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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 256-280 (01. November 1902 - 29. November 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23861#0853

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7-1sU17sM,«W>n .

Samstag, I. Novcmber 1SV2. Grftes «latt. 44. Jahraana. — 256.

Erscheint täglich, Sonntags ausgenommen. Preis mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweiganstalten abgeholt 40 Pfg. Durch

die Post bezogen vierteljährlich 1.38 Mk. ausschlietzlich Zustellgebühr.

Anzeigenpreis: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermätzigt. — Für die Aufnähme von Airzeigen
a^i bestimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelb. Zeitung und den städt. Anschlygstellen. Fernsprecher 82.

BesteLlungen

auf die

fieiüelberger Leiiung

für die Monate November und Dezember werden
bei allen Postanstalten, den Bnefträgern, den Agenten, bei
den Trägern, sowie in der Expedition, Untere Neckar-
straße 21, angenommen.

Bezugspreis: monatlich nur 30 frei

in's Haus gebracht; durch die Post bezogen für die
Monate November u. Dezember zusammen nur 1.16
mit Zustellgebühr.

Der gediegene reiche Jnhalt dcr „Heidel-
berger Zeitung" ist ihre beste Empfehlung.

Was man in Kngkand üöer eine „DeuLsche
Gesahr" schreiöt.

In der November-S.'ununer üer Londoner ^National z
Review", in der seit längerer Zeit unausgesetzt dortige
rührige Gegner Dentschlands und fremde Agenlen die
Leutsche Gesahr an die Wand in a l e n
und die Nütwendigkeit der Einigung und des Zusam-
mengehens init Rußland, Frankrei-ch nnd aller Welt
gegen Deutschland darzuthun suchen, läßt sich L>ir Horaee
Rumbold, der friihere Lritische Botschaster in Wien, in
einenr Artikel verinehmen, der die deutschss Haltung
England gegenüber zur österreichischen in Gegensatz
stellt. Er erklärt nach einem telegraphischen Auszug öer
„Kölu. Ztg.", dariu als seine bestimmte Ansicht, daß
die D eutsche u fortwähreud als Englands n n-
versöh u l i ch st e uud g e f ä h r l i ch st e F e iude
zu betrachten seieu. Trotz der korrekten Haltung des
K a i s e r s gegen öie deutsche burenfreundli-che Bewe-
gung, die uur eiu Anzeichen der lange vorhandenen tief
eiugcwurzelten Abneigung gegen England sei, glaubten
sorgfältige und kundige Beobachter, daß er dadurch a b -
sichtlich eiu Reizmittel gegen die widerstreben-
den Gegner seiner Flotteupiäne anwende und
ihnen zum Bewußtsein briuge, sie hätten es si-ch nur
selbst zuzuschreiben, wenn den verhaßten Engländeru nach
ihrer Ansicht in unwürdiger Weise der Hof gemacht
werde. Andererseits habe England deu ganzeu Krieg
hindurch keinen besseren, stetigeren Freuud als
O e st e r r e i ch - ll n g a r n gehabt. Die Sympathien
von Kaiser und Regiernng seien stets auf Seiteu Eng-
lands gewesen, nnd der Käiser zmnal sei der festeste Ver-
treter eines dnrchans herzlichen Einvernehmens mit Eng-
land gewesen.

Es war vorausznsehen, daß, wie der „Spektator"
in den letzten Wochen ini Hinülick auf deu bevorsteheuden
Kaiserbesu-ch sich verschiedentlich gegeu Deutschland und
lür Rußland uud Frankreich geäußert hatte, auch die
National Review" neue Anstrengungen ma-chen würde.

die „Times" am Schlusse, eiue derartige Mahmmg sei
bei der heutigen Stimmuug in Eugland vielleicht über-
flüssig. Die deutsche Diploiuatie sei inöessen geduldig
uud wachsani, nnd wenn man nicht die Augeu offen halte,
tönute mau eines Tages in einem schwachen Angenülick
überrumpelt werden.

