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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 203-228 (01. September 1902 - 30. September 1902)
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Dienstag, 16. SeptemLer 1902. Grstes Blatt. 44. Jahrgang. — 216.

Erscheint täglich Sonntags ausgenommen. Preis mit Familicnblärtern monatlich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post be>

zogen visrteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.

Anzeigenpreis: 20 Pfg. für dte Ispaltige Petitzeile oder deren Rauw. Retlamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzsigen an bestimmt
vorgeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den städt. Bnschlagstellen. Fernsprech-Anschluß Ar. 82

Deutsches Reich.

— AuS üvr militärischen Laufbahu des Geuerals
v. Lignitz, der mit dem höchsteti preußischen Ordeu
ausgezeichnet wurde, sei uoch uachgetragen, daß er 1817
als Nlilitärattache bei der öeutscheu Botschaft in Peters-
burg den bulgarischeu Feldzug mitmachte. Er war einer
der ersleu beim Tonauübergaug, beteiligte sich au dem
tühneu Vorstoß öes Gencrals Gurko zum Schipkapaß
und war dann dem damaligen Fürsten von Rumänien
im Oberkommando der Belagerungsarmee von Plewna
zugeteilt. Bei den russischen und rumänischen Truppen
wurde er bald eine bet'annte und verehrte Persönlichkeit.
Der General besitzt nnter anderen das Eiserne Kreuz
erster Klasse, den Orden Pour le merite und eine ganzs
Reihe russischer hoher Ordensauszeichnungen.

— Oberbürgermeister Witting von P osen,
der aus Anlaß der Anwesenheit des Kaisers in dieser
Stadt zum Geh. Regierungsrat ernannt wurde, hat letz-
ter Tage mit dem Reichskanzler Grafen Bülow in Norder-
ney Besprcchungen gehabt, die sich nach Blättermeldungen
daraus bezogen, daß der Reichskanzler Herrn Witting
beslimmen wollte, seinen Oberbürgermeisterposten nicht
aufzugeben, oder, wie es anderswo hieß, an die Spitze
der Ansiedelungskommission zu treten, die allerdings zur
Zeit noch nicht erledigt ist. Wenn die Besprechungen sich
wirklich darauf bezogen haben, so scheinen sie nicht von
Erfolg begleitet gewesen zu sein, denn die „Kölnische
Zeitung" Meldet, daß Geh. Rat Witting am Samstag
Len Vertrag unterzeichnet hat, demzufolge er am 1. Jan.
1903 in die Nationalbank zu Berlin ein-
tritt. Ein Bruder Wittings ist bekanntlich der unter
dem Schriftstellernamen Maximilian Harden thätige
Herausgeber der „Zukunft".

— Ueber BOmgA an Fleisch in Wien lesen wn im
„Nenen Wiener Togbl.":

Dcr in Deutschland hcrrschende Fleischmangel, der eine
Berrenerung des Fleisches zur Folge hatte, bcginnt, wie dies
mit Rccht befürchtet wurdc, anch den Wicner Markt ungünstig
zu bc'cinflusscn. Dcr morgigc Rindcrmarkt dürfte dem Be-
darf umsowcniger genügcu, als diesmal wicder der Bedars
für einc vollc Woche zu deckcn und überdies mit Rücksicht anf
den Schulbeginn-und dic Rückkc'hr dcr Sommcrfrischler in die
Stadt der Bedarf des Wiener Konsnms ein wesentlich gcsteiger-
ter scin wird. Angesichts diescr Momcnte dürftc es auf dem
morgigr^n Markt nicht ohne wcsentlichc Prcisstcigerung ab-
gehen. Die Ursachc der schwachcn Bcschickung dcs Alarktes licgt
in erster Rcihe in der unanfhörlich steigenden Rinderaus'fuhr
nach Deutschland, die eine Folge dcs dort herrschcnden Fleisch-
mangels ist. Einen weitercn Grund der schwachcn Zufuhr
bildet der llmstand, daß zahlreiche Viehproduktionsgebiete Un-
garns wcgen'der dort herrschcuden Maul- und Klauenseuche
in lehter Zeit für dic Ausfnhr gesperrt wurden.

