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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 203-228 (01. September 1902 - 30. September 1902)
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Dicnstag, 23. Scptcnibcr 1902. Grstes Blatt. 44. IahiMg. — 222.

E rscheiut täglich Sonntags ausgmounnen. Preis mit Familienllartern monatlich bv Pfg. ni's Hnns gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 4V Pfg. Durch die Post be-

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v orgeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit nbernommeu. — Anschlag der Jnscrate auf den Plakattaseln der Hcidelberger Zcitung und den städt. Anschlagstelleu. Fernsprech-Anschluß Nr. 83

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Ziir Ktosterfmge.

n. <1. Gcgvn bie Einführimg üer Klöster in Baden
Ivurden in den liberaen Zeitungen schon die verschiedensten
Gründc in das Fetd gesübrt. Ein ganz wesentlicher
Grund aber, der bisher nicht beachtct wubde, dürfte wohl
nicht länger übersehen werden. Er ergiebt sich aus
dem „Statistischen Zahrbuch" vom Iahre 1901 für das
Großherzogtum Baüen. Laut Zusammenstellung der
Kirchensteuern zeigen das Einkommen und der Beisitz der
Katholiken und Protestanten in Baden in Millionen Mark
solgende Posten:

Betreff

Katholiken

ProtestlUiten

1. Kcipitalsteuerkopitolien

471.3 Mill. Mk.

733 Bsill. Mk.

2. EinkouiMknsteiierkapilaien

101,5 „ „

119,2 „ „

3 Grund-, Hänser- unü Ge-
werbesteuerkapitaliei!

1216,8 .,

963,5 „

Zus.:

1799,6 Mill. Mk.

1815,7 SNill. Nik.

Nach der Volkszählung vom Iahre 1900 zählen die
Katholiken rund 1 100 000, die Protestcmten 700 000
Seelen, so daß cilso die Zahl der Äatholiken 1"/, mal so
groß ist, als diejenige der Protestanton.

An Kapitalsteuerkapitalien und Einkomiuenssteueran-
schlag kommen nach obiger Zusammenstellung aus die
Liatholiken 572,8 Millionen Mark, aus die Protestanten
dagegen 852,2 Millionen Mcirk. Die Protestanten zahlen
somit auch aus diesen beiden Posten M/2 mal mehr
Steuer n, als die Katholiken, obgeich sie an Kopszahl
üen K'atholiken weit unterlegen sind. Setzt man in dieser
Rschnung die -L-tärkeverhältnisse der beiüen Konsessionen
gleich, so kommen im Durchschnitt aus einen Kops der
Protestanten 1^/^ inal lch, rund 2stz mal mehr Steuerab-
gaben, als auf dcn Kopf eines Katholiken.

Die Grund->, Häuser- und Gewerbejsteuerkapitalien
belausen sich sür die Katholiken aus 1216,8 Millionen.
Ter Seelenzahl entsprechend sollten diese Kapitalien sür
die Protestanten also nur 774,2 Millionen erlgeben.
Sie betragen aber sür ldtztere 963,6 Millionen, und es
müssen somit auch in dieser Beziehung die Protestanten
im Verhältnis istst mal mehr zu den Staatsausgaben
beitragen als die Katholiken.

Zaßt man den Gesamtsteueranschlag in das Auge,
so entfallen aus die Katholiken 1799,6 Millionen Mark,
auf die Prokestanten aber 1816,7 Millionen. T i e
P r o t e st a n t i s ch e M inderheit Badens
trägt somit die absokute M ehrheit der
S t a a t s t a st e u, imd, weim man die Stärkeoerhält-
nisse der beiden Konfessionen in Betracht zieht, Istz mal
so viel als dieses katholischerseits geschieht. Die
Stcucrkraft dcr beidcn Konfcssionen stcht somit im um-
gckchrtcn Verhältnisse ihrcr Kopfzahl.

