist. Diesc Freude
steigcrtc ihren Ausdruck noch bei Nr. 3 des Programms
„Allerlei Knrzioeil", zum Beispiel: „Bom Regen in die
Traufe", Scherz in cinem Akte, srei nach Octavc Feuillct, dar-
gestellr von Schülerünieii der Seminarklasse l. Die Lehrer
kormten sich herzlich freuen über die mit so vieler Mühe einge-
übte und so lcbeudig gegcbene Aufsü'hrung, vor allen aber üüer
die witzigcn Ein- und Uusfällc auf die einzelnen Fächer und
ihre nnd der Lehrer Eigenrümlichkeiten. Vom Jnhalr sei hier
uichts weiteres vecratenl Vielleicht kann man's nochmats
hören. Eine besoüdere Ueberraschung für den Dircktor war
die Älufführnng eiucr Festmnsik, dic er von Schnepfenthal hcr
in treuer Erinnerung trägt. Herr Mei», der überhaupt das
Schwcrste nnd Meiste aus sich genommen, hat neben der Auf-
führung des Mädchenspielcs für 'den Festakt, anch hierzu noch
Zcit gesnndcn. Von jctzt ab führte Freund Hnmor immer mehr
das Wort. Zwei frühere Schülerinnen, verkleidet als Back-
fischschulmädchen, brachien melodramaiisch dem Direktor ihrc
Wünsche dar. Mit rauschendcm Beifall wnrde zum Schlntz
die musikälischc Klagc einer Schülerin aufgenommen, die zum
Klavier dic Lciden einer Mädchenschülerin besang, nnd zwar
mit cüigehender Berücksichtigung der üesoitderen Verhältnisse
Hcidclbergs. Jn dem Hoch auf den Direktor, aus der Mitte
der Versammlnng angestinunr, sand Dank und Frcude für
den schöuen Abend nochmals zusammenfasscndcn Ausdruck.
— Es sei auch an dieser Stclle allen denen, die das Fest
so sorgsam nn'? fleißig vorbereiten halfen, besonders auch
benen, die im Stillcn ein Verdienst daran haben — es war
sc> viel zu thn» — es sei ihnen allen herzlicher Dank gesagtl
Daß alles so. schön gelimgen, wird ihr bester Dank sein.
(Platzmangels halber werden wir über den Fcstakt erst morgcn
berichten.)

Landgericht und Universität. Hofrat Professor Doktor
v. Lilientbal, der Ordinarius für Strafrecht und Straf-
prozetz an nnsercr llniversität, ist im Nebcnamt znm Hilfs-
richtcr bei dcr Strafkämmer des Landgerichtes Heidelberg er-
nannt worden.

Vorträgc. Wie wlr erfahren, wird Fränlein Dr. Sophie
B e rn t h s e ii, ivelche bckanntlich in den letzren Wintern
hier sehr beifällig anfgenommene Vorträge über Gebiete
aus der deutschen und englischen Litteratur gehalten hat, auch
iii diesem Winter ihre Thätigkeir fortsetzen und, vom 21. ds.
begümend, zweimal wöchentlich (Dienstags uiid Donnerstags
von 8—0 llhr) im Grotzh. Gymnasium Vorträge sür Fraucn
nn'd Mädchen halten. Sie wird dabei einerseits i'iber miitel-
hochdeutsche Lyrik (speziell Waliher von der Vogeliveide) nnd
die Sagcn u»d Dichtuugen des Mittelalters, aiidererseits über
Lord Byrons Leben und Werke in Beziehung zu Goethe und
dcr beutschen Lst'teratur sprechen. Wir wünschen der strebsamen
nnd talentierten Dame zu ihren Bemühnngen herzlichsr gutc
Erfolge l

jiinematogrupb. llnrcr anderen Sehenswürdigkcitcn aus
der diesjährigen Herbftmesse besüidet sich auch eiu 51 i n e -
m a x o g r a pl h - T h e a t e r. )Der „Backnanger Volkssr."
schreibt über dassekbe imter dem 16. September aus Crails-
heim, wo es damals zu sehen war: Das 5lincmatograph-
Theater des Herrn Kting jun. hatte gestern sehr zahlreichen
Bcsuch. Verschiedenc Lehrer nahmen Gelegenheit, ihrcu Schü-
lern die Wunder des 5>iiiematographen zu zeigen und das Ent-
zücken imd die Bewnnderung der 51leincn kannte fasr keino
Grenzen. A'bends sand eine Sondervorstellimg start, ivo
wissenschaftliche Problerne vorgeführt wurde. Diese Vorstellung
ist in der That hochinteressaiit. Wir empsehlen aufs Wärmste
den Besuch 'dcr Vorstellungcn.