Also steiaende Rinderausfubr aus Oesterreick» nach
Deutschland! Und was Oesterreich gegen Unaarn zur
Sicherung seiner V'ehbestände thut, soll Teutschland nicht
thun dürfen? Beide Tbatscichen sind für die Grenzsperre
bezeichnend, so schreibt die „Straßb. Post."

Baden.

— Zu der Meldung der „Badischen Post": Es heißt,
die badische Regierimg werde Männerklöster im Lande
nicht zulassen, äußert der „Bad. Beobachter": „Wir
glauben uicht, daß überhaupt in der nächsten Zeit fchon
die Entscheidung zn erwarten ist. Die konfessionelle

Engherzigkeit protestantifcher Kreife wird aber'i wohl
der Regierung kanm als sachgemäßer Maßstab erschei-
nen. Was seit dem 10. Juli fich alles abgespielt hat
durch die Ugitation der Klosterfeinde, das hat einen et-
waigen ablehnendeii Befchluß nicht erleichtert, sondern
erschwert. Es kann ja keinem Zweifel unterliegen, daß
die zwei Monate dauernde Agitation, d ie durch
gar nichts im kathoIischen Lager
bera n laßt worden i st, einem ablehnenden Be-
scheid der Regierung eine wesentlich andere Bedeutung
geben würde, als er hätte, wenn solche Agitation nicht
vorausgegangen wäre. Es wäre merkwüiHig, wenn
man sich dessen nicht auch in den Kreisen bewußt wäre,
die bei der Entscheidung mitzuwirken haben." Sonder-
bar! Jst denn das Zentrnm nicht das katholische Lager?
Hat vielleicht eine andere Partei den Antrag um Zu-
lassimg der Männerorden in der Zweiten Kammer ein-
gebracht?

L. 6. Karlsruhe, 15. Sept. Die Main-Neckar-
bahn geht mit dcm 1. Oktober ds. Js. in die preußisch-
hessische Eisenbahngemeinschast über. Die in Darmstadt
bestehmde Direktion dieser Bahn wird am 1. Oktober anf-
gehoben und die Verwaltmig und der Betrieb der prenßischen
Eisenbahndirektion in Biainz übertragen, bei der fortan ein
badisches Mitglied bestellt wird. DaS gesamte, zu diesem
Zeitpunkte vorhandene Dienstpersonal der BtaimNeckarbahn
wird von den betriebsleitenden Verwaltungen mit über-
nommeii. Ausgenommen hiervon ist jedoch der Teil des
badischen Personals, der infolge der Vereinfachungen des
gesamten Dienstes der Main-Neckarbahn entbehrlich wird;
dieses Personal ist von der badischen Staatsbahn zu übcr-
nehmen. Entlassmigen von Beamten n. s. w. aus Anlaß
der beabsichtigten Vereinfachung im Geschäftsbctriebe der
Main-Neckarbahn werden nicht stattfinden. — Vom 1. Oktober
d. Js. tritt auf dcn Linien der Biain-Neckarbahn, soweit
sie auf badischem Gebiet liegen, die Giltigkeit des Kilo-
meterheftes in Kraft. Es handelt sich dabei um die
etwa 30 lrm lange Strecke Schwetzingen—Friedrichsfeld
(M.-N.-B.)—Weinheim—Laudenbach, die nunmehr dem
mit Krlometerheft zu befahrenden badischen Bahnnetz an-
gegliedert wird.

8L Karlsrube, 15. Sept. (Als Nachfolger d es
Herrn Wasmer in Meersburg) bezeichnet die
„Freib. Zeitung" eiucn Mathematikcr ciner Mannheimcr Dlit-
tclschulc. Das wird namentlich in Lehrerkreisen schr bcgrüßt,
dah mit dem alteu 'Systcm gcbrochcn wivd, wonach nur Geist-
lichc als Seminardircktoren für gcwissc Anstaltcn berufen
wurden. Die neue Besetzungsweise hat auch an eincr anderen.
Anstalt sich durchaus bcwährt. — Herr Schüttenmüller,
Taubstummcnlehrer an dcr Mcersburgcr Anstalt, wird auf
1. Oktoüer uach Heidelücrg versctzt und vorerst eine
Klasse dcr neu zu cröffnendcn Taubstummeuanstalt cinrichtcn.
Diese staatliche Anstalt wivd nach ihrem vollständigen Ausbau
gcnau den bereits in Meersburg und Gerlachsheim bestehenden
entsprechcn; zunächst wird der lliiterricht mit ctwa 12 Schülcrn
am 15. Oktobcr beginnen.