Werden in Baden Klöster eingeführt, so wird die
Stenerfähigkeit der katholischen Bevölkerung noch mehr
gcschwächt werden. Die Weltgeschichte und die Perhält-
nisse auf den Philippinen, in Frankreich, Spanien und
Belgien lehren, öaß überall da, wo Klöster entstchen,
diese reich werden, die Bevölkerung aber v e r-
armt. Ein altes Sprichwort sagt: „I enäherden
K löstern , d e st o ärmer der B a n e r." Daß es
zndem in Baden bei „zwei Klösterlein" nicht bleiben

wird, das Haben die Herren Hansjakob und W. a ck e r
klar ausgeführt.

Zum Danke also dafür, daß die Protestanten den
größten Teil der Staatsausgaben tragen und in Zukunft
wohl noch in erhöhtem Bkaße tragen wsrden müssen,
schickt man ihnen Mönche, diese Gardetruppe des llltra-
montanismus, aus den Hals und zwingt sis, in der Po-
lilik in paritätischen Gemeinden und Mischehen sich ihres
Glaubens zu wehren und den Kampf gegen die erbittert-
sten Feinde ihres Glaubens aufzimehmen; denn wie zu
Zeiten der „Gegenreformation" gerllde die Kapuzinor gc-
gen die Protestanten m verschiedenen bädischen Landes-
teilen gehaust haben, weiß jeder gebildete Protestcmt.

Jst dieses vielleicht guch „gerecht"? Und wäre
es für die Klerikalen nicht viel mehr angezeigt, statt auf
Einsührung von Klöstern auf Hebung der V o l k s-
bildung hinzuwirken, durch die nach dpn Aüsführnn-
gen des Herrn Fincinzministers Dr. Buchenberger in
unseren Tagen hauptsächlich die Erwerbsfähigkeit nnd
somit cmch die Steuerkrästigkeit eines Volkes gehoben
wird?

Zum Sclstusse möchten wir uns nur noch die Frage
erlauben: „Wie würde die ultraniontane Presse und be-
! sonders der Zentrumssührer Herr Wackell gegen die
Protestanten bei der geringsten Veranlassung vorgehen,
meim Kie Steuerverbältnisse der beid«ir KoiGessionen
umgekehrt liegen würden?"

Deutsches Reich.

— Bei dem Berliner Belpischen Gesandten Baron
Greindl wurden heute aus Anlaß des Ablebens der Königin
der Belgier von zahlreichen hochgcstellten Personen, insbe-
sondere aus der Diplowatie, Beileidsbesuche abgcstattct.
Das Bcileid dcr Reichsregierung sprach der Staatssekretär
des Auswärtigen Amts, Freiherr v. Rtchthofen, aus.

Baden.

— Die^badische Regierung hat beim Bundesrat
einen Antrag eingebracht, der auf Errichtung gemischter
Privattransitlager ohne amtlichen Mitverschluß für Bau-
und Nutzholz in Mannhcim und Kehl abzielt.

LO. K-irlsruhe, 22. Sept. (Fleischnot.) Obcr-
bürgermeister Schnctzler hier und Bürgermeister Martin aus
Mannheim wurden heute von Miuister Schenkel in besonderer
Audienz empfangen. Es handelte sich um eine Aussprache
in Sachen der hohen Fleijchpreise.

80 Karlsruhe, 22. Sept. Generaldirekto«
Maatsrai Eisenlohr, der seit einiger Zeit vom
Urlaub zurückgekehrt ist, hat seinen Dienst bis jetzt nicht
mieder übernommen imd wird denselben, wie hier be-
Himnit verlautet, auch nicht wieder übernehmen. Seine
Zurrnhesetzrmg soll rmmittelbar bevorstehen. Mit der
einstweiligen Versehung siviies Postens ist Direktor Roth
betraut. Als Ncichfolger Eisenlohrs nennt der „Manrch,
Gen.-Anz.", der uns gut unterrichtet zu sein scheint, den
Geh. Legationsrat Kühn vom Ministeriuin des Aüs-
wärtigen, den badischen Bundesbevollmächtigten Scherer
in Berlin und den Zolldirektor -Äeubert. Letzterer war
früber mehrere Jahre in der Generaldirektion als Rat
nnd später, zur Zeit Elsässers, rm Finanzministerium
thätig. Er gilt in Eisenbahnkreisen als der hervor-
ragendste höhere badische Eisenbahnfachmann. Während

Weiseptauderei

von F. M.