X Schvffeiigerichtssitzuiili vom 16. Oktober. 1. Die Ver-
handlnng gegen Dr. Wilh. Zimmermann in Stuttgart ivegen
Hansfriedensbruch und Körperverletzung wurde vcrtagt. 2.
.Karl Neuner in Rohrbach erhrelr wegen Körpcrvcrletzung 10
Mark Geldstrafe, event. zwei Tage Gefängnis. 3. Joses
Ewald in Ziegclhausen wurde von der Anklage wegen Körper-
verletzung freigesprochen. 4. Jnkob Rehn in Rohrbach erhielt
ivcgen Bedrohmig 10 Mark Geldstrafe, event. zwei Tage Ge-
fangnis. 8. Marrin Gryczmanski in Bammenthal wegen Kör-
perverletzung 3 Wochen Gefängnis 6. Jakob Machmeier nnd
Philipp Baiimann in Saiidhauseii erhielteu wegcn Körperver-
letznng Machmeier 10 Mark Geldstrafe, event. 2 Tage Ge-
fängnis, Baumcmn 15 Mark Geldstrafe, event. 3 Tage Ge-
fängnis. 7. Gegen Georg Wols in Schriesheim wnvde wegen
Diebstahls Haftibcfehl crlassen. 8. Georg Kammaiif in Leimen
erhielt ivegen Diebstahls 4 Tage Gefängnis. 0. Karl Anton
Schlechter in Handschuhshcim wegen Körperverletznng 10 Mark
Geldstrafc, event. 2 Tage Gefängnis. 10. Enrico Noni, hier,
wcgen Dicbstahls 3 Monate Gefängnis. 11. Angclo Accetti,
hicr in Haft, wegen Betrugs 3 Wochen Gesängnis.

z- Polizcibericht. Ein von einer auswärtigen Behörde we-
gen Unterschlagung verfolgter Metzrekommandcur wurde hier
verhaftet; fcrncr cin Schreiner wegcn Bettelns. Wegen Un-
fugs kamen fünf Personcn zur Anzeige.

5rirchheim, 17. Oktober. (S e l b st m o r d.) Gestern
Abend 8 Uhr wurde auf dem Bahnkörper zwischcn hicr und
St. Jlgen die Lciche des 46 Fahre alten Küfers Kilian
S ch r c tz m a n n ans Grünwinkel aufgefunden. Der Kopf
ivar vom Rumpfe getrennt. Schretzmann, welcher im Gene-
sungsheim zu Rohrbach nntergebracht war, litt insolge eines
Herzleidcns an Schwermnt und es ist anznnehmen, datz er den
Tod freiwillig gesncht hat.

I) Fricdrichsfcld, 17. Oktober. Bcsuch der Großherzog-
lichcn Herrschaftcn. Gestern Nachmittag statteten der
Grotzherzog und die Großherzogin auch der Friedrichsfellder
Teigwaren- nnd Zwieback-Fabrik Hermann Burger und Comp.
einen Besuch ab. Die Eüiführung hatie der Oberamtmann
von Schwetzingen übcrnommen. Die Fabrik war autzen und
innen herrlich geschmllckt. Besonders fiel bei der Besichtigung
dcr ansgestcllten Fabrikate ein aus rotem und gclbem Panier-
mehl hergcstelltes badisches Wappen auf. An einer cmderen
Stelle tvaren Re Jnitialen U O ans Zwieback hergestellt. Die