L.O. Mannheim, 15. Sept. Die soz. Partei
veranstaltete gestern, wie schon kurz gemeldet, eine
Vrotestversammlung gegen die Fleischteuerung. Der
Referent, Reichs- und Landtagsabgeordneter Dreesbach be-
tonte nach einem Bericht des „Mannh. G.-A.", die un-
geheure Preissteigerung des Fleisches in den lctzten Mo-

naten müsse noch andere Gründe haben als den, daß jedes
Jahr während des Juli und August das Fleisch teurer
würde. Da sei zunächst die Grenzsperre daran schuld.
Ganz falsch sei die Behauptung, daß Deutschland seinen
Viehbedarf selbst decken könne. Und wenn der Herr Mi-
nister Schenkel dies doch erkläre und meine, besonders gut
stünde es mit Süddeutschland, so könne er aus der amt-
lichen Statistik des Mannheimer Schlacht- und Viehhofs
darthun, datz Süddeutschland nur 36 Prozsnt des geschlach-
teten Viehs während des letzten halben Jahrs geliefert
habe. Die veterinärpolizeilichen Vedenken der Rcgierung
gegen Einführung ausländischen Viehs hält Dreesoach für
eitcl Flunkerei. Durch die Grenzsperre sei aber nicht nur
die Quantität des Schlachtviehs geringer geworden, son-
dern auch die Qualität. Man müsse daher wieder die
Einfuhr von Schlachtvieh aus dcm Ausland energisch
fördern. Ebenso sei es an der Zeit, die Flcischaccise m
ganz Baden aufzuheben. Die ganzs „Schweinepolittk" der
Regierung führe nur zum Hungertyphus, zur Entnervung
des Volkes. Glimpfüch verfährt der Redner noch gegen
Freisinn und Nationalliberale, um die ganze Schale seines
Zornes über das Zentrum auszugießen, das in schwindel-
hafter Weise den Arbeitern Vorgaukelungen mache. Nach
dem Vortrag wurde eine Resolution angenommen, die des
Redners Ausführungen billigte. (Auch in Konstanz
fand am Samstag eine Protestversammlung statt, in der
Akgeordneter Geck sprach. Es gelangte eine Resolution
zur Amiahme, in der Reichskanzler und Bundesrat zur
Aufhebung der Grenzsperre anfgefordert werden. Lom
Stadtrat wird erwartet, daß er nach dieser Richtuug hin
sich bethätigt.)

L. 0. Mosbach, 15. Sept. Die auf gestern Nach-
mittag von der Nationalltberalen Partei nach
Hüffenhardt einberufene Versammlung, in welcher
Reichstagsabgeordneter Beck über seine Thätigkeit ini Reichs-
tag Bericht erstattete, nahm einen sehr schönen nnd an-
geregten Verlauf. Von Hüffenhardt und Umgegend waren
so viele Parteigenossen erschienen, daß die obercn Rämn-
lichkeiten dcs Gasthofs zur „Sonne" bis auf den letzten
Platz gefüllt waren.

Aus der Karlsruher Zeitnng.

— Seine Königliche Hoheit der Grohherzog haben
dcn Ersten Staatsanwalt am Landgericht Freiüurg starl
Geiler unter Vcrleihung des Titels und Rangcs eines
Geh. Oberregierungsrates zum Oberstaats'änwalt bci dem
Oberlandcsgericht ernannt und demselben zugleich dic Funktio-
nen eincs Ratsmitgliedes in dem Ministerium der Justiz, des
Kultns und Unterrichts Lbertragen; den Ersten Staatsanwalt
Karl Gageur am Landgericht Konstanz und den Staats-
anwa'lt Wilhclm M o rath am Landgericht Mmmhcim in glei-
cher Eigenschaft nach Freiburg versetzt, dcn Staatscmwalt beim
Landgericht Freiburg R'ichard Iung h a n n s nntcr Belassung
im Ränge eines Landgcrichtsrates zum Ersten Staatsanwalt
am Lcmdgericht Konstanz ernannt nnd dcm Evsten Staatsan-
walt am Landgericht Osfenburg Dr. August Dölter den
Rang eines Oberlandesgerichtsrats verliehen..

