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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 177-202 (01. August 1902 - 30. August 1902)
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Mstag, 9 August 1902.

Grftes Blatt

44. Jahrgang

-E 184

Erscheint täglich Sonntags ausgenomuien. Preis mit Familienblättern monatlich bO Psg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post be-

zogen vierteljährlich 1.3S Mk. ausschließlich Zustellgebühr.

Lnzeigcnpreis: 20 Pfg. für dte Ispaltige Petitzcile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschafts- und Privatanzeigen erwäßigt. — Für die Anfnahmc von Anzeigen an bestimmt
vorgeschriebeueu Tagen wird keiue Berantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plokattafeln der Heidelberger Zeitung und den städt. Anschlagstellen. Fernsprech-Anschluß Nr. 82

Zur Königskrönnng in ^ondon.

Winni nicht noch in letzter Ztnnde etwas dazwischen
toinint, wird zt o n i g Eduard von England sich
heule die K rone anss Haupt setzen trotz jener Zigeu-
nerin, die prophezeit hal, das; es nieinals znr Krönung
dieses Königs toninien werde. Mit Rücksicht auf den
schonungsbedürftigen Zustand des Königs hat man sich
entschlossen, die Zerenionie bedeutend abzutürzen, so
üasz in anderthalb Stunden die feierliche Handluug been-
det sein solt. Den Kernpunkt derselben bildet, gleich
nachdem das Königspaar die Plätze eiiigenoinmen hat, die
sogenannte „Rekognition", die darin besteht, datz der
Erzbischof von Eanterbury, umgebeu von seinem Ge-
folge, sich nacheinander den vier Himmelsrichtungen zu-
weudet und dcn König feierlich als solchen ansruft. Jedes-
mal folgen Schüsse und Fanfaren der geschehenen Ver-
kündignng. Wahrscheinlich wird man sich heute mit einer
einmaligen Handlung begnügen, nm die Zeit abzukür-
zen. Ebenso fällt die Vorlesung der zehn Gebote fort,
desgleichen ein wundervoller von Talis komponierter
Kirchengesang nach der Kommunion, nach der soglei-ch
der „Wesley"sche Kredogesang einsetzt, auf welchen, ohne
üaß noch wie eigentlich üülich, der Bischof von^London
das Wort ergreift, gleich die Eidesleistung, Salüung,
Darreichnng der Sporen und des Schwertes, die Um-
gürtung mil demselben und schließlich das Aufsetzen der
Krone erfolgen. Hierbei wird eine kurze Musik vou
Parratt gesungen, wonach der Erzbis-chof deni König eine
Bibel überreicht. Es folgt der Segen und auf ihn die
Hnldignng der Peers durch je einen Vertreter für^jeden
Ädelsgrad, u. zw. den Prinzen von Wales, den Herzog
von Norfolk, den Maryuis von Winchester, den Earl von
Shrcwsbury, den Viscount von Hereford nnd den Baron
de Rose. Während dieser Huldignng soll der Ehoral
„Der König soll blühen nnd gedeihen" von Frederice
Britge erklingen, worauf den Abschluß der Krönung die
üblichen Jubelrnfe bilden. Die Krönung der Königin
Alexandra wird sich viel einfacher gestalten, die Haupt-
sache bildet hier das Aufsetzen der Krone und die Ueber-
gabe von Ring und zwei Szeptcrn. Entsprechend der
Zeremonie in der Westminsterabtei ist anch der Krönungs-
zug durch die Stadt und die Umfahrt anders festgesetzt
worden: dennoch aber wird der König die Königin auf
der Fahrt vom Buckingham-Palast nach Westminster
begleiten. _

Deutsches Reich.

— Nachrichtcn aus Bennigsen in Hannover berichten,
daß Rudolf v. Bennigsen nur fünf Tage krank-
gelegen ist. Er staib an Lungenlähmung. Seine Söhne
haben r.ur noch den Toten angetroffen. D!e Beisetzung erfolgt
am Montag Nachmittag 2'/, Uhr in Bennigseii. Der Kaiser
sandte eine Beileidsdepesche aus Reval.