Soweit die Meldung aus London. Es ist sehr be-
zeichnend, datz >nan in England sogar der freundlichen
Haltung des deutschen Kaisers versteckte seindliche Ziele
unterschiebt. Jm übrigen kann man sich in Dentschland
nicht wundern, wenn die Engländer ansangen, von einer
dentschen Gef-ahr zu spre-chen und sich darauf einzu-
richten. Man hat in Deutschland s-chon seit Jahren mit
absprechenden Aeußerimgen über England nicht gekargt.
Es wäre aber doch sehr bedaucrlich, wenn die beiden Na-
tionen, die in Europa den germanischen Geist und den
giermanischen Forts-chritt repräsentieren, sich thatsä-chlich
imö ernstlich verfeinden würden. Alle Romanen, alle
Slaven und nicht zimi wenigsten Rom würden sich un-
bändig frensn, wenn die Engländer und die Dentschen so
, einfältig wären, sich dermaleinst gegenseitig umzubringen.
^ Wer in Dentschland gegen England mit Gestchlen nnd
' Wocten nwbil macht, der sollte doch diese Sachlage er-
wäg-en imd beherzigen.


.,Wir thnn nicht mit.






ie „T i m e s" schla-chtet Rumbolds Aeußerungen aus,
oauptsächlich, um dem Kaiser und der österreichischen
.Negierung Konipliiuente zu macheu. Was- die Spitze
des Isrtikels der „National Review", die Warmmg, anbe-
triffst sich nicht mit Deutschlaud einzulasseu, so bemerkt

Deutsches Reich.

- — Der Erbpriuz Wilhel m v on Hoheu -
zolleru läuu am 1. November auf eine ununterbro-
chene zwanzigjährige Dienstzeit beim 1. Garderegiment
zu Fuß zurückblicken, iu das er 1882 als achtzehujähriger
Leutnaut eintcat. Er ist jetzt Oberstleutiiaut.

? — - Der B ü r g e r m e i st e r P o st e u in Berli u,

j deu der verstorbene Stadtrat Gustav Kausfmauu ver-
! geblich erstrebte, scheint uicht sehr begehrt zu seiu. Der
i „Berl. Lok.-Anz." berichtet, bisher sei auf die ausge-
z schriebene Stelle nur eiuc Meldnng eingegaugeu.

— Die „Deutsche Tage-szeituug", das Organ des
Bimdes der Landwirte, ist begreiflicher Weise sehr ärger-
lich darüber, daß die Rei-chstagsmehrheit uuter Führung
des Zentrums den Sammelantrag der B ü n d l e r kur-
Aer Haud durch Ilebwgaug zur Tagesordnung
b e s e i t i g t e. Das Blatt schreibt:

„Dieser Vorgang ist nicht nur bedauerlich und im höch-sten
« Grade befremdlich, sondern er ist auch so ungewöhnlich, datz er
wohl in der p-arlamentarischen Geschichte -vollkommen allein
steht. Der Antrag, um den es ftch handelte, war von einem
Mitgliede der konservativen Partei an erster Stellc unterzeich-
net, er trug den Namen dieses Mi.tgliedes. Die Partei hatte
sich in überwiegender Nst-hr'heit für deu fraglichen Teil des An-
'trages erklärt und dessen Aufrechterhaltung für notwendig
erachtet. Weiierhin stimmten einige Parteigenossen, die man
zu den führenden rechnet, dafür, datz über diesen Antrag zur
Tagesorduung übergegaugen werde und bereiteten ihm
dadurch eiu parlamentarisches Begräbnis allerletzter Klasse.
Man wird auf allen Seiten zugeben müssen, datz diese Vor-
gänge ebenso uugewöhnllch sind, als sie gerade'zu verblüffend
imrkreu. Es ist unmöglich, dies zu verhüllen oder zu be-
schönigen."