— Mit Entschließung Großh. Oberschulrats wurde dem
Zcichen'lehrerkandidaten Friedrich Bolling!er an der Obcr-
realschule in Mannheim die etatmähige Amtsstelle eincs Zci-
chcnlchrers an der Oberrealschule in Pforzheim übcrtragcn.

Wersepkattderci

von F. M.

Bonn, 14. Seplember.

Wenn ich an den Rhcin fahre, dcmn benutze ich mit Vor-
liebc den in Heidelberg 2,05 Uhr mittags über Mannheim-
Lampcrtheim gehenden Zug. Nian muß wohl in Mannhcim
und später auch in Mainz nmsteigen, aber man hat reichlich
Zeit dazu, nnd dcr Zug ist mcist nicht übermäßig besctzt. Von
Mannheim bis Mainz fährt er o'hnc anzuhälten, durch.

An Naturschönhcitcn bekommt man so bis Mäinz nicht viel
zu sehen. Aber, der ein Herz für die Landwirtschaft hat —-
un'd das haben heutc ja angcblich alle — der frcut sich über
den Oualitätsbau, der da in dcr Rhcincbene betrieben wird,
und über die intensive Kultur.

Bei Mainz sieht mcm die ersten einspännigen Karren mit
schweren Pferden davor, die uns dann den ganzen Rhein herun-
ter und ins Wcstfälische hinein begleiten.

Der Rhein macht, von der Eisenbahn aus gesehcn, be-
kanntlich nicht den vrerten Teil des Eindrucks, den man vom
Schiff cms genießt. Ja, ich bin Ketzer genug, zu behaupteii,
daß diese kurz gehaltenen Rebstöcke ctwas von der Kahlheit
eincs Stiftenkopfes an sich haben. Wic sehnt man sich nach eincm
Blick auf waldiges Grün l Ohne den Lokalpatrioten spielen zu
wollen, möchte ich ki'chnlich behaupten, däß das Neckarthal, zumal
aus die Daner, besser gcfällt wie das Rheiuthal. An diescm
sieht man sich doch^ eigcntlich schncll satt, trotz Nationaldenkmal,
Mäusetnrni und Loreley. Die Schwesterunivcrsitätsstädte am
Neckar nnd am Rhein — Heidelberg nnd Bonn — lasfen sich
in vielen Stücken miteincinder vergleichen. Beide sind der
Sih stark besuchter Hochschnlen; beidcs sind Mittelstädtc, wcnn
auch Bonn im Begriff steht, sich zur Großstadt zu entwickeln.
Beide wachsen ausfcillend stark. D'ic Bäuthätigkeit hicr in
Bonn scheint ebenso Icbhaft im Gang zu sein, wie in Heidcl-
Lcrg, namcntlich in dcn äußcren Städtteilcn wird viel gcbant.

Ju dcm kürzlich annektierten Poppelsdorf schiehen die Häuser
wie Pilze aus der Erde. Auch hicr sucht man nach' einem
eigenartigen Stil. Erker in allen Formcn — dreieckig und
rund, bedacht und offcn — werden angebracht, ebenso Beran-
den, cingebaute un'd freie; anch in Farben fängt man an
zu schwelgen; alles wie bei uns. Damit auch im Leid
die beiden Schwesterstädte einandcr die Hand reichen konnen,
wird auch Bonn durch die Eisenbahn in zwci Teile zerschnitten;
nur daß Bonn keine Aussicht hat, diesen Mißstand loszu-
werden. Um die Aehnlichkeit voll zu machen, fährt man in
Bonn teils elektrisch, teils mit der Pferdebahn.

llcber ist uns Bonn mit einer öffentlichen, von jedermcmn
benutzüaren Lesehalle und mit clnem Feuerwehrposten vor dem
Nathaus. Gemeinsam hat es mit nns ein Freibäd im Fluß.
Uebrigens ist auch hier dicses Jahr die Badesaison miserabel
gewesen. Poppelsdorf nNd Endenich sind in die Stadt einbe-
hören will, daß er in den 48 Jahrcn seincr Thätigkeit noch
keinen so schlechten Sommer gehabt habe.

