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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 256-280 (01. November 1902 - 29. November 1902)
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Grftes Blatt.

44. Jahrgang. — ^ 271

Mittwoch. 19. November 1902.

Vrscheint täglich, Sonntags ausgenommen. Preis mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in'S Haus gebracht, bei dcr Expedition und den Zweiganstalten abgeholt 40 Pfg. Durch

die Post bezogen vicrteljährlich 1.35 Mk. ausschlietzlich Zustellgebühr.

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an bestimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelb. Zeitung und den städt. Anschlagjtellen. Fernsprecher 82.

Khlnnverkams Avschiedsworle.

H i r m i n g h a ni, l 8. Ravember. GLstvrn Wend
fand in bem Prächtig peschmückten RathauSsaale unter
Vorsiiz des Lordinanors ein F e st m a p t zu Ehrcn
Eha m bcrlai n S aus Anlasz seiner bevorstehenöen
Reise nach LÜbafrika statt, an dem Bertreter aller potiti-
schen Parteien teilnahmen. C h a m b e r I a i n hielt
iu der Erwiberunp eines auf ihn ausgebrachten Trink-
spruchs eine Rebe unb sagte, die heutige Zusammen-
kunft sei eine ss-amilienzusammenkttnft uild uiemals sei
ihm die Beantivortnng eines Trintspruchs so schwer ge-
fallen. Seine Reise sei eine geschäftliche Riigelegenheit
nnd kein Parade-Unternehmen, eine nationale und nicht
eine Parteimission. Er habe erlebt, daß nian ihn als
den beftgebatzten Mmm seiner Zeit bezeichnete. Alle
Männer, bie das L-eben ängestrengter Arbeit lieben, hät-
ten solche Urteile über sich hervorgerufen. ALer er habe
während ber ganzen Laufbahn des Kampfes niemals Ani-
mosität gehcgt und stets bie öffentliche Politit von Pri-
batem Charakter zu treimen gewutzt. In Birmingham
werde er nicht gehatzt. Chawberlain suhrte weiter aus:
Wir wünschen ans Südasrika einen integriereiiden Be-
standteil des Reiches z» machen, anf das wir so stolz
sind. Wir dürfen nicht erwarten, daß alle Bitterteit aus-
iterben wird, aber ich kann namens der Regiernng
erktären, daß sie allen, Iv-elche leiden, Hilfe bringen will.
Vor allem müssen wir edel nnd weise jenen gegenüber
handeln, die auf nnserer «eite gestanden haben nnd
dürsen nie bergessen, was sie gelitten habcn. Unsere
zweite Pflicht ist kmim minder bedeutnngsvoll. Wir
haben diejenigeii, die imsere Gegner gewesen sind, dahin
zu briiigen, datz sie sich niit dem Lose anSsöhnen, imd
Bürger des geeinigten Reiches werden. Der Krieg hat
viel gekostet, aber nnserer wartet noch eine größere Auf- !
gabe. Unser Wnnsch ist, ans der ganzen Bevött'erung i
eine geeinigtc Nation zu machen. Es sind schon größere j
Streitigkeiten beigelegt worden. Sehen wir nicht, datz
die Nachkommen jencr Männer, die mit dem Margnis
Montcalm gegen den General Wolfe nm Quebec tampf-
ten, nns einen Premierminister Kmiadas senden? Die
Aufgabe, so fnhr Chambertain fort, sei schwer, aber nicht
Iinmöglich nnd weil sie nicht immöglich sei, werden die
Engtänder fie dnrchführen. Die Regierung, so bemerkte
der Redner schtießlich, schenke Lord Milner noch ihr Ver-
trauen. Er gehe, mehr von Mlners Politik zu sehen.
Er wünsche Vertreter sedes Teils der Bevölkerung zu
sehen, die ihn zn sehen wünschten. Er glaube, man werde
ihm aus halben Wege entgegenkommen und hoffe, die
Freundschaft der nenen Unterthanen des Königs zu ge-
winnen. Er hege, so schloß Chamberlain, eine sehr opti-
nnstische Anschannng bezüglich der Zuknnft Südafrikäs.