hohen Herrschaften besichtigten die Fabrik und ihre Ag.iPrgerr
sehr eingehend und sprachen sich über 'die Bielseirigkeit ihrer
Fabrikationen, übcr die radellosen hygienischen Einrichnmgen
und die überall herrschende peinliche Srmüerkeir höckyt besriedigr
aus. Beim Berrelen der Fabrik wurde der Grotzherzogin von
dem Töchterchen des Herrn Burger ein prachtvolles Bukcrr
überreicht. Die leirenden Beamten wurden den Herrschasren
vorgestellt nnd ins Gespräch gezogen. Auch die Arbeirer unv
die Arbeiterinne» hatten es sich nichr nehmen lassen, daS
Herrscherpaar besonders zu begrützen und überreichten ebenfalls
der Grotzherzogin beim Betreten des Arbeitssaales in ihrem
Namen ein Bukett. Beim Abschiede brachte der Chef des
Hauses eiu 'dreifaches Hoch aus Grotzherzog und Grotzherzogin
aus, in welches die Angestellten der Fabrik begeistert ein-
ftimmten. Der Grotzherzog wünschte der Fabrik serneres
Blühen nnd Gedeihen und versicherte, dah er selten erwas
Jnteressanteres anf dem Gebiete der Volksernährung gesehen
habe. Er versprach, recht bald wieder zu kommeu. Während
des Besnchs fanid eine feenhasie Jlluminatiou der Fabrikan-
lagcu vermittels elettrischer Glühlampen start.

-r- Mannlieim, 16. Oktober. (Zum Zeugnis-
zwangsverf a h ren ) gegen Redakteur Dr. Gerard teili
nns dieser mit: Vlein Antrag ging nicht 'dahin, meiue Verueh-
muug erst am Schlusse deS Beweisverfahrens vorzunehmen; ich
beantragte vielmehr, zunächst einveruommen und danu erst
beeidigt zu werden. Jch wollre damit der Gefahr vorbeugen,
durch Frageu, öie meiues Erachtens gar nichi zur Sache ge-
höreu, aber vom Gericht viellcicht zugelasseu wordeu wäreu,
zur Berletzung 'des Redaktiousgeheimnisses geuötigt zu iverden.
Dagegen war ich bereit, cidlich zu beftätigen, datz der Jnhalr
mciner Berichtigung der Wahrhcit enrsprichr, nno datz insbc-
sondere der fraglieye Artikel von mir selbst und aus eigencr
Jnitiarive, also nichr ans amtlichen Wunsch oder amrlicke
Anregung geschrieben war. Hätte mich das Gericht zum asser-
torischen Eid zugelasieii, ivozu es uach Paragraph 60 der
Strafprozetzovdnuug befugt war, 'dauu wäre höchst wahrschein-
lich eiu Zeuguiszwaug gar uicht uotweudig gewordeu.

Nianiiheim, 18. Otober. (S ch!v u r g e r i ch t.) 6. und
7. Fall. Zwei Fülle dcr Vormittagssitzung beschäsrigren sich mit
dem Verbrccheu dcr versuchteu Notzucht. Jn dem eüien wurde
der 31 Jahre alte Schubmachcr August Weitz aus Osterbur-
ken, cin schwachsinniger Mensch, zn 1 Jahr 3 Monate Gefäng-
nis, im anderen der 19 Jahre alte Steinmetz Adolf Löbr
aus Havdheim zu 1 Jahr Gefängnis abzüglich der Ilnter-
suchungshaft verurteilt. Jn beiden Fällen wurden milderndc
Umstände zngebilligt.

Ueber den 8. Fall bctreffend die Unterschlagung des Amrs-
revisors Mcih aus Wertheim ist schon berichtet worden.

UL 5inrlsruhc, 16. Oktober. (Ein Jubiläuin eigc-
n e r Art )^ begcht dieser Tage der Schlafwagen-Koiidiikteur
BLrk in Basel, dcr uunmehr 25 Jahre lang uuunterbrochen
Dienst auf dcr ba'dischen Bahn Basel-Frankfurt thui nnd diese
Strecke nicht wcniger als 7000mal hin und zurück befahren hat.

Hheater- mrd Kunltnachrichten.

j Heidelberg, 17. Oktober. Die Sonntags stattfindende
erste Ansführung der Operctte „D i e Puppe " bringt das
von den Theaterfreunden lang ersehnte erste Anftreten unserer
Koppenhöfcr. Die .Künstlerin hat die Titelpartie in diesem
Sommer erst in München mit grotzem Erfolge gesungen. Als
„Lancelot" hat Herr Sorelli zum erstenmale Gelegenheit, sicki
in einer grotzen und dankbaren Partie zu zeigen, welche er
— nebenbci bemerkt — in Wicn lviederholt mit Glück dar-
stellte. Dic Damcn Fischcr, Mildc nnd Vogel sirvd in der
Operettennovität hervorragend beschäftigt. Das Werk wird
von Herrn Kapcllmeister dc Klerk dirigiert nnd ist von Herrn
Rcgisscur Schncider inszeniert worden. Die Vorstellung fin-
dct autzer Aboiiiiemcnt statt imd werden den Abonncnten der
geraden Tonr ihre Plätze morgen Samstag von 11—12 llhr
znm Verkaufc rescrvicrt gehalten.