Jm Einverleiben ist Bonn in der letzten Zeit sehr sleißig
gewcsen. Pappelsdorf und Endenich sind in die Stadt einbe-
zogcn worden; die sicher zu erwartende Genehmigung der Re-
gierung steht noch aus. Kessenich kommt später an die Reihe.
Wie man sicher hofft, erfolgt die Einverleibung zum Glück für
alle Teile. Was für uns Neuenheim ist, das ist für
Bonn Bcuel, wohin seit wenigen Jahren eine prächtige Brückc
über dcn Rhein führt. Aber der breite Rhein wirkt doch als
starke Scheidcgrenze, was man von dem schmalen Ncckar nicht
sagen kann. Der Gedanke, B!euel zu annektiercn, ist wohl
schon aufgebkitzt, aber an eine Verwirklichung desselben ist in
absehbarer Zeit nicht zu dcnken.

Aufgefallen ist mir, wic am ihentigeN Sönntcrg 'viele
Dutzende von Leute auf dem Marktplatz spazieren stand'cn. Cs
hätte nur ein jeder sein Klöbchen im Munde haben müsscn,
dcmn hätte man geglaubt, sich in cincr dcr kl-einen westfälischcn
Jndustriestädte zu bcfindcn. Dort ist diese Sitte so rccht
zu Hause.

Der Blick vom Alten Zoll bei der Universität, wo sich däs
Arndt-'Denkmal bcfindet, auf den Rhein und aus das Sieben-
gebirge ist immer wieder schöu nnd ich versäume bei keinec
Anwesenheit in Bonn, diesen Punkt aufzusuchen. Rühmen
muß man, daß sich zum Schutze des Siebengcbirges ein Verein
gebildet hat, der die Zerstörnng der Berge durch Steinbrüchs
vcrhindert. Wie nnangenehm sallen doch die zerfressenen
Stellen dcs Odenwaldes an der Bergstrahe bei Dossenheim auf l
Der Anblick ist geradezu peinigend. Beim Siebengebirge nrerkt
man kein derartiges zerstörendes Eingreifen von Menschen-
haud. Es wirkt in voller, ungctrübter Schönheit.

Am Nachmittag war ich zum Konzert in der Stadthalle»
welche die Gemeinde am Ende der Rheinanlage — der Rhein-
staden würde man bei uns sagen — erbaut hat. Wenn man
auf dcm Wege dorthin seine Berne mögl'ichst schonen wrll»
dairn nimmt man auf dem Marktplatz die Pferdebahn und
sührt die Koblenzcr Straße cntlang, etwa so weit wie nr Heidel-
berg voir der Heilig Geist-Kirche bis zum Zementwerkplatz; nach-
her hät man noch ctwa 15 Mirr. querein durch Feld zu gehen.
Längs der allcvdings wuirderbar schönen Rheinpromenade goht
man gut und gern dreiviertel Stunden; liegt doch die Fest-
halle schorr nicht mchr auf Borrner, sondern anf Kessenicher:
Gemarkrmg.

Die Halle mit Nnlagen, Sportplatz rrstv'. hat 214 Millionen
gekostet. Sie ist cin rotes Backstcingebäude, von dem der
Kaiscr gesagt hat: „Nette Merkasernel" Jm Wesentlichen
bcstcht sre aus' cincm rechteckigen Parterresaal, dcc ber bcqucm
gestellten Tischen 2000 Personcn faßt. An dcn Sonntag-Nach-
mittagen ist dort Kongert. Auch wrrd daselbst gelegentlich
Theater gespielt.

Obgleich heute in Pützgcu Jährmarkt (Messe) war und
obgkcich nur nerm Mnsrkanten Blechmusik machten — die
Militärkapellen sind im INwnöver — war das Lokal doch nahe-
zu ganz gefüllt. S o n n t a g s - N a ch m i t t a g s k o n z e r t s
s i n d e i ii Bedürfnis i n einer a u f st r e b e n-
den M i t t e l st a d t, desscn sollte man rn Heidclberg einge-
 
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