Deutfches Reich.

- - Nach einer Pi'eldung des „Standard" aus Berlin
wird innerhalb weniger Tage im Reichstage und im
englischen Parlamente eine Mitteilung über ein srennd-
liches R L k o m men Deutschlands nnd Eng -
lands bezüglich der Räumung Schanghais
verlesen werden.

— Die „Köln. Ztg." meldet aus Berlm vom 18. No-
dember: Die Errichtung einer katholisch-theolo-
gischen Fakultät an der Kaiser Wilhelms-Universität °

Straßburg dürfte jctzt gesichert sein. Nachdem ein
grundsätzliches Einverständnis zwischcn der deutschen Regie-
rung und der päpstlichen Kurie erzielt ist, dürfte demnächst
die Beralung der Einzelheiten in die Wege geleitet werden.
Dem Vernehmen nach sollen zuerst Vorbesprechungen über
die Personenfrage hier stattfinden.

— Die „Nordd. Allg. Ztg." veröffentlicht denSchieds-
spruch des Königs Oskar von Schweden und
Norwegen betreffend die Frage des Schadenersatzes für
die Vorkommniffe auf Samoa im Jahre 1899.
Deutschland hatte das militärische Vorgehen Englands und
Amerikas gegen Mataafa für ungerechlfertigt erklärt,
England und Amerika das Gegenteil behauptet. Der Kö-
nig stellt sich in ausführlicher Begründung aus Deutsch-
lands Seite und weist nach, daß das militärische Bor-
gehen der englischen und amerikanischen Befehlshaber
ungerechtfertigt war. Zudem stehe in den Berliner General-
akten von 1899, daß nur diejenigen Maßnahmen für
Samoa Giltigkeit haben sollen, die einstimmig von den
Vertretein der Mächte beschloffen wurden. Mataafa und
13Häupilinge seien durch deutschen Beschluß als provisorische
Regierung eingesetzt worden, nicht aber Maiietoa. Die
Weigerung des deutschen Konsuls, sich der Proklamation
anzuschließen, in der Btalietoa anerkannt wurde, verstieß
auch nicht gegen dte Berliner Generalakten. Durch die
Bewaffnung der bereits geschlagenen Malietoaleute hätten
die Engiänder und Amerikaner dic Unruhen von neuem
entfacht. Jhre Behauptung, ste hättcn zum Schutz des
Lebens und Eigentums eingreifen müffen, sei nicht gcrecht-
fertigt. Der König gelangt daher zum Schluß, daß
England und Amerika für die Verluste ver-
antwortlich s e i e n, unter Vorbehalt einer weiteren
Entscheidung, wie sich die Kosten auf beide verteilen.

Badeu.

— Dic „Süddeutsche Reichskorrespondenz" schreibt
offiziös: Charaktsristisch für unser mit Kräften raschester
Bewegung ausgestattetes Zeitalter ist die Seelenstim-
mung der Ungeduld. Diese Stimmung spiegelt sich auch
oft in der Behandlung ab, welchc die Preffe Angelegen-
heiten zu teil werden läßt, die nach ihrer Natur Zeit
znm Ausreifen bedürfen. Und wenn es an Thatsachen -
zur Befriedigung der ungeduldigen Neugier mangelt,
sieht man dann oft Erstndung auf Erfindung durch die
Blätter wandern. Diese Erfahrung konnte man neulich
bei der badischen Klosterfrage machen, bis dann an
die Stelle der Ungeduld dic Stimmung des Ueberdrusses
und der Entrüstung gctreten ist; und zum Schlusse bricht
cndlich bci den die Sachlage vernünftig Ueberlegenden die
Auffassnng durcb, daß vor der endgiltigen Entschließung
über eine solche schon längcre Zeit schwebende Frage noch
ziemlich weite Wege wechselscitiger Er-
wägung zu durchlaufen stnd und der Zeitpunkt der
Lösung noch nicht in so naher Aussicht steht.