Marienburg, 17. Sept.

Von Düsscldorf am Rhcin bis Marienburg an der Nogat
ist es ein weites Stück Weges. Fährt man abends um 10 Uhr
in Düsseldorf ab, dann ist man erst am anderen Nachmittag
um 5 Uhr in der alten Stadt der deutschen Ordensritter.
Jn Berlin hat man dabei einen Aufenthalt von etwa zwei
Stunden. Der Weg führt zwischen Odcr und Weichsel durch
dic trostloseste Gegend Deutsststands. Die Namen Konitz,
Kropanka, Flotow verbinden sich in dcr Erinnerung desscn,
üer jene Gegend durchreist, mit dcr Vorstellung eines wüsten
'Sandmecres. So wcit dcr Blick nach linls nnd nach rechts
voraus und rückwärts rcicht, nichts als Sand mit geringen
Spuren ciner Grasnarbe; kcin Baum, seltcn ein Strauch, hin
und wicdcr ein ärniliches Häuschen, fürwahr, ein Anblick, der
gcradezu niederdrückcnd wirkt. Ilm so grötzer ist der Gegen-
satz, wenn man an die Weichsel herankommt, dercn Niede-
rungsgebiet mit seincn fctten Aeckern und Wiesen zu den
fruchtbarsten und ergiebigsten Gebieten unseres Vaterlandcs
zählt. Aus der langen Durschauer Brücke überschreitet man
den linkcn Arm der Weichsel und gelangt nach etwa dreibiertel-
stnndiger Fahrt bei Marienbürg an den rechten, dio Nogat.

Marienburg ist im sichtlichen Aufblühen begriffen, nnd
das verdankt es in crster Linie dem Kaiser, dessen grohes
Jnteresse an der Stadt und dcr alten Ordensburg sich mehr
nnd mehr auf ganz Deutschland zu übertragen beginnt. Schon
ist man im Begriff, die nene Jeit, d!e für den Ort gckommen
ist, mit eincr MMonenanleihe zu begrühen, dic auf Verbesse-
rung des in der That abscheulichcn Pflasters, auf Kanalisa-
rion und sonstigc modernc städtische Einrichtnugcn verwendct
iverden sost. Anch Garnison — Artillerie — soll die Stadt
crhaltcn, wovon man sich sehr vicl verspricht.

Gcstcrn Abend nnd hcute früh habe ich mir die Siadt

näher betrachtet. Die Marktstraße ist wundervoll. Längs der

ganzen Häuserreihe auf beiden Seitcn ist der erste Stock der
Gebände osfen gelasscn und in den so gebildeten langen
Laubengängen pulsiert reges Vcrkehrsleben. Hinter den
Lauben liegen Läden, d!e allerdings etwas dunkel sind. Das
gleiche Bild frndet man in manchen oberdeutschen und schwei-
Zerischen Städten. Als vor einigen Jahren die eine Seite
dcr Marktstrahe äbbrannte, wurde dafür gesorgt, dah die
Häuser in dem alten Stil neu errichtet wurden. Auch hier
hat der Kaiser eingegriffen.