In einer weiteren Darlegnng führt die „Deutsche
Tageszeitniig" aus, daß sie von ihren Anträgen durch-
ans nicht abzugehen gedenke, sondern diese bei den be-
treffenden Positioneii iin Zolltarif wiederholen werde. !
Gegenüber dem Gerücht, daß es wahrscheinlich durch das -
Zentrum zn einer Verständignng kommen werde, der au-ch

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Scine Königliche Hoh-eit üer Grotzherzog hadea
dcm Königlich Preutzischen Obersten v. Uechrritz und Stein-
tirch, Kommandeur öes 4. Badischeu Jnfanterie-Regiments
Prinz Wilhelm Nr. 112 das Komm-andeurkreuz zweiter Klasse
und dem Königlich Preutzischen Ob-erleutnant Funk vom
gleichen Regiment das Ritierkreuz zweiter Klasse mit Eichen-
laub des Ordeus vom Zähriuger Löwen vcrliehen.

— Seine Königliche Hoheit der Grotzherzog haben
dcm Fmanzassessor Äarl TrippeI in Lörrach den Raug als
Hauptamtsverw-alter verliehen.

Fiuanzassessor Karl Trippel in- Lörvach ist zum
Ltatwnskontrolleur mit dem Wohufitz iu Äöln a. Rh. berufen
worden.

— Es wurden Berriebsassiftent Karl B i t t e r i ch irr
Heidelberg zur Zeutralverwaltuug, Expeditionsaffistem Joses
W erne r ni Osfenburg zur Versehung einer Betriebsassi-
itenicustclle nach^ Heidclberg und Expeditionsassistent Fritz
Kohler in Basel nach Mamihetm versetzt.

^ Gerichtsschreiberprüfung. Auf Gruud der im
Oktober 1002 abgehaltenen Prüfung sind folgeude Aktuare
zur Anstellung als G e r i ch t ss ch rciber für befähigt er-
klärt worden:

Karl Andlauer aus Ettenheim, Eugen Banzhaf
aus Herrischried, Peter B-a y e r aus Weinheim, Konrad B e ck
aus Eppmgen, Karl Bcil aus Konstanz, Heinrich Bendex
aus Hapmersheim, Adolf Bertsch aus Bretteu, Frmiz B i n-
'''"5" aus Mohrmgen, Georg Boos aus Ladenbnra,
Ludwig B u n d , ch u h aus Bullau, Adolf D ö r r aus Sms-
hcim, Zosef EndreS, aus Adelsheim, Philipp E w a l d aus
Stcmweiler, Albert Fischbach aus Pfullendorf, Kar!
p- rank aus Ersingen, Ad. F reihöfer aus Mosbach-, Eug.
Galmba ch e r aus Freiburg, Gustav Ga ttung aus
Ladenburg, Wilhelm Gräber aus Teutschneureuth, Hcr-
mmm Haas aus Pfulleudorf, Friedrich Hallbauer aus
Karlsruh-e, Josef HauKh aus- Achern, Patrik Hessel-
bacher aus Wiesloch, Josef Hillenbraud aus Wies-
loch, Alfred Ko r n aus Ettlingen, Ludwig Lackner aus
Bruchsal, Gustav L e i mis Frciburg, Ludwig Leibingcr
aus Bühl, Leonhard Martin aus Buchen, Ernst Metz-
ger aus K-arlsruhe, Emil Mörmann aus Gernsbach;
Cmil Müller aus Rappeimu, Hermmm M ü l l e r aus
Buchen, Johann M ii l l e r aus Ladeuburg, Richard MülleL
aus Karlsruhe, Konstantin Müssig aus Freudenberg, Phi-
lipp Ricdcl aus Weinheim, Michael Ries aus Vockenroth,
Wilhelm Ruf aus Durlach, Franz -S ch m e iser aus Karls-
ruhe, Wilhelm S ch mieg aus Oestringeu, Wilhelm Sche ch-
t e r aus Karlsruhe, Karl Schlö r aus Brunnenthal, Albert
Schurr aus Villingen, Karl Simon ans Mehkirch, Leo-
pold Steffen aus Koblenz, Adolf Stephan aus Ernst-
thal, Wilhelm Volk aus Rappenau, Hermann Wacker aus
Aaibstadt, Karl Wäsch aus Weinheim, Franz Wagner
aus Heidelberg, Otto Memmer aus Waldkirch, Arthuv
Wenk aus Bruchsal, Ludwig Wohlsch l tzg e l aus Mann-
heim, Wilhelm Zaih aus Pforzheim, Georg Ziegler auS
Mosbach, Julius Ziegler aus Boxthal, Johann Zim -
mermann aus Freiburg, Arthur Zorn aus Karlsruhe.