Bremcrhaven. 8. Aug. Der Reichspostdampfer
„Hamburg" lan dete heute 481 Offiziere und Mannschaften
des ostasiatischen Expeditionskorps unter Führung
des Biajors v. Schönberg. Unter den Truppen befinden
sich nur vier bettlägerige Kranke und einige Rekon-
aaleszenten.

Baden.

— Die Adresse der Universitäten gcgen die
Männerklöster ist von Professor Dove in Freiburg verfaßt.
Die politische Tragweite der Kundgebung, so sckreibt die
„Bad. Korresp.", ist heute noch gar nicht zu übersehen.
Das genannte Organ will zunächst, lediglich um der Pflicht
des Chronisten zu genügen, nur so viel sagen, daß man
in ernsten politischcn Kreisen bereils mit der Möglichkeit
des Rücktritts des Ministers v. Dusch rechnet.

L.O. Baden-Baden, 8. Aug. Die Vertrauens-
männer der Nationalliberalen Partei unseres Kreises
werden auf den 15. August zu einer Besprechung über die
Zulassung von Männerklöstern hicrher einberufen.

Bavern.

München, 8. Aug. Die Session des Landtages
ist heute nach einer Dauer von lOff^ Monaten geschlossen
wordcn.

Sachsen.

Dresden, 8. Aug. König Georg beging in aller
Sttlle setnen 70. Geburtstag auf seiner Villa in Horster-
witz. Die Erzherzogin Otto und Erzherzog Maximilian von
Oesterreich trafen heute früh auf dem Bahnhof von Pirna
ein und wurden von dem König begrüßt. Die Hercschaften
bcgaben sich daun zu Wagen nach der Villa Horsterwitz.

Dresden, 8. Aug. Jn dem Befinden des Kriegs-
ministers v. d. Planitz, das sich in der letzten Zeit gc-
bessert hatte, ist gestern ein Rückschlag eingetreien.

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Sciue Kmiiglichc Hoheit dcr Großherzog haüen
dem Portraitmaler Professor Hans Fechner in Bcrlin das
Rittcrkreuz erster Klasse des Ordcns vom Zähringer Itöwcn,
dem Oberleutnant zur See, Klappenbach, Adjutanten
der erstcn Abteilung dcr crsten Matrosendivision in Kiel, das
Rittcrkreuz zweitcr Klasse dcs Ordens vom Zähriuger Löwcn,
dcm Professor Dr. Karl B ü ch l e am Ghmnasium in Frei-
bnrg das Ritterkrcnz erster Klasse mit Eichenlaub des Ordens
i vom Zähringer Löwen, dem Professor Dr. Hermann MüIler
am Gymnasinm in Heidelbcrg das Ritterkreuz erster Klasse
dcs Ordens vom Zührmger Löwen verliehcn und an Stelle des
znm Ministerialrai im Ministerium der Justiz, des Kultus und
Unterrichts ernannten Oberlandesgerichtsrats Hcrmann B n ch
den Oüerlandesgerichtsrat Hcinrich Könige znm Mitglicd
t»es Äompctenzgerichtshofs und den Registraturassistentcn
Karl Trabingcr bcim Großh. Verwaltungshof znm Rcgi-
strator bei diescr Bchörde crnannt.

K a r l s r u h e, 8. August. Nach den Bekarmt-
machuiigeu des Reichskanzlers vom 6. Juli 1901 (R.-G.-
Bl. S. 262) mid vom 5. Jimi 1902 (R.-G.-BI. S. 225)
hat der Bundesrat den Aufruf und die Einziehimg der
voii der Frankfurter Bank in Frankfurt a. M. und von
dcr Bank für Süddeutschland in Darmstüdt ausgegebenen
Bauknoten auf Grimd des Paragraph 6 des Bankgesetzes
vom 14. März 1875 angeordnet, da die genamiten Ban-
ken auf das Rcchk, Noten auszugeben, verzichtet haben.
Dementsprechend siüd die Großh. L-taatskassen nngewiesen
worden, die Noten der genannten Banken fernerhin nicht
mehr in Zahtimg zu nehmen
— Gesuche um Iliiterstützung aus den Mitteln der zur I
Feier des 60jährsgen Regierimgsjubiläums des Groß- !
herzogs gesammelten Spende, der Abteilung 6 der Groß- !
Herzog-Friedrich-Jubiläumsstiftung, können vorerst nicht k

berücksichtigt wcrden, da die Erträgntsse der Stiftung
noch nicht verfügbar sind. Bewerbern tst zu raten, thre
Gestiche erst im nächsten Jahre durch Vermittlung der
Großh. Bezirksämter einzureichen.