Und nnn zum Schloßl Vom Bahnhaf ans gesehen, glaubt
man ein modernes Rathaus oder ein Museum, ein Kloster
vor sich zu sehen. Es macht in seiner Backsteinarchitektur einen
durchaus neuen Eindruck. Die rotcn Backstcine mit den weihen
Fugen dazwischen schen aus, als seien sie im vorigen Jahr-
zehnt gelegt, und zwar gilt dies auch für die notorischen alten
Teile, die sich von den.neuen überhaupt nicht gleich anf den
ersten Blick unterscheiden lassen. Die Fassaden der Bauteile
sind wenig oder eigentljch gar nicht gegliedert und auch nicht
berziert. Grohe Wandflächen mit wenig Fcnsteröffnungen
geben dem Bau ihr Gcpräge. Geht man aber um das Schloh
herum, so treten die einzelnen Gebäulichkeiten deutlicher her-
bor; gar von der anderen Seite der Nogat aus sieht man,
dah es auch ein riesiger unb auch fester Bau gcwesen ist.
Würde er anf einer Bergkuppe statt in der Ebene liegen, so
mühte der Eindüuck ein ganz gewaltiger sein.

Es wird immer noch an der äußeren und der inncrcn
Wioderherstellung der Burg gearbeitet. Man spricht davon, daß
auch die äuheren, längst cntschwundenen Befestigungswerke
erneuert werden sollen, wclcheni Zwecke dic anf jener Stelle
aufgebauten Hänser zum Opfer fallen sollen. Dann erst wird
däs Werk sich wieder in seincr ganzcn alten Majestät präsen-
tieren.

Auch im Jnnern sind die Restaurierungsarbeiten vorge-
schritten, der Krcuzgang, die .Kirche, die Remter, die Wohnung
^es Hochmeisters usw. sind nahezu wieder hergestellt. lln-

seinsr Praktischen Eisenbahnthüligksit in Mannheim, m
dsr Biitts dsr 70sr Jahrs, hatte er als junger Beqmter
an der Schaffung der Nmschlagstarife für diesen Platz
hervorragend imd maßgebend Anteil genommen. Auch
bei der Eiuführung der zlisaimnenstellbaren Rundreise-
heste in DeutMand nnd Oesterreich hat Seubert beden-
teird mitgewirkt.

Aus der Karlsruher Zeitung

— Wegeu des mn 19. September d. I. erfolgten Ablcbens
Jhrer Majcstät der Königin Maria Henriette der Belgier legt
dcr Großherzogliche Hof die Trauer auf drei Wochen bis zum
12. Oktoüer d. I. einschliehlich an, und zivar vom 22. Sept.
bis 28. Scpt. nach der 3., vom 29. S-ept. bis 12. Okt. nach der
4. Stufe der Trauerordnung.

>— Regierungsbaumeister Richard Roth bei der Großh.
Generaldirektion der Staatseisenbahnen und Vcrmessungsrevi-
sor Karl Drehin Neustadt wurden der Grohh. Etsenbahnbau-
inspektion Karlsruhe zugeteilt.

— Expeditionsassistent Maximilian Zimmerer in
Neckaran wurde nach Dinglingen und Expeditionsassistent Emil
Lämmlein m Neckaran nach Maxau versetzt.