Karlsruhe, 18. Nov. Die N a tiona llibe rale
Partei Karlsruhe beruft eine Pr o te stve rsamm lung
gegen Zulassung von Männerklöstern in den
großen Saal der Festhalle auf Freitag, den 21. Novbr., i
abends halb 9 Uhr ein. Vorträge haben u. A. über-

nommen die Herren Landtagsabgeordneter Obkircher und
Direklor Dr. Ernst Keller in Freiburg.

Ans der Karlsruher Zeitnng.

- Lciue Königliche Hoheit der Grotzherzog habcu
dcm Geh. Rechnungsrat Nt u r h s in Titraßburg das Ritter-
krruz 1. Klasse dcs Ordens vom -Zahringer Löwen, dcm Kauf-
manu Gnftav R a z e », Präsideuten des deutschen Hilfsvereins
in Prag, das Rittcrkreuz 2. Klasse des Ordens vom Zähringer
Löwen verliehen; ferner für die Zeit bis zum 31. Dezember
1004 ernannt: zum Vorsitzcnden des Disziplinarhofs für mchr
richrerlichc Beamte: den Senatspräsidenten Ludwig S ch e m-
v e r, zu Mitgliedern dessclben: den Senarspräsidenten Karl
L o e s, dcn Landgerichtspräsidenten Dr. Emil D o r n e r, die
Landgerichisdirektoren Dr. Karl Eller und Ludwig Dürr,
den Geh. Rat iind Borstand dcr Rechnungsabteilung der Ge-
neraldirektion der StaaiseisenLahnen, Robert S r u tz, den Geh.
Rar und Dircttor ües Berivaltnngshofs Julius W i r r h, den
Berwaltuugsgerichtsrath Ernst M üller und den Geh. Ober-
finanzrat Paul Tröger; zum Stellvertreter im Bovsitz: den
Gch. Nar und Direktor dcs Bcrwaltungshofs Julius Wirth;
zu stcllvcrtrctcuden Ällitglicdern: die Oberlandcsgerichtsräte
Martin F leu ch a u s und Otto W a l l i, den Geh. Rat Adolf
Freiherrn von M a r s ch a l l, und den Geh. Oberrcgierungs--
rat Dr. Karl Glockne r.

— Seine Königliche Hoheir der Grotzherzog habc»
den Rechmmgsrat Emil Höflin beim Ministerium des Jn-
nern zum Verivalter an der Heil- und Pflegeanstalt Fllenau
crnannt.

— Die Grotzh. Zolldirction hat die Buchhalter Fridolin
B o m m e r in Ltühlingen znm Hauptsteueramtc Säckingen
Emil -L> re rnh e im c r in Säckingen zum Hauptsteucramte
Freibnrg und Friedrich Kuttrufs in Freiburg zum Haupt-
steneramte Stühlingen, den Hailptamtsassrstenten Wilhelin
Fnchs in Mannheim in gleicher Eigenschast nach Freiburg
versctzt.

- - Buchhalter Josef Jnülekofer beim Domänenanrl
Bühl wnrdc in gleicher Eigcnschaft zum Domän-enamt Freiburg
vcrsetzt.

Karlsruhe, 18. Nov. Der Erbgroßherzog
ud die E r b g ro ßh e rzo g in sind heute Vor-
mittag gegen 10 Uhr nach Badenweiler abgereist und ge-
denken acht bis zehn Tage daselüst zu verweilen.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 19. November.

-i- Stadträtliche Borlagcn an dcn Bürgerausschutz. Dis

nächste Sitzung des Bürgeransschuffes wird sich mit einer
grotzen Anzahl stadträrlichcr Vorlagen zu beschüstigen haben.
tlebcr die Vorlagen 1—14 findet üer Leser oricnrier-cnde An-
gaben >m heutigcn zweiten Blatte.