Ausland.

Oesterreich-Ungarn.

Lemberg, 8. August. Ein Runderlaß des römisch-
katholischen Erzbischofs Bilccwski forderk die Geistlichkeit
auf, auf die bethörte Bevölkerung beruhigend einzu-
wirken und gleichzeitig die Arbeitgeber zu bewegen, wenn
möglich den Landarbeitern Zugeständnisse zu machen.
Zn cinem kleinen Fabrikort warfen die Ausständigen mit
Steinen anf die von der Arbeit zurückkehrenden fremden
Arbeiter, wobei zwei Personen verletzt wnrden. Gestern
Morgen nahmen gegen hnndert mit Sicheln und Aexten
bewaffnete Bauern an der Dorfgrenze Aufstellung und
ließen keine fremden Arbeiter hereinkommen. Sie zogen
sodann unter Drohungen in Scharcn durch das Dorf und
schlugen einige Fensterscheiben ein.

Frankreich.

Lesneven (Departement Finistöre), 8. Aug. Die
Schließung einer weiteren Sch w est ernsch u le des
Departements hat heute ftattgefuuden; man mußte die
Thüre sprengen. Als die Schwestern die Schulc ver-
ließen, brach die vor derselben versammelte Menge in die
Rufe aus: Hoch die Freiheit! Hoch die Schweftern!

Quimper, 8. Aug. Der Senator Chamaillard und
das Mitglicd des Gcneralrates des Departements Finistöre
Servigny haben die Siegel an 3 Schulen von Quimper
a b g e r i s s e n.

Amerika.

^ Das iii Buffalo erscheinende Polenblatt „Polak"
schreibt: Es ist ein Glück für diePolen, daß ihre Nach-
kommenschaft so zahlreich ist, denn wäre es andsrs, so
wäre das Polentum längst verschwunden. (?) So zum
Beispiel lebten vor 30 Jahren in Buffalo etwa
polttische Familien mit 400 Seelen, heute beträgt die
Zahl der Polen 60 000. Es ist natürlich der Zuzug
bedeutcnd gewesen, aber nicht minder bedeutend war der
natürliche Zuwachs. Wie in Buffalo, so verhält es
sich au-ch in Ehteago, Milwankee, Cleveland, Detroit
nsw. Aber nicht nur die Polen vermehren sich so zahl-
reich, dasselbe kami man bei den Tschechen, Riithenen,
Slovaken und Kroaten beobachten. Während hier in Len
amerikanischen, irischen nnd deutschen Familien höchstens
2 bis 3 Kinder anzutreffen sind, haben die slavischen
Familien 8, 10, 12 nnd noch mehr Ktnder. Ein ameri-
kanischer Statistiker chat ausgere-chnet, d-aß, falls ein
solches Wachstum bei den Slaven anhält, die Vereinigten
Staaten in 50 Icchren znr größeren Hälfte (?) slavisch
gcworden sein werden.

Meförderung tandrvirtschllMcher Krzeugnisse
als Krpreßgut.

Vom 10. Aiignst l. I. ab werden im Binnenverkehr
der Badischen Dtaatsbahnen nnd der unter Staatsver-
waltung stehenden badischen Privatbahnen landwirtschaft-

Ml'auderei uus dem Woyrvacherviertet'.