Ausland.

Amerika. -

— Aus Toronto wird über den Wahnsinnszug der
Duchoborzen folgendes Nähere gcmeldet: Die 1500
Duchoborzen, die in religiösem Fanatismus ihre Farmen
im Stich licßen, rückten nach einem Marfch von mehreren
100 Meilen in bedauernswertem Zustand in die Stadt

H'taudereien aus Stadt und Land.

(?) Heidelberg, 1. November.

. Icicht blotz in dcm neuen Weltteil Amerikä mit seinen
-^vusts, sondern auch in dem alten Europa tritt in allen
'Oevölkerungsklassen und Erwerbsständ-en das Beftreüen zu-
sj>ge, stch durch festes Zusammenschlietzen zu irgeud eiuer Kor-
^vrarion cine materielle Besserstellung, eine Hebung des Stan-
oder sgnsj einen Vorteil zu verschäffen. Da nun diese Be-
^fgung auch in Deutschland zur Crscheinung gekommen ist, so
^rd stch wohl niemcmd darübcr wundern, dah unser allzeit
der Spitze des Forschrittes marschi-erendes Heidelberg auch
vii diescm Strome ergriffen und mit fortgerisseu worden ist.
Swrzulande darf man jedoch die Bedeutung der genannten
iz^peinigungen in wirtschaftlicher Beziehung für das allge-
"eine Wohl noch nicht allzu hoch anschlagen. Wer schon Ge-
^genheit hatte, die Reden zu höreu, die bei Grüudung der-
^lüger Korporationen „geschwungen" wurden und später daim
Erfolge damit verglich, die eine derartige ueu gegrüudete
^reins- odcr Jnteressenkorporation erreichte, der uimmt die
^ ^che nicht allzu ernst; denn viele und wichtige Beschlüsfe wer-
gewöhnlich gefaht, um — nicht gehalten zu werden.

^ Vor geraumer Zeit habeu die hiesigen Bierbräuer im
Ä äeresse des Ansehens ihres Standes — an Geld häüen -diese
keinen Mangel — beschlossen, fernerhin die
i-.cher üblichen Besuche ihrcr Knndschaft auf dem Lande an-
itz?"ch ber Kirchweihfcste zu untcrl-assen. Sie haben es unter
tz, Würde gefunden, dnrch den Besuch der Kirchweihen in
^eruch gegenseitiger Kundenwegschnapperei zu geraten,
beim Andenken an ihren Schutzpatron Gamürinus ge-
kest "^ein Bierbrauer wird von nun an auf einem Kirchweih-
sehen seinl"

Zest dcr Kirchweihfeste kam. „Morgen über acht
fest einer gröheren Ortschaft das sröhliche Kirchwerh-

geseiert, nnd es könnte auf keinen Fall etwas schaden, wenn

man sich in dieser Zeit da er-blicken lietze", kalkulierte man
auf dem Kontor einer Bierbrauerei. „Wie -wär's, wenn wir
inorgen (also ackit Tage vor dem Fe-st) einen Besuch dort
machen -ivürden?"