Vorlagc XV betrifft die Ernennnng des Stiftungsrats
für die Kleinkinderanstaltcn in Heidelberg nnd Schlierbach. Die
gesetzliche Dienstzeit der am 30. Oktober 1896 auf 6 Jahre
gewählten Mitglieder des Stisrungsrats obiger Anstalten, dev
Herrcn Privatmann Karl Ilbel, Stadtpfarrer Friedr. Schwarz
und Stadtpfarrer Franz Wilms, ist umlaufen. Jn Gemäßheit
der Vorschriften des Stiftungsgesetzes hat der Stadtrat in Üe-
bereinstimmung mit dem Stiftungs'rat folgende Vorschlagsliste
nusgestellt: Abel, Karl, Privatmann, Schwarz, Friedrich, Stadt-
pfarrer, Wilms, Franz, Stadtpfarrer, Keller Heinrich, Haupt-
lchrer a. D., Welde, Peter, Finanzrat a. D., Koester, Gnstav,
Univ.-Buchhändler, Schäfer, Foh. Gg. sen., Privatmann, Mül-
ler, Karl, Stadtrat, Gäffchenberger, Theodor, Kaufmanm
Borlage XVI handelt von den Hiebs-, Knltur- und
Wcgbauvorschlägcn für die städtischen Waldungen für 1S03<
Der Stadtrat beantragt, der Bürgerausschutz wollc die Hiebs-,
Kultur- uud Wegbauvorschläge für die städtifchen Waldungerr

Kleine Zeitung.

— Hochschulnachrichten. Greifswald, 17. Nov.
^eheimer Medizinalrat Professor Leonard Landois ist
derganpene Nacht nach längerem Krankenlager an Brust-
üllentzündung gestorben. — Auck an der Hochschule

dürich mehren sich dieweibli -ch e n Stndierenden.

wurden sür dieses Semefter 297 Studierende air der
Znipersität immatrikuliert. Diesekben verteilen sich auf
Fakultäten wie. folgt: 11 Theologen (0 weibliche),
Juristen (davon 2 weibliche), 137 Mediziner (davon
/I weiüliche), 3 Veterinäre (0 weibliche), 42 sür philo-
Mhisch-Philologische Fächer (davon 16 weibliche), 60
Pr mathematisch-natnrwissenschastliche Fächer (3 weib-
"che).

— Stuttgart, 18. Nov. Auf den Höhen des Schwarz-
^lrldes fiel heute bei einer Kälte von 8 Grad der erste
^chnee.

. — Worms, 17. Novbr. Gegen das Wormser Brau-

"aus vormals Oertge hatte s. Zt. die Paulaner Brauerei
München wegen Gebrauchs des Namens „Salve-
^iator* Klage angestrengt, die mit Freisprechung cndete.
o ^ gegen dieses Urteil von der Paulaner-Brauerei ein-
^egte Revision ist dieser Tage wieder zurückgezogen worden.
u -- Berlin, 18. Nov. Jn Berlin und seiner nächsten
^gebung sind bereits nicht weniger als 14 Etsbahncn in
^eb genommen worden.

^ St. Wcndel, 16. November. Eine drollige
ereignete sich an der Fahrkartenansgabe
öe» ^iigen Eisenbahnstaüon. Eine junge Frau aus
"i Dorfe Urweiler, die in ihre zukünstige Heimat über-