?? Heidelberg, ö. August.
Uuser Rohrbacher Stadtviertcl bildet cine Welt sür sich.
Dic Wogcn des Hcidelberger Lcbcus brandeu bis zur Liuie
der Odcnwaldbahu und schlagcu auch noch hinüber bis zu den
Hotcls, dic beim Bahuübcrgang steheu. Dann wirds still-er
v»d man rritt alsbald bcim Woitcrschrcitcu iu einen Kreis,
dsr Ruhe uud Behaglichkeit atmct. Für stille Geistesarbeit,
lür Freude am traulichen Heim ist jeue Gegeud wie gcschaffen.
^ianchc der Straßen mit den wohlgcpflegten Gärtchcn vor den
Häuscrn erinncrn an Bonn und andere rheinische Städte.

Zuerst hat sich das Rohrbacher Bicrtel im Schuiwesen selbst-
ständig gcmacht, durch die gcräumige Bolksschule, die dort er-
haur wordcu ist. Nun schließeu sich ihr die Kirchen an. Die
Eatholische Kirche bcim Wilhelmsplatz ist im Aeußereu fertig,
Iunern wird die l-etzte Haud angelegt und üald wird sie
^cr Beuutzung übergcbcu werdcn. Jm romauischen Stil ge-
Mlleu, zeichnct sie sich durch Reinheit der Formcn, durch cine ge-
^isse schlichte Würde aus. Die Portalseitc mit dem runden
Lroßen Feuster und den beiden mit Uhren geschmückten Türmen
Aacht sogar eincn bedeutenden Eindruck. Von der anderen
^eite gcsehcn, fällt der Qucrbau vor dem Chor ctwas ftark in
we Augcu. Mit seinem zicmlich. höhen Türmchen scheiut cr
tstbi Hauptbau Koukurreuz machen zu wolleu, ohne es doch zu
wnncn. Träte cr minder hervor, so wärc der Eindruck dcs
cstesamrbaues einheitlicher, gcschlossener. Aber unzweifelhaft
It der Stadttcil durch dicse Kirche um cinc bauliche Zierde
lerch^.

^ Wo der Herrgott eine Kirche baut, sagt das Sprichwort,
^ pflcgt dcr Teufcl ein Wirtshaus ncbeuhin zu setzen. Manch-
PP ist der Teufel, unter dem wir hier den

^nin für das Matcricllc im Menschcnleben, das
auch nötig ist, verstchcn wolleu, uoch -hurtiger,

Ptd sg war hicr Wirtschaft, uud zwar eine,

^ fich sehr wohl sehen lassen kann, früher zur Stclle, als !

-das Gotteshaus. Wie man hört uud auch sehcu kaun. ist ge-
plant, uoch eine weiiere Wirtschaft in dem Stadtteil zu cr-
öffneu. Als Lokal ist der Ncubau Ecke der Buuscnstratzc und
der Rohrbacherstraße in Aussicht genommcu. Augenblicklich
ist die Malcrfirma Günkcl und Pfau damit bcschäftigt, den
uutereu Stock dcs genannten Hauses aufs feiustc auszumaleu.
Es würdc ciu Pendant zum Kaiserhof in Ncucnhcim geschaffcu
werden, so daß die Betvohncr des Stadtviertels in Bezug auf
Münchener und Pilsener iu crstklassigcm Lokal ihren Wünschen
entsprechend auf sich gestellt wären.

Mcmchmal tlagen die Weststädtcr, datz die große -Baulust
iu Neuenhcim ihr Viertel beeinträchtige; wer aber von Zeit
zu Zeit in das Röhrbacher Biertcl kommt, der findet jcdcs-
mal auch dort Neues. Schr hübsch macht sich ein Doppclhaus
iu der Häusserstraße, dcr uutere Stock aus rotcm, der obere
aus graucm Steiu. Der durch alle Stockwerke gehendc, oben
für den Blick durch die Gicbel vou Zwcrchhäuseru abgeschlossene
Erker, das reiche, aber durchaus nicht üüerladcnc Ornament
pflanzlicher uud figürlicher Art heben den Bau autzerordcutlich
und geben ihm ein vornehmes uud geschmackvolles Gepräge.