Kandel und Aerkchr.

Mannheim, 16. Oktbr. (Aktien.) Oberrh. Bank 107.80 G.
—B.. Rhein. Creditbank 140.50 B. 140.40 G-, Rheinische
Hypotü.-Bank 180.80 G. —.— B, Brauerei Kleinlein, Heidel-
berg 155.— G. —B., Schrödl'sche Brauerei-Äktien 167.— G.

—B. Portland-Cement Heidelberg 105.— B.-G.

Frankfurt. 16 Oktbr. Efsektensozietät AbendS 6st, Uhr
Kreditakticn 214.20 b., Banque Ottomane 117.10 b., Lombarden
19.80 b., 3proz. Portugiesen 31.75 b. ult. do. unabgest. 31.90 b.
cpt., l'/zvroz. äußere Argentinier 76.90 b., Harpener 168.60 b.,
Oberschles. Eisenindustrie 95.40 b. u. G-, Neue Boden-Akt.-Ges.
168 b. u. G., Elektr. Lahmeyer 69.80 b.

6'st bis 6'/, Uhr: —.

An der Abendbörse blieb der Verkehr still. Die wenigen no-
tierten Kurie ließen keinerlei belanqreicbe Aenderuna erkennen.

Wafferstand-nachrtchten.

Necka r.

Heibelberg, 17., 1,15. gef. 0,00m
Heilbron«, 16„ 0,53. gef 0.04m
Mannheim. 16, 2,58, gef. 1,12m

Rhei n.

Lauterburg, 16. 4.04, ges. 0,24m
Maxau. 16., 4,07, gef 0,25m
Mannheim, 16.. 3,62, ges. 0.23m

Neueste Nachrichten.

Karlsruhe, 16. Okt. Es bestätigt sich, daß gegen
Professor Arthur Böhtlingk an der hiesigen technischen
Hochschule wegen seines Vorgehens in Sachen der religiösen
Orden, speziell wegen seiues 'Buches „Auf der Fahrt nach
Canossa" seitens des Ministeriums Strasantrag er-
hoben worden ist. Auf eine Eingabe des katholischen
Männervereins dcr Oststadt an das Ministerium, worin
Klage über Böhtlingk's Auftreten geführt wird, ist eine
aufsallend rasche Antwort (gez. v. Dusch) ersolgt. Es heißt
darin, daß dem Antrag auf Strafverfolgung bereits statt-
gegeben sei.

Cadinen (Westpreußen), 16. Okt. Heute früh begab
sich der Kaiser zu Fuß vom Schloß nach dem Bahnhof.
Die Abfahrt erfolgte um 7 Uhr.

Marienbnrg, 16. Okt. Der Kaiser traf heute kurz
nach 8 Uhr mit Gefolge hier ein und begab sich nach dem
Schloß. Um Uhr verließ er das Schloß und besichtigte
die neue Marienburger Garnison, die vor der Absahrtsstelle
Aufstellung genommen hatte; er schritt die Front der Truv-
pen ab und verabschiedete sich alsdann. Unter dem
Jubel der zahlreichen Bevölkerung fuhr der Zug nach
Danzig weiter.

Danzig, 16. Okt. Um 11 Uhr traf der Kaiser hier
ein und fuhr nach dem Generalkommando. Nach kurzem
Aufenthalt fuhr der Kaiser zu dem Generalmajor v. Macken-
sen, der kürzlich einen Unfall erlitten hatte. Später be-
grüßte der Kaiser im Kommandeurzimmer des Kastnos des
Leib-Husaren-Regiments den neuen Oberpräsidenten Dr.
Delbrück und nahm am Frühstück teil.

Langfnhr (Danzig), 16. Okt. Der Kaiser ist heute
Nachmittag 1 Uhr von hier abgereist.
 
Annotationen