siedekn lvill, erscheint am Schalter und es entspinnt sich
zwischen ihr und dem Beamten folgendes Zwiegespräch:
„Jch hätt' gäre e Billjet for hin un her!" „Für wohin?"
„Ei, for hin nnd her!" „Ja, Sie müssen mir doch sa-
gen, wohin." „Gell do, wie gescheit! Wammer nf de
Hochzeitsreis' geht, do wolls se all wisse, wo mer hinsährt.
Das sahn ich Jhne nit; ich will e Billjet for hin und her."
Der Beamte glaubt, die Frau wolle ihn foppen und wird
grob. Daraufhin sagte ste: „Dann genn Se mir e Villjet
for hin und her noh Saarbrncke!" Das erhäü sie denn
auch und bezahlt 2,20 Mk. dafür. Triumphierend ver-
läßt ste das Schalter nnd sagt verschmitzt lächelnd zu den
llmstehenden: „Ech hann en jo doch geuhzt, ech fahre jo
nore nach Neunkerche!" Nach Neunkirchen kostet die Rück-
fahrkarte von St. Wendel nur 1.60 Mark.

— Jnnsbruck, 18. November. Jn M ats ch (Vintsch-
gan) sind Nachts 24 Häuser, darunter das Pfarrhaus
und Gemeindehails, abgebran nt. Geld und Vieh
sind mitverbrannt. 43 Parteien sind von dem Brand-
unglück betrosfen. Wenig ist versichert.

— Zur Geschichtc der Medizin. Jn den „Medizini-
schen Vlättern" regt E. I a ck s chath eine Frage an, die
nicht bloß in ärztlichen Kreisen Jnteresse erregen wird.
Er spricht nämli-ch die Vermutung ans, daß der wirkliche
Verfasser des in der Geschichte der Medizin berühmten,
weil für die moderne Anatomie grundlegenden Werkes
„De humani corporis libri septem"" nicht der Anatom
Andreas Vesalius (1616 bis 1664), sondern Le 0 -
nard 0 da Vinci gewesen ist. Das Buch erschien
1643, und schon damals galt das Manustript eines
anatomischen Werkes, das wie man wußte, Leonardo
geschrieben, für verloren. Herr Jackschath bezeichnet es

zunächst als unwahrscheinlich, ja ncchezu unmöglich, datz
der zur Zeit der Publikation der „Fabrica" 28jährige
Vesal so prosunde Kenntnisse in der Anatomie gesam-
melt haben könne, nnd Iveist serner daraus hin, daß sich
in der „Fabrica" Stellen finden, aus denen hervorgehe,
der angebliche Versasser habe sein eigenes W-erk nicht
oerstanden. Nur Leonardo (1462 'üis 1619) sei sähig
gewesen, ein solches Buch zn schreiben. Außer den inne-
ren Griinden führt der Antor noch divekt ins Ange sal-
lende an, die sich anf die Entzisferung der bLrühmten
Leonardo-Manuskripte in der Mailänder Bibnotheca
Ambrosiona und aus die Taseln des Vesals-chpn Werkes
stützen. Er schrerbt: „An den Abbildungen der „Fabrica",.
besonders an den ganzseitigen, fallen nus gewisse Bezeich-
nungen auf, die man als neu erfunden und auch hier,
weil griechische nnd lateinische Buchstäben zur Benen-
nung der einzelnen Körperteile nicht ausreichen, als berech-
tigt bezeichnen mnß. Dieselben Zeichen kommen aber
einzig imd allein sehr häufig bei Leonardo vor. Diesev
hatte eine cigene -Orthographie erfunden, die er fast
durchgängig in sämtlichen noch erhaltenen Manuskrip-
ten, besonders bei seinen Handzeichnungen anwendet."
Es giebt au-ch Widerfprüche zwlschen Text und Bildern der
„Fabrica", dort, wo in den 60 Jahren, die zwischen
dem Verschwinden der Leonardischen Anatomie und der
Heransgabe der angeblich Vesalischen liegen, die Wis-
senschast Fortschritte gemacht hat, die Vesal kennen mußte^
Jackschath sagt: „llm eine etwaige Entdeckung der W-
knnft zu verhüten, wnrden einige Stellen mit derartigen
Zeichen, die vielleicht einen Hinweis auf Leonardo ent-
hielten, oder die zn erklären dem Herausgeber nicht
möglich war, stark überschattiert, wenn anch bisweilen
 
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