Am nndercn Tage vereinigten sich die Kontoristeu zu einer
Ausflugsgesellschaft. Nnter der Leitung eines Führers, dessen
-Gelbbeutel mit dem nötigen Vorrat an Zahlungsmitteln ge-
spickt wurde, fuhr die Gesellschaft thatendurstig zur Stadt
hinaus. Datz die Herren am Festorte mit dem Gelde nicht
kuauserten, braucht nicht extra erwähnt zu werden, waren sie
doch mii dem Borsatz gekommeu, Kirchweihe zu markieren und
durch Berausgabnng eines schönen -Stück Geldes fiir Speisen
und Getränke nach dcm beliebt-en geschäftsmätzigen Grundsatz
zu handeln: „Leben und leben lassenl" -So wurde in der
That den gebotenen Speisen und Geträken wackcr zugesprochen.
Auf diese W-eise verbrachtc dic Gesellschaft den Nächmittag ganz
erträglicher Weise und schließlich war alles in kreuzfideler
Stimmung. Als d-er Abend hereingebrochen war und die Ge-
scllschaft sich auf der letzten „Station" vergnügte, wollte der
Führer cinmal austreten, kam dabci aber an eine unrecht-e- Thür,
nänilich an die zum Keller führende, öffn-ete sie und purzelte
die Stnfen der Kellertreppe hin-ab und gerädenw-egs in ein
unten stehendes grotzes Senffatz hinein. Während der -von dicsem
-Mißgeschick Betroffene in dem Senssatz zappelte, tranken seine
Reisegefahrten lustig weiter, bis sie schlietzlich durch das allzu-
lange Nusbleiben desselben unruhig wurden und den Wirt zu
einer Untersuchung dieses Falles nötigten. Der Vcrmitzte
wurde denn auch bald gefunden und mit Mühe aus seiner etwas
schmierigen Lage befreit. Da der Jnhalt des Geldbentels sich
in das Scnffatz entleert hätte, mnßten die Festgenossen, um
das -Geld wieder zu ephalten, den ganzen Jnhalt des Senf-
fasses durchkneten; leider wurde der Zweck dieser Arbeit nicht
völlig erveicht; denn einige fehlcnde Gcldstücke wurdcn äbsolut
nicht greifbar. Nun wurde an den Hereingefallenen herumge-
ivaschen und geschabt, geputzt und geschenert, damit er wenig-
stens den Heimweg antreten könne.

Ja, so iänn es einem aus dcr Ktrchwcih ergehen, zumak
auf einer -oerfrühren.-

Jn Schwetzingen satzen am vergangenen Sonntag AbcnS
zwei Frcunde in eincr Wirtschaft beisammen und führten beim
Biertrinkcn in Frieden nnd Freundschaft ihrc Unterhal-
tnng. Als sich im Laufe des Abends einer der Beiden für einen
Augenblick vom Tische entfernte, streckte der noch Dasitzende
ii'bcr d-enTisch hinweg der gerade voriibergehendcnWirtin zwecks
Zahlung der Zeche ein 1 Markstück hin, doch die Wirtin ersatzte
das Geldstück nicht richtig, es fiel ihr aus der Hand und ge-
radenwcgs in d-as Bierglas des augenblicklich abwesenden
Gastes hinein. Als dieser zurückkam, setzte er das noch zuv
Hälste gefüllte Glas an den Mund und trank es mit einem
Zuge leer, wobei auch das Geldstück dcn Weg dnrch die
Kehle nahm. Unser Bieririnker scheint von dcm Durchgleitcrr
des Geldstückes durch die Kehle nicht viel verspiirt zu haben.
denn er äutze'rte sich nicht iveiter darüber nnd erfuhr den
Sachverhalt erst, als sein Freund von der Wirtin das Herans-
geld von der Mark verlcmgte. Nun memte er, -es sei ihm doch
so vorgekommen, als ob er einen harten Gegenstand verschlnckt
habe.

Ills dic Beiden die Wirtschaft zu verlassen im Bcgriffe stan-
den und der ursprüngliche Besitzer des Geldstückes in nachdrück-
licher Weise den nach Abzug der Zeche noch restlichen Betrag
verlangte, stemmte die schlanke, blondhaarige Wirtin ihre bei-
den Llrine in die Hüften und begann:

„Daß ich das Geldftück nicht erhalten habe, wissen Sie»
so gut !vie ich, folglich kann ich auf diese Mark auch nicht
herausgeben! Zu Schaden kommen Sie ja überhaupt nicht
dabei, deun- ein Geldstück, von dem man wcitz, Ivo es sich besin-
-öet, ist nicht verloren, ivenn Sie das 1 Markstück wieder haberk
wollcn, müssen Sie sich an ihren Freund, in dessen Leib es sich
bcsindct, ivenden!"

Dic Beiden wagten es nicht, dem Urteil der jungen, reso-
luten Wirtin zu widersprechen und gaben sicki zufrieden.

Als nun aber anf dem Rachhausewege demjenigen, deL

Die heutige Nummer umfaßt vier Blätter, zusammen 16 Seiten.
 
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