Auf dcm Platz der uach Rohrbach vcrlegteu Waggoiifabrik
wird fleißig aufgeräumt. Fetzt, da dic Fabrikarbeit dort ruht
und man bequem iu das Anwesen hineinschauen kann, sieht
mau erst, wie groß dasselbe ist. Schön bebaut, wird es dcr
Gegend zur Zierde gereichen, während bisher seine Qualität
mchr eine innerliche Ivar und iu dem hoheu Steucrkapital be-
ruhte, das die Fabrik repräseuticrt. Jn Bczug auf dcn
Wochcnmarkt sind dic Bewohncr dcs Rohrbacher Viertcls auf
den Dounerstag beschränkt. Da ist es dcmn cmf dem Wtl-
helmsplatz immcr schr lcbendig. Dcr Markt wird von Ver-
käufcrn und Käuferu gut besucht. Aber auch unter der Woche
kommt man nicht in Verlegenheit. Die Geschäftsleute be-
mühcn sich hcutzutagc bci der großcn Konkurrcnz mehr als in
frühcrcn Jahreu um dic Kundschaft. Bäckcr, Mctzgcr, Spczcrei-
warcnhändler, Delikatessenhändler, Gemüse- imd Milchlicfe-
ranten sind jederzeit bereit, ihre Waren ins Haus zu schicken

uud liefcrn jcdcs gcwüuschte Ouantum, besoudcrs weun
prompte Bczahlung in Aussicht stcht.

Jst cinmal der Hauptbahnhof in jenes Viertel -berlcgt, danu
wird dasselbe am Heidelberger Leben direkter teilnehmcu als
bisher, ja, dic Alt-Heidelberger müßteu etwas in Sorge ge-
ratcn, wützteu sie nicht, daß man ihiicn das eigeutlich Typische
au Heidclüerg doch nicmals raubeu kanu: Das ist dcr Neckar
uud die Aussicht auf das Schloßl

Der Austritt aus dem Rohrbachcr Vicrtcl, wie auch der
Eintritt iu dasselbc ist nicht immcr gauz lcicht. Kommt man
au dcu Bahnübcrgang, so ist dic große Barriere gewöhulich
geschlosseu, die tleiuc für Fußgäugcr abcr scukt sich mit Vor-
liebc iu dcm Augcublick, da man dcu Bahnkörper überschrciten
will, uud so mutz man maiichmal einen ordentlichen Hupscr
machcu, will man uicht von üer B-arricre auf die Schulter
gekiißt wcrdcu.

Eincn sehr hübscheu Anblick cmpfängt mau beim Eiiiüicgeu
in die Aulage am Ncptuns-Garten. Scharen von Kindern
bclcbcu ihu an schöncu Ikachmitiageu. Mauche haben das
Köpfchcu zur Scite gelcgt und machen im Wagcu cinen kleiuen
Mittagsschlaf; audcre buddeln im Kies herum, ivas dcn
Kiudcrn, dem Prinzcu- ivic dem Taglöhnerkind, doch dic größte
Frcude bereitet. Wicdcr niiderc verfolgeu auf Schritt uud
Tritt den Garteuarbcitcr, der die an dcn Bäumen.hängcnden
Blumeuampelu aus ciuer au einem lcmgcn Stock befestigtcn
Gießkanue erfrischt. Dic Müttcr uud Pflegerinncu dcr Klci-
ucu sitzcn auf dcn Bäuk'cn und habcn sich augeuschcinlich schr
Jutcrcssautcs zu crzählen, denn dic lluterhaltuug geht wic ge-
schmicrt, so daß mauchcr schwerfällige Philister, der am Bicr-
tisch tiefsimiig ins Le'ere starrt, weil ihm uichts ciufällt,
ncidisch ivcrden köuute. Gegen Abend verzichcn sich dauu die
Kleincn aus dcm Ncptuns-Gartcu. Dafür bcgiimt dcr Zug
dcr Größeren uud Großcn in den benachbarten Stadtgarten.
Scho» hat Mcister Radig mit dem Tak'tstock geklopft, uoch
eincu Blick in dic Rundc, und dann kcm» cs los gehen. So
Icbcu wir, so lcbcu wir, so lebcn wir alle Tage!
 
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