KarlSruye, 22. Lepi. Der Großbcrzog bega
sich am 15. d. M., abends, in Begleitung der Flügel-
adjutanten Oberst Graf v. Sponeckund Major Freiherr v. Seut-
ter, des Generalstabsoffiziers Major pon Woyna, sowie
des Hofarztes Hofrat Dr. Dreßler von Schloß Mainau
nach Donaueschingen und nahm daselbst, der Einkadung
seiner Durchlaucht des Fmsten zu Fürsteuberg folgend,
im Schloß Wohnung. Dersclbe wurde am festlich ge-
j schmückten Bahnhof von seiner Durchlaucht dem Fürsten,
! dem Amtsvorstand Oberamtmann Flad und dem Bürger-
meister Fischer empfangen. Jm Schloß erwarteten setne
Königliche Hoheit Jhre Durchlauchten dic Fürstin zu
Fürstenberg, die Prinzessin Amelie zu Fürstenberg, sowie
die Prinzessin Reuß. Bald nach der Ankunft wurde seiner
Königlichen Hoheit von dcn Vereinen der Stadt ein
Fackelzug dargebracht. Am 16. und 17. wohnte seine
Königliche Hoheit der Großherzog den Herbstübungen der
29. Divifion bei, welche unter dec Leitung des General-
leutnants von Fallois südwestlich, beziehungsweise nord-
östlich von Donaueschingen stattfanden. Die Rückkehr in
das Schloß erfolgte jeweils nach 2 Uhr. Am 18. Sept.
begab sich seine Königliche Hoheit der Großherzog zn den
Uebungen der 28. Division, welche, von Generalleutnant
von Hindenburg geleiiet, bei Engen stattfanden, um am
Nachmittag wieder nach Donaueschingen zurückzukehren.
Die Großherzogin traf am gleichen Nachmittage, von
Schloß Mainau kommcnd, ebenfalls in Donaueschingen
zum Besuche bei den Fürstlich Fürstenbergischen Herrschaften
ein. Dieselbc kehrts am Abend nach Mainau zurück. Am
19. Septcmber wnhnte der Großherzog wieder den Uebungen
der 28. Division bei Engen bei und reiste nachmittags
nach Sigmaringen, wo derselbe einer Einladung des Fürsten
von Hohenzollern folgend im Prinzsn-Palais Absteige-
quartier nahm. Am 20. September, früh, begab sich
Seine Königliche Hoheit zu den Uebungen der 39. Division
unter Generalleutnant Schubert in der Nähe von Jnzig-
kofen. Am Nachmiltage desselben Tages fuhr derselbe nach
Schloß Mainau zurück, wo die Ankunft um halb 6 Uhr
erfolgte. Der Erbgroßherzog ist am 19. d. M., vormit-

willkürlich frägt man sich bei Betrachtung der Räume, was
wohl uoch aus der alteu Zeit stammt, wo ma» sich dem
Schauer des Historisch-Ehrwürdigen hingcben darf, und wo
die liebevolle Phantasic mit mehr oder minder deutlichen An-
haltspunktcn gewaltet hat. Das giebt einen Zwixspcrlt der
Empfindung, über den nicht leicht hinwegzukommen ist. Manche
Stücke, wic Treppen u. a. sind verwendet worden, die noch
aus altcr Zeit herrühren, aber notorisch einst anderswo ausge-
stcllt warein Auch das becinträchtigt die Reinheit der Em-
pfindung. Aber es ist dvch aus dem crhaltenen Alten und
dcm ergänzendcn Alten und Neucn cin Ganzes gcworden, das
mächtig auf die Seelc wirkt und verdient, aufgesucht und be-
trachtet zu werden. Darin ist das Schloh zu Marienburg
dem zu Heidelberg ebenbürtig.

Schon zählen die jährlichen Besucher an die Zehntausend
und mchr, was in-Anbetracht der Lage von Maricnöurg viel
sagen will, und beständig vergröhcrt sich dicsc Ziffer. Auf dem
Gebiete dcs Kolonisierens hat Deiitschland keine That cmfzu-
weisen, die an die Eroberung, Besitzimhme und Kultivierung
der Ostmark heranreicht. Die ums Jahr 1280 erbaute herr-
lichc Marienbnrg aber war der Punkt, von dem aus diese
Riesenarbeit ausging. Die Zeiten häben sich so gedreht, datz
sie uns hente innerlich wieder ganz besonders nahe gerückt ist.
Ein Besuch der Marienburg ist eine nationale Wallfahrt ge-
worde», die jedcm Deutschcn, der sie ausführt, nationale
ErqniKung und nationale Erhebung bringt.

Theater- und Kunstnachrichten.

Jm Atelier von Karl Rumpf in Frankfurt sind die
Thonmodelle zweier Büsten fertig geworden, die Lill
S ch ö n e m a n n und Marianne v. Willemer dar-
stellen. Beide schliehen sich im Format und in der Art der
AiiSführiing den von der Hand desselben Künstlers herrühren-
den Porirätbüsten ans dem Goetheschen Kreis an, welche die
Sammlung des Goethehauses bewahrt.
 
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